Lamotrigin

Wirkstoff
Lamotrigin
Handelsname
Lamictal®
ATC-Code
N03AX09

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Lamotrigin gehört zur Gruppe der Antiepileptika. Lamotrigin inaktiviert spannungskontrollierte Na+-Kanäle, dies verhindert die Auslösung eines Aktionspotenzials, was zu einer Blockade des spannungsabhängigen Ca2+-Kanals vom l-Typ führt. Hierdurch wird die Synthese und Freisetzung von Neurotransmittern reguliert und folglich die basale Neurotransmission moduliert. Es kommt zu einer Modulation der Freisetzung von exzitatorischen Neurotransmittern wie Aspartat und Glutamat. Der Wirkmechanismus bei bipolaren Störungen ist nicht bekannt. [Ref.]

Pharmakokinetik bei Kindern

Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5 - 15 mg/l. Lamotrigin wird renal ausgeschieden. [Rademaker 2008]

Halbwertszeit T1/2:

Alter T1/2 ohne Kombination mit enzyminduzierenden oder -hemmenden Mitteln T1/2 in Kombination mit Enzyminduktoren wie Carbamazepin und
Phenytoin
T1/2 in Kombination mit Valproat
2 - 26 Monate (n=143)  38 h 23 h 136 h
26 Monate -12 Jahre - 7 h 45 - 50 h

 

  • generell bei Kindern kürzer als bei Erwachsenen

[Ref.]

Erwachsene

Tmax: 2,5 Stunden
T½: im Mittel etwa 33 Stunden (14 – 103 Stunden) bei Monotherapie
In Kombination mit

  • Carbamazepin und Phenytoin T½: 14 Stunden
  • Valproinsäure T½: 70 Stunden

Plasmaproteinbindung: 55 %
Bioverfügbarkeit: 98 %
Metabolisierung: Hepatische Metabolisierung durch UDP-Glucuronosyl-Transferasen

[Ref.]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Epilepsie: Mono- oder Kombinationstherapie ohne Enzymhemmer oder -induktor
    • oral
      • ≥2 Jahre bis ≤12 Jahre: zugelassen*
      • ≥13 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen**

  • Epilepsie: Kombination mit Valproinsäure oder anderen Enzymhemmern
    • oral
      • ≥2 Jahre bis ≤12 Jahre: zugelassen*
      • ≥13 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen**

       

  • Epilepsie: Kombination mit Enzyminduktoren
    • oral
      • ≥2 Jahre bis ≤12 Jahre: zugelassen*
      • ≥13 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen**

*nur als Zusatztherapie bei partiellen und generalisierten Anfällen einschließlich tonisch-klonischen Anfällen sowie bei Anfällen in Zusammenhang mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom ODER als Monotherapie bei typischen Absencen

**als Zusatz- oder Monotherapie partieller und generalisierter Anfälle einschließlich tonisch-klonischer Anfälle sowie bei Anfällen in Zusammenhang mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom als Zusatztherapie oder initiales Antiepileptikum

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Kinder im Alter bis zu 1 Monat
Es liegen keine Daten vor.

Kinder unter 2 Jahren
Zur Wirksamkeit und Sicherheit von Lamotrigin als Zusatztherapie partieller Anfälle bei Kindern im Alter von 1 Monat bis 2 Jahren liegen nur begrenzte Daten vor. Deshalb wird Lamotrigin für die Anwendung bei Kindern unter 2 Jahren nicht empfohlen.

[Ref.]

Oral als Zusatztherapie bei partiellen und generalisierten Anfällen einschließlich tonisch-klonischer Anfälle sowie bei Anfällen in Zusammenhang mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom.

Kinder und Jugendliche von 2 bis 12 Jahren

Behandlungsschema Wochen 1 + 2 Wochen 3 + 4 Übliche Erhaltungsdosis
       
Monotherapie typischer
Absencen:
0,3 mg/kg/Tag
(einmal täglich oder
aufgeteilt in zwei
Einzeldosen)
0,6 mg/kg/Tag
(einmal täglich oder
aufgeteilt in zwei
Einzeldosen)
1 – 15 mg/kg/Tag
(einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen)
Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen
alle ein bis zwei Wochen um maximal 0,6 mg/kg/Tag
erhöht werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist,
mit einer maximalen Erhaltungsdosis von 200 mg/Tag.
Zusatztherapie MIT Valproat (Hemmer der Glucuronidierung von Lamotrigin) 0,15 mg/kg/Tag*
(einmal täglich)
0,3 mg/kg/Tag
(einmal täglich)
1 – 5 mg/kg/Tag
(einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen)
Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen
alle ein bis zwei Wochen um maximal 0,3 mg/kg/Tag
erhöht werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist,
wobei die maximale Erhaltungsdosis 200 mg/Tag beträgt.
Zusatztherapie OHNE Valproat und MIT Induktoren der Glucuronidierung von Lamotrigin 0,6 mg/kg/Tag
(aufgeteilt in zwei
Einzeldosen)
1,2 mg/kg/Tag
(aufgeteilt in zwei
Einzeldosen)
5 – 15 mg/kg/Tag
(einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen)
Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen
alle ein bis zwei Wochen um maximal 1,2 mg/kg/Tag
erhöht werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist,
wobei die maximale Erhaltungsdosis 400 mg/Tag be-
trägt.
Zusatztherapie OHNE Valproat und OHNE Induktoren der Glucuronidierung von Lamotrigin 0,3 mg/kg/Tag
(einmal täglich oder
aufgeteilt in zwei
Einzeldosen)
0,6 mg/kg/Tag
(einmal täglich oder
aufgeteilt in zwei
Einzeldosen)
1 – 10 mg/kg/Tag
(einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen)
Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen
alle ein bis zwei Wochen um maximal 0,6 mg/kg/Tag
erhöht werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist,
wobei die maximale Erhaltungsdosis 200 mg/Tag beträgt.

* Die stabilisierende Zieldosis ist abhängig vom klinischen Ansprechen.
* Wenn die berechnete Tagesdosis bei Patienten, die Valproat einnehmen, 1 mg oder mehr, aber weniger als 2 mg beträgt, können die Lamotrigin 2 mg.

[Ref.]

Oral als Zusatz- oder Monotherapie partieller und generalisierter Anfälle einschließlich tonisch-klonischer Anfälle.
oder Anfälle in Zusammenhang mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom als Zusatztherapie oder als initiales Antiepileptikum

Jugendliche ab 13 Jahren und Erwachsene:

Behandlungsschema Wochen 1 + 2 Wochen 3 + 4 Übliche Erhaltungsdosis
Monotherapie: 25 mg/Tag
(einmal täglich)
50 mg/Tag
(einmal täglich)
100 – 200 mg/Tag
(einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen).
Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen
alle ein bis zwei Wochen um maximal 50 – 100 mg erhöht
werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist.
Bei einigen Patienten waren 500 mg/Tag erforderlich, um
das gewünschte Ansprechen zu erreichen.
Zusatztherapie MIT Valproat (Hemmer der Glucuronidierung von Lamotrigin) 12,5 mg/Tag
(gegeben wird 25 mg
jeden 2. Tag)
25 mg/Tag
(einmal täglich)
100 – 200 mg/Tag
(einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen)
Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen
alle ein bis zwei Wochen um maximal 25 – 50 mg erhöht
werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist.
Zusatztherapie OHNE Valproat und MIT Induktoren der Glucuronidierung von Lamotrigin (Phenytoin
Carbamazepin
Phenobarbital
Primidon
Rifampicin
Lopinavir/Ritonavir)
50 mg/Tag
(einmal täglich)
100 mg/Tag
(aufgeteilt in zwei
Einzeldosen)
200 – 400 mg/Tag
(aufgeteilt in zwei Einzeldosen)
Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen
alle ein bis zwei Wochen um maximal 100 mg erhöht
werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist.
Bei einigen Patienten waren 700 mg/Tag erforderlich, um
das gewünschte Ansprechen zu erreichen.
Zusatztherapie OHNE Valproat und OHNE Induktoren der Glucuronidierung von Lamotrigin 25 mg/Tag
(einmal täglich)
50 mg/Tag
(einmal täglich)
100 – 200 mg/Tag
(einmal täglich oder aufgeteilt in zwei Einzeldosen)
Zum Erreichen der Erhaltungsdosis können die Dosen
alle ein bis zwei Wochen um maximal 50 – 100 mg erhöht
werden, bis ein optimales Ansprechen erzielt ist.

[Ref.]

weitere zugelassene Indikationen:

Bipolare Störung – Prävention depressiver Episoden bei Patienten mit Bipolar-I-Störung und überwiegend depressiven Episoden

  • nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 2 mg, 5 mg, 25 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg
Kautabletten 2 mg, 5 mg, 25 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg
Tabletten 25 mg, 50 mg, 100 mg, 200 mg

Orale Anwendung

Feste Arzneiformen

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke
Problematische Hilfsstoffe Aroma Anwendungshinweise
Lamictal® Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen/Kautabletten  2 mgT0,M,S
5 mgT0,M,S
25 mgT0,M,S
50 mgT0,M,S
100 mgT0,M,S
200 mgT0,M,S
Saccharin Schwarze-Johannisbeere Entweder kauen, im Ganzen mit etwas Wasser schlucken oder in wenig Wasser (mindestens so viel, dass die ganze Tablette bedeckt ist) auflösen und trinken.
Lamotrigin-neuraxpharm® Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen/Kautabletten 25 mgT2,S
50 mgT2,S
100 mgT4,S
200 mgT4,S
Saccharin
Sorbitol
Schwarze-Johannisbeere
Lamotrigin Atid® Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen/Kautabletten  25 mgT0,S
50 mgT0,S
100 mgT0,S
200 mgT0,S
Acesulfam Orange
Lamotrigin STADA® Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen/Kautabletten 50 mgT0,M,S
100 mgT0,M,S
200 mgT0,M,S
Acesulfam Orange
Lamotrigin-TEVA® Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen/Kautabletten  100 mg Saccharin Kirsche
Lamotrigin HEXAL® Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 25 mgT0,M,S,So
50 mgT0,M,S,So
100 mgT0,M,S,So
200 mgT0,M,S,So
Saccharin
Sorbitol
Schwarze-Johannisbeere Entweder in wenig Wasser (mindestens so viel, dass die ganze Tablette bedeckt ist) auflösen und trinken oder im Ganzen mit etwas Wasser schlucken.
Lamotrigin Desitin® Tabletten 50 mgT2,M
100 mgT2,M
200 mgT2,M
Lactose - Unzerkaut mit etwas Wasser schlucken.
Lamotrigin Desitin® quadro Tabletten 100 mgT4,M Lactose -
Lamotrigin Aurobindo Tabletten 25 mgT2,M
50 mgT0,M
100 mgT2,M
200 mgT1,M
Lactose - Ganze Tablette bzw. Tablettenhälfte unzerkaut und unzerkleinert schlucken.


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T4: teilbar in zwei gleiche Dosen, T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme, T0: nicht teilbar, M: mörserbar, S: suspendierbar, So: sondengängig

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Epilepsie: Mono- oder Kombinationstherapie ohne Enzymhemmer oder -induktor
  • Oral
    • 2 Jahre bis 13 Jahre
      [2] [7]
      • Dosistitration:

        Woche 1–2: 0,3 mg/kg/Tag in 1–2 Dosen
        Woche 3–4: 0,6 mg/kg/Tag in 1–2 Dosen
        dann schrittweise alle 1–2 Wochen um max. 0,6 mg/kg auf 1–15 mg/kg/Tag in 1–2 Dosen erhöhen, max. 200 mg/Tag

      • Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5–15 mg/l

    • 13 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [2] [7]
      • Dosistitration:

        Woche 1–2: 25 mg/Tag in 1 Dosis
        Woche 3–4: 50 mg/Tag in 1 Dosis
        dann schrittweise alle 1–2 Wochen auf 100–200 mg/Tag in 1–2 Dosen erhöhen.

      • Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5–15 mg/l

Epilepsie: Kombination mit Valproinsäure oder anderen Enzymhemmern
  • Oral
    • 2 Jahre bis 13 Jahre
      [1] [2] [7]
      • Dosistitration:

        Woche 1–2: 0,15 mg/kg/Tag in 1 Dosis
        Woche 3–4: 0,3 mg/kg/Tag in 1 Dosis
        dann schrittweise alle 1–2 Wochen um max. 0,3 mg/kg auf 1–5 mg/kg/Tag in 1–2 Dosen erhöhen, max. 200 mg/Tag

      • Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5–15 mg/l

    • 13 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [2] [7]
      • Dosistitration:

        Woche 1–2: 25 mg alle 2 Tage
        Woche 3–4: 25 mg/Tag in 1 Dosis
        dann schrittweise alle 1–2 Wochen auf 100–200 mg/Tag in 1–2 Dosen erhöhen

      • Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5–15 mg/l

Epilepsie: Kombination mit Enzyminduktoren
  • Oral
    • 2 Jahre bis 13 Jahre
      [1] [2] [7]
      • Dosistitration:

        Woche 1–2: 0,6 mg/kg/Tag in 2 Dosen
        Woche 3–4: 1,2 mg/kg/Tag in 2 Dosen
        dann schrittweise alle 1–2 Wochen um max. 1,2 mg/kg auf 5–15 mg/kg/Tag in 2 Dosen erhöhen, max. 400 mg/Tag

      • Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5–15 mg/l

    • 13 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [2] [7]
      • Dosistitration:

        Woche 1–2: 50 mg/Tag in 1 Dosis
        Woche 3–4: 100 mg/Tag in 2 Dosen
        dann schrittweise alle 1–2 Wochen auf 200–400 mg/Tag in 2 Dosen erhöhen

      • Therapeutische Plasmakonzentration: 0,5–15 mg/l

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Hautausschlag (makulopapulös), Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit, Agitation, geringes Risiko einer toxischen epidermalen Nekrolyse (TEN) [Rademaker 2007]. Das Risiko schwerer Hautausschläge ist bei Kindern höher als bei Erwachsenen. Bisher vorliegende Daten aus einer Reihe von Studien lassen bei Kindern auf eine Inzidenz stationär zu behandelnder Hautausschläge von 1 von 300 bis 1 von 100 schließen. [SmPC Lamictal]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Aggressivität, Reizbarkeit
  • Kopfschmerzen, Somnolenz, Schwindel, Tremor, Insomnie, Agitiertheit, Ataxie
  • Diplopie, Verschwommensehen
  • Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Mundtrockenheit
  • Hautausschlag, Alopezie
  • Arthralgie
  • Müdigkeit, Schmerzen, Rückenschmerzen

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Neutropenie, Leukopenie, Anämie, Thrombozytopenie, Panzytopenie, aplastische Anämie, Agranulozytose, hämophagozytische Lymphohistiozytose
  • aseptische Meningitis
  • Leberversagen, Leberfunktionsstörungen
  • Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse,

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Aufgrund der Gefahr eines Hautausschlags sollte die Dosierung eingeschlichen werden. Bei Kindern können die ersten Anzeichen eines Hautausschlags mit einer Infektion verwechselt werden. Wenn Kinder in den ersten acht Wochen der Behandlung Symptome von Fieber oder Hautausschlag entwickeln, sollte der Arzt die Möglichkeit einer Reaktion auf das Arzneimittel in Betracht ziehen

Forschungsdaten: Ein Einfluss auf die Entwicklung von Kindern ist nicht bekannt. Aufgrund unzureichender Daten wird die Anwendung bei Kindern unter 2 Jahren bei Epilepsie nicht empfohlen. Bei bipolaren Störungen wird die Anwendung bei Kindern unter 18 Jahren nicht empfohlen, da Lamotrigin in einer randomisierten kontrollierten Studie nicht wirksam war und eine erhöhte Anzahl von Patienten mit Suizidtendenzen auftrat.

Lamotrigin kann das Dravet-Syndrom verschlimmern [Wallace et al. (2016) und Guerrini et al. (1998)].

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Patienten sollten hinsichtlich Anzeichen von Suizidgedanken und suizidalen Verhaltensweisen überwacht und eine geeignete Behandlung in Erwägung gezogen werden.
  • Arrhythmogene ST-T Anomalien und typische Brugada-EKG-Muster wurden bei Patienten, welche mit Lamotrigin behandelt wurden, berichtet. Die Anwendung von Lamotrigin sollte bei Patienten mit Brugada-Syndrom sorgfältig abgewogen werden.
  • Es gibt Berichte in der Literatur, wonach schwere Krampfanfälle einschließlich eines Status epilepticus zu Rhabdomyolyse, Multiorganversagen und disseminierter intravaskulärer Gerinnung mit gelegentlich tödlichem Ausgang führen können.  Ähnliche Fälle sind in Zusammenhang mit der Anwendung von Lamotrigin aufgetreten.
  • Möglicherweise kann es zu einer klinisch signifikanten Verschlechterung der Anfallsfrequenz statt zu einer Besserung kommen.
  • Myoklonische Anfälle können durch Lamotrigin verstärkt werden.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Clozapin Erhöhung des Risikos und/oder der Schwere von Granulozytopenien/Agranulozytosen. Kombination vermeiden. Ist die gleichzeitige Behandlung unumgänglich, muss das Blutbild besonders engmaschig überwacht werden.
UDP-/UGT-Inhibitoren, z.B. Valproat Hemmung des Metabolismus von Lamotrigin durch UDP-/UGT-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung von Lamotrigin möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Lamotrigin.
UDP-/UGT-Induktoren, z.B. Rifampicin, andere Antiepileptika (z.B. Phenytoin, Carbamazepin), orale Kontrazeptive (z.B. Ethinylestradiol, Levonorgestrel), HIV-Proteaseinhibitoren (z.B. Lopinavir, Ritonavir) Steigerung des Metabolismus von Lamotrigin durch UDP-/UGT-Inhibition. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Lamotrigin möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Lamotrigin.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANTIEPILEPTIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Barbiturate und Derivate

Phenobarbital

Luminaletten®, Luminal®
N03AA02

Primidon

Liskantin®, Mylepsinum®
N03AA03
Hydantoin-Derivate

Phenytoin

Phenhydan®
N03AB02
Succinimid-Derivate

Ethosuximid

Petnidan®, Suxilep®
N03AD01
Benzodiazepin-Derivate

Clonazepam

Antelepsin®, Rivotril®
N03AE01
Carboxamid-Derivate

Carbamazepin

Tegretal®, Timonil®
N03AF01

Oxcarbazepin

Trileptal®, Apydan®, Timox®
N03AF02

Rufinamid

Inovelon®
N03AF03
Fettsäure-Derivate

Valproinsäure

Convulex®, Ergenyl®, Orfiril®, Depakine; Syn: Natriumvalproat
N03AG01

Vigabatrin

Sabril®, Kigabeq®
N03AG04
Andere Antiepileptika

Brivaracetam

Briviact®
N03AX23

Cannabidiol

Epidyolex®, Syn: CBD
N03AX24

Felbamat

Taloxa®
N03AX10

Fenfluramin

Fintepla®
N03AX26

Gabapentin

Neurontin®, GabaLiquid GeriaSan®
N03AX12

Lacosamid

Vimpat®
N03AX18

Levetiracetam

Keppra®, Kevesy®
N03AX14

Perampanel

Fycompa®
N03AX22

Pregabalin

Lyrica®, Algecia®, PregaTab®
N03AX16

Stiripentol

Diacomit®
N03AX17

Sultiam

Ospolot®
N03AX03

Topiramat

Topamax®
N03AX11

Zonisamid

Zonegran®, Zonisol®
N03AX15

Referenzen

  1. Werkgroep Richtlijnen Epilepsie [Arbeitsgruppe Richtlinie Epilepsie], Epilepsie. Richtlijnen voor diagnostiek en behandeling [Epilepsie. Richtlinien für Diagnose und Behandlung] , überarbeitete, zweite Version, Januar 2006
  2. GlaxoSmithKline BV, SPC Lamictal (RVG 19115, 19116, 19117) 08-03-2016, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  3. Gerlach M, Mehler-Wex C, Walitza S, Warnke A, Wewetzer C., Neuro-/Psychopharmaka im Kindes- und Jugendalter: Grundlagen und Therapie. , Springer-Verlag Berlin Heidelberg , 2016, 3.Auflage, 368
  4. Wallace A,, Pharmacotherapy for Dravet Syndrome, Paediatr Drugs, 2016, Jun;18(3), 197-208
  5. Guerrini R. et al, Antiepileptic Drug-Induced Worsening of Seizures in Children, Epilepsia, 1998, 39(Suppl. 3), SZ-SIO
  6. Gerlach M, Mehler-Wex C, Walitza S, Warnke A, Wewetzer C., Neuro-/Psychopharmaka im Kindes- und Jugendalter: Grundlagen und Therapie. , Springer-Verlag Berlin Heidelberg , 2016, 3.Auflage, 368
  7. GlaxoSmithKline, SmPC Lamictal® 2 mg/5 mg/25 mg/50 mg/100 mg/200 mg Kautabletten bzw. Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (49825.00.00), 07/2019
  8. Aurobindo, SmPC Lamotrigin 25 mg Tabletten (71092.00.00), 10/2018
  9. Aurobindo, SmPC Lamotrigin 50 mg Tabletten (71093.00.00), 10/2018
  10. Aurobindo, SmPC Lamotrigin 100 mg Tabletten (71094.00.00), 10/2018
  11. Aurobindo, SmPC Lamotrigin 200 mg Tabletten (71095.00.00), 07/2019
  12. neuraxpharm, SmPC Lamotrigin neuraxpharm® 25 mg/ 50 mg/ 100 mg/200 mg Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (58097.00.00), 11/2018
  13. Dexcel, SmPC Lamotrigin Atid® 25 mg/ 50 mg/ 100 mg/ 200 mg Kautabletten bzw. Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (57309.01.00), 09/2019
  14. STADAPHARM, SmPC Lamotrigin STADA® 50 mg/100 mg/200 mg Tabletten (57314.02.00), 09/2018
  15. Teva, SmPC Lamotrigin-TEVA® Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (64912.00.00), 05/2019
  16. Hexal, SmPC Lamotrigin HEXAL® 25 mg/50 mg/100 mg/200 mg Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (61593.01.00), 09/2019
  17. Desitin, SmPC Lamotrigin Desitin® 50 mg/200 mg Tabletten (861473.01.00), 09/2020
  18. Desitin, SmPC Lamotrigin Desitin® 100 mg Tabletten (64227.00.00), 09/2020
  19. Desitin, SmPC Lamotrigin Desitin® quadro 100 mg Tabletten (61473.02.00), 11/2018
  20. Gelbe Liste Online, https://www.gelbe-liste.de/, aufgerufen 01/2021
  21. Hexal, Sondenbogen Lamotrigin HEXAL® Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen, aufgerufen 01/2021

Änderungsverzeichnis

  • 08 April 2021 15:44: Neuer Warnhinweis hinzugefügt
  • 30 März 2021 10:08: Altersgrenze angepasst (13 statt 12 Jahre) gemäß SmPC
  • 15 Januar 2021 15:30: Aktualisierung und neue Recherche zu Präparaten im Handel, unerwünschten Arzneimittelwirkungen, Warnhinweisen und Interaktionen
  • 04 Dezember 2020 13:49: Neue Informationen zu Nebenwirkungen und Warnhinweisen: Es wurde u.a. der Hinweis auf ein erhöhtes Risiko des Auftretens eines Hautausschlags bei Kindern im Vergleich zu Erwachsenen aufgenommen.
  • 04 Dezember 2020 13:49: Es wurden Informationen zum Zulassungsstatus und den verfügbaren Präparaten hinzugefügt.

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

  • Es wurde die akute Einnahme von Dosen, die mehr als das 10- bis 20-Fache der maximalen therapeutischen Dosis betrugen, berichtet; darunter waren auch Todesfälle
  • Symptome:
    • Nystagmus, Ataxie, Bewusstseinsstörungen, Grand-Mal-Anfällen und Koma.
    • Eine Verbreiterung des QRS-Komplexes (intraventrikuläre Reizleitungsverzögerung) wurde auch bei Patienten mit Überdosis beobachtet. Verlängerungen der QRS-Dauer auf über 100 Millisekunden (ms) können mit einer schwereren Toxizität in Verbindung gebracht werden.
  • Therapie:
    • Stationäre Überwachung mit allgemein unterstützenden Maßnahmen.
    • Falls indiziert, sollte eine Behandlung zur Verringerung der Resorption (Aktivkohle) durchgeführt werden.
    • Die weitere Behandlung sollte den klinischen Erfordernissen entsprechend erfolgen.
    • Zur Hämodialyse als Therapiemaßnahme bei Überdosierung liegen keine Erfahrungen vor. Bei 6 Probanden mit Niereninsuffizienz wurden 20 % des Lamotrigins während einer 4-stündigen Hämodialyse aus dem Körper entfernt.

[Ref.]