Morphin

Wirkstoff
Morphin
Handelsname
Capros®, Morphanton®, Oramorph®, Sevredol®, Substitol®
ATC-Code
N02AA01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Morphin ist ein reiner Opioidrezeptoragonist mit zentralen (u.a. analgetisch, sedierend, atemdepressiv) und peripheren (u.a. Tonuserhöhung der glatten Muskulatur) Wirkungen.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die Elimination von Morphin erfolgt primär mittels Glucuronidierung durch die Uridindiphosphat-Glucuronosyltransferase (UGT) 2B7, sodass die Morphin-Clearance direkt mit der Bildung von den beiden Hauptmetaboliten Morphin-3-Glucuronid (M3G) und Morphin-6-Glucuronid (M6G) korreliert. Die Metaboliten werden renal eliminiert. Der Morphinmetabolismus (Glucuronidierung) steigt in den ersten 3 Lebensjahren exponentiell mit dem Körpergewicht an, wobei 10 Tage nach der Geburt eine deutliche Erhöhung zu verzeichnen ist [Knibbe 2009]. Es wird vermutet, dass der Mangel an Uridindiphosphat-Glucuronsäure den reduzierten Morphinstoffwechsel in der ersten Lebenswoche erklärt [Liu 2019]. Das Alter in dem eine 50%ige Abundanz für UGT2B7 erreicht wird, wurde auf 2,8 Jahre berechnet [Bhatt 2019]. Die Morphin-Clearance weist bei Neugeborenen, Säuglingen und Kindern eine erhebliche Variabilität auf [Euteneuer 2020, Krekels 2012, Altamini 2015, Elkomy 2016]. Das Verteilungsvolumen ist unabhängig vom Alter von Neugeborenen und Kindern (Mittelwert 2,8±2,6 L/kg) [Kart 1997].

Alter Bioverfügbarkeit [%] V(L/kg) Metabolismus T1/2 (h) Elimination (ml/min/kg)
Frühgeborene - 1,82 - 5,2 (Allegaert 2007, Pacifici 2016) Glucuronidierung hauptsächlich zu M3G (Anand 2008) 6,6 - 11,1 (Allegaert 2007, Pacifici 2016) 2,3 - 7,8 (Allegaert 2007, Cote 2009)
Reifgeborene (0 - 30 Tage) oral 44,3 (Liu 2016) 5,15 ± 2,6 (Liu 2016) Glucuronidierung zu M3G, M6G (Anand 2008) 3,91 ± 1 (Kart 1997)
6,5 ± 2,8 (Cote 2009)
9,2 (Kart 1997)
8,1 ± 3,2 (Cote 2009)
6,78 - 17,1* (Krekels 2012)
0,58 - 16 (Krekels 2012)
Säuglinge (1 Monat - 1 Jahr) rektal 35 (Lundeberg 1996) 2 (Bouwmeester 2003)
2,8 ± 2,6 (Bouwmeester 2003)
- 1,15 ± 2,4 (Olkkola 1988) 5,2 (Simons 2006)
7,8 - 69,4 (Krekels 2012)
16,3 - 28,7* (Krekels 2012)
25,8 - 75,6 (Bouwmeester 2003)
25,3 - 48,9 (Cote 2009)
Kinder (1 - 18 Jahre) oral 29,8 (Liu 2016) 3,17 - 3,76 (Bouwmeester 2003) - 0,76 ± 1 (Simons 2006)
2,0 ± 1,8 (Kart 1997)
1 - 3 Jahre: 26,6 - 32,2* (Krekels 2012)
12 - 60 (Krekels 2012)
23,6 ± 8,5 (Cote 2009)
Erwachsene oral 19 - 74 (Lugo 2002) 2,1 - 4,0 (Lugo 2002) - 2 - 4 (Lugo 2002) 20 - 30 (Lugo 2002)

Thigpen 2019
* mittels popPK Modell bestimmt

Die orale und rektale Bioverfügbarkeit ist variabel (15 - 50 %). Die Bioverfügbarkeit von Retardtabletten beträgt 40 - 70 %. Die Bioverfügbarkeit nimmt mit zunehmender Wirkstärke ab.

Wenn eine Retardtablette zerbrochen wird, wird das Morphin 20 - 25 % schneller freigesetzt. Die Wirkungsdauer beträgt dann etwa 8 Stunden.

Spezielle Patientengruppen:
Die mechanische Beatmung scheint einen Einfluss auf die Bildung und Ausscheidung von Morphinmetaboliten zu haben, wobei ein Rückgang von bis zu 30 % bei Patienten, die eine mechanische Beatmung mit einer Dauer von mehr als oder gleich 10 Tagen benötigen, berichtet wurde [Thigpen 2019]. Die Morphin-Clearance kann bei Neugeborenen, die mit therapeutischer Hypothermie behandelt werden, reduziert sein [Favie 2020, Favie 2019, Frymoyer 2017, Roka 2008].

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Starke Schmerzen
    • oral, schnellfreisetzend
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • oral, retardiert
      • ≥6 Jahre bis <12 Jahre: off-label
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • rektal
      • ≥0 Monate bis <6 Jahre: off-label
      • ≥6 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • intravenös
      • Frühgeborene bis <18 Jahre: zugelassen
    • subkutan
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
  • Starke Schmerzen: Verabreichung über PCA-Pumpe
    • intravenös
      • ≥5 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • subkutan
      • ≥5 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral bei starken und stärksten Schmerzen

Die nachfolgenden allgemeinen Angaben gelten für die oralen, schnellfreisetzenden Darreichungsformen: Lösung, Brausetabletten, Tabletten und Kapseln.
Die Dosierung muss der Stärke der Schmerzen und der individuellen Empfindlichkeit des Patienten angepasst werden.
Der empfohlene Bereich der Einzel- und Tagesdosen für Kinder und Erwachsene ist in der folgenden Tabelle angegeben auf der Grundlage einer Einzelgabe von 0,2 bis 0,3 mg Morphinhydrochlorid 3 H2O/kg Körpergewicht.
Die Einzeldosen können bei nachlassender Wirkung nach 4 – 6 Stunden wiederholt werden. Die maximalen Tagesdosen sollten das 4 – 6-fache der Einzeldosen nicht überschreiten.
Bei Kindern unter 1 Jahr dürfen Morphin Tropfen nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden, da eine erhöhte Empfindlichkeit für die beeinträchtigende Wirkung auf die Atemfunktion besteht.

Schnellfreisetzende Präparate:

Lösung

Dosierung angegeben als Morphinhydrochlorid 3 H2O.

Alter bzw. (Körpergewicht) Einzeldosis Tagesgesamtdosis
Kinder bis 2 Jahre (bis 12,5 kg) bis zu 2,5 mg bis zu
22,5 mg
Kinder
2-6 Jahre
(12,5 – 20 kg)
2,5 – 5 mg 15 - 30 mg
Kinder 6-12 Jahre
(20 – 40 kg)
5 – 10 mg 30 - 60 mg
Jugendliche
12-16 Jahre
(40 – 50 kg)
10 – 20 mg 60 - 120 mg
Jugendliche über
16 Jahre und
Erwachsene
10 – 60 mg bis
zu 360 mg


[Ref.]

Brausetabletten

Dosierung angegeben als Morphinsulfat.

Alter Einzeldosis Tagesdosis
Jugendliche 13 – 16 Jahre 10 - 20 mg 60 - 120 mg
Jugendliche über 16 Jahre und Erwachsene 10 - 60 mg bis 360 mg

 

[Ref.]

Tabletten und Kapseln

Dosierung angegeben als Morphinsulfat

Alter bzw.
(Körpergewicht)
Einzeldosis Tagesgesamtdosis
Kinder
6-12 Jahre
(20 – 40 kg)
5 - 10 mg

30 - 60 mg
Jugendliche
12-16 Jahre
(40 – 50 kg)
10 - 20 mg 60 - 120 mg
Jugendliche über 16 Jahre und Erwachsene 10 - 60 mg  bis zu 360 mg


[Ref.]

Retardierte Wirkstofffreisetzung:

Initial wird die Behandlung mit einem nicht retardierten Morphin (Tablette oder Lösung) begonnen, um diejenige Dosis zu ermitteln, mit der eine angemessene Schmerzkontrolle erzielt wird. Danach wird der Patient auf die entsprechende Tagesdosis umgestellt. Weiter bestehende Schmerzen (Durchbruchschmerzen) sind mit einer unretardierten Darreichungsform von Morphin (Tablette oder Lösung) zu behandeln. Retardiertes Morphin wird in der Regel in einem 12-Stunden-Intervall eingenommen. Dabei hängt die Dosierung von der Schwere der Schmerzen sowie vom Alter des Patienten und dessen bisherigem Analgetikabedarf ab.

Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene:

  • 20 bis 200 mg Morphinsulfat täglich verteilt auf 2 Gaben (entsprechen 15 bis 150 mg Morphin/Tag)

[Ref.]

Rektal bei Starken und stärksten Schmerzen

Der empfohlene Bereich der Einzel- und Tagesdosen für Kinder und Erwachsene ist in den folgenden Tabellen angegeben auf der Grundlage einer Einzelgabe 0,2 bis 0,3 mg Morphinsulfat/kg Körpergewicht.

  • Die Einzeldosen können bei nachlassender Wirkung nach 4 - 6 Stunden wiederholt werden.
  • Die maximalen Tagesdosen sollten das 4 - 6fache der Einzeldosen nicht überschreiten.

Dosierung angegeben als Morphinsulfat.

Alter Einzeldosis Tagesgesamtdosis
Kinder 6 bis 12 Jahre 10 mg 60 mg Morphin
Jugendliche ≥12 Jahre und Erwachsene 10-60 mg bis zu 360 mg Morphin


[Ref.]

Intravenös bei Starken und stärksten Schmerzen

Kontinuierliche intravenöse Infusion

Kinder:

  • Anfangsdosis: 0,01-0,03 mg Morphinhydrochlorid oder Morphinsulfat/kg Körpergewicht pro Stunde
  • Tagesmaximaldosis: 0,5-1 mg Morphinhydrochlorid oder Morphinsulfat/kg Körpergewicht
  • Die Einzeldosen bei intravenöser Anwendung können bei nachlassender Wirkung, in der Regel alle 4-6 Stunden, wiederholt werden.
  • Bei Neugeborenen sollte generell eine Infusionsrate von 0,015 - 0,02 mg Morphinsulfat/kg Körpergewicht pro Stunde nicht überschritten werden, weil die Eliminierung des Arzneimittels langsamer erfolgen könnte. Außerdem könnten Neugeborene anfälliger für Wirkungen des Arzneimittels am Zentralnervensystem sein.

  • Bei Verwendung einer Infusionspumpe kann es unverdünnt verabreicht werden. Morphin darf nicht länger als unbedingt notwendig angewendet werden. Wenn eine länger dauernde Schmerzbehandlung erforderlich ist, sollte regelmäßig und in kurzen Abständen überprüft werden (ggf. durch Anwendungspausen), ob und in welcher Dosis Morphin weiter gegeben werden kann. Gegebenenfalls ist auf geeignetere Darreichungsformen auszuweichen.

  • Absetzen der Therapie: Bei abruptem Absetzen der Gabe von Opioiden kann sich ein Abstinenzsyndrom einstellen. Daher sollte die Dosis vor dem Absetzen schrittweise reduziert werden.

[Ref.]

Injektion/intravenös

Nur wenn ein besonders rascher Wirkungseintritt erforderlich ist.

Infusion:

Kinder:

  • Anfangsdosis: 0,01-0,03 mg Morphinhydrochlorid oder Morphinsulfat/kg Körpergewicht pro Stunde
  • Tagesmaximaldosis: 0,5-1 mg Morphinhydrochlorid oder Morphinsulfat/kg Körpergewicht
  • Die Einzeldosen bei intravenöser Anwendung können bei nachlassender Wirkung, in der Regel alle 4-6 Stunden, wiederholt werden.

[Ref.]

Injektion:

Nur wenn ein besonders rascher Wirkungseintritt erforderlich ist.

Kinder:

  • 0,05 - 0,1 mg Morphinsulfat/kg Körpergewicht
  • Die Einzeldosen bei intravenöser Anwendung können bei nachlassender Wirkung, in der Regel alle 4-6 Stunden, wiederholt werden.

[Ref.]

Intramuskulär bei Starken postoperativen Schmerzen

Der empfohlene Bereich der Einzeldosen ist als Anhalt für die individuell vorzunehmende Dosierung zu verstehen.

Kinder:

  • 0,05 - 0,2 mg Morphinsulfat/kg Körpergewicht
  • maximale Einzeldosis: 15 mg
  • Die Einzeldosen bei intramuskulärer Anwendung können bei nachlassender Wirkung, in der Regel alle 4-6 Stunden, wiederholt werden.

[Ref.]

Oral bei Chronischen Schmerzen

Retardierte Wirkstofffreisetzung:

Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene:

  • 20 bis 200 mg Morphinsulfat verteilt auf 2 Gaben täglich (entrsprechen 15 bis 150 mg Morphin/Tag)

[Ref.]

Epidural bei starken und stärksten Schmerzen

Kinder:

  • 0,05-0,1 mg Morphinhydrochlorid oder Morphinsulfat /kg Körpergewicht
  • Wegen der längeren Wirkdauer bei epiduraler Anwendung entspricht die Tagesdosis bei dieser Applikationsform häufig der Einzeldosisangabe.

[Ref.]

Intrathekal bei starken und stärksten Schmerzen

Kinder:

  • 0,02 mg Morphinhydrochlorid oder Morphinsulfat /kg Körpergewicht
  • Wegen der längeren Wirkdauer bei intrathekaler Anwendung entspricht die Tagesdosis bei dieser Applikationsform häufig der Einzeldosisangabe.

[Ref.]

Intramuskulär oder subkutan bei starken und stärksten Schmerzen

Der empfohlene Bereich der Einzeldosen ist als Anhalt für die individuell vorzunehmende Dosierung zu verstehen.

Kinder:

  • 0,05 - 0,2 mg Morphinsulfat/kg Körpergewicht
  • maximale Einzeldosis: 15 mg
  • Die Einzeldosen bei intramuskulärer Anwendung können bei nachlassender Wirkung, in der Regel alle 4-6 Stunden, wiederholt werden.

[Ref.]

Präparate im Handel

Lösung zum Einnehmen (Sulfat) 10 mg/5 ml, 30 mg/5 ml, 100 mg/5 ml
Tropfen (HCl) 5 mg/ml, 20 mg/ml
Brausetabletten (Sulfat) 20 mg
Tabletten (HCl, Sulfat) 10 mg, 20 mg
Kapseln (Sulfat) 5 mg, 10 mg, 20 mg, 30 mg
Retard-Kapseln (Sulfat) 10 mg, 30 mg, 60 mg, 100 mg, 200 mg
Retard-Tabletten (Sulfat) 10 mg, 20 mg, 30 mg, 45 mg, 60 mg, 100 mg, 200 mg
Suppositorien (Sulfat) 10 mg, 20 mg, 30 mg
Injektionslösung (Sulfat) 1 mg/ml, 10 mg/ml, 20 mg/ml
Infusionslösung (Sulfat) 500 mg/50 ml, 1000 mg/50 ml

Allgemein

Im Handel befinden sich Präparate zur oralen, rektalen und parenteralen Anwendung.

Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Morphin in Form von Morphinsulfat oder Morphinhydrochlorid (HCl). Die Angabe der Wirkstoffkonzentration in den Tabellen ist jeweils auf das Morphinsulfat oder -hydrochlorid bezogen.

Morphin unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG Anlage III (zu § 1 Abs. 1)).

10 mg Morphinsulfat ≙ 7,5 mg Morphin
10 mg Morphinhydrochlorid ≙ 7,6 mg Morphin

Orale Anwendung

Flüssige orale Arzneiformen (schnellfreisetzend)

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Arzneiform
Stärke (als Morphinsulfat) Problematische Hilfsstoffe Aroma Altersangabe
Oramorph® EDB Lösung zum Einnehmen in Einzeldosisbehältern 10 mg/5 ml (≙ 7,5 mg Morphin)
30 mg/5 ml (≙ 22,5 mg Morphin)
100 mg/5 ml (≙ 75 mg Morphin)
- - ab 12 Jahren
ab 16 Jahren
ab 16 Jahren
Morphin PAINBREAK akut Brausetabletten 20 mgT2 (≙ 15 mg Morphin) Aspartam - ab 13 Jahren
Morphanton Brausetabletten 20 mgT2 (≙ 15 mg Morphin) Aspartam - unklar
Morphin Merck® Tropfen als HCl:
0,5 % (3,795 mg/ml Morphin)
2 % (15,18 mg/ml Morphin)
Saccharin, Cyclamat Apfelsine ohne Altersbeschränkung
Morphin Aristo Lösung 20 mg/ml (≙ 15 mg/ml Morphin) Natriumbenzoat, Amaranth - ab 2 Jahren


Feste orale Arzneiformen (schnellfreisetzend)

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Arzneiform Stärke  Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Morphin Aristo akut Tabletten als Morphinhydrochlorid
10 mgT2 (7,6 mg Morphin)
20 mgT2 (15,2 mg Morphin)
Lactose kann in Wasser aufgelöst werden k.A.
Sevredol® Filmtabletten als Morphinsulfat
10 mgT2 (7,5 mg Morphin)
20 mgT2 (15 mg Morphin)
Lactose Einnahme unzerkaut, unzerkleinert (außer Teilung in 2 Dosen), unabhängig von der Mahlzeit ab 6 Jahren
Capros akut Kapseln als Morphinsulfat
5 mg (3,75 mg Morphin)
10 mg (7,52 mg Morphin)
20 mg (15,4 mg Morphin)
30 mg (22,6 mg Morphin)
Azorubin Kapsel darf geöffnet werden, suspendierbar in breiigen Speisen, Sondengänig (≥16 FG)
ab 6 Jahren
ab 12 Jahren
ab 16 Jahren
ab 16 Jahren


Feste orale Arzneiformen (retardiert)

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Arzneiform Stärke (als Morphinsulfat) Problematische Hilfsstoffe Aroma Anwendungshinweis Altersangabe
Capros Retard-Kapseln 10 mg (7,5 mg Morphin)
30 mg (22,5 mg Morphin)
60 mg (45 mg Morphin)
100 mg (75 mg Morphin)
Sucrose - Einnahme unabhängig von den Mahlzeiten, bevorzugt morgens und abends, Inhalt  der geöffneten Kapsel kann in einer kleinen Menge Joghurt, Apfelmus, Marmelade eingerührt oder über Sonden (Durchmesser ≥ 16 FG) verabreicht werden, Kügelchen dürfen nicht gekaut oder zerdrückt werden ab 12 Jahren
Substitol Retard-Kapseln 30 mg (22,5 mg Morphin)
60 mg (45 mg Morphin)
100 mg (75 mg Morphin)
200 mg (150 mg Morphin)
- - Kapseln können geöffnet und die Retard-Pellets mit Wasser geschluckt werden. nur Erwachsene
Morphanton Retard-Tabletten 10 mg (7,5 mg Morphin)
30 mg (22,5 mg Morphin)
60 mg (45 mg Morphin)
100 mg (75 mg Morphin)
Lactose - nicht teilbar,
Einnahme unabhängig von den Mahlzeiten, bevorzugt morgens und abends
ab 12 Jahren
Morphin AL retard Retard-Tabletten 10 mg (7,5 mg Morphin)
30 mg (22,5 mg Morphin)
45 mg (33,8 mg Morphin)
60 mg (45 mg Morphin)
100 mg (75 mg Morphin)
200 mg (150 mg Morphin)
Lactose - nicht teilbar,
Einnahme unabhängig von den Mahlzeiten, bevorzugt morgens und abends
ab 12 Jahren


Rektale Anwendung

Präparat im Handel:

Präparat Arzneiform
Stärke (als Morphinsulfat) Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
MSR Suppositorien 10 mg (7,5 mg Morphin)
20 mg (15 mg Morphin)
30 mg (22,5 mg Morphin)
- ab 6 Jahren
ab 12 Jahren
ab 12 Jahren


Parenterale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Arzneiform Stärke (als Morphinsulfat/-HCl) Problematische Hilfsstoffe Natriumgehalt Anwendungshinweis
Altersangabe
Capros® akut Injektionslösung 20 mg/ml (15 mg/ml Morphin) Natriummetabisulfit 2,60 mg/ml Natrium - -
M-STADA® Injektionslösung 10 mg/ml (7,5 mg/ml Morphin)
20 mg/ml (15 mg/ml Morphin)
-
-
3,16 mg/ml Natrium
2,79 mg/ml Natrium
intramuskulär, subkutan, intravenös, epidural, intrathekal Kinder
Morphinsulfat-GRY® Injektionslösung als Sulfat:
10 mg/ml (7,5 mg/ml Morphin)
20 mg/ml (15 mg/ml Morphin)
50 mg/5 ml (7,5 mg/ml Morphin)
100 mg/5 ml (15 mg/ml Morphin)
200 mg/10 ml (15 mg/ml Morphin)
- k.A. intramuskulär, subkutan, intravenös, epidural, intrathekal ohne Altersbeschränkung
Morphinsulfat-GRY® Infusionslösung als Sulfat:
500 mg/50 ml (7,5 mg/ml Morphin)
1000 mg/50 ml (15 mg/ml Morphin)
-

-

157,9 mg Natrium pro Ampulle
139,3 mg Natrium pro Ampulle
intravenös ohne Altersbeschränkung
Morphin Merck® Infusionslösung als HCl:
100 mg (7,6 mg/ml Morphin)
- k.A. intramuskulär, subkutan, intravenös, epidural, intrathekal ohne Altersbeschränkung

 

Anwendungshinweise:

  • Inkompatibilitäten mit anderen Arzneistoffen sind möglich, hierbei ist die jeweilige FAchinformation zu beachten u.a.:
    • Aciclovir-Natrium, Aminophyllin, Amobarbital-Natrium, Cefepim-Hydrochlorid, Chlorothiazid-Natrium, Dolasetronmesilat, Doxorubicin, Floxacillin-Natrium, Furosemid, Galliumnitrat, Heparin-Natrium, Meperidin-Hydrochlorid, Meperidin-Natrium, Meticillin-Natrium, Minocyclin-Hydrochlorid, Pentobarbital-Natrium, Phenobarbital-Natrium, Phenytoin-Natrium, Pethidin-Hydrochlorid, Promethazin-Hydrochlorid, Sargramostim, Natron, Thiopental-Natrium, 5-Fluorouracil
  • Ampullen nicht über 25 °C lagern.
  • Ampullen vor Licht geschützt aufbewahren.
  • Die Lösung ist vor der Anwendung auf sichtbare Partikel zu überprüfen.
  • Die Lösung darf nur verwendet werden, wenn sie klar und frei von Partikeln ist.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Starke Schmerzen
  • Oral
    • Schnellfreisetzendes Präparat
      • Neugeborene
        [3]
        • 0,3 - 0,6 mg/kg/Tag in 6 Dosen.
      • 1 Monat bis 18 Jahre
        [3]
        • 0,6 - 1,2 mg/kg/Tag in 6 Dosen.
    • Retardierte Wirkstofffreisetzung
      • 6 Jahre bis 18 Jahre
        [3] [21]
        • 0,4 - 1,6 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Bei unzureichender Wirkung Dosis schrittweise erhöhen.
        • <12 Jahre: off-label

  • Rektal
    • Neugeborene
      [3]
      • 0,6 - 1,2 mg/kg/Tag in 6 Dosen.
      • off-label

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [3]
      • 1,2 - 2,4 mg/kg/Tag in 6 Dosen.
      • <6 Jahre: off-label

  • Intravenös
    • Frühgeborene, Gestationsalter < 37 Wochen
      [4]
      • Initialdosis: 50 - 100 microg./kg/Dosis über 60 min.
      • Erhaltungsdosis: 3 - 20 microg./kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • Unter Beobachtung verabreichen.
        Bei unzureichender Wirkung kann die stündliche Dosis als Bolusinjektion verabreicht werden, schrittweise erhöhen.

    • Neugeborene
      [3] [4] [5]
      • Initialdosis: 50 - 100 microg./kg/Dosis über 60 min.
      • Erhaltungsdosis: 3 - 20 microg./kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • Unter Beobachtung verabreichen.
        Bei unzureichender Wirkung kann die stündliche Dosis als Bolusinjektion verabreicht werden, schrittweise erhöhen.

    • 1 Monat bis 3 Jahre
      [13] [19] [22] [23] [24] [25] [47] [50]
      • BEATMETE PATIENTEN

        Initialdosis (Bolus): 100 microg./kg/Dosis
        Erhaltungsdosis (Dauerinfusion):

        4-9 kg: 10-15 microg./kg/h, bei Bedarf titrieren bis 40 microg./kg/h
        10-15 kg: 15-20 microg./kg/h, bei Bedarf titrieren bis 40 microg./kg/h
        Bei unzureichender Schmerzkontrolle Bolus von 50 - 100 microg./kg/Dosis wiederholen und kontinuierliche Dosis erhöhen.

