Rifampicin

Wirkstoff
Rifampicin
Handelsname
Eremfat®
ATC-Code
J04AB02

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Rifampicin ist ein halbsynthetisches Antibiotikum aus der Gruppe der Ansamycine mit hauptsächlicher Wirkung gegen Mykobakterien. Der Wirkmechanismus beruht auf der Bindung an die bakterielle RNA-Polymerase und somit auf der Hemmung der bakteriellen Proteinsynthese.
Es werden sowohl intra- als auch extrazellulär gelegene Keime erfasst. Das Wirkoptimum liegt im neutralen oder alkalischen Milieu (meist extrazellulär), im sauren Bereich (intrazellulär oder in käsigem Gewebe) ist die Wirksamkeit geringer.
Der Wirktyp von Rifampicin ist bakterizid bei proliferierenden Keimen mit deutlich weniger Aktivität bei ruhenden Keimen. Rifampicin zeigt gegenüber Mycobacterium tuberculosis einen konzentrationsabhängigen bakteriziden Effekt. Das Ausmaß der Bakterizidie hängt im Wesentlichen von dem Quotienten aus AUC (Area under the curve; Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kurve) und der minimalen Hemmkonzentration (MHK) ab.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es liegen keine speziellen Daten für Kinder vor.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Tuberkulose
    • oral
      • ≥0 Monate bis <3 Monate: off-label
      • ≥3 Monate bis <18 Jahre: zugelassen
    • intravenös
      • ≥0 Monate bis <3 Monate: off-label
      • ≥3 Monate bis <18 Jahre: zugelassen
  • Infektionen bei cystischer Fibrose
    • oral
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
  • Therapie nichttuberkulöser Mykobakteriosen
    • oral
      • ≥1 Monat bis <6 Jahre: off-label
      • ≥6 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • intravenös
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: off-label
  • Meningokokken-Prophylaxe
    •  oral
      • ≥0 Monate bis <3 Monate: off-label
      • ≥3 Monate bis <18 Jahre: zugelassen
  • Prophylaxe der Haemophilus influenzae Typ b (Hib)-Meningitis
    • oral
      • ≥0 Monate bis <1 Monat: off-label
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral / Intravenös bei Tuberkulose

  • Bei der Tuberkulose-Therapie wird empfohlen, die Tagesgesamtdosis von Rifampicin zusammen mit den Kombinationspartnern in einer morgendlichen Einmalgabe einzunehmen.
  • Im Rahmen der Standardtherapie der Tuberkulose wird Rifampicin in der 8-wöchigen Initialphase mit weiteren antimykobakteriell wirksamen Antiinfektiva wie Isoniazid, Pyrazinamid und Ethambutol, in der sich anschließenden 4-monatigen Kontinuitätsphase mit Isoniazid allein kombiniert.

Kinder <3 Monaten:

Aufgrund unzureichender Daten für den Wirkstoff Rifampicin kann für Kleinkinder unter 3 Monaten keine Dosierungsempfehlung gegeben werden.

Kinder ≥3 Monate bis <12 Jahren:

  • 15 (10 - 20) mg/kg Körpergewicht
  • Die Tagesdosis sollte 600 mg bei Kindern ≥3 Monate und <12 Jahre nicht überschreiten.
  • Eine Dosierung von 10 - 20 mg/kg KG Rifampicin entspricht folgender Menge Sirup (100 mg/5 ml):

Körpergewicht

mg Rifampicin

ml Sirup

2,5 kg – 5 kg

50

2,5

5 kg – 10 kg

100

5

10 kg – 20 kg

200

10

15 kg – 30 kg

300

15


[Ref.]

Jugendliche ≥12 bis <18 Jahren:

  • 10 (8 - 12) mg/kg Körpergewicht
  • Die Tagesdosis sollte 600 mg bei Jugendlichen ≥12 und <18 Jahren nicht überschreiten.

Erwachsene:

  • 10 (8 - 12) mg/kg Körpergewicht
  • Die Tagesdosis bei Erwachsenen ≥18 Jahren sollte nicht unter 450 mg liegen und 600 mg nicht überschreiten.

[Ref.]

Oral zur Behandlung von pulmonalen, lokalisierten extrapulmonalen sowie disseminierten Infektionen durch nichttuberkulöse Mykobakterien (MOTT)

Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab 6 Jahre:

  • täglich 10 mg/kg Körpergewicht, max. 600 mg pro Tag
  • Im Falle von Erkrankungen, hervorgerufen durch nichttuberkulöse Mykobakterien (MOTT), ist die Dauer der Therapie mit Rifampicin abhängig von der Art der Infektion und allen Begleitumständen.

[Ref.]

Oral zur Prophylaxe der Meningokokken-Meningitis

Kinder ≥3 Monate bis <12 Jahre und Jugendliche ≥12 bis <18 Jahre unter 60 kg Körpergewicht:

  • 2 × 10 mg/kg Körpergewicht pro Tag über 2 Tage.

Kinder ≥6 bis <12 Jahre und Jugendliche ≥12 bis <18 Jahre über 60 kg Körpergewicht und Erwachsene ≥18 Jahre:

  • 2-mal täglich 600 mg über 2 Tage.

[Ref.]

Oral zur Prophylaxe der Haemophilus influenzae-Meningitis

Kinder ab 1 Monat:

  • 1-mal täglich 20 mg/ kg Körpergewicht (600 mg nicht überschreiten) über 4 Tage.

Erwachsene und Jugendliche:

  • 1-mal täglich 600 mg über 4 Tage.

[Ref.]

Oral als Kombinationsbehandlung der Lepra

Zur Therapie der Lepraerkrankung wird Rifampicin immer in Kombination mit weiteren gegen Mycobacterium leprae wirksamen Antiinfektiva eingesetzt. Entsprechend den
Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Rifampicin bei der paucibazillären Lepra jeweils am ersten Tag von 6 Behandlungszyklen über je 4 Wochen kombiniert mit dem Wirkstoff Dapson bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern eingesetzt. Bei der multibazillären Lepra wird Rifampicin jeweils am ersten Tag von 12 Behandlungszyklen über je 4 Wochen kombiniert mit den Wirkstoffen Dapson und Clofazimin bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern eingesetzt.

Kinder und Jugendliche:

  • Kinder unter 10 Jahren erhalten am ersten Tag eines Behandlungszyklus einmalig 10 mg Rifampicin/kg Körpergewicht.
  • Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren nehmen am ersten Tag eines Behandlungszyklus einmalig 450 mg Rifampicin ein.

Erwachsene:

  • Erwachsene nehmen am ersten Tag eines Behandlungszyklus einmalig 600 mg Rifampicin ein.

[Ref.]

Präparate im Handel

Zur oralen Anwendung stehen Tabletten und ein Sirup sowie eine Infusionslösung (Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung) zur intravenösen Anwendung zur Verfügung.

Orale Anwendung

Präparat

Stärke

Problematische Hilfsstoffe

Eremfat®

150 mg T2
300 mg T2
450 mg T2
600 mg T2

Sorbitol, Propylenglykol

Eremfat® Sirup

100 mg/5 ml

Natriumbenzoat


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen

Intravenöse Anwendung

Präparat

Stärke

Problematische Hilfsstoffe

Natriumgehalt

Eremfat® i.v.

300 mg
600 mg

-

weniger als 1 mmol (23 mg)
Natrium pro Durchstechflasche


Haltbarkeit nach Zubereitung: Die unter aseptischen Bedingungen hergestellte Lösung aus der Trockensubstanz und Wasser für Injektionszwecke ist bei Lagerung im Kühlschrank bis zu 48 Stunden haltbar. Zubereitete Infusionslösungen sind bei Raumtemperatur 4 Stunden haltbar. Daher muss die fertige Infusionslösung sofort zur i.v. Dauertropfinfusion verwendet werden. [Ref.]

Pflegepersonal sollte den Kontakt mit Rifampicin vermeiden, da bei Personen, die Infusionslösungen herstellten oder verabreichten, in Einzelfällen  Überempfindlichkeitsreaktionen an Gesicht und Händen beobachtet wurden. [Ref.]

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

DZK (Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose) Behandlungshilfe Dosierungsrechner Kinder

Dosierungsempfehlungen

Gehe zu:

Tuberkulose
  • Oral
    • 0 Jahre bis 1 Jahr
      [2] [11]
      • 10 mg/kg/Tag in 1 Dosis
      • <3 Monaten: off-label

    • 1 Jahr bis 18 Jahre und < 50 kg
      [2] [11]
      • 10 - 20 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 450 mg/Tag.
    • 1 Jahr bis 18 Jahre und ≥ 50 kg
      [2]
      • 10 - 20 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 600 mg/Dosis.
  • Intravenös
    • 0 Jahre bis 1 Jahr
      [2] [11]
      • 10 mg/kg/Tag in 1 Dosis
      • <3 Monaten: off-label

    • 1 Jahr bis 18 Jahre und < 50 kg
      [2]
      • 10 - 20 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 450 mg/Tag.
    • 1 Jahr bis 18 Jahre und ≥ 50 kg
      [2]
      • 10 - 20 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 600 mg/Tag.
Infektionen bei cystischer Fibrose
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • 20 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 1,2 g/Tag.
      • off-label

Therapie nichttuberkulöser Mykobakteriosen
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • 20 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 1,2 g/Tag.
      • <6 Jahre: off-label

  • Intravenös
    • < 1 Woche
      [1]
      • 10 mg/kg/Tag in 1 Dosis
      • off-label

    • 1 Woche bis 1 Monat
      [1]
      • wenn keine Hyperbilirubinämie vorliegt: 20 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 1,2 g/Tag.
      • bei Hyperbilirubinämie: 10 mg/kg/Tag
        off-label

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • 20 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 1,2 g/Tag.
      • off-label

Meningokokken-Prophylaxe
  • Oral
    • 0 Monate bis 3 Monate
      [4] [10]
      • 10 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
      • Behandlungsdauer:

        2 Tage

      • off-label

    • 3 Monate bis 12 Jahre
      [4] [10]
      • 20 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 1,2 g/Tag.
      • Behandlungsdauer:

        2 Tage

    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [10]
      • 1.200 mg/Tag in 2 Dosen.
      • Behandlungsdauer:

        2 Tage

Prophylaxe der Haemophilus influenzae Typ b (Hib)-Meningitis
  • Oral
    • Neugeborene
      [6]
      • 10 mg/kg/Tag in 1 Dosis
      • Behandlungsdauer:

        4 Tage

      • off-label

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [5]
      • 20 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 600 mg/Dosis. Über 4 Tage.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:

GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
100 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 24 Stunden
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
100 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 24 Stunden
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
100 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 24 Stunden
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
100 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 24 Stunden

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

  • Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems
    • Eosinophilie, Leukopenie, Granulozytopenie, Thrombozytopenie, thrombozytopenische Purpura, Hypoprothrombinämie, hämolytische Anämie, disseminierte intravasale Koagulopathie (0,01-0,1%)
  • Erkrankungen des Immunsystems
    • Leichte Überempfindlichkeitsreaktionen (Fieber, Erythema exsudativum multiforme, Pruritus, Urtikaria) (1-10%)
    • Schwere Überempfindlichkeitsreaktionen wie Atemnot, asthmaartige Anfälle, Lungenödem, andere Ödeme, bis hin zum anaphylaktischen Schock (0,01-0,1%)
    • Lupus-ähnliches Syndrom, Flu-Syndrom, schwere allergische Hautreaktionen wie toxische epidermale Nekrolyse (Lyell-Syndrom) und exfoliative Dermatitis (<0,01%)
  • Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes
    • Appetitlosigkeit, Magenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Meteorismus, Diarrhoe (1-10%)
  • Leber- und Gallenerkrankungen
    • Erhöhung von Enzymaktivitäten wie SGOT (AST), SGPT (ALT), alkalischer Phosphatase, Gamma-Glutamyltranspeptidase (GGT) (>10%)

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

[Ref.]

Kontraindikationen allgemein

  • schwere Leberfunktionsstörungen (Child Pugh C)
  • Verschlussikterus
  • akute Hepatitis
  • Leberzirrhose
  • Gallengangsobstruktion

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

[Ref.]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Keine Monotherapie zur Vermeidung von Resistenzen.
Bei Verwendung über einen längeren Zeitraum Leberfunktion kontrollieren. Die Dosis ist bei Kindern mit reduzierter Leberfunktion anzupassen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Mikrobiologische Bestimmungen von Vitamin B12 und Folsäure sind nicht verwertbar.
  • Rifampicin verursacht falsch-positive Ergebnisse im Immunoassay zur Bestimmung von Opiaten im Urin.
  • Bei leichteren oder chronischen Leberfunktionsstörungen darf Rifampicin nur mit besonderer Vorsicht und unter strenger Nutzen-Risiko-Abschätzung angewendet werden.
    Bei Patienten mit Alkoholabusus ist aufgrund einer potenziellen Vorschädigung der Leber eine strenge Nutzen-Risiko-Abschätzung durchzuführen.
  • Rifampicin besitzt eine porphyrinogene Wirkung. Die Anwendung bei Genträgern einer akuten, intermittierenden Porphyrie (AIP), einer Porphyria variegata (PV), einer hereditären Koproporphyrie (HKP) bedarf besonderer Vorsichtsmaßnahmen. Die Reaktionen betroffener Patienten fallen sehr individuell aus und sind offensichtlich abhängig von der individuellen Zugehörigkeit zu einer der Risikogruppen und von dem Grad der Aktivierung in unterschiedlichen Phasen des hepatischen Porphyrie-Prozesses.
    Die Wirkung auf den Porphyrinstoffwechsel sollte durch Untersuchungen auf Porphyrinvorläufer und Porphyrine im Urin regelmäßig kontrolliert werden. In jedem Fall sollte der Rat eines Porphyrie-Experten eingeholt werden.
  • Während bzw. nach Abschluss der Therapie mit Rifampicin kann eine antibiotikaassoziierte Kolitis (Pseudomembranöse Enterokolitis) auftreten, die lebensbedrohlich sein kann. In diesem Fall muss eine Beendigung der Gabe von Rifampicin in Abhängigkeit von der Indikation erwogen und eine entsprechende Therapie eingeleitet werden (z.B. Einnahme von speziellen Antibiotika/Chemotherapeutika, deren Wirksamkeit klinisch erwiesen ist). Peristaltikhemmende Arzneimittel sind kontraindiziert.
  • Rifampicin hat eine intensiv bräunlich-rote Eigenfarbe, wodurch es nach Einnahme des Arzneimittels mit diesem Wirkstoff zu einer Verfärbung von Körperflüssigkeiten wie Speichel, Schweiß, Tränenflüssigkeit und der Ausscheidungsprodukte Urin und Stuhl kommt. Hierdurch kann es z.B. zu einer dauerhaften gelborangen Verfärbung von weichen Kontaktlinsen und auch zur Verfärbung von Kleidung kommen.
  • Bei der Einnahme von Rifampicin in den letzten Wochen der Schwangerschaft kann das Risiko postnataler Blutungen bei der Mutter aufgrund einer durch den Geburtsvorgang erhöhten Blutungsneigung und beim Neugeborenen aufgrund einer noch unzureichenden Vitamin-K-Versorgung und dadurch unzureichender Produktion von Gerinnungsfaktoren erhöht sein. Daher sind regelmäßige Kontrollen des Blutbildes erforderlich sowie auch die Bestimmung der Gerinnungsparameter. Eine Behandlung mit Vitamin K kann in solchen Fällen angezeigt sein.
  • Die intermittierende Therapie der Tuberkulose wird für Deutschland nicht empfohlen. Falls sich eine tägliche Medikamentengabe aus zwingenden Gründen nicht realisieren lässt, sollte die intermittierende Therapie nur in der Kontinuitätsphase und nur bei HIV-negativen Patienten mit voll medikamentensensibler Tuberkulose und als überwachte Therapie erfolgen.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

[Ref.]

Wechselwirkungen

  • Bunazosin: Plasmakonzentration und AUC von Bunazosin sind vermindert
    • gleichzeitige Einnahme wird nicht empfohlen, Wirkungsverlust von Bunazosin wahrscheinlich
  • Aktivkohle: Gleichzeitige Einnahme wird nicht empfohlen, da Aktivkohle die Resorption von Rifampicin vermindert
    • Wirkungsverlust von Rifampicin möglich
  • Analgetika:
    • Paracetamol: Rifampicin kann den Abbau von Paracetamol beschleunigen, das Hepatotoxizitätsrisiko ist erhöht
      • die gleichzeitige Einnahme wird nicht empfohlen, enge Überwachung
    • Diclofenac: AUC und Cmax von Diclofenac sind vermindert
      • Wirkungsverlust von Diclofenac möglich, Überwachung wird empfohlen
    • Opiate/Opioide: Metabolismus der Opioide wird durch Rifampicin beschleunigt, Bioverfügbarkeit von Rifampicin kann verringert sein
      • Zeitlich versetzte Einnahme wird empfohlen, enge Überwachung, Dosiserhöhung der Opioide u. U. notwendig
  • Anästhetika:
    • Alfentanil: Elimination von Alfentanil ist beschleunigt (ca. 3-fach)
      • Wirkungsverlust von Alfentanil möglich, ggf. Dosisanpassung von Alfentanil notwendig
    • Ropivacain: Elimination von Ropivacain durch Aktivierung der CYP-Enzyme beschleunigt
      • Geringer Einfluss auf die Qualität und Dauer der Lokalanästhesie (Wechselwirkung erst dann, wenn Ropivacain in den Blutkreislauf eintritt)
  • Antiarrhythmika: Plasmakonzentration von Antiarrhythmika kann durch Rifampicin verringert sein
    • Herzrhythmuskontrolle angezeigt, ggf. Dosisanpassung der Antiarrhythmika notwendig 
    • Amiodaron, Chinidin, Disopyramid, Lorcainid, Propafenon, Tocainid
  • Antibiotika:
    • Pyrazinamid: Erhöhtes Hepatotoxizitätsrisiko
    • Cotrimoxazol (Trimethoprim/Sulfamethoxazol): Clearance von Rifampicin ist verringert, Plasmalevel, AUC und Cmax von Rifampicin erhöht
      • Gesteigerte Hepatotoxizität, Überwachung der Leberfunktion
    • Clarithromycin: Gleichzeitige Einnahme wird nicht empfohlen, Wirkungsverlust von Clarithromycin möglich
    • Chloramphenicol, Doxycyclin: Wirkungsverlust von Doxycyclin und Chloramphenicol, Dosiserhöhung von Doxycyclin und Chloramphenicol notwendig
    • Ciprofloxacin, Moxifloxacin: Elimination von Moxifloxacin und Ciprofloxacin beschleunigt, jedoch ist keine Dosisanpassung notwendig
    • Dapson: Wirkungsverlust von Dapson möglich, ggf. Dosiserhöhung von Dapson
    • Linezolid: AUC und Cmax von Linezolid durch Rifampicin herabgesetzt, Wirkungsverlust von Linezolid möglich
    • Metronidazol: Elimination von Metronidazol beschleunigt, Wirkungsverlust von Metronidazol möglich, ggf. Dosisanpassung von Metronidazol
    • Telithromycin: AUC und Cmax von Telithromycin stark vermindert, gleichzeitige Einnahme wird nicht empfohlen, eine Therapie mit Telithromycin sollte frühestens zwei Wochen nach Ende der Rifampicin-Therapie erfolgen
  • Antimykotika:
    • Caspofungin: Plasmakonzentration von Caspofungin vermindert, Wirkungsverlust von Caspofungin, Dosiserhöhung von Caspofungin notwendig
    • Fluconazol: AUC, Cmax und Plasmakonzentration von Fluconazol durch Rifampicin herabgesetzt
      • Alternatives Antimykotikum sollte verwendet werden, Wirkungsverlust von Fluconazol möglich, enge Überwachung, ggf. Dosisanpassung von Fluconazol nötig
    • Itraconazol, Ketoconazol: AUC, Cmax und Plasmakonzentration von Itraconazol und Ketoconazol herabgesetzt
      • gleichzeitige Anwendung wird nicht empfohlen
    • Voriconazol: Cmax und AUC von Voriconazol um 93 % bzw. 96 % herabgesetzt
      • Therapieversagen ➝ kontraindiziert
    • Terbinafin: Clearance von Terbinafin ist erhöht, jedoch ist keine Dosisanpassung notwendig
  • Antidiabetika:
    • Wirkung der Antidiabetika kann durch Rifampicin sowohl verstärkt als auch vermindert sein
    • Überwachung des Blutglukosespiegels, ggf. Dosisanpassung der Antidiabetika notwendig
    • Insulin und Derivate, Sulfonylharnstoffe, Biguanide, Glinide, DPP4-Hemmer
  • Protease-Inhibitoren:
    • Bioverfügbarkeit (AUC) der Proteaseinhibitoren ist durch Rifampicin herabgesetzt
    • Nicht kompensierbarer Wirkungsverlust der Proteaseinhibitoren ➝ kontraindiziert
      • Amprenavir, Atazanavir, Darunavir, Fosamprenavir, Indinavir, Lopinavir, Nelfinavir, Tipranavir, Saquinavir und Ritonavir
  • Hypnotika:
    • Plasmalevel von Zaleplon, Zolpidem und Zopiclon vermindert
    • Wirkungsverlust von Zaleplon, Zolpidem und Zopiclon möglich, Überwachung nötig
  • Antikoagulantien:
    • Wirkungsverlust von Phenprocoumon, Warfarin und anderen Cumarinen möglich, engmaschige Kontrolle der Quick- und INR Werte, insbesondere bei Therapiebeginn und -ende, ggf. Dosisanpassung von Phenprocoumon, Warfarin und anderen Cumarinen nötig.
    • Rivaroxaban: Plasmakonzentration von Rivaroxaban vermindert, gleichzeitige Einnahme wird nicht empfohlen, Dosiserhöhung von Rivaroxaban notwendig
    • Apixaban, Dabigatran: Plasmakonzentration von Apixaban und Dabigatran vermindert, gleichzeitige Einnahme wird nicht empfohlen
    • Phenprocoumon, Warfarin und andere Cumarine: Metabolismus wird durch Rifampicin beschleunigt, Gleichzeitige Einnahme sollte vermieden werden

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

[Ref.]

MITTEL ZUR BEHANDLUNG DER TUBERKULOSE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antibiotika

Rifabutin

Mycobutin®
J04AB04
Hydrazide

Isoniazid

Isozid®
J04AC01
Andere Mittel zur Behandlung der Tuberkulose

Bedaquilin

Sirturo®
J04AK05

Delamanid

Deltyba®
J04AK06

Ethambutol

EMB Fatol®
J04AK02

Pyrazinamid

Pyrafat®; Syn.: PZA, Pyrazincarboxamid
J04AK01

Referenzen

  1. Hartwig NC, et al, Vademecum pediatrische antimicrobiële therapie [Vademecum pädiatrische antimikrobielle Therapie], 2005
  2. Genzyme Europe B.V, SmPC Rifadin (RVG 05766, 08755) 17-07-2021, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  3. Furth van AM et al, Werkboek Infectieziekten bij Kinderen [Arbeitsbuch Infektionskrankheiten bei Kindern], VU-Verlag, 1999
  4. LCI, Richtlijn Meningokokkose - meningokokkenziekte [Leitlinie Meningokokken Erkrankungen], www.rivm.nl, 02-04-2013, http://www.rivm.nl/dsresource?objectid=rivmp:9288&type=org&disposition=inline
  5. RIEMSER Pharma GmbH, SmPC, EREMFAT® i.v. 300 mg/600mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (3260.00.02/3260.01.02), 06/20
  6. RijksInstituut voor Volksgezondheid en Milieu (RIVM), Haemophilus influenzae type b-infectie, https://lci.rivm.nl/richtlijnen/haemophilus-influenzae-type-b-infectie#profylaxe-behandeling , 4 juni 2019
  7. RIEMSER Pharma GmbH, SmPC, EREMFAT® 150/300/450/600 mg Filmtabletten (3260.00.00/3260.01.00/3260.00.01/3260.01.01), 01/18
  8. RIEMSER Pharma GmbH, SmPC, EREMFAT® 100 mg/5 ml Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen (6061616.00.00), 01/18
  9. Uptodate: UpToDate®, Pediatric Drug information: Rifampicin Topic 12767 Version 243.0, 02/19
  10. Robert Koch-Institut, Abteilung für Infektionsepidemiologie, Meningokokken, invasive Erkrankungen (Neisseria meningitidis), RKI-Ratgeber, 01.02.2014, https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Meningokokken.html#doc2374538bodyText12
  11. A Guideline on Behalf of the German Societyfor Pediatric Infectious Diseases (DGPI), Consensus-Based Guidelines for Diagnosis, Prevention andTreatment of Tuberculosis in Children and Adolescents, Thieme Verlag, 2017, https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0043-116545.pdf

Änderungsverzeichnis

  • 06 Dezember 2021 10:42: Indikationserweiterung des Präparates Eremfat® führt zur Aufnahme einer Dosierungsempfehlung zur "Prophylaxe der Haemophilus influenzae-Meningitis" für Kleinkinder ab 1 Monat

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung