Liraglutid

Wirkstoff
Liraglutid
Handelsname
Saxenda®, Victoza®
ATC-Code
A10BJ02

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Liraglutid ist ein Antidiabetikum und Glucagon-like Peptide (GLP)-1-Analogon. Liraglutid wird gentechnologisch hergestellt und stimmt zu 97 % mit dem körpereigenen Inkretin GLP-1 überein. Es bindet und aktiviert den GLP-1-Rezeptor, wodurch glucoseabhängig die Insulinsekretion erhöht und die Glucagonfreisetzung verringert wird. Umgekehrt verringert Liraglutid während einer Hypoglykämie die Insulinsekretion, während es die Glucagonsekretion nicht beeinträchtigt. Da GLP-1 ein physiologischer Regulator des Hungergefühls ist, kann der Appetit und die Nahrungsaufnahme verringert werden.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

 

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Diabetes mellitus Typ II
    • subkutan
      • ≥10 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Adipositas/Übergewicht
    • subkutan
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Subkutan zur Behandlung des unzureichend kontrollierten Diabetes mellitus Typ 2 als Zusatz zu Diät und körperlicher Aktivität
• als Monotherapie, wenn die Anwendung von Metformin aufgrund einer Unverträglichkeit oder Kontraindikation ungeeignet ist
• zusätzlich zu anderen Arzneimitteln zur Behandlung des Diabetes mellitus

Es liegen keine Daten für Kinder im Alter von unter 10 Jahren vor.

Kinder ab dem Alter von 10 Jahren, Jugendliche und Erwachsene:

Zur Verbesserung der gastrointestinalen Verträglichkeit beträgt die tägliche Anfangsdosis 0,6 mg Liraglutid. Nach mindestens einer Woche sollte die Dosis auf 1,2 mg erhöht werden. Einige Patienten können von einer Erhöhung der Dosis von 1,2 mg auf 1,8 mg profitieren. Um die Einstellung des Blutzuckerspiegels zu verbessern, kann basierend auf dem Behandlungserfolg nach mindestens einer weiteren Woche die Dosis auf 1,8 mg erhöht werden. Höhere Tagesdosen als 1,8 mg werden nicht empfohlen.

[Ref.]

Subkutan als Ergänzung zu einer gesunden Ernährung und verstärkter körperlicher Aktivität zur Gewichtsregulierung bei jugendlichen Patienten im Alter ab 12 Jahren oder älter verwendet werden bei:
• Adipositas (BMI entsprechend ≥ 30 kg/m2 für Erwachsene nach internationalen Cut-off-Punkten)* und
• einem Körpergewicht über 60 kg.

Jugendliche (≥12 Jahre):

Für Jugendliche im Alter ab 12 Jahren bis unter 18 Jahren ist ein Dosiseskalationsschema anzuwenden, das demjenigen von Erwachsenen entspricht.
Die Anfangsdosis beträgt 0,6 mg einmal pro Tag. Die Dosis sollte auf 3,0 mg einmal pro Tag erhöht werden. Zur Verbesserung der gastrointestinalen Verträglichkeit sollte dies in Abstufungen von 0,6 mg jeweils im Abstand von mindestens einer Woche erfolgen. Wird die Dosissteigerung auf die nächste Dosisstufe in zwei aufeinanderfolgenden Wochen nicht vertragen, ist ein Abbruch der Behandlung in Betracht zu ziehen.
Die Dosis sollte bis auf 3,0 mg (Erhaltungsdosis) oder bis zum Erreichen der maximal vertragenen Dosis erhöht werden. Höhere Tagesdosen als 3,0 mg werden nicht empfohlen.

[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung in einem Fertigpen 6 mg/ml 

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke als Liraglutid
Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Victoza® Injektionslösung in einem Fertigpen 6 mg/ml  s.c. „natriumfrei“ Propylenglykol Diabetes Typ 2: ab 10 Jahren
Saxenda® Injektionslösung in einem Fertigpen 6 mg/ml  s.c. „natriumfrei“ Propylenglykol Adipositas: ab 12 Jahren

 

Die Fachinformationen wurden am 22.06.2021 aufgerufen.

Anwendungshinweis: Nur subkutane Anwendung in Abdomen, Oberschenkel oder Oberarm, unabhängig von Mahlzeiten, bevorzugt immer zum gleichen Zeitpunkt.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Diabetes mellitus Typ II
  • Subkutan
    • 10 Jahre bis 18 Jahre
      [1]
      • Initialdosis: 0,6 mg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: Dosis nach mindestens 1 Woche erhöhen auf 1,2 mg/Tag in 1 Dosis. Max: 1,8 mg/Tag.
      • Einige Patienten können nach mindestens einer weiteren Woche von einer zweiten Dosiserhöhung auf 1,8 mg/Tag profitieren.

Adipositas/Übergewicht
  • Subkutan
    • ≥ 12 Jahre
      [2]
      • Initialdosis: 0,6 mg/Tag in 1 Dosis
      • Erhaltungsdosis: Initialdosis je nach Verträglichkeit in Schritten von 0,6 mg in Abständen von mind. 1 Woche erhöhen bis max. 3 mg/Tag in 1 Dosis

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Im Allgemeinen war die Häufigkeit, Art und Schwere unerwünschter Arzneimittelwirkungen bei Kindern und Jugendlichen ab 10 Jahren ähnlich wie bei erwachsenen Patienten. Erbrechen trat bei Jugendlichen 2-mal so häufig auf wie bei Erwachsenen.

Die Anzahl der bestätigten hypoglykämischen Episoden bei Kindern war mit Liraglutid (0,58 Ereignisse/Patientenjahr) höher als mit Placebo (0,29 Ereignisse/Patientenjahr). Bei Kindern, die vor einer bestätigten hypoglykämischen Episode mit Insulin behandelt wurden, war die Anzahl mit Liraglutid (1,82 Ereignisse/Patientenjahr) höher als mit Placebo (0,91 Ereignisse/Patientenjahr). In der mit Liraglutid behandelten Gruppe traten keine schweren hypoglykämischen Episoden auf.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Übelkeit, Durchfall

Häufig (1-10 %): Nasopharyngitis, Bronchitis, Hypoglykämie, Anorexie, verminderter Appetit, Kopfschmerzen, Schwindel, erhöhte Herzfrequenz, Erbrechen, Dyspepsie, Oberbauchschmerzen, Obstipation, Gastritis, Flatulenz, abdominelles Spannungsgefühl, gastroösophageale Refluxkrankheit, abdominale Beschwerden, Zahnschmerzen, Ausschlag, Erschöpfung Reaktionen an der Injektionsstelle, erhöhte Lipase, erhöhte Amylase

Gelegentlich (0,1-1 %): Dehydrierung, verzögerte Magenentleerung, Cholelithiasis, Cholezystitis, Urtikaria, Juckreiz, Beeinträchtigung
der Nierenfunktion, akutes Nierenversagen, Unwohlsein

Selten (0,01-0,1 %): Anaphylaktische Reaktionen, Darmverschluss

Sehr selten (<0,01 %): Pankreatitis (einschließlich nekrotisierender Pankreatitis)

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Liraglutid sollte nicht bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 oder zur Behandlung der diabetischen Ketoazidose angewendet werden.

Liraglutid ist kein Ersatz für Insulin. Es liegen Berichte über diabetische Ketoazidose bei insulinabhängigen Patienten nach raschem Absetzen oder einer schnellen Dosisreduktion von Insulin vor.

Es gibt keine therapeutischen Erfahrungen bei Patienten mit Herzinsuffizienz des New York Heart Association (NYHA)-Stadium IV, daher wird die Anwendung von Liraglutid bei diesen Patienten nicht empfohlen.

Bei Patienten mit entzündlichen Darmkrankheiten und diabetischer Gastroparese liegen nur begrenzte Erfahrungen vor. Die Anwendung von Liraglutid wird bei diesen Patienten nicht empfohlen, da sie mit vorübergehenden gastrointestinalen Nebenwirkungen, einschließlich Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, verbunden ist.

Akute Pankreatitis wurde unter der Anwendung von GLP-1-Rezeptoragonisten beobachtet. Patienten sollten über die charakteristischen Symptome einer akuten Pankreatitis informiert werden. Wird eine Pankreatitis vermutet, ist Liraglutid abzusetzen; wird eine akute Pankreatitis bestätigt, ist die Behandlung mit Liraglutid nicht wieder aufzunehmen.

Über unerwünschte Ereignisse in Zusammenhang mit der Schilddrüse wie Struma wurde in klinischen Studien und insbesondere bei Patienten mit bestehender Schilddrüsenerkrankung berichtet. Liraglutid sollte deshalb bei diesen Patienten mit Vorsicht angewendet werden.

Patienten, die Liraglutid in Kombination mit einem Sulfonylharnstoff oder einem Insulin erhalten, können ein erhöhtes Risiko für eine Hypoglykämie haben. Das Risiko einer Hypoglykämie kann durch Reduktion der Sulfonylharnstoff- oder der Insulindosis gesenkt werden.

Bei Patienten, die mit Liraglutid behandelt wurden, wurde über Anzeichen und Symptome von Dehydrierung einschließlich Beeinträchtigung der Nierenfunktion und akutem Nierenversagen berichtet. Patienten, die mit Liraglutid behandelt werden, müssen auf das potenzielle Dehydrierungs-Risiko im Zusammenhang mit gastrointestinalen Nebenwirkungen hingewiesen werden und Vorkehrungen gegen Flüssigkeitsverluste treffen.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Vitamin-K-Antagonisten, z.B. Phenprocoumon
Beeinflussung der blutgerinnungshemmenden Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten aufgrund einer verlangsamten Magenentleerung durch Liraglutid möglich. Engmaschige Kontrolle des INR-Wertes.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANTIDIABETIKA, EXKL. INSULINE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Biguanide

Metformin

Glucophage®, MetfoLiquid GeriaSan®
A10BA02
Sulfonylharnstoffe

Glibenclamid

Amglidia®
A10BB01
Glucagon-like-Peptid-1-(GLP-1)-Rezeptoragonisten

Dulaglutid

Trulicity®
A10BJ05

Exenatid

Bydureon®, Byetta®
A10BJ01
Natrium-Glucose-Cotransporter-2-(SGLT2)-Inhibitoren

Dapagliflozin

Forxiga®
A10BK01

Empagliflozin

Jardiance®
A10BK03

Referenzen

  1. Novo Nordisk A/S, SmPC Victoza (EU/1/09/529) Rev 21, 11-02-2021
  2. Novo Nordisk A/S , SmPC Saxenda (EU/1/15/992/001-003) 02-06-2021
  3. Novo Nordisk, SmPC Victoza® 6 mg/ml Injektionslösung in einem Fertigpen (EU/1/09/529/001-005), 09/2020
  4. Novo Nordisk, SmPC Saxenda® 6 mg/ml Injektionslösung in einem Fertigpen (EU/1/15/992/001 – 003), 04/2021

Änderungsverzeichnis

  • 02 November 2021 11:12: Neue Indikation "Adipositas/Übergewicht"
  • 16 August 2021 13:40: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung