Fosfomycin

Wirkstoff
Fosfomycin
Handelsname
Monuril®, Fosfuro®, Infectofos®
ATC-Code
J01XX01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Fosfomycin wirkt vorwiegend bakterizid durch Hemmung des Aufbaus von N-Acetylmuraminsäure, das für den Aufbau von Peptidoglykan, einem wesentlichen Bestanteil der bakteriellen Zellwand, notwendig ist. Die Wirksamkeit hängt im Wesentlichen von der Zeitdauer ab, während der der Wirkstoffspiegel über der minimalen Hemmkonzentration des Erregers liegt.

In der Regel empfindliche Spezies: Staphylococcus aureus, Streptococcus pyogenes, Streptococcus pneumoniae, Citrobacter spp., Edwardsiella spp., Enterobacter cancerogenus, Escherichia coli, Haemophilus influenzae, Klebsiella oxytoca, Neisseria spp., Proteus mirabilis, Proteus penneri, Providencia rettgeri, Peptococcus spp., Peptostreptococcus spp.

Spezies, bei denen eine Resistenz ein Problem bei der Anwendung darstellen könnte: Enterococcus faecalis, Staphylococcus epidermidis, Enterobacter cloacae, Klebsiella pneumonia, Proteus inconstans, Pseudomonas aeruginosa, Serratia marcescens

Von Natur aus resistente Spezies: Morganella morganii, Bacteroides spp.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die Pharmakokinetik von intravenös verabreichtem Fosfomycin bei Kindern und Jugendlichen zwischen 3 - 15 Jahren sowie bei Reifgeborenen mit normaler Nierenfunktion ist vollständig mit der bei gesunden Erwachsenen vergleichbar:
Cmax (4g): 200 μg/ml
Cmax (8g): 400 μg/ml
Vd: 0,3 l/kg Cl: 6,1 ± 1,0 l/h
T½: 2 h
Bei Säuglingen und Kindern bis 12 Monaten ist die Eliminationshalbwertzeit von Fosfomycin je nach dem Stadium der Nierenentwicklung verlängert.

Nach oraler Verabreichung wurden folgende Parameter ermittelt:
Tmax: 2 Stunden. Die Einnahme mit Nahrung verzögert (Tmax: 4 h) und verringert die Absorption um 15 %
Cl: 16,9 ± 3,5 l/h
T½: 5,7 ±2,8 h
Bioverfügbarkeit: 37 %

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Behandlung Harnwegsinfektion
    • oral
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Bakterielle Infektionen
    • intravenös
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral zur Behandlung der akuten, unkomplizierten Zystitis bei Frauen und weiblichen Jugendlichen

Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Fosfomycin bei Kindern unter 12 Jahren ist nicht erwiesen.

Weibliche Jugendliche (> 12 Jahre) und Frauen:
3 g Fosfomycin als Einmalgabe

[Ref.]

Intravenös zur Behandlung der folgenden Infektionen, wenn der Einsatz der für die Erstbehandlung allgemein empfohlenen antibakteriellen Mittel als ungeeignet erachtet wird:
–Komplizierte Harnwegsinfektionen
–infektiöse Endokarditis
–Knochen- und Gelenkinfektionen
–im Krankenhaus erworbene Pneumonie, einschließlich Beatmungspneumonie –komplizierte Haut- und Weichgewebeinfektion
–bakterielle Meningitis
–komplizierte intraabdominelle Infektionen
–Bakteriämie

Kinder und Jugendliche (alle Altersgruppen)

Dosierung bei Kindern und Neugeborenen

  • Frühgeborene (Alter < 40 Wochen) 100 mg/kg KG in 2 Teildosen
  • Neugeborene (Alter 40 – 44 Wochen) 200 mg/kg KG in 3 Teildosen
  • Säuglinge im Alter von 1 – 12 Monaten (bis zu 10 kg KG) 200 – 300 mg/kg KG in 3 Teildosen
  • Säuglinge und Kinder im Alter von 1 ≤ 12 Jahren (10 ≤ 40 kg KG) 200 – 400 mg/kg KG in 3 – 4 Teildosen

Jugendliche und Erwachsene:

  • 12 – 24 g in 2 – 3 Teildosen, max. 8 g/Dosis
    Es gibt begrenzte Sicherheitsdaten, insbesondere für Dosen über 16 g/Tag. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn solche Dosen verschrieben werden.

Präparate im Handel

Granulat zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen 3 g
Pulver zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen 3 g
Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung 2 g, 3 g, 5 g, 8 g

Allgemein

Im Granulat zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen liegt Fosfomycin als Fosfomycin-Trometamol, als Pulver zur Infusion liegt Fosfomycin als Natrium-Salz vor. Der Wirkstoffgehalt bezieht sich jeweils auf Fosfomycin.

5,631 g Fosfomycin-Trometamol ≙ 3 g Fosfomycin

2,64 g Fosfomycin-Natrium ≙ 2,0 g Fosfomycin

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke als Fosfomycin
Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Aroma Altersangabe
Fosfomycin-Uropharm 3 g Granulat zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen 3 g oral weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Beutel, d.h., nahezu „natriumfrei“ Sucrose,
Saccharin-Na
Apfelsine ab 12 Jahren
Fosfuro® 3000 mg Granulat zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen 3 g oral weniger als 1 mmol
(23 mg) Natrium pro Sachet, d.h., nahezu „natriumfrei“
Sucrose,
Saccharin-Na
Apfelsine ab 12 Jahren
Monuril 3000 mg Granulat 3 g oral k.A. Sucrose,
Saccharin
Mandarine, Apfelsine ab 12 Jahren
Fosfomycin Aristo® Pulver zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen 3 g oral weniger als
1 mmol (23 mg) Natrium pro Beutel, d. h., nahezu „natriumfrei“
Sucrose,
Saccharin-Na
Mandarine, Apfelsine ab 12 Jahren
Fosfomycin HEXAL® Pulver zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen 3 g oral weniger als
1 mmol (23 mg) Natrium pro Beutel
Sucrose,
Saccharin-Na
Apfelsine ab 12 Jahren
INFECTOFOS® Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung 2 g /3 g / 5 g / 8 g intravenös 320 mg Natrium pro
1 g Fosfomycin (entsprechend 1,32 g Fosfomycin-
Natrium)
- - ab 0 Jahren


Anwendungshinweis (oral):

Für die Indikation einer akuten, unkomplizierten Zystitis bei weiblichen Jugendlichen sollte Fosfomycin auf leeren Magen eingenommen werden (etwa 2 – 3 Stunden vor oder 2 – 3 Stunden nach einer Mahlzeit), vorzugsweise vor dem Zubettgehen und nach Entleeren der Harnblase. Die Dosis sollte aufgelöst in einem Glas Wasser (kalt) und sofort nach der Zubereitung eingenommen werden.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Empfehlung der deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DGPI) zu Alternativen in der pädiatrischen Antibiotikatherapie

Dosierungsempfehlungen

Harnwegsinfektion
  • Oral
    • ≥ 12 Jahre
      [2] [3]
      • 3 g/Dosis in 1 Dosis
      • Anwendungshinweis:

        Im Abstand von 2 - 3 h zum Essen, vorzugsweise vor dem Zubettgehen und nach dem Entleeren der Blase.

Bakterielle Infektionen
  • Intravenös
    • Postkonzeptionelles Alter < 40 Wochen
      [1] [4]
      • 100 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
    • Postkonzeptionelles Alter 40 Wochen bis 44 Wochen
      [1] [4]
      • 200 mg/kg/Tag in 3 Dosen.
    • 1 Monat bis 12 Monate und < 10 kg
      [1] [4]
      • 200 - 300 mg/kg/Tag in 3 Dosen.
    • 1 Jahr bis 12 Jahre und 10 bis 40 kg
      [1] [4]
      • 200 - 400 mg/kg/Tag in 3 - 4 Dosen.
    • ≥ 12 Jahre und ≥ 40 kg
      [1] [4]
      • 12 - 24 g/Tag in 2 - 3 Dosen. Maximale Einzeldosis: 8 g/Dosis.
        • Osteomyelitis, im Krankenhaus erworbene Pneumonie: 12 - 24 g/Tag in 2 - 3 Dosen
        • Komplizierte Harnwegsinfektionen: 12 - 16 g/Tag in 2 - 3 Dosen
        • Bakterielle Meningitis: 6 - 24 g/Tag in 3 - 4 Dosen

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Bei oraler Verabreichung ist die Anpassung der Dosierung nicht erforderlich.

Bei intravenöser Verabreichung:

Die erste Dosis (Aufsättigungsdosis) sollte um 100 % erhöht werden, darf aber 8 g nicht überschreiten.

Kreatininclearance 30-40 ml/min: 60-70 % der Standarddosis pro Tag in 2-3 Dosen pro Tag;

Kreatininclearance 20-30 ml/min: 40-60 % der Standarddosis pro Tag in 2-3 Dosen pro Tag;

Kreatininclearance 10-20 ml/min: 20-40 % der Standarddosis pro Tag in 1-3 Dosen pro Tag.

 

Bei Dialyse

intermittierende Hämodialyse: 2 g nach jeder Dialyse.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Vulvovaginitis (nur oral)
  • Kopfschmerzen, Schwindel
  • Diarrhoe, Übelkeit, Dyspepsie, Bauchschmerzen
  • Erbrechen
  • Ausschlag, Urtikaria, Pruritus
  • Dysgeusie (nur i.v.)
  • Hypernatriämie, Hypokaliämie (nur i.v.)
  • erythematöser Ausschlag (nur i.v.)
  • Venenentzündung an der Injektionsstelle (nur i.v.)

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • anaphylaktische Reaktionen einschließlich anaphylaktischer Schock
  • Antibiotika-assoziierte Kolitis
  • Angioödem
  • Agranulozytose (vorübergehend), Leukopenie, Thrombozytopenie, Neutropenie (nur i.v.)
  • Hepatitis (nur i.v.)

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Clostridioides difficile-assoziierte Diarrhoe: Clostridioides difficile-assoziierte Kolitis und pseudomembranöse Kolitis wurden bei Fosfomycin berichtet und können in ihrer Schwere von leicht bis lebensbedrohlich reichen. Daher ist es wichtig, diese Diagnose bei Patienten in Betracht zu ziehen, die während oder nach der Anwendung von Fosfomycin an Diarrhoe leiden. Der Abbruch der Therapie mit Fosfomycin und die Anwendung einer spezifischen Behandlung für Clostridioides difficile sollte erwogen werden. Arzneimittel, die die Peristaltik hemmen, dürfen nicht gegeben werden.

zusätzlich bei intravenöser Anwendung:

  • Selektionsrisiko für Resistenzen und Notwendigkeit einer Kombinationstherapie: In vitro hat sich gezeigt, dass Fosfomycin schnell zu einer Selektion resistenter Mutanten führt. Auch die Verwendung von intravenösem Fosfomycin allein war in klinischen Studien mit der Selektion von Resistenzen verbunden. Wann immer möglich, wird empfohlen, Fosfomycin in Kombination mit anderen antibakteriellen Arzneimitteln anzuwenden, um das Risiko einer Selektion von Resistenzen zu reduzieren.
  • Natrium- und Kaliumspiegel und Risiko einer Natriumüberladung: Die Natrium- und Kaliumspiegel sollten bei Patienten, die Fosfomycin erhalten, regelmäßig überwacht werden, insbesondere bei längerer Behandlung. Angesichts des hohen Natriumgehalts (0,32 Gramm) pro Gramm Fosfomycin sollte das Risiko einer Hypernatriämie und Flüssigkeitsüberladung vor Beginn der Behandlung bewertet werden, insbesondere bei Patienten mit einer Vorgeschichte von kongestiver Herzinsuffizienz oder zugrundeliegenden Komorbiditäten wie nephrotischem Syndrom, Leberzirrhose, Bluthochdruck, Hyperaldosteronismus, Lungenödem oder Hypoalbuminämie sowie bei Neugeborenen unter Natriumbeschränkung.
    Während der Behandlung wird eine natriumarme Ernährung empfohlen. Eine Verlängerung der Infusionsdauer und/oder eine Reduzierung auf die Einzeldosis (bei häufigerer Anwendung) könnte ebenfalls in Betracht gezogen werden. Fosfomycin kann den Kaliumspiegel im Serum oder Plasma senken, daher sollte eine Kaliumergänzung immer in Betracht gezogen werden.
  • Hämatologische Reaktionen (einschließlich Agranulozytose): Bei Patienten, die Fosfomycin intravenös erhalten, sind hämatologische Reaktionen einschließlich Neutropenie oder Agranulozytose aufgetreten. Daher sollte die Leukozytenzahl in regelmäßigen Abständen überwacht werden, und wenn solche Reaktionen auftreten, sollte eine angemessene medizinische Behandlung eingeleitet werden.
  • Nierenfunktionsstörung: Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist die Dosis dem Grad der Niereninsuffizienz anzupassen.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Metoclopramid Die gleichzeitige Anwendung von motilitätserhöhenden Substanzen kann zu niedrigeren Wirkspiegeln von oral eingenommenen Fosfomycin führen. Kombination vermeiden.
Andere Arzneimittel, die die Motilität des Magen-Darm-Traktes erhöhen, können ähnliche Wirkungen haben.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANDERE ANTIBIOTIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Glycopeptid-Antibiotika

Dalbavancin

Xydalba®
J01XA04

Teicoplanin

Targocid®
J01XA02

Vancomycin - parenteral

Vanco-saar®, Vancosan®
J01XA01
Polymyxine

Colistin

ColistiFlex®, ColiFin®, Colist®
J01XB01
Nitrofuran-Derivate

Nitrofurantoin

Furadantin®, Nifurantin®, Nifuretten®, Uro-Tablinen®
J01XE01
Andere Antibiotika

Daptomycin

Cubicin®
J01XX09

Linezolid

Zyvoxid®
J01XX08

Referenzen

  1. InfectoPharm Arzneimittel und Consilium GmbH, SmPC Fomicyt (RVG 115433) 31-07-2015
  2. Zambon Nederland B.V., SmPC Monuril (RVG 13066) 01-09-2021
  3. Zambon, SmPC Monuril 3000 mg Granulat (15355.00.00), 05/2020
  4. Infectopharm Arzneimittel und Consilium, SmPC Infectofos® 2 g/3 g/5 g/8 g Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (817.00.00), 06/2020
  5. Abanta Pharma GmbH, SmPC Fosfomycin-Uropharm 3 g Granulat zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen (97356.00.00), 07/2020
  6. APOGEPHA Arzneimittel GmbH, SmPC Fosfuro® 3000 mg Granulat zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen (83688.00.00), 09/2020
  7. Aristo Pharma GmbH, SmPC Fosfomycin Aristo 3000 mg Pulver zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen (84971.00.00), 05/2020
  8. Hexal AG, SmPC Fosfomycin HEXAL® 3 g Pulver zur Herstellung einer Lösung zum Einnehmen (2200990.00.00), 06/2019

Änderungsverzeichnis

  • 24 Februar 2021 15:30: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung