Doxycyclin

Wirkstoff
Doxycyclin
Handelsname
Doxyderma®, Doxakne tabs®, Oraycea®
ATC-Code
J01AA02

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Allgemein

Doxycyclin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Tetracycline. Der Wirkungsmechanismus von Doxycyclin beruht auf einer Hemmung der Proteinbiosynthese durch reversible Blockade der Bindungsstelle der Aminoacyl-t-RNS an der 30S-Untereinheit des Ribosoms, wodurch die Elongation der Peptidkette unterbrochen wird. Hieraus resultiert eine vorwiegend bakteriostatische Wirkung. [Ref.]

Keimspektrum

In der Regel empfindliche Keime sind: Actinomyces israelii, Listeria monocytogenes, Staphylococcus aureus (inkl. Methicillin-resistenter Stämme), Tropheryma whippelii, Bartonella henselae, Borrelia burgdorferi, Burkholderia mallei, Burkholderia pseudomallei, Brucella spp, Francisella tularensis, Haemophilus ducreyi, Haemophilus influenzae, Moraxella catarrhalis, Pasteurella multocida, Vibrio cholerae, Vibrio parahaemolyticus, Yersinia enterocolitica, Yersinia pestis, Propionibacterium acnes, Chlamydia trachomatis, Chlamydophila pneumoniae, Chlamydophila psittaci, Ehrlichia spp., Leptospira spp., Mycoplasma hominis, Mycoplasma pneumoniae, Rickettsia spp., Treponema pallidum, Ureaplasma urealyticum [Ref.]

Erworbene Resistenzen können ein Problem bei folgenden Keimen darstellen: Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus haemolyticus, Staphylococcus hominis, Streptococcus agalactiae, Streptococcus pneumoniae, Campylobacter jejuni [Ref.]

Unempfindlich sind: Morganella morganii, Proteus spp., Pseudomonas aeruginosa [Ref.]

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine speziellen Daten für Kinder verfügbar.

Erwachsene [Ref.]

Resorption: >90%
T1/2: 1-2 Stunden
Cmax: 3-5,3 mg/l (nach Einnahme einer oralen Einzeldosis in Höhe von 200 mg Doxycyclin)
T1/2: 16±6
Verteilungsvolumen: 0,75 l/kg

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Bakterielle Infektionen/ Schwere bakterielle Infektionen
    • oral
      • ≥8 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • intravenös
      • ≥8 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

  • Infektionen bei cystischer Fibrose
    • oral
      • ≥8 Jahre bis <18 Jahre: off-label

  • Lokalisierte, disseminierte Lyme-Borreliose im frühen und späten Stadium
    • oral
      • ≥8 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Behandlung unkomplizierte Malaria
    • oral
      • ≥8 Jahre bis <18 Jahre: off-label

  • Prophylaxe Malaria
    • oral
      • ≥8 Jahre bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral/Intravenös bei Infektionen durch Doxycyclin-empfindliche Krankheitserreger:

Kinder von der Geburt an bis unter 8 Jahren:

  • Aufgrund des Risikos für Zahnverfärbungen sollte Doxycyclin bei Kindern unter 8 Jahren nicht angewendet werden.
  • kontraindiziert

Kinder ≥8 bis einschließlich 11 Jahren, bis 45 kg:

  • Die Anwendung von Doxycyclin zur Behandlung von akuten Infektionen bei Kindern von 8 bis einschließlich 11 Jahren sollte sorgfältig geprüft werden und nur dann erfolgen, wenn andere Arzneimittel nicht verfügbar, wahrscheinlich unwirksam oder kontraindiziert sind.
  • Anfangsdosis: 4,4 mg/kg (als Einzeldosis oder aufgeteilt in 2 Dosen)
  • Erhaltungsdosis: 2,2 mg/kg (als Einzeldosis oder aufgeteilt in 2 Dosen)
  • Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Verlauf der Erkrankung und sollte noch mindestens 1-2 Tage nach Abklingen der Krankheitserscheinungen fortgeführt werden.

Kinder über 45 kg:

  • Es sollte dieselbe Dosis wie bei Erwachsenen verabreicht werden.

Erwachsene und Jugendliche von 12 bis einschließlich 17 Jahre (unter 70 kg Körpergewicht [KG])

  • am ersten Tag: 200 mg Doxycyclin (als Einzeldosis oder aufgeteilt in 2 Dosen)
  • an den folgenden Tagen: 100 mg Doxycyclin pro Tag

Bei schweren Erkrankungen bzw. bei Patienten mit mehr als 70 kg KG

  • einmal täglich 200 mg Doxycyclin über die gesamte Therapiedauer

Oral bei Borreliose (Erythema chronicum migrans oder Lyme-Disease) Stadium I

  • täglich 200 mg Doxycyclin über 2-3 Wochen (mindestens jedoch 14 Tage lang)

[Ref.]

weitere zugelassene Indikationen:

Oral bei Akne papulo-pustulosa und als Therapieversuch bei Akne conglobata

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre

  • einmal täglich 50 mg

[Ref.]

Oral zur Reduktion papulopustulöser Läsionen bei Rosazea im Gesicht

  • nur für Erwachsene zugelassen
  • einmal täglich 40 mg

[Ref.]

Oral bei Hauterkrankungen, auch infizierte schwere Formen der Akne vulgaris und Rosacea

  • täglich 100 mg Doxycyclin, in der Regel 7 - 21 Tage
  • anschließend Erhaltungsdosis von 50 mg über 2 - 3 Wochen möglich
  • Langzeittherapie mit 50 mg täglich bis zu 12 Wochen möglich

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 50 mg, 100 mg, 200 mg
Hartkapseln 100 mg, 200 mg
Hartkapseln mit veränderter Wirkstofffreisetzung 40 mg
Injektionslösung 20 mg/mL

Allgemein

Die Präparate enthalten Doxycyclin entweder in Form von Doxycyclinhyclat [Ref.] oder als Doxycyclinmonohydrat. [Ref.]

Orale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke als Doxycyclin
Kompatibilität mit Nahrung Altersangabe
Doxy-M-ratiopharm® Tabletten 100 mgM,T2
200 mgM, T2 (T4 nur zur erleichterten Einnahme)
Während/ nach der Mahlzeit ab 8 Jahren
DoxyHEXAL® tabs Tabletten 100 mgM, T2
200 mgM, T2
Während/ nach der Mahlzeit ab 8 Jahren
Doxycyclin-ratiopharm® aV Weichkapseln 100 mgT0 Während/ nach der Mahlzeit ab 8 Jahren
Doxycyclin AL Hartkapseln 100 mgT0
200 mgT0
Während/ nach der Mahlzeit ab 8 Jahren
Doxyderma® Tabletten 50 mgM, T0 Während/ nach der Mahlzeit ab 12 Jahren (Akne)
Doxakne® tabs Tabletten 50 mgM, T0 Während/ nach der Mahlzeit ab 12 Jahren (Akne)
Oraycea® Magensaftresistente Kapseln 40 mgT0 Nüchtern einnehmen Erwachsene (Gesichtsrose)


T4: teilbar in vier gleiche Dosen, T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme, T0: nicht teilbar, M: mörserbar, M0: nicht mörserbar, aV: außer Vertrieb

Anwendungshinweise:

  • Schnellfreisetzendes Doxycyclin sollte entweder regelmäßig morgens mit dem Frühstück oder gleichzeitig zusammen mit einer anderen Mahlzeit mit reichlich Flüssigkeit (keine Milch) eingenommen werden. Die Einnahme während einer Mahlzeit kann die Häufigkeit von Magen-Darm-Störungen verringern. [Ref.] Die Resorptionsquote wird dadurch nur unwesentlich beeinträchtigt. [Ref.]
  • Magensaftresistente Formulierungen sollten morgens auf nüchternen Magen (vorzugsweise mindestens eine Stunde vor oder zwei Stunden nach der Mahlzeit) mit ausreichend Wasser eingenommen werden. [Ref.]
  • Um ösophageale Ulzerationen zu vermeiden, sollte Doxycyclin mit einem Glas Wasser (keine Milch) sowie in aufrechter Position und nicht unmittelbar vor dem Zubettgehen eingenommen werden. [Ref.]
  • Die Resorption von Doxycyclin aus dem Magen-Darm-Trakt kann durch 2- oder 3-wertige Kationen wie Aluminium, Calcium (Milch, Milchprodukte und calciumhaltige Fruchtsäfte) und Magnesium in Antazida oder durch Eisenpräparate sowie durch medizinische Aktivkohle und Colestyramin beeinträchtigt werden. Daher sollten derartige Arznei- oder Nahrungsmittel in einem zeitlichen Abstand von 2 bis 3 Stunden eingenommen werden. [Ref.]

Intravenöse Anwendung

Infusions-/ Injektionslösungen

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform
Stärke als Doxycyclin
Doxycyclin-ratiopharm® SF Injektionslösung 100 mg/ 5 ml
DoxyHEXAL® SF aV Injektionslösung 100 mg/ 5 ml


Anwendungshinweise: [Ref.]

  • Zur intravenösen Infusion kann Doxycyclin-Lösung mit 5–20%iger Glucoselösung oder isotonischer Natriumchloridlösung gemischt werden.
  • Doxycyclin sollte stets getrennt von anderen Arzneimitteln verabreicht werden. Ringerlösung ist mit Doxycyclin nicht kompatibel.
  • Der Inhalt der Doxycyclin-Ampullen ist zur intravenösen Anwendung bestimmt. Er kann direkt in eine ausreichend große Vene oder auch in den Schlauch eines Infusionssystems injiziert werden, das eine kompatible Lösung enthält. Es kann auch vor der Anwendung mit einer kompatiblen Infusionslösung, wie 5–20%ige Glucoselösung oder isotonischer Natriumchloridlösung, gemischt werden.
  • Intravenöse Infusion: Der Infusionslösung, die Doxycyclin enthält, sollten keine weiteren Medikamente zugesetzt werden. Die Infusionsdauer richtet sich nach der Dosierung, sollte aber üblicherweise ein bis 4 Stunden betragen. Die empfohlene Mindestinfusionsdauer für 100 mg (0,5 mg/ml Lösung) beträgt 1 Stunde.
  • Intravenöse Injektion: Die Injektionsdauer für je 100 mg Doxycyclin in 5 ml Injektionslösung soll nicht kürzer als 2 Minuten sein. Bei schwachen und schwerstkranken Patienten sowie bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen besonders langsam injizieren (mindestens 3 Minuten)! Bei zu schneller Injektion kann es zu Schwindel, Hitzegefühl, Rötung des Gesichtes und Kollaps kommen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Empfehlung der deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DGPI) zu Alternativen in der pädiatrischen Antibiotikatherapie

Dosierungsempfehlungen

Gehe zu:

Bakterielle Infektionen
  • Oral
    • ≥ 8 Jahre und < 45 kg
      [2] [10]
      • Initialdosis: 4,4 mg/kg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: 2,2 mg/kg/Tag in 1 Dosis
    • ≥ 45 kg
      [2] [10]
      • Initialdosis: 200 mg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: 100 mg/Tag in 1 Dosis
  • Intravenös
    • ≥ 8 Jahre und < 45 kg
      [2] [11]
      • Initialdosis: 4,4 mg/kg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: 2,2 mg/kg/Tag in 1 Dosis
    • ≥ 45 kg
      [2] [11]
      • Initialdosis: 200 mg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: 100 mg/Tag in 1 Dosis
Schwere bakterielle Infektionen
  • Oral
    • ≥ 8 Jahre und < 45 kg
      [2] [10]
      • Initialdosis: 4,4 mg/kg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: 4,4 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
    • ≥ 45 kg
      [2] [10]
      • Initialdosis: 200 mg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: 200 mg/Tag in 2 Dosen.
  • Intravenös
    • ≥ 8 Jahre und < 45 kg
      [2] [11]
      • Initialdosis: 4,4 mg/kg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: 4,4 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
    • ≥ 45 kg
      [2] [11]
      • Initialdosis: 200 mg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: 200 mg/Tag in 2 Dosen.
Infektionen bei cystischer Fibrose
  • Oral
    • 8 Jahre bis 18 Jahre
      [1]
      • Initialdosis: 5 mg/kg/Tag, einmalig.
      • Erhaltungsdosis: 5 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen. Max: 200 mg/Tag.
      • off-label

Lokalisierte, disseminierte Lyme-Borreliose im frühen und späten Stadium
  • Oral
    • ≥ 8 Jahre und < 45 kg
      [2] [3] [22]
      • 4,4 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
      • Behandlungsdauer:
        • Frühe lokalisierte Lyme-Borreliose: 10 Tage;
        • Lyme-Meningitis, Facialisparese ohne Zellreaktion im Liquor: 14 Tage;
        • Frühe disseminierte Lyme-Borreliose, außer Meningitis und Lyme-Arthritis: 21 Tage;
        • Späte Lyme-Borreliose und Lyme-Arthritis: 30 Tage
        • Chronische Neuroborreliose ohne Pleozytose im Liquor: 30 Tage
    • ≥ 45 kg
      [2] [3] [22]
      • 200 mg/Tag in 2 Dosen.
      • Behandlungsdauer:
        • Frühe lokalisierte Lyme-Borreliose: 10 Tage;
        • Lyme-Meningitis, Facialisparese ohne Zellreaktion im Liquor: 14 Tage;
        • Frühe disseminierte Lyme-Borreliose, außer Meningitis und Lyme-Arthritis: 21 Tage;
        • Späte Lyme-Borreliose und Lyme-Arthritis: 30 Tage
        • Chronische Neuroborreliose ohne Pleozytose im Liquor: 30 Tage
Behandlung unkomplizierte Malaria
  • Oral
    • ≥ 8 Jahre
      [4]
      • 4,4 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 200 mg/Tag.
      • Behandlungsdauer:

        Mindestens über 7 Tage

      • Stets in Kombination mit einem Schizontozid verabreichen.
        off-label

Prophylaxe Malaria
  • Oral
    • ≥ 8 Jahre
      [5]
      • 2,2 mg/kg/Tag in 1 Dosis Maximale Einzeldosis: 100 mg/Dosis.
      • Behandlungsdauer:

        Am Tag der Ankunft im Malaria-Epidemiegebiet starten; während des Aufenthalts einnehmen und bis 4 Wochen nach der Abreise aus dem Epidemiegebiet fortsetzen.

      • off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

(Irreversible) Zahnverfärbungen bei Kindern, Störungen der Zahnentwicklung.

Neuere Beobachtungsstudien zeigen, dass die Behandlung von Kleinkindern mit Doxycyclin möglicherweise nicht zu einer dauerhaften Verfärbung der Zähne führt [Todd 2015, Biggs 2016, Poyhonen 2017, Volovitz 2007]. Im Gegensatz zu Tetracyclin bindet Doxycylin in geringerem Maße an Calcium. Doxycyclin könnte daher für die Behandlung von Kindern unter 8 Jahren in Betracht gezogen werden, wenn es keine alternativen Behandlungsmöglichkeiten gibt.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Blutgerinnungsstörung
  • anaphylaktische Reaktionen (z.B. Henoch-Schönlein-Purpura, Hypotonie, Dyspnoe, periphere Ödeme)
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit, Erbrechen, Meteorismus, Steatorrhoe
  • Dyspepsie, Mund- und Rachenschleimhautentzündungen, Heiserkeit, schwarze Haarzunge
  • Photosensitivitätsreaktionen mit Erythem, Hautödem und Blasenbildung
  • Ausschläge, einschließlich makulopapulärer und erythematöser Ausschläge
  • Hämaturie

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Anorexie
  • Krampfanfälle
  • pseudomembranöse Kolitis
  • Hepatitis, Pankreatitis
  • schwere Hauterscheinungen mit lebensbedrohlichen Allgemeinreaktionen (z.B. Steven-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse)
  • Nierenschädigung (z.B. interstitielle Nephritis, akutes Nierenversagen, Anurie)

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

  • Anwendung bei Kindern <8 Jahren, wegen des Risikos einer Schädigung des wachsenden Knochen- und Zahngewebes und irreversibler Verfärbung (gelb / grau / braun) der Zähne, außer bei schwerwiegenden Erkrankungen und mangelnden alternativen Therapien
  • bei Gesichtsrosacea <12 Jahre

Kontraindikationen allgemein

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, andere Tetracycline (innerhalb der Tetracyclin-Gruppe besteht eine komplette Kreuzallergie)
  • schwere Funktionsstörungen der Leber

zusätzlich für intravenös:

  • krankhafte Muskelschwäche (Myasthenia gravis) (da Injektionslösung Magnesiumchlorid enthält)
  • Injektion in Gewebe mit verminderter Durchblutung
  • Schwangerschaft und Stillzeit

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Irreversible Zahnverfärbungen: Bei der Anwendung von Wirkstoffen der Tetracyclin-Gruppe während der Zahnentwicklung (letzte Hälfte der Schwangerschaft, Säuglingsalter und Kinder bis 8 Jahre) kann es zu irreversiblen Zahnverfärbungen (gelb-grau-braun) kommen. Diese Nebenwirkung tritt häufiger bei Langzeitbehandlungen auf, wurde aber auch nach wiederholten Kurzzeitbehandlungen beobachtet. Zahnschmelzhypoplasien wurden ebenfalls berichtet. Doxycyclin ist bei Kindern unter 8 Jahren kontraindiziert, außer bei schwerwiegenden oder lebensbedrohlichen Erkrankungen (z. B. Rocky-Mountain-Fleckfieber), wenn der erwartete Nutzen das Risiko überwiegt und keine angemessenen alternativen Therapien zur Verfügung stehen. Obwohl das Risiko für irreversible Zahnverfärbungen bei Kindern von 8 bis einschließlich 11 Jahren gering ist, sollte die Anwendung von Doxycyclin sorgfältig geprüft werden und nur dann erfolgen, wenn andere Arzneimittel nicht verfügbar, wahrscheinlich unwirksam oder kontraindiziert sind. [SmPC]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Unter einer Therapie mit Doxycyclin kann es durch Selektion zu einem auf Haut oder Schleimhäute, übermäßigen mikrobiellen Wachstum insbesondere des Genitaltraktes und der Mund- und Darmschleimhäute mit unempfindlichen Erregern (z. B. Candida) kommen. Auftretende Infektionen müssen behandelt werden.
  • Phototoxische Reaktionen: Unter Sonnenbestrahlung kann es durch Lichtsensibilisierung zu phototoxischen Reaktionen der belichteten Hautareale kommen, selten auch mit Beteiligung der Nägel (Nagelablösung und Verfärbung). Sonnenbaden im Freien oder in Solarien sollte daher während der Doxycyclin-Behandlung vermieden werden.
  • Bei Jugendlichen und Erwachsenen wurde eine gutartige (Pseudotumor cerebri) intrakranielle Drucksteigerung beobachtet. Diese Symptome bildeten sich nach Absetzen des Arzneimittels rasch zurück.
  • Bei einigen Patienten mit Spirochäteninfektion kann kurz nach Beginn der Behandlung mit Doxycyclin eine Jarisch-Herxheimer-Reaktion auftreten. Den Patienten sollte versichert werden, dass dies eine üblicherweise selbstbegrenzende Folge der antibiotischen Behandlung von Spirochäteninfektionen ist.
  • Bei der Behandlung sexuell übertragbarer Erkrankungen und gleichzeitigem Verdacht auf eine Syphilis sind geeignete Maßnahmen inklusive Dunkelfelduntersuchungen vorzunehme; serologische Tests sollten monatlich über einen Zeitraum von mindestens 4 Monaten durchgeführt werden.
  • Vorsicht ist geboten bei der Behandlung von Patienten mit Myasthenia gravis, da das Risiko einer Verschlimmerung der Erkrankung besteht.
  • Tetracycline können zu einer Exazerbation eines systemischen Lupus erythematodes führen.
  • Vorsicht ist angeraten bei gleichzeitiger Anwendung einer Methoxyfluran-Narkose.
  • Bei einer Langzeitbehandlung (länger als 21 Tage) sollten Blut-, Leber- und Nierenuntersuchungen regelmäßig kontrolliert werden und ein möglicher Vitamin-B-Mangel berücksichtigt werden.
  • Die Therapie ist bei schweren akute Überempfindlichkeitsreaktionen oder schwere Hauterscheinungen mit lebensbedrohlichen Allgemeinreaktionen zu beenden.
  • Die Therapie ist ebenfalls bei schweren, anhaltenden Durchfällen (V.a. schwerwiegende und u. U. lebensbedrohliche Dickdarmentzündung, meist ausgelöst durch C.difficile) abzubrechen.
  • Bei Patienten, die Arzneimittel aus der Tetracyclin-Gruppe, einschließlich Doxycyclin, in Kapsel- oder Tablettenform erhalten haben, wurde über Fälle von Ösophagitis und ösophagealen Ulzerationen berichtet. Die meisten dieser Patienten nahmen das Arzneimittel unmittelbar vor dem Zubettgehen oder mit einer ungenügenden Menge an Flüssigkeit ein.
  • Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion: Doxycyclin sollte mit Vorsicht bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion oder bei gleichzeitiger Anwendung potenziell hepatotoxischer Medikamente verabreicht werden. Es wurden Leberfunktionsstörungen beobachtet. Diese Reaktionen traten sowohl nach oraler als auch nach parenteraler Therapie mit Tetracyclinen, einschließlich Doxycyclin, auf.
  • Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion: Tetracycline können nephrotoxische Schäden verursachen oder eine schon vorher bestehende Nierenfunktionseinschränkung (erkennbar an einem Kreatinin- und Harnstoffanstieg im Serum) verschlimmern. Studien zur Serum-Halbwertszeit von Doxycyclin bei Patienten mit normaler und eingeschränkter Nierenfunktion zeigten keinen signifikanten Unterschied. Hämodialyse hat keinen Einfluss auf die Serum-Halbwertszeit von Doxycyclin.
  • Die intravenöse Anwendung ist mit lokaler Irritation verbunden und kann eine Venenentzündung (Thrombophlebitis) verursachen. Deshalb sollte, sobald der Zustand des Patienten es erlaubt, auf die orale Gabe von Doxycyclin übergegangen werden.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Doxycyclin  wird über das Isoenzym CYP3A4 metabolisiert.

Doxycyclin zeichnet sich durch ein hohes Interaktionspotential aus. Aus diesem Grund muss die Medikation individuell auf Wechselwirkungen überprüft werden

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
CYP3A4-Induktoren (z.B. Rifampicin, Primidon, Carbamazepin) Steigerung des Metabolismus von Doxycyclin durch CYP-Induktion. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Doxycyclin möglich. Überwachung der Therapie, ggf. Anpassung der Dosis von Doxycyclin notwendig.
polyvalente Kationen (z.B. Eisenpräparate, Calciumpräparate)/
Anionenaustauscherharze (z.B. Colestyramin)
Verschlechterung der Resorption von Doxycyclin Einnahmeabstand von 2 - 3 Stunden einhalten
Retinoide (z.B. Isotretinoin, Acitretin, Tretinoin) Reversiblen Drucksteigerung in der Schädelhöhle (Pseudotumor cerebri) möglich Kombination vermeiden kurz vor, während oder nach einer Behandlung mit Tretinoinen
Photosensitizer (z.B. Methoxsalen, Temoporfin) Verstärkung der phototoxischen Wirkung Kombination vermeiden
Vitamin-K-Antagonisten (z.B. Phenoprocoumon) Verlängerung der Prothrombinzeit möglich Ggf. ist die Reduktion des Vitamin-K-Antagonisten notwenidg
Methotrexat Erhöhung der Methotrexat-Toxizität möglich Überwachung der Therapie
Atovaquon Senkung der Atovaquon-Plasmakonzentration um 40 % möglich Kombination vermeiden
Clozapin Erhöhung des Agranulozytoserisikos Kombination vermeiden
BCG-Lebend-Impfstoff Verminderung der immunstimulierenden Wirkung der BCG-Bakterien Kombination vermeiden


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

TETRACYCLINE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Tetracycline

Minocyclin

Skid®
J01AA08
J01AA07

Tigecyclin

Tygacil®
J01AA12

Referenzen

  1. Hartwig NC, et al, Vademecum Pediatrische Antimicrobiële Therapie [Vademecum pädiatrische antimikrobielle Therapie], 2005
  2. Pharmachemie BV, SPC Doxycycline (RVG 09519), www.cbg-meb.nl, aufgerufen 27. Mai 2010, http://db.cbg-meb.nl/IB-teksten/h09519.pdf
  3. CBO, Richlijn Lymeziekte [Leitlinie Lyme-Borreliose], www.cbo.nl, 2013
  4. Aurobindo, SmPC Doxycycline (RVG12871) 27-05-2015, www.cbg-meb.nl
  5. Landelijk Coordinatiecentrum Reizigers Advisering [Nationales Koordinationszentrum für Reisehinweise], Malariaprofylaxe bulletin [Malariaprophylaxe Bulletin], 2015, Feb
  6. Biggs HM, et al., Diagnosis and management of tickborne rickettsial diseases: Rocky mountain spotted fever and other spotted fever group rickettsioses, ehrlichioses, and anaplasmosis - United States, MMWR Recomm Rep, 2016, 65(2), 1-44
  7. Volovitz B, et al., Absence of tooth staining with doxycycline treatment in young children, Clin Pediatr, 2007, 46(2), 121-6
  8. Poyhonen H, et al., Dental staining after doxycycline use in children, J Antimicrob Chemoth, 2017, 72(10), 2887-90
  9. Todd SR, et al., No visible dental staining in children treated with doxycycline for suspected Rocky Mountain Spotted Fever, J Pediatr, 2015, 166(5), 1246-51
  10. Ratiopharm , SmPC Doxy-M-ratiopharm Tabletten (16390.00.00/ 16390.01.00), 05/2020
  11. Ratiopharm , SmPC Doxycyclin-ratiopharm SF (576.00.01), 05/2018
  12. Galderma Laboratorium , SmPC Oraycea 40 mg Hartkapseln mit veränderter Wirkstofffreisetzung (65881.00.00), 06/2019
  13. Dermapharm, SmPC Doxyderma 50 mg (11619.00.00), 02/2019
  14. Robert Koch Institut , "Ratgeber für Ärzte - Malaria", abgerufen: 20.03.2018
  15. Lalloo, D.G., et al., UK malaria treatment guidelines 2016, J Infect, 2016, 72(6), 635-649
  16. Ratiopharm, SmPC Doxycyclin-ratiopharm 100 mg Weichkapseln (576.00.00), 06/2018
  17. Hexal, SmPC DoxyHEXAL SF (14975.00.00), 04/2017
  18. Aliud Pharma , SmPC Doxycyclin AL (10543.00.00/ 10543.01.00/ 8552.00.00/ 8184.00.00), 12/2017
  19. Hexal , SmPC DoxyHEXAL® tabs 100 mg Tabletten/ DoxyHEXAL® 200 mg tabs Tabletten (7481.00.00/ 7481.01.00), 03/2020
  20. Dermapharm , SmPC Doxyderma 100 mg (16637.00.00), 03/2018
  21. GALENpharma, SmPC Doxakne tabs (1230.02.00), 05/2019
  22. Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG), S2k-Leitlinie "Kutane Lyme Borreliose" ( Registernummer 013 - 044), AWMF, Stand: 31.03.2016 (in Überarbeitung), gültig bis 30.03.2021

Änderungsverzeichnis

  • 02 Mai 2022 15:06: Informationen zu Dosisanpassungen bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen hinzugefügt
  • 13 Dezember 2021 08:50: Behandlungsdauer bei chronischer Neuroborreliose ohne Pleiozytose im Liquor hinzugefügt
  • 28 Oktober 2021 13:18: Harmonisierung der Malaria Monographien
  • 07 Dezember 2020 15:01: Aktualisierung

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

Symptome: parenchymatösen Leber- und Nierenschädigungen, Pankreatitis

  • Bei einer oralen Überdosis von Doxycyclin sollten die noch nicht resorbierten Anteile der Substanz durch Gabe von Antazida, Magnesium- oder Calcium-Salzen zu nicht resorbierbaren Chelatkomplexen gebunden werden. Nach sofortigem Absetzen der Therapie sind unter Umständen symptomatische Maßnahmen indiziert.
  • Doxycyclin ist nicht ausreichend dialysierbar, so dass eine Hämo- oder Peritonealdialyse wenig effektiv ist.

[Ref.]