Torasemid

Wirkstoff
Torasemid
Handelsname
Unat®, Torem®
ATC-Code
C03CA04

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Torasemid, ein Sulfonamid-Derivat, wirkt aufgrund einer Hemmung der Natrium- und Chlorid-rückresorption im aufsteigenden Schenkel der Henleschen Schleife. Aufgrund dieser Eigenschaften führt Torasemid zu einer Ausschwemmung von Ödemen. Bei Herzinsuffizienz bewirkt Torasemid eine Verbesserung der Symptomatik und durch Senkung der Vor- und Nachlast eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Myokards. Mit der Diurese kommt es zu einer erhöhten Ausscheidung von Kalium und Magnesium. Die diuretische Wirkung setzt innerhalb von 1 Stunde ein, mit einem Wirkungsmaximum nach 2–3 Stunden, und kann bis zu 12 Stunden anhalten. Der maximale blutdrucksenkende Effekt nach wiederholter Gabe wird nach bis zu 10-12 Wochen beobachtet.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Essentielle Hypertonie
    • oral
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

  • Kardiale Ödeme und/oder Ergüsse aufgrund einer Herzinsuffizienz
    • oral
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Aufrechterhaltung einer Restdiurese bei schwerer Niereninsuffizienz
    • oral
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral bei Essentielle Hypertonie

Kinder und Jugendliche ≥12 Jahre:

  • Anfangsdosis: 2,5 mg verteilt auf eine Gabe
  • Tagesmaximaldosis: 5 mg verteilt auf eine Gabe
  • Eine Dosissteigerung sollte erst nach 12-wöchiger Einstellung auf 2,5 mg erfolgen.
  • Eine weitere Erhöhung der täglichen Dosis über 5 mg Torasemid sollte nicht erfolgen, da dadurch keine weitere Blutdrucksenkung zu erwarten ist.

[Ref.]

Oral bei Behandlung und Vorbeugung des Wiederauftretens kardialer Ödeme und/oder Ergüsse aufgrund einer Herzinsuffizienz

Kinder und Jugendliche ≥12 Jahre:

  • Anfangsdosis: 5 mg verteilt auf eine Gabe
  • Erhaltungsdosis: 5 mg verteilt auf eine Gabe
  • Tagesmaximaldosis: 10 mg verteilt auf eine Gabe
    • in Abhängigkeit vom Schweregrad des Krankheitsbildes kann die Dosis auf bis zu 20 mg gesteigert werden

[Ref.]

Oral bei Aufrechterhaltung einer Restdiurese bei schwerer Niereninsuffizienz

Die Dosierung sollte individuell entsprechend dem Schweregrad der Niereninsuffizienz erfolgen.

Kinder und Jugendliche ≥12 Jahre:

  • Anfangsdosis: 50 mg verteilt auf eine Gabe
  • Tagesmaximaldosis: 200 mg verteilt auf eine Gabe
  • Führt die Dosis von 50 mg zu keinem ausreichenden Ansprechen, kann die Dosis auf 100 mg Torasemid pro Tag erhöht werden.

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 2,5 mg, 5 mg, 10 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg
Injektionslösung 10 mg/2 ml, 20 mg/4 ml
Infusionslösung 200 mg/20 ml

Orale Anwendung

Zur oralen Anwendung stehen für die unterschiedlichen Indikationen Tabletten in den entsprechenden Dosierungsbereichen zur Verfügung.

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Stärke Problematische Hilfsstoffe
Unat® RR 2,5 mgT0 Lactose
Unat® Cor 5 mgT2 Lactose
Unat® 10 10 mgT2 Lactose
Toragamma® 2,5 mgT0, M
5 mgT1
10 mgT1
-
Torasemid Hexal® 50 mgT0, M, S, So
100 mgT2, M, S, So
200 mgT4, M, S, So
-
Torasemid - 1 A Pharma® 50 mgT0
100 mgT2
200 mgT4
-


T0: nicht teilbar, T1: teilbar zur erleichterten Einnahme, T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, S: suspendierbar, So: sondengängig

Anwendungshinweis: Die Tabletten sollen unzerkaut mit etwas Flüssigkeit morgens eingenommen werden. Die Einnahme kann unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.

Intravenöse Anwendung

Zur intravenösen Anwendung stehen eine Injektionslösung (zugelassen bei Hypertonie und Ödemen) und eine Infusionslösung (zugelassen zur Aufrechterhaltung der Restdiurese) in unterschiedlichen Konzentrationen zur Verfügung.

Injektionslösung

Präparat im Handel:

Präparat Stärke Problematische Hilfsstoffe Natriumgehalt
Torem® Injektionslösung 10 mg/2 ml
20 mg/4 ml
- 0,69 mg Natrium/Ampulle
1,38 mg Natrium/Ampulle


Anwendungshinweise:

  • langsame intravenöse Injektion
  • Injektionslösung unverzüglich nach dem Öffnen anwenden.
  • Torem Injektionslösung darf nicht zusammen mit anderen Arzneimitteln als Mischspritze bzw. -infusion verwendet werden.
  • Die intravenöse Therapie mit Torasemid Injektionslösung sollte nicht länger als 1 Woche durchgeführt werden.

Infusionslösung

Präparat im Handel:

Präparat Stärke Problematische Hilfsstoffe Natriumgehalt
Torem® Infusionslösung 200 mg/20 ml - 13,685 mg Natrium/Ampulle


Anwendungshinweise:

  • langsam - im Allgemeinen über einen Perfusor - intravenös applizieren: Die Infusionsgeschwindigkeit darf 4 mg Torasemid pro Minute nicht überschreiten.
  • Infusionslösung unverzüglich nach dem Öffnen anwenden.
  • Torem 200 Infusionslösung darf nicht zusammen mit anderen Arzneimitteln infundiert werden.
  • Die intravenöse Therapie mit Torem 200 Infusionslösung sollte nicht länger als 1 Woche durchgeführt werden.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Essentielle Hypertonie
  • Oral
    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [1]
      • 2,5 mg/Dosis in 1 Dosis. Max: 5 mg/Dosis.
      • Bei unzureichender Blutdrucksenkung kann nach 12 Wochen auf max. 5 mg/Tag erhöht werden. Bei Dosen >5 mg/Tag ist keine weitere Blutdrucksenkung zu erwarten.

Kardiale Ödeme und/oder Ergüsse aufgrund einer Herzinsuffizienz
  • Oral
    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [1]
      • Initialdosis: 5 mg/Dosis in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: 5 - 10 mg/Dosis in 1 Dosis. Max: 20 mg/Dosis.
Aufrechterhaltung einer Restdiurese bei schwerer Niereninsuffizienz
  • Oral
    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [2]
      • Initialdosis: 50 mg/Dosis in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: 50 - 100 mg/Dosis in 1 Dosis. Max: 200 mg/Dosis.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • verminderter Appetit
  • Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts in Abhängigkeit von der Dosierung und der Behandlungsdauer, insbesondere z.B. Hypovolämie, Hypokaliämie und/oder Hyponatriämie
  • Verstärkung einer metabolischen Alkalose
  • Hypokaliämie bei gleichzeitiger kaliumarmer Ernährung, bei Erbrechen, Durchfall, nach übermäßigem Gebrauch von Abführmitteln sowie bei Patienten mit chronischer Leberfunktionsstörung
  • Kopfschmerz, Schwindel, Parästhesien
  • Gastrointestinale Störungen (z.B. Appetitlosigkeit, Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Obstipation), insbesondere zu Behandlungsbeginn, Xerostomie
  • Anstieg bestimmter Leberenzymkonzentrationen (Gamma-Glutamyltransferase) im Blut
  • Muskelkrämpfe (insbesondere zu Therapiebeginn)
  • Erhöhung der Konzentration von Kreatinin und Harnstoff im Blut
  • Müdigkeit, Schwäche (insbesondere zu Therapiebeginn
  • Erhöhungen der Konzentration von Harnsäure und Glucose im Blut sowie der Blutfette (Triglyceride, Cholesterin)

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • thromboembolische Komplikationen
  • Myokardinfarkt
  • Allergische Reaktionen (z.B. Pruritus, Exantheme, Photosensibilität)
  • Hörverlust

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Niereninsuffizienz mit Anurie
  • Coma hepaticum (bis zur Besserung dieses Zustandes)
  • Hypotonie
  • Hypovolämie
  • Hyponatriämie
  • Hypokaliämie
  • erhebliche Miktionsstörungen (z.B. aufgrund einer Prostatahyperplasie)
  • normale oder nur mäßig eingeschränkte Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance >30 ml/min und/oder Serumkreatinin-Konzentration <3,5 mg/dl), da die Gefahr eines übermäßigen Wasser- und Elektrolytverlustes besteht
  • Stillzeit
  • Gicht
  • kardiale Arrhythmien (z.B. sinoatrialer Block, atrioventrikulärer Block II. oder III. Grades)
  • Niereninsuffizienz aufgrund nephrotoxischer Substanzen

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Bei längerer Therapie mit Torasemid ist eine regelmäßige Kontrolle des Elektrolythaushaltes, insbesondere des Serum-Kaliums, durchzuführen.
  • Ebenfalls sind Glucose, Harnsäure, Kreatinin und Lipide im Blut in regelmäßigen Abständen zu kontrollieren.

Sofortmaßnahmen bei anaphylaktischem Schock

  • Bei den ersten Anzeichen (z.B. kutane Reaktionen wie Urtikaria oder Flush, Unruhe, Kopfschmerzen, Schweißausbruch, Übelkeit, Zyanose):
  • venösen Zugang schaffen
  • neben anderen gebräuchlichen Notfallmaßnahmen Kopf-Oberkörper-Tieflage, Atemwege freihalten, Applikation von Sauerstoff
  • falls nötig sind weitere, gegebenenfalls auch intensivmedizinische Maßnahmen (u.a. Gabe von Epinephrin, Volumenersatzmittel, Glukokortikoid) einzuleiten

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Aminoglykosid-Antibiotika (Amikacin, Gentamicin, Streptomycin, Tobramycin) verstärkt nephrotoxische und ototoxische Wirkungen gleichzeitige Behandlung vermeiden
sorgfältige Überwachung der Hör-, Gleichgewichts- und Nierenfunktion
Platinderivate (Cisplatin oder Carboplatin) verstärkt nephrotoxische und ototoxische Wirkungen gleichzeitige Behandlung vermeiden
zur Induktion einer Diurese: Mannitol bei ordnungsgemäßer Hydratation und normaler Nierenfunktion.
Lithium Anstieg der Lithium-Konzentration mit erhöhtem Risiko für Nebenwirkungen gleichzeitige Behandlung vermeiden, wenn keine engmaschige Überwachung der Lithiumkonzentration möglich ist
Süßholz Verstärkte Kaliumverluste möglich — Gefahr der Hypokaliämie gleichzeitige Anwendung mit Süßholzwurzel-haltige-Präparaten vermeiden
polyvalente Immunglobuline erhöhtes Risiko für Blutviskosität-assoziierte Nebenwirkungen (thromboembolische Komplikationen oder vorübergehende Minderdurchblutungen) gleichzeitige Behandlung vermeiden
langsame Infusionsgeschwindigkeit, bei hoher Dosis Verabreichung über mehrere Tage
Amphotericin B (parenteral) verstärkte Kaliumverluste und eine verstärkte Nephrotoxizität engmaschige Kontrolle der Nierenfunktion und Serumelektrolyte (Besonders Kalium und Magnesium)
Digitalis-Glykoside Erhöhte Digitalis-Sensibilität durch Hypokaliämie sorgfältige Überwachung der Kalium-Serumkonzentration
Nicht-steroidale Antiphlogistika (Anwendung >2 Wochen) Verminderte diuretische und antihypertensive Wirkung sorgfältige Überwachung von Blutdruck, Herz- und Nierenfunktion, evtl. Höherdosierung von Torasemid
Glykopeptid-Antibiotika (Dalbavancin, Teicoplanin, Telavancin, Vancomycin) Verstärkte Oto- und Nephrotoxizität möglich sorgfältige Überwachung von Hör- und Nierenfunktion bei gleichzeitiger oder rasch aufeinanderfolgender Behandlung
ACE-Hemmer Initial starker Blutdruckabfall und Verschlechterung der Nierefunktion möglich Anpassung der Dosis und einschleichende Dosierung
Laxantien Verstärkte Kaliumverluste kein Dauergebrauch von Laxantien

 

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

HIGH-CEILING-DIURETIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Sulfonamide, rein

Furosemid

Lasix®, Diurapid®, Furanthril®
C03CA01
Aryloxyessigsäure-Derivate

Etacrynsäure

Edecrin®, Reomax®; Syn: Ethacrynsäure
C03CC01

Referenzen

  1. MEDA Pharma GmbH & Co. KG, SmPC, Unat® RR/Cor 2,5/5/10 mg Tabletten (9857.00.00), 12/2016
  2. Hexal AG, SmPC, Torasemid HEXAL® 50/100/200 mg Tabletten (58015.04.00), 11/2014
  3. Wörwag Pharma GmbH & Co. KG, SmPC, Toragamma® 2,5/5/10 mg Tabletten (59684.00.00), 07/2015
  4. 1 A Pharma GmbH, SmPC, Torasemid - 1 A Pharma® 50/100/200 mg Tabletten (58019.04.00), 11/2019
  5. Berlin-Chemie AG, SmPC, Torem® 10/20 mg Injektionslösung (25210.00.00), 02/2019
  6. Berlin-Chemie AG, SmPC, Torem® 200 Infusionslösung (25212.00.00), 02/2019
  7. AVOXA ABDA-Datenbank Interaktionen, Torasemid, aufgerufen am 16.01.2020
  8. Gelbe Liste Online, https://www.gelbe-liste.de/, abgerufen 01/2020

Änderungsverzeichnis

  • 09 März 2020 11:14: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung