Ivermectin - oral

Wirkstoff
Ivermectin - oral
Handelsname
Driponin®, Iveraxiro®, Scabioral®
ATC-Code
P02CF01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Anthelmintikum, das über die Bindung an Glutamat-gesteuerten Chloridkanäle zu einer neuromuskulären Paralyse und zum Absterben bestimmter Parasiten führt.

Pharmakokinetik bei Kindern

Brussee et al. 2019 stellten nach einmaliger oraler Gabe folgende pharmakokinetische Parameter (Median (90% Konfidenzintervall)) fest:

Alter n= Dosis Cl (l/kg/h)
2-5 Jahre 80 0,1 oder 0,2 mg/kg 0,346 (0,12-0,73)
6-12 Jahre 120 0,2-0,6 mg/kg 0,352 (0,17-0,69)

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Strongyloidiasis, Scabies
    • oral
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre, <15 kg: off-label
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre, ≥15 kg: zugelassen
  • Myiasis verursacht durch Hypoderma tarandi
    • oral
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
  • Mikrofilarämie
    • oral
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre, <15 kg: off-label
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre, ≥15 kg: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral zur Behandlung der gastrointestinalen Strongyloidiasis, Skabies

Kinder und Jugendliche unter 15 kg Körpergewicht:

Die Sicherheit ist für keines der Anwendungsgebiete erwiesen.

Kinder und Jugendliche ab 15 kg Körpergewicht:

  • Empfohlen wird die einmalige orale Gabe von 200 Mikrogramm Ivermectin pro kg Körpergewicht.
  • Die Sicherheit bei Kindern und Jugendlichen unter 15 kg Körpergewicht ist für keines der Anwendungsgebiete erwiesen.

Oral zur Behandlung der durch Wuchereria bancrofti verursachten Mikrofilarämie

  • einmalige orale Gabe im Abstand von sechs Monaten
  • Die Dosis ist dabei so bemessen, dass ca. 150 bis 200 Mikrogramm pro kg Körpergewicht eingenommen werden.
  • In endemischen Gebieten, in denen das Arzneimittel nur einmal alle 12 Monate gegeben werden kann, beträgt die empfohlene Dosis 300 bis 400 Mikrogramm pro kg Körpergewicht, um eine entsprechende Unterdrückung der Mikrofilarämie bei den behandelten Patienten zu erreichen.

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 3 mg

Orale Anwendung

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke
Problematische Hilfsstoffe
Driponin Tabletten 3 mgT0, M
-
Iveraxiro Tabletten 3 mgT0, M -

 

T0: nicht teilbar, M: mörserbar

Anwendungshinweis:

  • Bei Kindern unter 6 Jahren sollten die Tabletten vor dem Schlucken zerkleinert werden.
  • Die Behandlung besteht aus einer oralen Einzeldosis, die mit Wasser auf leeren Magen einzunehmen ist.
  • Die Einnahme kann zu jeder Tageszeit erfolgen. 2 h vor und nach der Einnahme sollte jedoch keine Mahlzeit eingenommen werden, da der Einfluss von Nahrungsmitteln auf die Resorption nicht bekannt ist.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Strongyloidiasis, Scabies, Myiasis verursacht durch Hypoderma tarandi
Mikrofilarämie
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2] [4] [5] [7] [8] [10]
      • 0,15 - 0,2 mg/kg/Dosis 1 x pro 6 Monate. Verdopplung der Dosis, wenn die Behandlung nur 1 x im Jahr durchgeführt werden kann.
      • <15 kg: off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Leicht erhöhte Creatinkinase-Konzentrationen [Stander 2020].

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Die Nebenwirkungen hängen mit der Parasitendichte zusammen und sind in den meisten Fällen leicht und vorübergehend. Ihr Schweregrad kann jedoch bei Patienten ansteigen, die mit mehr als einem Parasiten infiziert sind, insbesondere bei einer Infestation mit Loa loa.

  • Strongyloidiasis: Asthenie, Abdominalschmerz, Anorexie, Obstipation, Diarrhoe, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Somnolenz, Vertigo, Tremor, transiente Hypereosinophilie, Leukopenie/Anämie, erhöhte ALT/alkalische Phosphatasen
  • Wuchereria bancrofti verursachte Filariose: Fieber, Kopfschmerzen, Asthenie, Schwächegefühl, Myalgie, Arthralgie, diffuse Schmerzen, Verdauungsstörungen wie Anorexie, Übelkeit, Abdominalschmerz und epigastrischer Schmerz, Husten, respiratorische Beschwerden, Halsschmerzen, orthostatische Hypotonie, Schüttelfrost, Vertigo, profuses Schwitzen, Hodenschmerz oder -beschwerden
  • Onchocerca volvulus: Überempfindlichkeitsreaktionen infolge abgestorbener Mikrofilarien (Mazzotti-Reaktion)
    Diese Manifestationen, die auch auf die Erkrankung selbst zurückgeführt werden können, wurden gelegentlich auch nach der Therapie beschrieben. Sie waren selten von schwerer Natur und klangen in der Regel ohne Behandlung mit einem Corticosteroid ab.
  • Onchozerkose: Bindehautblutungen
  • Nach Einnahme von Ivermectin wurde der Abgang von adulten Ascaris beobachtet.
  • Skabies: zu Behandlungsbeginn vorübergehende Exazerbation des Pruritus

Folgende schwerwiegende UAW wurden selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • toxisch epidermale Nekrolyse und Stevens-Johnson-Syndrom
  • potenziell tödlich verlaufende Fälle von Enzephalopathie (mit Rücken- und Nackenschmerzen, okuläre Hyperämie, subkonjunktivale Blutung, Dyspnoe, Harn- und/oder Stuhlinkontinenz, Schwierigkeiten beim Stehen/Gehen, veränderter Gemütszustand, Verwirrtheit, Lethargie, Stupor oder Koma)
  • transiente Hypereosinophilie, Leberfunktionsstörungen einschließlich akuter Hepatitis, Leberenzymerhöhungen, Hyperbilirubinämie und Hämaturie
  • Leukopenie/Anämie

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

 

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Die Wirksamkeit und das Dosierungsschema von Ivermectin bei immunsupprimierten Patienten, die gegen gastrointestinale Strongyloidiasis behandelt werden, sind nicht durch adäquate klinische Studien belegt. Insbesondere in dieser Patientengruppe wurde über Fälle mit persistierender Infestation nach Einnahme einer Einzeldosis Ivermectin berichtet.
  • Ivermectin ist nicht zur Prophylaxe von Filarieninfektionen oder Anguillulosis geeignet. Es liegen keine Wirksamkeitsdaten für Ivermectin vor, die eine Abtötung oder Verhinderung der Reifung von infektiösen Larven beim Menschen belegen.
  • Eine Wirkung von Ivermectin gegen adulte Würmer ist für keine Filarienspezies gezeigt worden.
  • Ivermectin hat keinen günstigen Einfluss auf tropische pulmonale Eosinophilie, Lymphadenitis und Lymphangitis, die durch Filarieninfektionen verursacht werden.
  • Die Ausprägung und der Schweregrad von Nebenwirkungen nach Anwendung von Ivermectin sind wahrscheinlich auf die Dichte der Mikrofilarien (insbesondere im Blut) vor Behandlungsbeginn zurückzuführen. Patienten, die mit Loa loa koinfiziert sind, weisen in den meisten Fällen eine hohe Dichte an Mikrofilarien (insbesondere im Blut) auf. Im Behandlungsfall besteht somit ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von schwerwiegenden Nebenwirkungen.
  • In seltenen Fällen traten bei Patienten, die mit Ivermectin behandelt wurden und mit einer großen Anzahl Mikrofilarien von Loa loa infiziert waren, das ZNS betreffende Nebenwirkungen (Enzephalopathie) auf. Daher sollten in endemischen Loa loa-Gebieten vor einer Behandlung mit Ivermectin spezielle Maßnahmen getroffen werden.
  • Die gleichzeitige Anwendung von Diethylcarbamazincitrat (DEC) und Ivermectin im Rahmen von Massenkampagnen zur chemotherapeutischen Bekämpfung der durch Wuchereria bancrofti verursachten Filariose in Afrika wird nicht empfohlen. Eine Koinfektion mit anderen Mikrofilarien, wie z.B. Loa loa, kann bei infizierten Patienten zu einer starken Mikrofilarämie führen
  • Die systemische Exposition gegenüber DEC kann bei solchen Patienten zum Auftreten schwerwiegender Nebenwirkungen führen, die mit dem raschen und wirksamen mikrofilariziden Effekt dieses Arzneimittels zusammenhängen.
  • Bei Patienten mit Onchozerkose wurde nach der Gabe von Substanzen mit rascher mikrofilarizider Wirkung, wie z.B. DEC, über kutane und/oder systemische Reaktionen unterschiedlichen Schweregrads (Mazzotti-Reaktion) und über ophthalmologische Reaktionen berichtet.
  • Diese Reaktionen werden wahrscheinlich durch eine Entzündungsantwort auf Abbauprodukte verursacht, die nach dem Absterben der Mikrofilarien freigesetzt werden.
  • Bei Patienten, die Ivermectin zur Behandlung einer Onchozerkose erhalten, können diese Reaktionen auch bei der ersten Behandlung auftreten. Nach der Behandlung mit einem mikrofilariziden Arzneimittel kann es bei Patienten mit hyperreaktiver Onchodermatitis („Sowda“, insbesondere im Jemen) mit höherer Wahrscheinlichkeit zu schweren kutanen Nebenwirkungen (Ödem und Exazerbation der Onchodermatitis) kommen.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Orangensaft Mechanismus unbekannt. Beobachtet wurde die Verringerung der AUC und Cmax von Ivermectin um ein Drittel bei gleichzeitiger Aufnahme von 750 ml Orangensaft. Einnahme von Wasser und zwei Stunden Abstand zu Mahlzeiten.

 

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

NEMATODENMITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Benzimidazol-Derivate

Albendazol

Eskazole®
P02CA03

Mebendazol

Vermox®
P02CA01
Tetrahydropyrimidin-Derivate

Pyrantel

Helmex®
P02CC01

Referenzen

  1. Merck Sharp & Dohme BV, SmPC Stromectol (RVG 28341) 03-09-2015
  2. Gwee, A., et al. , Population pharmacokinetics of ivermectin for the treatment of scabies in Indigenous Australian children, PLoS Negl Trop Dis, 2020, 14 (12), e0008886
  3. Nordal, E., et al. , Acute Seizures in a 10-Year Old Boy., Pediatr Infect Dis J, 2020, 39 (11), 1063-1064
  4. Levy, M., et al. , Ivermectin safety in infants and children under 15 kg treated for scabies: a multicentric observational study., Br J Dermatol, 2020, 182 (4):1, 003-1006
  5. Bécourt, C., et al. , Treatment of scabies with oral ivermectin in 15 infants: a retrospective study on tolerance and efficacy, Br J Dermatol, 2013, 169 (4), 931-3
  6. Brussee, J. M., et al. , Ivermectin Dosing Strategy to Achieve Equivalent Exposure Coverage in Children and Adults, Clin Pharmacol Ther, 2019, 106 (3), 661-667
  7. Ständer, S., et al., Effectiveness and adverse events of ivermectin treatment for scabies in 30 infant patients: report from a German single centre, J Eur Acad Dermatol Venereol, 2020, 34 (11, e736-e737
  8. Wilkins, A. L., et al. , Question 1: Is it safe to use ivermectin in children less than five years of age and weighing less than 15 kg?, Arch Dis Child, 2018, 103 (5), 514-519
  9. Kan, B., et al. , Reindeer warble fly-associated human myiasis,Scandinavia, Emerg Infect Dis, 2013, 19 (5), 830-2
  10. Pädia GmbH, SmPC DRIPONIN 3 mg Tabletten (2200613.00.00), 09/2018

Änderungsverzeichnis

  • 11 Januar 2021 14:10: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung