Propafenon

Wirkstoff
Propafenon
Handelsname
Rytmonorm®
ATC-Code
C01BC03

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Propafenonhydrochlorid ist ein Antiarrhythmikum mit membranstabilisierender, den Natriumkanal blockierender Wirkung (Klasse IC nach Vaughan Williams). Ferner besitzt es eine Beta-Adrenozeptorenantagonisierende Wirkung (Klasse II nach Vaughan Williams). Propafenonhydrochlorid vermindert die Anstiegsgeschwindigkeit des Aktionspotentials und führt dadurch zu einer Verlangsamung der Erregungsleitung (negativ dromotrop). Die Refraktärzeiten in Vorhof, AV-Knoten und in den Kammern werden verlängert.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die Bioverfügbarkeit ist stark variabel (12 – 50%), Nahrung reduziert den First-Pass-Effekt und steigert die Bioverfügbarkeit. Metabolisierung: in der Leber durch CYP2D6 zu aktivem 5-Hydroxypropafenon.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Schwere ventrikuläre und supraventrikuläre Arrhythmien
    • oral
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: off-label
    • intravenös
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral (schnellfreisetzend) bei

  • symptomatischen und behandlungsbedürftigen tachykarden supraventrikulären Herzrhythmusstörungen, wie z.B. AV-junktionale Tachykardien, supraventrikuläre Tachykardien bei WPW-Syndrom oder paroxysmales Vorhofflimmern
  • schwerwiegenden symptomatischen ventrikulären tachykarden Herzrhythmusstörungen, wenn diese nach Beurteilung des Arztes lebensbedrohend sind

  • nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation

[Ref.]

Oral (retardiert) zur Verlängerung der Zeit bis zum Wiederauftreten von symptomatischen Vorhofarrhythmien bei Patienten mit symptomatischem Vorhofflimmern in der Anamnese ohne signifikante strukturelle Herzerkrankung

  • nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation

[Ref.]

Intravenös bei

  • symptomatischen und behandlungsbedürftigen tachykarden supraventrikulären Herzrhythmusstörungen, wie z.B. AV-junktionale Tachykardien, supraventrikuläre Tachykardien bei WPW-Syndrom oder paroxysmales Vorhofflimmern
  • schwerwiegenden symptomatischen ventrikulären tachykarden Herzrhythmusstörungen, wenn diese nach Beurteilung des Arztes lebensbedrohend sind

  • nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation

[Ref.]

Präparate im Handel

Filmtabletten 150 mg, 300 mg
Hartkapseln, retardiert 225 mg, 325 mg, 425 mg
Injektionslösung 70 mg/20 ml

Allgemein

Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Propafenon in Form von Propafenonhydrochlorid. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist jeweils auf Propafenonhydrochlorid bezogen.

Orale Anwendung

Feste Arzneiformen

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Propafenon-HCl)
Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis
Propafenon-ratiopharm® Filmtabletten 150 mgT2,M
300 mgT4,M
- ungelutscht und unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit nach dem Essen einnehmen
Rytmonorm® Filmtabletten 150 mg
300 mg
- ungelutscht und unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit nach dem Essen einnehmen
Rytmonorm® SR  Hartkapseln, retardiert 225 mgT0
325 mgT0
425 mgT0
Propylenglykol mit Flüssigkeit entweder zu den oder außerhalb der Mahlzeiten einnehmen


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T4: teilbar in vier gleiche Dosen, M: mörserbar

Parenterale Anwendung

Propafenon wird intravenös infundiert oder als langsame intravenöse Injektion appliziert.

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Propafenon-HCl)
Rytmonorm® Injektionslösung 70 mg/20 ml


Anwendungshinweise:

  • Die intravenöse Injektion sollte langsam, innerhalb von 3 bis 5 Minuten, erfolgen. Der Abstand zwischen zwei Injektionen sollte nicht weniger als 90 bis 120 Minuten betragen.
  • Die Mischung für die Infusion sollte in 5 %iger Glucose- oder Fructoselösung erfolgen. Eine Mischung mit physiologischer Natriumchlorid-Lösung ist wegen möglicher Ausfällungen zu vermeiden.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Schwere ventrikuläre und supraventrikuläre Arrhythmien
  • Oral
    • 0 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [2] [3] [4] [5] [6]
      • Initialdosis: Propafenon-HCl: 7 mg/kg/Tag in 3 - 4 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Propafenon-HCl: Schrittweise erhöhen um 2 mg/kg/Tag bis 9 - 20 mg/kg/Tag in 3 - 4 Dosen. Max: 900 mg/Tag.
      • Anwendungshinweis:

        Vorzugsweise direkt nach der Mahlzeit einnehmen.

      • off-label

  • Intravenös
    • 0 Jahre bis 18 Jahre
      [2] [5] [6]
      • Initialdosis: Propafenon-HCl: 1 - 2 mg/kg/Tag, Bolus langsame Injektion.
      • Erhaltungsdosis: Propafenon-HCl: 4 - 7 microg./kg/Minute, Dauerinfusion.
      • off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Übelkeit, Bauchschmerzen, Müdigkeit, verschwommenes Sehen, Geschmacksstörungen. Pro-arrhythmische Effekte, wie Bradykardie und Reizleitungsstörungen, können sowohl in Form von neuen Herzrhythmusstörungen, als auch in Form einer Verschlechterung schon bestehender Arrhythmien, auftreten. Diese können zu Herzinsuffizienz bis hin zum Herzstillstand führen. Das Risiko pro-arrhythmischer Effekte ist bei Patienten mit strukturellem Herzleiden und/oder schlechter linksventrikulärer Funktion signifikant höher.

Bei oraler Verabreichung kann es zu reichlicher oraler Sekretion und Atembelastung kommen. Dies wird wahrscheinlich durch den bitteren Geschmack verursacht und kann durch eine Geschmackskorrektur verhindert werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Thrombozytopenie
  • verminderter Appetit

  • Angst, Schlafstörungen, Alpträume
  • Schwindel- und Benommenheitsgefühl, Kopfschmerzen, Geschmacksstörungen, Synkope, Ataxie, Parästhesien
  • Sehstörungen
  • Vertigo
  • Überleitungsstörungen, Palpitationen, Sinusbradykardie, Bradykardie, Tachykardie, Vorhofflattern, ventrikuläre Tachykardie, Arrhythmien
  • Hypotonie
  • Dyspnoe
  • Bauchschmerzen, Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Verstopfung, Mundtrockenheit, Blähungen, Flatulenz
  • Anomalien der Leberfunktion
  • Urtikaria, Pruritus, Hautausschlag, Erythem
  • erektile Dysfunktion
  • Brustschmerzen, Asthenie, Müdigkeit, Pyrexie

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Agranulozytose, Leukopenie, Granulozytopenie
  • Konvulsionen
  • Kammerflimmern, Herzversagen, Herzschlag verlangsamt
  • Leberzellschäden, Hepatitis 
  • Lupus-artiges Syndrom

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • bekanntes Brugada-Syndrom
  • manifeste Herzinsuffizienz
  • kardiogener Schock, außer wenn dieser durch eine Störung der Herzschlagfolge bedingt ist
  • schwere symptomatische Bradykardie
  • innerhalb der ersten drei Monate nach Myokardinfarkt oder bei eingeschränkter Herzleistung (linksventrikuläres Auswurfvolumen geringer als 35 %), außer bei Patienten mit lebensbedrohenden ventrikulären Herzrhythmusstörungen
  • ausgeprägte Reizleitungsstörungen (wie z. B. SA- bzw. AV-Block II. und III. Grades, Schenkelblock (ohne Schrittmacherimplantation))
  • Sinusknotensyndrom (ohne Schrittmacherimplantation)
  • ausgeprägte Hypotonie
  • manifeste Störungen des Elektrolythaushaltes (z. B. Kaliumstoffwechselstörungen)
  • schwere obstruktive Atemwegserkrankung
  • Myasthenia gravis

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Propafenon sollte unter Überwachung hämodynamischer Parameter verabreicht werden. Wenn die Leber- oder Nierenfunktion beeinträchtigt ist, sollte die Dosis angepasst werden (Akkumulation). Wie bei anderen Antiarrhythmika besteht das Risiko arrhythmogener Wirkungen, die ventrikuläre Arrhythmien verschlimmern können.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Es ist notwendig, dass jeder Patient, bei dem Propafenon angewendet wird, vor und während der Behandlung elektrokardiographisch und klinisch untersucht wird.
  • Die Einnahme von Propafenon kann bei zuvor asymptomatischen Trägern des Brugada-Syndromes zu einer Manifestation des Syndromes führen oder Brugada-artige Veränderungen des Elektrokardiogrammes (EKGs) provozieren.
  • Bei der Behandlung des paroxysmalen Vorhofflimmerns ist beim Übergang von Vorhofflimmern auf Vorhofflattern die Entstehung einer 2:1- bzw. 1:1-Überleitung auf den Ventrikel mit daraus resultierender sehr schneller Herzkammerfrequenz (z.B. >180 Schlägen pro Minute) möglich.
  • Bei Patienten mit Herzschrittmacher kann eine Veränderung der Pacing- und Sensingschwelle unter Propafenonhydrochlorid nicht ausgeschlossen werden.
  • Bei Patienten mit ausgeprägter struktureller Herzerkrankung können schwere Nebenwirkungen unter der Therapie mit Propafenonhydrochlorid auftreten. Solche Patienten dürfen daher nicht mit Propafenon behandelt werden.
  • Bei Patienten mit einer Atemwegsobstruktion, z.B. Asthma, sollte Propafenon aufgrund seiner Betablocker-Eigenschaften nur mit Vorsicht angewendet werden.
  • Bei der Anwendung ist zu berücksichtigen, dass bisher für kein Antiarrhythmikum der Klasse I nachgewiesen werden konnte, dass eine Behandlung der Herzrhythmusstörungen eine Lebensverlängerung bewirkt.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:

Propafenon wird über die Isoenzyme CYP2D6 und CYP3A4 metabolisiert und ist zusätzlich ein CYP2D6- und P-Glykoprotein-Inhibitor (Abschnitt in Fachinformation zu Biotransformation beachten).

Propafenon zeichnet sich durch ein hohes Interaktionspotential aus. Aus diesem Grund muss die Medikation individuell auf Wechselwirkungen überprüft und ggf. durch geeignete Maßnahmen wie Drug Monitoring überwacht werden.

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
CYP3A4-Inhibitoren Hemmung des Metabolismus von Propafenon durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) erhöhte Wirkung von Propafenon möglich. Erhöhtes Nebenwirkungspotential von Propafenon möglich. Kombination teils kontraindiziert. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Propafenon verringern und auf Nebenwirkungen überprüfen.
CYP3A4-Induktoren

Steigerung des Metabolismus von Propafenon durch CYP-Induktion. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Propafenon möglich.

Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Propafenon erhöhen und auf Therapieversagen überprüfen.
CYP2D6-Inhibitoren Hemmung des Metabolismus von Propafenon durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) erhöhte Wirkung von Propafenon möglich. Erhöhtes Nebenwirkungspotential von Propafenon möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Propafenon verringern und auf Nebenwirkungen überprüfen.
CYP2D6-Substrate Hemmung des Metabolismus der mit Propafenon angewendeten Wirkstoffe durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) erhöhte Wirkung der Komedikation möglich. Erhöhtes Nebenwirkungspotential der Komedikation möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis der Komedikation verringern und auf Nebenwirkungen überprüfen.
P-Glykoprotein-Substrate, z.B. Digoxin Hemmung des Metabolismus der mit Propafenon angewendeten Wirkstoffe durch PGP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) erhöhte Wirkung der Komedikation möglich. Erhöhtes Nebenwirkungspotential der Komedikation möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis der Komedikation verringern und auf Nebenwirkungen überprüfen.
QT-Zeit verlängernde Arzneistoffe Additive QT verlängernde Wirkung. Erhöhtes Risiko für Torsade de pointes Tachykardien. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, elektrophysiologische Auswirkungen überwachen.
Theophyllin, Warfarin, Phenprocoumon, Ciclosporin Hemmung des Metabolismus der mit Propafenon angewendeten Wirkstoffe. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) erhöhte Wirkung der Komedikation möglich. Erhöhtes Nebenwirkungspotential der Komedikation möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis der Komedikation verringern und auf Nebenwirkungen überprüfen.
Metoprolol Additive negativ inotrope Wirkungen und erhöhtes Risiko für einen AV-Block. Gabe vermeiden und ggf. Betablocker erwägen, die nicht hepatisch abgebaut werden, z.B. Atenolol.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANTIARRHYTHMIKA, KLASSE I UND III

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antiarrhythmika, Klasse Ib

Lidocain

Licain®, Xylocain®, Xylocitin®, weiterer ATC-Code: N01BB02
C01BB01
Antiarrhythmika, Klasse Ic

Flecainid

Tambocor®, flecadura®
C01BC04
Antiarrhythmika, Klasse III

Amiodaron

Cordarex®, Cordarone®
C01BD01

Referenzen

  1. Guccione P, et al., Oral propafenone therapy for children with arrhythmias: efficacy and adverse effects in midterm follow-up., Am Heart J, 1991, 122, 1022-7
  2. Ito S, et al., Intravenous and oral propafenone for treatment of tachycardia in infants and children: pharmacokinetics and clinical response., J Clin Pharmacol, 1998, 38, 496-501
  3. Janousek J, et al., Safety of oral propafenone in the treatment of arrhythmias in infants and children (European retrospective multicenter study). Working Group on Pediatric Arrhythmias and Electrophysiology of the Association of European Pediatric Cardiologists., Am J Cardiol, 1998, 81, 1121-4
  4. Kishore AG, et al., Guidelines for the use of propafenone in treating supraventricular arrhythmias., Drugs, 1995, 50, 250-62
  5. Paul T, et al., New antiarrhythmic drugs in pediatric use: propafenone., Pediatr Cardiol, 1994, 15, 190-7
  6. Reimer A, et al., Efficacy and safety of intravenous and oral propafenone in pediatric cardiac dysrhythmias, Am J Cardiol, 1991, 68, 741-4
  7. Piersigilli F et al., Profuse oral secretions after propafenone administration in neonates., J Pediatr, 2010, Nov;157(5), 856-7
  8. Mylan, SmPC Rytmonorm® 70 mg/20 ml Injektionslösung (343.00.01), 04/2019
  9. Mylan, SmPC Rytmonorm® 150 mg, Filmtablette (343.00.00), 04/2019
  10. Mylan, SmPC Rytmonorm® 300 mg, Filmtablette (343.01.00), 04/2019
  11. Mylan, SmPC Rytmonorm® SR 225 mg Hartkapseln, retardiert (61919.00.00), 04/2019
  12. Mylan, SmPC Rytmonorm® SR 325 mg Hartkapseln, retardiert (61920.00.00), 04/2019
  13. Mylan, SmPC Rytmonorm® SR 425 mg Hartkapseln, retardiert (61921.00.00), 04/2019
  14. ratiopharm, SmPC Propafenon-ratiopharm® 150 mg/300 mg Filmtabletten (10420.01.00), 07/2016

Änderungsverzeichnis

  • 19 November 2020 17:06: Neue intravenöse Dosierungsempfehlung
  • 08 Oktober 2020 15:35: Aktualisierung

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

  • Symptome
    • Kardiale Symptome: Erregungsbildungs- und Erregungsleitungsstörungen wie PQ-Verlängerung, QRS-Verbreiterung, Unterdrückung der Sinusknotenautomatie, AV-Blockierungen, Kammertachykardie, Kammerflattern und Kammerflimmern. Außerdem kann die Verminderung der Kontraktionskraft (negative Inotropie) zur Hypotonie bis zum kardiogenen Schock führen.
    • Extrakardiale Symptome: Häufig können Kopfschmerzen, Schwindelzustände, Sehstörungen, Parästhesien, Tremor, Übelkeit, Obstipation und Mundtrockenheit auftreten.
    • In sehr seltenen Fällen wurde bei Überdosierung über Krampfanfälle berichtet. Bei schweren Intoxikationen kann es zu klonisch-tonischen Krämpfen, Parästhesien, Somnolenz, Koma und Atemstillstand kommen.
    • Todesfälle können auftreten.
  • Therapie
    • Neben allgemeinen Maßnahmen müssen unter intensivmedizinischen Bedingungen die vitalen Parameter überwacht und ggf. korrigiert werden.
    • Bradykardie: Reduzierung der Dosis oder Absetzen des Arzneimittels, gegebenenfalls Atropin.
    • SA-Block und AV-Block II. oder III. Grades: Atropin, Orciprenalin, gegebenenfalls Schrittmachertherapie.
    • Intraventrikulärer Block (Schenkelblock): Reduzierung der Dosis oder Absetzen des Arzneimittels, gegebenenfalls Elektrotherapie, da kein sicheres Antidot zur Behebung der durch Antiarrhythmika der Klasse I induzierten Schenkelblockade zur Verfügung steht. Falls eine Elektrostimulation nicht durchführbar ist, sollte der Versuch, die QRS-Dauer zu verkürzen, mit hohen Dosen von Orciprenalin gemacht werden.
    • Myokardiale Insuffizienz mit Blutdruckabfall: Absetzen des Arzneimittels, Herzglykoside.
    • Lungenödem: Nitroglyzerin hochdosiert, Diuretika, falls erforderlich, Katecholamine (z. B. Adrenalin und/oder Dopamin und Dobutamin).
    • Maßnahmen bei schweren Intoxikationen (z.B. Suizidversuch):
      • Schwere Hypotonie und Bradykardie (in der Regel bewusstloser Patient): Atropin 0,5 bis 1 mg i. v., Adrenalin 0,5 bis 1 mg i. v., evtl. Adrenalindauertropf. Die Tropfgeschwindigkeit richtet sich nach der klinischen Wirkung.
      • Zerebrale Krämpfe: Diazepam i. v., Sicherung der Atemwege, notfalls Intubation und kontrollierte Beatmung unter Relaxation (z.B. Pancuronium 2 – 6 mg).
    • Kreislaufstillstand durch Asystolie oder Kammerflimmern:
      • Basismaßnahmen der kardiopulmonalen Reanimation (ABC-Regel): Atemwege freimachen bzw. Intubation. Beatmen, wenn möglich mit erhöhter Sauerstoffzufuhr. Circulation, d.h. externe Herzmassage (notfalls über mehrere Stunden!).
      • Adrenalin 0,5 bis 1 mg i. v. bzw. 1,5 mg, mit 10 ml physiologischer Kochsalzlösung verdünnt, über Tubus intratracheal. Mehrfache Wiederholung nach klinischer Wirkung.
      • Natriumbicarbonat 8,4 %, initial 1 ml/kg kg i.v., Wiederholung nach 15 min. Bei Kammerflimmern Defibrillation. Bei Therapieresistenz Wiederholung nach Vorgabe von 5 – 15 mval Kaliumchloridlösung i.v.
      • Infusion unter Zusatz von Katecholaminen (Adrenalin und/oder Dopamin/Dobutamin).
      • Evtl. Infusion unter Zusatz von konzentrierter Natriumchloridlösung (80 – 100 mval) bis zum Erreichen eines Serum-Natriumspiegels von 145 – 150 mval/l.
    • Magenspülung
    • Dexamethason 25 bis 50 mg i.v.
    • Sorbitlösung 40 % 1 ml/kg kg i.v.
    • Schrittmacher
    • Symptomatische intensivmedizinische Maßnahmen
    • Eliminationsversuche mit Hämoperfusion sind wenig wirksam.
    • Hämodialyse ist infolge hoher Eiweißbindung (> 95 %) und großen Verteilungsvolumens ineffektiv.

[Ref.]