        NICHT-BEATMETE PATIENTEN

        Initialdosis (Bolus):
        PICU: 15 microg./kg/Dosis, Bolus. Bei Bedarf 3 x wiederholen. Bei unzureichender Schmerzkontrolle nach Wiederholung des Bolus, mit der Dauerinfusion beginnen.
        PACU: 10-50 microg./kg/Dosis, nach Bedarf unter kontinuierlichem Monitoring wiederholen bis zur ausreichenden Schmerzkontrolle, dann mit der Dauerinfusion beginnen
        Erhaltungsdosis (Dauerinfusion):
        4-9 kg: 10-15 microg./kg/h, bei Bedarf titrieren bis 40 microg./kg/h
        10-15 kg: 15-20  microg./kg/h, bei Bedarf titrieren bis 40 microg./kg/h

    • 3 Jahre bis 18 Jahre und ≥ 15 kg
      [26] [29] [31] [33]
      • BEATMETE PATIENTEN

        Initialdosis (Bolus): 100 microg./kg/Dosis
        Erhaltungsdosis (Dauerinfusion):
         10-40 microg./kg/h
        Bei unzureichender Schmerzkontrolle Bolus von 50 - 100 microg./kg/Dosis wiederholen und Dosis der Dauerinfusion erhöhen.

        NICHT-BEATMETE PATIENTEN

        Initialdosis (Bolus):
        PICU: 15 microg./kg/Dosis, Bolus. Bei Bedarf 3 x wiederholen. Bei unzureichender Schmerzkontrolle nach Wiederholung des Bolus, mit der Dauerinfusion beginnen.
        PACU: 10-50 microg./kg/Dosis, nach Bedarf unter kontinuierlichem Monitoring wiederholen bis zur ausreichenden Schmerzkontrolle, dann mit der Dauerinfusion beginnen
        Erhaltungsdosis (Dauerinfusion):10-40 microg./kg/h

  • Subkutan
    • 1 Monat bis 3 Jahre
      [13] [16] [19] [22] [23] [24] [25] [50]
      • BEATMETE PATIENTEN

        Initialdosis (Bolus): 100 microg./kg/Dosis
        Erhaltungsdosis (Dauerinfusion):

        4-9 kg: 10-15 microg./kg/h, bei Bedarf titrieren bis 40 microg./kg/h
        10-15 kg: 15-20 microg./kg/h, bei Bedarf titrieren bis 40 microg./kg/h
        Bei unzureichender Schmerzkontrolle Bolus von 50 - 100 microg./kg/Dosis wiederholen und kontinuierliche Dosis erhöhen.

        NICHT-BEATMETE PATIENTEN

        Initialdosis (Bolus):
        PICU: 15 microg./kg/Dosis, Bolus. Bei Bedarf 3 x wiederholen. Bei unzureichender Schmerzkontrolle nach Wiederholung des Bolus, mit der Dauerinfusion beginnen.
        PACU: 10-50 microg./kg/Dosis, nach Bedarf unter kontinuierlichem Monitoring wiederholen bis zur ausreichenden Schmerzkontrolle, dann mit der Dauerinfusion beginnen
        Erhaltungsdosis (Dauerinfusion):
        4-9 kg: 10-15 microg./kg/h, bei Bedarf titrieren bis 40 microg./kg/h
        10-15 kg: 15-20  microg./kg/h, bei Bedarf titrieren bis 40 microg./kg/h

    • 3 Jahre bis 18 Jahre und ≥ 15 kg
      [26] [29] [31] [33] [50]
      • BEATMETE PATIENTEN

        Initialdosis (Bolus): 100 microg./kg/Dosis
        Erhaltungsdosis (Dauerinfusion):
         10 - 40 microg./kg/h
        Bei unzureichender Schmerzkontrolle Bolus von 50 - 100 microg./kg/Dosis wiederholen und kontinuierliche Dosis erhöhen.

        NICHT-BEATMETE PATIENTEN

        Initialdosis (Bolus):
        PICU: 15 microg./kg/Dosis, Bolus. Bei Bedarf 3 x wiederholen. Bei unzureichender Schmerzkontrolle nach Wiederholung des Bolus, mit der Dauerinfusion beginnen.
        PACU: 10-50 microg./kg/Dosis, nach Bedarf unter kontinuierlichem Monitoring wiederholen bis zur ausreichenden Schmerzkontrolle, dann mit der Dauerinfusion beginnen.
        Erhaltungsdosis (Dauerinfusion):10-40 microg./kg/h

Starke Schmerzen: Verabreichung über PCA-Pumpe
  • Intravenös
  • Subkutan
    • 5 Jahre bis 18 Jahre
      [40] [50]
      • Bolus: 15 - 20 microg./kg, Sperrintervall 15 - 30 min
        Basalinfusionsrate (Dauerinfusion): 0 - 15 microg./kg/h, max. 100 microg./kg/h

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Bei reduzierter Nierenfunktion kumuliert der aktive Metabolit Morphin-6-Glucuronid. Dies ist vor allem von Bedeutung bei Verabreichung von hohen Dosen und/oder Verabreichung über einen längeren Zeitraum.

  • GFR 50-80 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich
  • GFR 30-50 ml/min/1.73m2:  75 % der Standarddosis, nach Effekt titrieren
  • GFR 10-30 ml/min/1.73m2:  75 % der Standarddosis, nach Effekt titrieren
  • GFR < 10 ml/min1.73m2: 50% der Standarddosis, nach Effekt titrieren
     
    [Pediatric Drug Book – Kidney Disease Program]
Klinische Konsequenzen

Symptome einer Opioidintoxikation: ZNS-Depression mit Bewusstseinsbeeinträchtigung bis hin zu Koma, Atemnot oder unregelmäßige Atmung, Bradykardie, Hypotonie, Hypothermie, Hyporeflexie, Miosis, Harnretention, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation, Verwirrtheit, Muskelspasmen und Konvulsionen

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Atemnot, Hypotonie, Harnretention, Erbrechen, Obstipation, Juckreiz

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Typische Begleiteffekte: Atemdämpfung, Sedierung, Miosis, Verstopfung

Sehr häufig (>10 %): Stimmungsveränderungen (meist Euphorie aber auch Dysphorie)

Häufig (1-10 %): Kopfschmerzen, Schwindel, Veränderungen der Aktiviertheit (meist Dämpfung, aber auch Steigerung oder Erregungszustände), Schlaflosigkeit und Veränderungen der kognitiven und sensorischen Leistungsfähigkeit (z.B. Denkstörungen, Wahrnehmungsstörungen/Halluzinationen, Verwirrtheit), Erbrechen (besonders zu Beginn der Behandlung), Appetitlosigkeit, Dyspepsie und Geschmacksveränderungen, Störungen bei der Blasenentleerung, Hyperhidrose, Urtikaria, Pruritus

Gelegentlich (0,1-1 %): Reaktivierung von Herpes labialis Infektionen, klinisch bedeutsamer Abfall als auch Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz

Selten (0,01-0,1 %): Erhöhung der Pankreasenzyme bzw. Pankreatitis, Gallenkoliken, Nierenkoliken, Bronchospasmen, Entzugserscheinungen

Sehr selten (<0,01 %): Tremor, unwillkürliches Muskelzucken, Krampfanfälle, Hyperalgesie, Allodynie, schwerwiegende neurologische Symptome wie Paresen, verspätete Atemhemmung (bis zu 24 Stunden), Abhängigkeit, Verminderung der Libido oder Potenzschwäche, verschwommenes Sehen, Doppeltsehen, Augenzittern, Darmverschluss, Bauchschmerzen, Erhöhung leberspezifischer Enzyme, Muskelkrämpfe, Muskelstarre, Dyspnoe, Lungenödeme, Exantheme, periphere Ödeme, anaphylaktische oder anaphylaktoide Reaktionen, Asthenie, Unwohlsein, Schüttelfrost, Amenorrhoe, Zahnveränderungen, Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion (SIADH; Leitsymptom: Hyponatriämie)

Häufigkeit nicht bekannt: Gesichtsrötungen, Herzklopfen, allgemeine Schwäche bis hin zum Ohnmachtsanfall und Herzversagen

Arzneimittelabhängigkeit und Entzugserscheinungen (Abstinenzsyndrom):
Die Anwendung von Opioid-Analgetika kann mit der Entwicklung von körperlicher und/oder psychischer Abhängigkeit oder Toleranz einhergehen. Wenn die Gabe von Opioiden abrupt abgesetzt wird oder eine Gabe von Opioidantagonisten erfolgt, kann ein Abstinenzsyndrom ausgelöst werden; es kann in manchen Fällen auch zwischen den Dosen auftreten.
Zu den körperlichen Entzugssymptomen gehören: Körperschmerzen, Tremor, Restless Legs Syndrom, Diarrhoe, Bauchkolik, Übelkeit, grippeähnliche Symptome, Tachykardie und Mydriasis. Psychische Symptome sind unter anderem dysphorische Stimmung, Angst und Reizbarkeit. Arzneimittelabhängigkeit geht häufig mit „Drogenhunger“ einher.

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Ileus
  • akutes Abdomen
  • Atemdepression
  • schwere chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen
  • Gerinnungsstörungen und Infektionen im Injektionsgebiet bei intrathekaler oder epiduraler Anwendung

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei Kindern zwischen 1-6 Monaten (Reifgeborene) und Frühgeborenen bis zu einem  Alter von 1 Jahr ist eine Überwachung der Atmung erforderlich, falls Atemwegs-, Nieren-, Leber- oder neuromuskuläre Erkrankungen oder eine gleichzeitige Einnahme von Sedativa vorliegen.

Zur Behandlung chronischer Schmerzen retardiertes Morphin stets in Kombination mit einem Abführmittel verschreiben.

Eine zu schnelle intravenöse Verabreichung kann die Häufigkeit von Nebenwirkungen erhöhen. Die Verabreichung sollte bei Kindern sehr langsam erfolgen [SmPC].
Wenn eine postoperative Atemdepression auftritt, kann Naloxon i.v. verabreicht werden (siehe Naloxon-Monographie).
Bei Kindern mit Adipositas sollte zur Berechnung der Morphin-Dosis das ideale Körpergewicht anstatt das Gesamtkörpergewichts herangezogen werden [Ross 2015, NHS 2021].

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Zentraldämpfende Stoffe Additive zentraldämpfende Wirkung. Erhöhtes Risiko einer verstärkten/verlängerten Atemdepression und Sedation. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, vorsichtige Dosistitration, ggf. Dosis eines oder beider Arzneimittel verringern und Monitoring auf zentraldämpfende Nebenwirkungen. Ethanolfreie Arzneimittel als Alternative erwägen.
Opioid-Agonisten, z.B. Morphin, Oxycodon Durch Antagonisierung verringerte Wirkung reiner Opioid-Agonisten möglich. Zudem additive zentraldämpfende Effekte möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf verringerte Wirksamkeit der Opioid-Agonisten, Entzugssymptomatik und zentraldämpfende Nebenwirkungen.
Opioid-Antagonisten, z.B. Naltrexon Antagonistische Wirkungen bei gleichzeitiger Behandlung möglich. Erhöhte Opioid-Sensitivität nach Dauertherapie mit Opioid-Antagonisten möglich. Kombination vermeiden.
Ausnahme: Therapie von Opioid-Intoxikationen oder Kombinationsarzneimittel zur Reduktion von UAW und Vermeidung von Missbrauch. 
Anticholinerge Stoffe Verstärkung der anticholinergen Nebenwirkungen von Morphin möglich. Insbesondere erhöhtes Risiko für Obstipation (bis hin zum paralytischen Ileus) und Harnverhalt. Aufgrund additiver anticholinerger Effekte ist eine Überwachung beziehungsweise Anpassung notwendig.
MAO-Hemmer, z.B. Selegilin, Linezolid Lebensbedrohliche erregende oder depressive Wirkungen auf das ZNS und die Atem- bzw. Kreislauffunktion möglich. Vermutlich zurückzuführen auf übermäßige serotonerge Aktivität (Serotonin-Syndrom) oder Potenzierung der ZNS-Effekte (depressiv). Kombination vermeiden. Auftreten der Interaktion bis zu 14 Tage nach Absetzen der MAO-Hemmer möglich.
Rifampicin, Rifamycin Erniedrigte Bioverfügbarkeit und verringerte bzw. ausbleibende Wirkung von Morphin möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf ausreichende Wirkung von Morphin.
P-Glykoprotein-Inhibitoren Erhöhte Bioverfügbarkeit und verstärkte Wirkung von Morphin möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Morphin.


Dies ist eine Auswahl etwaiger für Kinder klinisch relevanter Wechselwirkungen ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Diese ersetzt keine individuelle Prüfung der Medikation mittels einschlägiger Wechselwirkungsdatenbanken.

 

OPIOIDE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Natürliche Opium-Alkaloide

Hydromorphon

Palladon®, Jurnista®
N02AA03

Oxycodon

Oxyconoica®, Oxygesic®
N02AA05
Phenylpiperidin-Derivate

Fentanyl - transdermal/nasal

Durogesic®, Matrifen®, Instanyl®, Pecfent®
N02AB03

Pethidin

Dolantin®, Dolcontral®
N02AB02
Diphenylpropylamin-Derivate

Piritramid

Dipidolor®
N02AC03
Oripavin-Derivate

Buprenorphin

Temgesic®, Norspan®, Transtec®
N02AE01
Morphinan-Derivate

Nalbuphin

Nalpain®, Nubain®
N02AF02
Andere Opioide

Tilidin + Naloxon

Valoron®, Tilicomp beta
N02AX51

Tramadol

Tramal®, T-long®, Tramagit®
N02AX02

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Änderungsverzeichnis

  • 18 August 2023 14:08: Die verfügbare wissenschaftliche Literatur über die Anwendung von Morphin bei Kindern wurde überprüft. Dies führte zu neuen Dosierungsempfehlungen. Folgende Änderungen wurden vorgenommen: Die i.m.-Anwendung wurde entfernt, die Indikationen "starke Schmerzen", "starke postoperative Schmerzen" und "chronische Schmerzen" wurden zu einer Indikation mit der Bezeichnung "starke Schmerzen" zusammengefasst. Bei den Dosierungsempfehlungen für die intravenöse und die subkutane Verabreichung wurde eine Unterscheidung nach Alter sowie nach beatmeten und nicht beatmeten Patienten neu eingefügt.
  • 17 August 2022 08:08: Änderung der Altersangabe Morphin Aristo Lösung 20 mg/ml von 1 Jahr auf 2 Jahre
  • 02 November 2021 12:35: Aktualisierung der Wechselwirkungen
  • 16 März 2020 18:21: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung