Etacrynsäure

Wirkstoff
Etacrynsäure
Handelsname
Edecrin®, Reomax®; Syn: Ethacrynsäure
ATC-Code
C03CC01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Etacrynsäure ist ein Schleifendiuretikum, das als einziger Vertreter dieser Wirkstoffgruppe keine Sulfonamidgruppe enthält. Der wirksame Cystein-Metabolit wirkt am aufsteigenden Ast der Henleschen Schleife und an den distalen und proximalen Tubuli.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Die aktive Form von Etacrynsäure ist ein Cysteinkomplex, der in das Tubuluslumen sezerniert werden muss. Bei Neugeborenen sind sowohl die glomeruläre Filtration als auch die aktive Sekretion im Tubulus nicht vollständig ausgereift. Dies könnte zu einer länger anhaltenden und weniger starken Wirkung bei Neugeborenen im Vergleich zu Erwachsenen führen.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Flüssigkeitsretention und Ödeme
    • intravenös

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös bei Flüssigkeitsretention und Ödemen

  • Für diesen Arzneistoff gibt es kein zugelassenes Präparat in Deutschland.
  • Dosierungen siehe Fachinformation von Importpräparaten:
    • Für die intravenöse Anwendung gibt es keine Empfehlung aufgrund mangelnder pädiatrischer Daten.
  • Der Wirkstoff ist nur in den USA und Kanada für pädiatrische Patienten (Kleinkinder ausgenommen) bei oraler Applikation zugelassen.

[Ref.]

Präparate im Handel

Es gibt derzeit kein Präparat in Deutschland im Handel. Ein Import ist gegebenenfalls aus Italien (Reomax® 50 mg Tabletten, 50 mg/20 mL Ampulle) möglich. In den USA und Kanada ist Etacrynsäure unter dem Fertigarzneimittelnamen Edecrin® im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Flüssigkeitsretention und Ödeme
  • Intravenös
    • Gestationsalter < 37 Wochen
      [1] [2]
      • 1 mg/kg/Dosis, einmalig.
      • unlicensed

    • Neugeborene
      [1] [2] [4] [5]
      • 1 mg/kg/Dosis, einmalig. Alternativ: Dauerinfusion: 0,1 - 0,4 mg/kg/h, nach Effekt titrieren, in Ausnahmefällen: max.: 0,8 mg/kg/h.
      • unlicensed

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [3] [4] [5] [6]
      • 0,5 - 1 mg/kg/Dosis, Bolus. Max: 50 mg/Dosis. Bei Bedarf alle 8 bis 24 h wiederholen. Alternativ: Dauerinfusion: 0,1 - 0,4 mg/kg/h, nach Effekt titrieren, in Ausnahmefällen: max.: 0,8 mg/kg/h.
      • unlicensed

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Elektrolytstörungen (Hypochlorämie, Hyponatriämie, Hypokaliämie) und metabolische Alkalose traten häufig auf, insbesondere bei hohen Dosierungen [Laudignon et al. 1989, Miller et al. 2014, Ricci et al. 2015].

Etacrynsäure kann möglicherweise Ototoxizität verursachen [Haiberger et al. 2016].

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Falls erforderlich, soll die zweite Dosis an einer neuen Injektionsstelle verabreicht werden, um eine mögliche Thrombophlebitis zu vermeiden [SmPC Edecrin USA 08/2020].
Serumelektrolyte (Natrium, Kalium, Chlorid, Wasserstoffionen) sollten wegen dem Risiko eines Kaliumverlusts und einer metabolischen Alkalose sorgfältig überwacht werden.
Etacrynsäure kann das ototoxische Potenzial anderer Arzneimittel (z. B. Aminoglykoside) erhöhen. Ihre gleichzeitige Anwendung sollte vermieden werden [Edecrin USA 08/2020].

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

HIGH-CEILING-DIURETIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Sulfonamide, rein

Furosemid

Lasix®, Diurapid®, Furanthril®
C03CA01

Torasemid

Unat®, Torem®
C03CA04

Referenzen

  1. Scalais, EA., et al., Effects of ethacrynic acid in the newborn infant, J Pediatr, 1984, 104(6), 947-950
  2. Chemtob S et al., Alternating sequential dosing with furosemide and ethacrynic acid in drug tolerance in the newborn, Am J Dis Child, 1989, 143(7), 850-854
  3. Sparrow, AW., et al., The use of ethacrynic acid in infants and children with congestive heart failure, Pediatrics, 1968, 24(2), 291-302
  4. Ricci, Z., et al., Furosemide versus ethacrynic acid in pediatric patients undergoing cardiac surgery: a randomized controlled trial, Crit Care, 2015, 19(1), 2
  5. Haiberger, R., et al., Clinical Factors Associated with Dose of Loop Diuretics After Pediatric Cardiac Surgery: Post Hoc Analysis, Pediatr Cardiol, 2016, 37(5), 913-918
  6. Miller, JL., et al., Ethacrynic Acid continuous infusions in critically ill pediatric patients, J Pediatr Pharmacol Ther, 2014, 19(1), 49-55
  7. Laudignon, N., et al., Furosemide and ethacrynic acid: risk factors for the occurrence of serum electrolyte abnormalities and metabolic alkalosis in newborns and infants., Acta Paediatr Scand, 1989, 78(1), 133-135
  8. Bioindustria Laboratorio Italiano Medicinali S.p.A, SmPC Reomax (Italy), 2012
  9. Bausch Health Companies, SmPC Edecrin (USA), 08/2020

Änderungsverzeichnis

  • 29 November 2022 11:42: Die verfügbare wissenschaftliche Literatur über die Anwendung von Etacrynsäure bei Kindern wurde ausgewertet. Dies führte zur Aufnahme einer neuen Dosierungsempfehlung für die Indikation "Flüssigkeitsretention und Ödeme"

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung