Epoetin beta (Erythropoetin)

Wirkstoff
Epoetin beta (Erythropoetin)
Handelsname
NeoRecormon®
ATC-Code
B03XA01

Epoetin beta (Erythropoetin)


Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Erythropoetin ist ein Glykoprotein, das als mitoseanregender Faktor und Differenzierungshormon die Bildung von Erythrozyten aus ihren determinierten Vorläuferzellen stimuliert. Rekombinant hergestelltes Epoetin beta ist in seiner Aminosäure- und Kohlenhydrat-Zusammensetzung identisch mit Erythropoetin, das aus dem Urin anämischer Patienten isoliert wurde.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Anämieprophylaxe bei Frühgeborenen
    • subkutan
      • Gestationsalter <34 Wochen und 750 bis 1500 g: zugelassen
  • Anämie bei terminaler Niereninsuffizienz
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • subkutan
      • ≥1 Monat bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Subkutan zur Vorbeugung einer Frühgeborenenanämie bei Kindern mit einem Geburtsgewicht zwischen 750 und 1500 g, die vor der 34. Schwangerschaftswoche geboren wurden

Kinder mit einem Geburtsgewicht zwischen 750 und 1500 g, die vor der 34. Schwangerschaftswoche geboren wurden:

Die Lösung wird in einer Dosis von 3 × 250 I.E./kg Körpergewicht und Woche subkutan verabreicht. Der Nutzen der Behandlung bei Frühgeborenen, die zuvor bereits transfundiert wurden, ist möglicherweise geringer ausgeprägt als bei nicht transfundierten Kindern. Die empfohlene Behandlungsdauer beträgt 6 Wochen.

Intravenös/Subkutan zur Behandlung der symptomatischen Anämie infolge chronischer Nierenerkrankungen (CKD) bei erwachsenen Patienten und Kindern

Die Therapie unterteilt sich in zwei Behandlungsphasen:

  • Korrekturphase:
    • subkutan: Die Anfangsdosis von Epoetin beta beträgt 3 x 20 I.E./kg Körpergewicht und Woche. Bei nicht ausreichendem Anstieg des Hämoglobins (< 0,25 g/dl/Woche) kann die Dosis in monatlichen Abständen um 3 x 20 I.E./kg Körpergewicht und Woche erhöht werden. Die Wochendosis kann auch auf tägliche Einzelgaben aufgeteilt werden.
    • intravenös: Die Anfangsdosis von Epoetin beta beträgt 3 x 40 I.E./kg Körpergewicht und Woche. Die Dosis kann nach einem Monat auf 3 x 80 I.E./kg Körpergewicht und Woche und, falls erforderlich, in monatlichen Abständen um weitere 3 x 20 I.E./kg Körpergewicht und Woche erhöht werden.
      Für beide Anwendungsarten sollte die maximale Dosis von 720 I.E./kg Körpergewicht und Woche nicht überschritten werden.
  • Erhaltungsphase:
    Zur Aufrechterhaltung eines Hämoglobinwerts von 10-12 g/dl wird die Dosis zunächst auf die Hälfte der zuletzt eingesetzten Dosis reduziert. Anschliessend wird die Dosierung in 1-2-wöchigen Abständen individuell auf den Patienten eingestellt (Erhaltungsdosis).
    • parenterale, subkutane Anwendung: Die Wochendosis kann als einmalige Injektion gegeben werden oder auf 3-7 Einzeldosen pro Woche verteilt werden. Patienten, die in der einmal wöchentlichen Anwendung stabil sind, können auf eine Anwendung alle 2 Wochen umgestellt werden. In diesem Fall können Dosiserhöhungen notwendig werden.

Ergebnisse klinischer Studien bei Kindern haben gezeigt, dass im Mittel die Dosen umso höher lagen, je jünger die Patienten waren. Trotzdem sollte vom empfohlenen Dosierungsschema nicht abgewichen werden, da die individuelle Ansprechbarkeit nicht vorhersagbar ist.

[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung in Fertigspritze 500 I.E., 2 000 I.E., 3 000 I.E., 4 000 I.E., 5 000 I.E., 6 000 I.E., 10 000 I.E., 30 000 I.E. (je Fertigspritze)

Umrechnungsfaktor: 500 I.E. ≙ 4,15 µg Epoetin beta

Parenterale Anwendung

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Epoetin beta)
Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
NeoRecormon® Fertigspritzen Injektionslösung in Fertigspritze 500 I.E./0,3 ml,
2 000 I.E./0,3 ml,
3 000 I.E./0,3 ml,
4 000 I.E./0,3 ml,
5 000 I.E./0,3 ml,
6 000 I.E./0,3 ml,
10 000 I.E./0,6 ml,
20 000 I.E./0,6 ml,
30 000 I.E./0,3 ml
subkutan, intravenös weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Fertigspritze, d.h. nahezu „natriumfrei“ Polysorbat 20,
L-Phenylalanin
Frühgeborene (Anämie Prophylaxe),
Kinder (Anämie Therapie bei chron. Nierenerkrankung)


Die Fachinformationen wurden am 13.05.2022 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Anämieprophylaxe bei Frühgeborenen
  • Subkutan
    • Gestationsalter < 34 Wochen und 750 bis 1500 g
      [3] [5]
      • 250 IE/kg/Dosis 3 x wöchentlich.
      • Behandlungsdauer:

        6 Wochen

      • Sobald die orale Ernährung vollständig aufgebaut ist, orale Eisensubstitution.

Anämie bei terminaler Niereninsuffizienz
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [3] [4]
      • Initialdosis: 40 IE/kg/Dosis 3 x wöchentlich
        Erhaltungsdosis:Nach 4 Wochen kann die Initialdosis je nach Anstieg des Hb auf 80 IE/kg/Dosis 3 x wöchentlich erhöht werden. Wenn eine weitere Dosiserhöhung basierend auf dem Hb-Wert erforderlich ist, kann die Dosis in monatlichen Abständen um weitere 20 IE/kg bis zu einem Maximum von 240 IE/kg 3 x wöchentlich gesteigert werden.

        Die Dosis soll nach Erreichen der Hb-Korrektur auf die Hälfte der zuletzt verabreichten Dosis reduziert werden. Die Dosis wird basierend auf dem Hb-Wert weiter angepasst.

        Zielwert Hb: 11-12 g/dL

        <2 Jahre: off-label

  • Subkutan
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [3]
      • Initialdosis: 20 IE/kg/Dosis 3 x wöchentlich.
      • Erhaltungsdosis: Bei Bedarf die Dosis alle 4 Wochen um 20 IE/kg erhöhen auf 20 - 240 IE/kg/Dosis 3 x wöchentlich.
      • In der Erhaltungsphase Dosis auf die Hälfte der zuletzt verabreichten Dosis senken; Danach die Dosis in einem Intervall von 1-2 Wochen auf den individuellen Bedarf weiter reduzieren.
        Zielwert Hb: 11-12 g/dL
        <2 Jahre: off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Hypertonie, Konvulsionen, Thrombose des Gefäßzugangs, reversible Neutropenie bei Frühgeborenen

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Bluthochdruck, Kopfschmerzen, thromboembolische Ereignisse, hypertensive Krise

Die vollständige Auflistung aller unerwünschten Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Schwere Hypertonie, Epilepsie.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei Niereninsuffizienz muss vor Behandlungsbeginn der Eisenspeicher adäquat aufgebaut werden. Während der Behandlung muss weiterhin Eisen verabreicht werden.

Bei Frühgeborenen kann die Thrombozytenzahl insbesondere in den ersten zwei Lebenswochen leicht ansteigen, deshalb sollte die Thrombozytenzahl regelmäßig bestimmt werden. Bei Frühgeborenen konnte das potentielle Risiko, dass Erythropoetin eine Retinopathie auslöst, nicht ausgeschlossen werden (Abwägung von Nutzen und Risiko vor der Anwendung) [SmPC].

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Vorsicht bei refraktärer Anämie mit Blastenexzess in Transformation, bei epileptiformen Erkrankungen, bei Thrombozytose sowie bei chronischer Leberinsuffizienz.

Folsäure- und Vitamin B12-Mangel sollten ausgeschlossen sein, da hierdurch die Wirksamkeit von Epoetin beta vermindert wird.

Vorsicht bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz:
- hohe kumulative Epoetin-Dosen können mit einem erhöhten Risiko für Mortalität, schwerwiegende kardiovaskuläre und zerebrovaskuläre Ereignisse einhergehen.
- Insbesondere bei intravenöser Anwendung, kann es zu einem mäßiggradigen dosisabhängigen Anstieg der Thrombozytenzahl innerhalb des Normbereiches kommen, der im Verlauf der Therapie wieder zurückgeht. Es wird empfohlen, die Thrombozytenzahl in den ersten 8 Wochen der Therapie regelmäßig zu kontrollieren.
- Im Verlauf der Therapie mit Epoetin beta ist aufgrund des gesteigerten Hämatokritwertes häufig eine Erhöhung der Heparin-Dosis während der Hämodialyse notwendig. Bei nicht optimaler Heparinisierung ist ein Verschluss des Dialyse-Systems möglich. Eine frühzeitige Shunt-Revision und eine Thrombose-Prophylaxe, z.B. durch Gabe von Acetylsalicylsäure, sollte bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz und mit dem Risiko einer Shunt-Thrombose in Betracht gezogen werden.

Aluminiumüberladung infolge der Therapie der chronischen Niereninsuffizienz kann die Wirksamkeit von Epoetin beta abschwächen.

Bei Prädialyse-Patienten mit Nephrosklerose sollte individuell über die Anwendung entschieden werden, da eine beschleunigte Progression der Niereninsuffizienz bei diesen Patienten nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann.

Eine durch neutralisierende Antikörper gegen Erythropoetin hervorgerufene reine Erythrozytenaplasie (Pure Red Cell Aplasie (PRCA)) kann unter Erythropoetin-Therapie auftreten. Für diese Antikörper konnte eine Kreuzreaktivität mit allen erythropoietischen Proteinen gezeigt werden.

Eine durch Epoetin beta hervorgerufene Hypertension lässt sich medikamentös behandeln. Wenn der Blutdruckanstieg damit nicht kontrolliert werden kann, wird eine vorübergehende Unterbrechung der Therapie mit Epoetin beta empfohlen. Insbesondere zu Behandlungsbeginn wird darüber hinaus eine regelmäßige Blutdruckkontrolle empfohlen, auch zwischen den Dialysen. Blutdruckentgleisungen mit Enzephalopathie-ähnlicher Symptomatik können auftreten (Warnzeichen: stechende migräneartige Kopfschmerzen).

Schwere arzneimittelinduzierte Hautreaktionen, einschließlich Stevens-Johnson-Syndrom und toxischer epidermaler Nekrolyse, die lebensbedrohlich oder tödlich sein können, wurden im Zusammenhang mit Epoetin-Behandlungen berichtet. Wenn ein Patient aufgrund der Anwendung von Epoetin beta eine solche Hautreaktion entwickelt, darf bei dem Patienten die Behandlung mit Epoetin beta zu keinem Zeitpunkt erneut begonnen werden.

In kontrollierten klinischen Studien wurde kein signifikanter Nutzen für die Anwendung von Epoetinen gezeigt, wenn die Hämoglobinkonzentration über den für die Kontrolle der Symptome einer Anämie und zur Vermeidung von Bluttransfusionen benötigten Spiegel erhöht wurde.

Erythropoetin-Rezeptoren können auf der Oberfläche verschiedenster Tumorzellen gebildet werden. Wie bei allen Wachstumsfaktoren besteht der Verdacht, dass auch Epoetine das Wachstum von Tumoren stimulieren könnten.

Serum-Kalium- und -Phosphat-Spiegel sollten während der Behandlung mit Epoetin beta regelmäßig überprüft werden. Hyperkaliämie wurde bei urämischen Patienten beobachtet, ohne dass ein kausaler Zusammenhang festgestellt wurde. Es sollte erwogen werden die Behandlung zu unterbrechen, bis sich der Kaliumspiegel normalisiert hat.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Es sind derzeit keine relevanten Wechselwirkungen bekannt.

ANDERE ANTIANÄMIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Andere Antianämika

Darbepoetin

Aranesp®
B03XA02

Epoetin alpha (Erythropoetin)

Abseamed®, Binocrit®, Erypo®, Eprex®
B03XA01

Epoetin zeta (Erythropoetin)

Retacrit®, Silapo®
B03XA01
B03XA03

Referenzen

  1. Heijden, van der AJ et al, Werkboek Kindernefrologie [Arbeitsbuch Kindernephrologie], VU Uitgeverij, 2002, 1. Auflage
  2. Berg van den, HB et al, Werkboek Kinderhematologie [Arbeitsbuch Kinderhämatologie], VU Uitgeverij, 2001, 2. Auflage
  3. Roche Registration GmbH, SmPC NeoRecormon (EU/1/97/031) 22-08-2019
  4. KDIGO, Clinical practice guideline for anemia in chronic kidney disease, http://www.kidney-international.org, 2012, 2 (4) August (2)
  5. Roche Registration GmbH, SmPC NeoRecormon® Injektionslösung in Fertigspritze (EU/1/97/031/025 – 026), 12/2020

Änderungsverzeichnis

  • 25 März 2024 09:47: Entfernen der Informationen für Mircera®, da diese nun aufgrund der Neuzulassung für pädiatrische Patienten in einer separaten Monographie enthalten sind.
  • 17 Mai 2022 09:51: Mircera® (nur für Erwachsene zugelassen) hinzugefügt zur Unterscheidung des für pädiatrische Patienten zugelassenen Präparates NeoRecormon®
  • 12 Juli 2021 16:15: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung