Ranibizumab

Wirkstoff
Ranibizumab
Handelsname
Lucentis®, Ximluci®, Byooviz™
ATC-Code
S01LA04

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Ranibizumab ist das Fragment eines humanisierten rekombinanten monoklonalen Antikörpers, das gegen den humanen vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor A (VEGF-A) gerichtet ist. Es bindet mit hoher Affinität an VEGF-A-Isoformen (wie VEGF110, VEGF121 und VEGF165) und verhindert so, dass VEGF-A an seine Rezeptoren VEGFR-1 und VEGFR-2 bindet. Die Bindung von VEGF-A an seine Rezeptoren induziert Endothelzell-Proliferation und Neovaskularisation sowie vaskuläre Leckage – alles Faktoren, von denen man annimmt, dass sie zur Progression der neovaskulären Form der altersabhängigen Makuladegeneration, der pathologischen Myopie und CNV oder zu einer Visusbeeinträchtigung entweder infolge eines diabetischen Makulaödems oder eines Makulaödems aufgrund eines RVV bei Erwachsenen und zur ROP bei Frühgeborenen beitragen.

Pharmakokinetik bei Kindern

Nach intravitrealer Verabreichung bei Frühgeborenen mit ROP bei einer Dosis von 0,2 mg (pro Auge) waren die Serumkonzentrationen von Ranibizumab höher als die von erwachsenen Patienten mit neovaskulärer AMD, die 0,5 mg in ein Auge erhielten. Basierend auf einer populationspharmakokinetischen Analyse waren die Unterschiede in Cmax und AUCinf ca. 16-fach bzw. 12-fach höher. Die erkennbare systemische Halbwertszeit lag bei ungefähr 6 Tagen. Eine PK-/PD-Analyse zeigte keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen systemischen Ranibizumab Konzentrationen und systemischen VEGF Konzentrationen.
[SmPC Lucentis]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Frühgeborenen-Retinopathie (retinopathy of prematurity; ROP)
    • intravitreal
      • Frühgeborene (Gestationsalter <37 Wochen): zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravitreal bei Frühgeborenen-Retinopathie (retinopathy of prematurity; ROP) in Zone I (Stadien 1+, 2+, 3 oder 3+), Zone II (Stadium 3+) oder einer AP-ROP (aggressiv-posterioren Frühgeborenen Retinopathie)

Frühgeborene
Die empfohlene Dosis für Ranibizumab bei Frühgeborenen beträgt 0,2 mg, verabreicht als intravitreale Injektion. Dies entspricht einem Injektionsvolumen von 0,02 ml. Die Behandlung einer ROP wird bei Frühgeborenen mit einer Einzelinjektion pro Auge eingeleitet und kann am selben Tag in beide Augen injiziert werden. Insgesamt können innerhalb von sechs Monaten ab Behandlungsbeginn bis zu drei Injektionen pro Auge verabreicht werden, sofern Anzeichen einer Krankheitsaktivität vorliegen.  Das Intervall zwischen zwei Injektionen in dasselbe Auge sollte mindestens vier Wochen betragen.

Kinder und Jugendliche
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Ranibizumab bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren für andere Indikationen als die Frühgeborenen-Retinopathie ist nicht erwiesen. Daten zu jugendlichen Patienten zwischen 12 und 17 Jahren mit einer Visusbeeinträchtigung infolge einer CNV (chorioidalen Neovaskularisation) werden beschrieben; eine Dosierungsempfehlung kann jedoch nicht gegeben werden.

[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung
in Durchstechflasche 10 mg/mL
in Fertigspritze 10 mg/mL

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Ranibizumab) Applikationsweg Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Lucentis® Injektionslösung in Durchstechflasche 10 mg/mL intravitreal Polysorbat 20 Frühgeborene, Erwachsene
Injektionslösung in Fertigspritze 10 mg/mL intravitreal Polysorbat 20 Erwachsene


Die Fachinformationen wurden am 26.07.2023 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Anwendungshinweise: Zur Behandlung Frühgeborener sollte die niedrigvolumige Präzisionsspritze, die zusammen mit einer Injektionskanüle (30 G × ½″) im VISISURE-Kit enthalten ist, verwendet werden. Bei Frühgeborenen sollte die Injektionskanüle 1,0 bis 2,0 mm posterior zum Limbus in Richtung des Sehnervs des betroffenen Auges eingebracht werden. Danach sollte das Injektionsvolumen von 0,02 ml langsam injiziert werden.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Frühgeborenen-Retinopathie (retinopathy of prematurity; ROP)
  • Intravitreal
    • Gestationsalter < 37 Wochen
      [1]
      • Bei Bedarf in beide Augen: 0,2 mg/Dosis, bei Bedarf max. 3 Injektionen pro Auge innerhalb von 6 Monaten.
      • Dosisintervall: zwischen 2 Injektionen mindestens 4 Wochen Abstand halten

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Oph­thal­mo­lo­gische Nebenwirkungen: Einblutungen in die Retina und Bindehautblutungen

Nicht-oph­thal­mo­lo­gische Nebenwirkungen: Nasopharyngitis, Anämie, Husten, Harnwegsinfektionen und allergische Reaktionen

Die Langzeitsicherheit bei Frühgeborenen mit ROP wurde bis zu einem Alter von fünf Jahren in der RAINBOW-Extensionsstudie untersucht und zeigte keine neuen Sicherheitssignale. Das Sicherheitsprofil von 0,2 mg Ranibizumab in der Extensionsstudie entsprach dem in der Hauptstudie nach 24 Wochen beobachteten Profil.

[SmPC Lucentis]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Nasopharyngitis, Kopfschmerzen, Vitritis, Glaskörperabhebung, Einblutungen in die Retina, Beeinträchtigung der Sehfähigkeit, Augenschmerzen, „Fliegende Mücken“ (Mouches volantes), Bindehautblutung, Augenirritation, Fremdkörpergefühl im Auge, verstärkter Tränenfluss, Blepharitis, trockenes Auge, okuläre Hyperämie, Pruritus des Auges, Arthralgie, Erhöhung des Augeninnendrucks

Häufig (1-10 %): Harnwegsinfektionen, Anämie, Hypersensitivitätsreaktionen, Angstzustände, Netzhautdegeneration, Funktionsstörungen der Retina, Netzhautablösung, Netzhauteinriss, Abhebung des retinalen Pigmentepithels, Einriss des retinalen Pigmentepithels, Visusverschlechterung, Glaskörperblutung, Funktionsstörungen des Glaskörpers, Uveitis, Iritis, Iridozyklitis, Katarakt, subkapsuläre Katarakt, Trübung der hinteren Linsenkapsel, Keratitis punctata, Abrasio corneae, Reizzustand der Vorderkammer, Verschwommensehen, Blutungen an der Injektionsstelle, Einblutungen ins Auge, Konjunktivitis, allergische Konjunktivitis, Augentränen, Photopsie, Photophobie, Augenbeschwerden, Augenlidödem, Augenlidschmerzen, Hyperämie der Konjunktiva, Husten, Übelkeit, allergische Reaktionen (Hautausschlag, Urticaria, Pruritus, Erythem)

Gelegentlich (0,1-1 %): Erblindung, Endophthalmitis, Hypopyon, Vorderkammerblutung, Keratopathie, Irisadhäsion, Ablagerungen auf der Kornea, Ödeme der Kornea, Striae der Kornea, Schmerzen an der Injektionsstelle, Reizungen an der Injektionsstelle, abnormes Gefühl im Auge, Reizungen des Augenlids

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • bestehende okulare oder periokulare Infektion bzw. Verdacht darauf
  • bestehende schwere intraokulare Entzündung

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Die besonderen Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung bei Erwachsenen gelten ebenso für Frühgeborene mit ROP.

Durch die intravitreale Injektion bedingte Reaktionen:
Überwachen Sie den Patienten in der Woche nach der intravitrealen Injektion, damit bei Auftreten einer Infektion eine frühzeitige Behandlung möglich ist. Die Eltern des Patienten sollten angewiesen werden, mögliche Symptome einer Endophthalmitis oder andere Reaktionen im Zusammenhang mit der intravitrealen Injektion (intraokulare Entzündung, Glaskörperblutung, Netzhautablösung und/oder -riss, traumatischer Katarakt) sofort zu melden.
Dabei sind folgende Symptome sofort zu melden: Augenschmerzen oder verstärktes Unwohlsein, Verschlimmerung der Augenrötung, verschwommenes oder vermindertes Sehen, erhöhte Anzahl kleiner Partikel im Sichtfeld oder erhöhte Lichtempfindlichkeit. Immunogenität aufgrund von Antikörperbildung kann sich als Zunahme der Schwere der intraokularen Entzündung manifestieren.
Überwachen Sie den Augeninnendruck und die Durchblutung des Sehnervs im Hinblick auf das mögliche Auftreten eines Anstiegs des Augeninnendrucks innerhalb von 1 Stunde nach der Injektion. Es wurde auch ein anhaltender Anstieg des Augeninnendrucks beobachtet. Ranibizumab darf nicht injiziert werden, wenn der Augeninnendruck ≥ 30 mmHg ist.

In folgenden Fällen sollte die Dosierung unterbrochen und die Behandlung nicht früher als zum nächsten vorgesehenen Termin fortgesetzt werden:

  • Verminderung der bestmöglich korrigierten Sehschärfe (best corrected visualacuity BCVA) von ≥ 30 Buchstaben im Vergleich zur zuletzt gemessenen Sehstärke;
  • intraokularer Druck von ≥ 30 mmHg;
  • Einriss der Retina;
  • Subretinale Blutung, bei der das Zentrum der Fovea betroffen ist oder die Größe der Blutung ≥ 50 % der gesamten betroffenen Läsion beträgt;
  • mit rhegmatogener Netzhautablösung oder Makulalöchern im Stadium 3 oder 4 die Behandlung absetzen;
  • durchgeführte oder geplante intraokulare Operation innerhalb der vergangenen oder kommenden 28 Tage.

Mit Vorsicht anwenden bei Patienten:

  • mit Risikofaktoren für retinaler Pigmentepitheleinrisse, wie z.B. großflächige und/oder starke Abhebungen des retinalen Pigmentepithels;
  • mit einem Schlaganfall, einer TIA oder einem Myokardinfarkt in der Vorgeschichte wegen des Risikos einer arteriellen Thromboembolie. Es gibt relativ wenige Daten zur Sicherheit der Behandlung dieser Patienten mit intravitrealen VEGF-Inhibitoren.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

MITTEL GEGEN VASKULÄRE AUGENERKRANKUNGEN

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antineovaskuläre Mittel

Aflibercept

Eylea®
S01LA05

Referenzen

  1. Novartis Europharm Limited, SmPC Lucentis (EU/1/06/374/002) Rev 42; 21-03-2023, www.ema.europa.eu
  2. Novartis Pharma GmbH, SmPC Lucentis® 10 mg/mL Injektionslösung in einer Fertigspritze (EU/1/06/374/003), 02/2023
  3. Novartis Pharma GmbH, SmPC Lucentis® 10 mg/mL Injektionslösung (EU/1/06/374/002), 02/2023

Änderungsverzeichnis

  • 24 August 2023 14:15: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung