Mebendazol

Wirkstoff
Mebendazol
Handelsname
Vermox®
ATC-Code
P02CA01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Mebendazol ist ein Anthelminthikum (Wurmmittel) aus der Gruppe der Benzimidazole. Mebendazol bindet spezifisch und lokal im parasitären Verdauungstrakt an Mikrotubulin. Dies führt zur Störung der Glucose-Aufnahme, zur irreversiblen Degeneration des Verdauungstrakts der Würmer und zu deren Absterben. Mebendazol wird eingesetzt bei Befall des menschlichen Darmtrakts durch Nematoden (Fadenwürmer), wie z.B. Spulwürmer (Ascaris lumbricoides), Hakenwürmer (Ancylostoma duodenale), Madenwürmer (Enterobius/Oxyuris vermicularis), Peitschenwürmer (Trichuris trichiura).

Pharmakokinetik bei Kindern

Die Resorption ist bei oraler nüchterner Einnahme gering.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Enterobiasis, Askariasis, Trichuriasis, Ankylostomiasis
    • oral
      • ≥1 Monat bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Toxocariasis
    • oral
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
  • Taeniasis
    • oral
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen (>200 mg/Tag: off-label)

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral bei Enterobiasis (Oxyuriasis), Askariasis, Trichuriasis, Ankylostomiasis, Strongyloidiasis, Taeniasis.

Kinder unter 2 Jahren:

Mebendazol soll bei Kindern unter 1 Jahr nicht angewendet werden. Die Anwendung bei Kindern unter 2 Jahren wird aufgrund nicht ausreichender Erfahrungen nicht empfohlen.

Kinder ab 2 Jahren:

  • Enterobiasis: 100 mg/Tag für 3 Tage
  • Askariasis: 200 mg/Tag für 3 Tage
  • Trichuriasis: 200 mg/Tag für 3-4 Tage
  • Ankylostomiasis: 200 mg/Tag für 3 Tage

Taeniasis, Strongyloidiasis: Die Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit bei Kindern und Jugendlichen ≥2 Jahre bis 16 Jahre sind begrenzt. Mebendazol soll nur angewendet werden, wenn es keine Therapiealternative gibt. Kindern wird 3 Tage lang morgens und abends je 1 Tablette gegeben (entsprechend täglich 200 mg Mebendazol).

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 100 mg, 500 mg

Orale Anwendung

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke
Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis
Zulassung
VERMOX® Tabletten 100 mgT1, M
k.A. Saccharin-Natrium Die Tabletten können während der Mahlzeiten – zerkaut oder unzerkaut – mit etwas Wasser eingenommen werden. Die Tabletten können zerstoßen werden, ehe sie einem kleinen Kind gegeben werden. Ein Kind soll bei der Einnahme dieses Arzneimittels immer überwacht werden. ab 2 Jahren
VERMOX® forte Tabletten 500 mgT0, M
k.A. Lactose Einnahme nach den Mahlzeiten. Zur besseren Wirkstoffaufnahme empfiehlt sich während der Behandlung eine fettreichere Kost. ab 14 Jahren

 

 T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme, T0: nicht teilbar, M: mörserbar

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Enterobiasis
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [2] [6]
      • 100 mg/Dosis an Tag 0 und Tag 14. Bei Bedarf wiederholen.
      • ALTERNATIV: 100 mg/Dosis in 1 Dosis an 3 aufeinanderfolgenden Tagen. Bei Bedarf Wiederholung der Behandlung nach 2 und 4 Wochen.

        Kinder unter 2 Jahren sollten nur dann behandelt werden, wenn sich die Infektion durch Hygienemaßnahmen allein nicht bessert.

        <2 Jahre: off-label

Askariasis, Trichuriasis, Toxocariasis und Ankylostomiasis
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [6]
      • 200 mg/Tag in 2 Dosen.
      • Behandlungsdauer:

        3 Tage

      • <2 Jahre: off-label

        off-label bei Toxocariasis

Taeniasis
  • Oral
    • 2 Jahre bis 18 Jahre
      [4]
      • 600 mg/Tag in 2 Dosen.  An 3 aufeinanderfolgenden Tagen.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Sehr selten: bei Säuglingen: Fieber, Krämpfe und Erythema multiforme.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Abdominalschmerzen, abdominelle Beschwerden, Diarrhö, Flatulenz, Übelkeit, Erbrechen

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Neutropenie, Agranulozytose
  • Hypersensitivität, einschließlich anaphylaktische und anaphylaktoide Reaktion
  • Hepatitis, anormaler Leberfunktionstest
  • Hautausschlag, toxische epidermale Nekrolyse, Stevens-Johnson-Syndrom, Exanthem, Angioödem, Urtikaria, Haarausfall
  • Glomerulonephritis

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

 

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Es gibt wenig Erfahrungswerte für die Anwendung von Mebendazol bei Kindern unter 2 Jahren.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Die Anwendung von Mebendazol bei Patienten mit Leberinsuffizienz sollte nur nach strenger Nutzen-Risiko-Abschätzung erfolgen. In diesen Fällen ist eine Überwachung der Leberfunktion notwendig. Die Patienten sind darauf hinzuweisen, die Behandlung abzubrechen und ärztlichen Rat einzuholen, wenn sich Anzeichen und Symptome einer Lebererkrankung wie Inappetenz, Gelbsucht, Dunkelfärbung des Urins, Juckreiz oder Druckempfindlichkeit des Bauches entwickeln. Bei schweren Hepatopathien und hoher Mebendazol-Dosierung wie z.B. bei der Therapie der Strongyloidiasis und Taeniasis sollte Mebendazol nicht gegeben werden.

Da eine Genommutation nicht mit letzter Sicherheit auszuschließen ist, sollte während der Behandlung mit Mebendazol von weiblichen wie auch von männlichen Patienten eine wirksame Empfängnisverhütung vorgenommen werde.

Bei Diabetikern sollte eine sorgfältige Überwachung des Blutzuckerspiegels erfolgen.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

 

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
CYP3A4-Induktoren Steigerung des Metabolismus von Mebendazol. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Mebendazol möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Mebendazol.
Metronidazol Erhöhtes Risiko von schweren Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom/Toxische epidermale Nekrolyse) möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Überwachung auf Hautreaktionen notwendig.
Clozapin Erhöhung des Risikos und/oder der Schwere von Granulozytopenien/Agranulozytosen. Kombination vermeiden.
Ritonavir Nach repetitiver Gabe senkt Ritonavir die Plasmakonzentration von Mebendazol. Die Akutgabe von Ritonavir hat keinen Einfluss auf die Kinetik von Mebendazol. Monitoring des Therapieerfolgs, ggf. Dosiserhöhung von Mebendazol erwägen.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

NEMATODENMITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Benzimidazol-Derivate

Albendazol

Eskazole®
P02CA03
Tetrahydropyrimidin-Derivate

Pyrantel

Helmex®
P02CC01
Avermektine

Ivermectin - oral

Driponin®, Iveraxiro®, Scabioral®
P02CF01

Referenzen

  1. Hartwig NC, et al, Vademecum pediatrische antimicrobiele therapie [Vademecum pädiatrische antimikrobielle Therapie ], 2005
  2. Johnson&Johnson Consumer BV, SPC Vermox (RVG 06513) 08-02-2016, www.cbg-meb.nl
  3. Mediq Farma BV, SmPC Mebendazol (RVG 111026) 10-10-2017
  4. TEVA, SmPC Mebendazol (RVG 108851) 17-12-2018
  5. JANSSEN-CILAG GmbH, SmPC VERMOX® forte, 500 mg Tabletten (3387.00.00), 07/2020
  6. JANSSEN-CILAG GmbH, SmPC VERMOX®, 100 mg Tabletten (6763198.00.00), 01/2021

Änderungsverzeichnis

  • 17 August 2021 15:24: Aktualisierung des Textauszugs aus Fachinformation und der Manipulierbarkeit der Darreichungsformen
  • 10 Februar 2021 10:59: Aktualisierung der Interaktionsrecherche
  • 17 Januar 2021 13:05: Aktualisierung
  • 22 Dezember 2020 13:54: Neue Indikation: "Taeniasis"

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung