Diazepam

Wirkstoff
Diazepam
Handelsname
Stesolid®, Valocordin®-Diazepam, Valiquid®, Valium®
ATC-Code
N05BA01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Diazepam gehört zur Gruppe der Anxiolytika und ist ein Benzodiazepin-Derivat. Diazepam ist eine psychotrope Substanz aus der Klasse der 1,4-Benzodiazepine mit ausgeprägten spannungs-, erregungs- und angstdämpfenden Eigenschaften sowie sedierenden und hypnotischen Effekten. Darüber hinaus zeigt Diazepam in höheren Dosen den Muskeltonus dämpfende und antikonvulsive Wirkungen. Diazepam bindet an spezifische Rezeptoren im Zentralnervensystem sowie in einzelnen peripheren Organen. Die Benzodiazepinrezeptoren im Zentralnervensystem stehen in enger funktioneller Verbindung mit den Rezeptoren des GABA-ergen Transmittersystems. Nach Bindung an den Benzodiazepinrezeptor verstärkt Diazepam die hemmende Wirkung der GABA-ergen Übertragung. [Ref.]

Pharmakokinetik bei Kindern

Allgemein für Kinder

Kinder metabolisieren die Benzodiazepine schneller als Jugendliche und Erwachsene.

Frühgeborene

Beim Frühgeborenen ist die Elimination wegen der unreifen Leber- und Nierenfunktion erheblich verzögert und kann bis zu 10 Tage betragen.

Neugeborene

Diazepam wird vom Neugeborenen wesentlich langsamer metabolisiert und eliminiert als von Kindern oder Erwachsenen.

Die pharmakokinetischen Parameter von Diazepam zeigen eine große interindividuelle
Variabilität. [Ref.]

Erwachsene

  • Resorption, Plasma-, Serumkonzentration:
    • Nach intravenöser Applikation einer wässrigen Injektionslösung werden maximale Diazepam-Plasma- und Serumkonzentrationen unmittelbar nach der Injektion erreicht.
    • Nach intramuskulärer Injektion ist die Resorption von Diazepam langsamer und entspricht derjenigen der oralen Applikation (bis zu einer Stunde).
      • Die Serumkonzentration liegt nach i.v.-/i.m.-Gabe von 10 mg Diazepam zwischen 250 - 600 ng/ml. Da die Plasma-Konzentration des Diazepams nach einer einzelnen i.v.-Injektion infolge rascher Verteilung sehr schnell absinkt, ist eine wiederholte Injektion nach 20 - 30 Minuten erforderlich. [Ref.]
  • Proteinbindung, Verteilungsvolumen:
    • Die Plasmaproteinbindung beträgt 95 - 99 %, bei Nieren- und Leberkranken sind niedrigere Werte vorhanden. Das Verteilungsvolumen beträgt altersabhängig zwischen 0,95 - 2 l/kg KG. [Ref.]
  • Metabolisierung, Elimination:
    • Der Abbau von Diazepam erfolgt hauptsächlich in der Leber zu den ebenfalls pharmakologisch aktiven Metaboliten N-Desmethyldiazepam (Nordazepam), Temazepam und Oxazepam, die im Harn als Glukuronide erscheinen. Nur 20 % der Metabolite treten in den ersten 72 Stunden im Harn auf.
    • Bei wiederholter Dosierung von Diazepam überwiegt der Anteil von N-Desmethyldiazepam bei großen interindividuellen Unterschieden. Dieser Hauptmetabolit besitzt eine längere terminale Halbwertszeit als die Muttersubstanz. Bei chronischer Medikation von Diazepam wird die Elimination zusätzlich durch Kumulation verlängert und es treten therapeutisch relevante Serumkonzentrationen des Hauptmetaboliten auf.
    • Aus dem Blutplasma wird Diazepam und sein Hauptmetabolit nur sehr langsam eliminiert. Die erste Eliminationsphase hat eine Halbwertszeit von 1 h; für die zweite Eliminationsphase ergeben sich - in Abhängigkeit von Alter sowie der Leberfunktion - Werte von 20 - 100 h. Die Ausscheidung erfolgt überwiegend renal, teilweise auch biliär. Sie ist ebenfalls vom Alter sowie der Leber- und Nierenfunktion abhängig. [Ref.]
  • Liquorgängigkeit:
    • Diazepam ist lipophil und gelangt rasch mit seinem aktiven Hauptmetaboliten in die cerebrospinale Flüssigkeit. [Ref.]

Die vollständige Auflistung aller pharmakokinetischen Informationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen. Die Angaben beziehen sich auf Erwachsene. Angaben für Kinder sind gesondert hervorgehoben.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Status epilepticus
    • rektal
      • ≥1 Monat bis <6 Monate: off-label
      • ≥6 Monate bis <18 Jahre: zugelassen
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
  • Fieberkrämpfe
    • rektal
      • ≥1 Monat bis <6 Monate: off-label
      • ≥6 Monate bis <18 Jahre: zugelassen
  • Relaxation der Skelettmuskulatur
    • oral
      • ≥1 Monat bis <6 Monate: off-label
      • ≥6 Monate bis <18 Jahre: zugelassen
    •  intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
    • rektal
      • ≥1 Jahr (>10 kg) bis <18 Jahre: zugelassen
  • Akute Ängste (kurzzeitige Einnahme)
    • oral
      • ≥6 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • rektal
      • ≥6 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Rektal bei Status epilepticus

Neugeborenen und Säuglingen bis zum Alter von 6 Monaten:

  • kontraindiziert

Kinder:

  • bis 15 kg KG: 5 mg Diazepam
  • ab 15 kg KG: 10 mg Diazepam, falls notwendig mit Wiederholung (bis zu 10 mg)
  • Die maximale Wirkung tritt nach 11 – 23 Minuten ein. Die Behandlung kann, wenn nötig, nach 2 – 4 Stunden wiederholt werden.

Jugendliche über 50 kg Körpergewicht:

  • Erwachsenendosis: 5 bis 10 mg Diazepam (max. 10 mg). Falls erforderlich, ist eine Wiederholung nach 10 – 15 Minuten bis maximal 30 mg Diazepam möglich.

[Ref.]

Intravenös bei Status epilepticus

Kinder unter 5 Jahren (unter 22 kg Körpergewicht):

  • 0,3 mg Diazepam pro kg Körpergewicht (entsprechend 0,06 ml Diazepam pro kg Körpergewicht)
  • Sollten die Krämpfe anhalten, kann die gleiche Dosis noch einmal nach 5 Minuten appliziert werden.
  • Die Behandlung kann, falls erforderlich, nach 2 – 4 Stunden wiederholt werden.

Kinder über 5 Jahre (ab 22 kg Körpergewicht):

  • 0,3 mg Diazepam pro kg Körpergewicht (entsprechend 0,06 ml Diazepam pro kg Körpergewicht)
  • Sollten die Krämpfe anhalten, kann die gleiche Dosis noch einmal nach 5 Minuten appliziert werden.

[Ref.]

Rektal bei Tetanus sowie Fieberkrämpfe

Neugeborenen und Säuglingen bis zum Alter von 6 Monaten:

  • kontraindiziert

Kinder (bis 3 Jahre) mit 10 – 15 kg Körpergewicht:

  • rektal 5 mg Diazepam

Kinder (ab 3 Jahre) ab 15 kg Körpergewicht:

  • rektal 2 mal 5 mg oder 1 mal 10 mg Diazepam
  • Diese Dosis kann alle 12 Stunden wiederholt werden, bis maximal 4 Dosen.

Jugendliche über 50 kg Körpergewicht:

  • rektal 5 – 10 mg Diazepam.
  • Wenn mit dieser Dosierung nicht die gewünschte Wirkung erreicht werden konnte, kann die Dosis nach 3 – 4 Stunden wiederholt werden.

[Ref.]

Oral zur Behandlung von Zuständen mit erhöhtem Muskeltonus

Neugeborene und Säuglinge bis zum Alter von 6 Monaten:

  • kontraindiziert

Kinder über 1 Jahr und Jugendliche bis 14 Jahre:

  • anfangs 1,5 mg Diazepam bis maximal 5 mg Diazepam

[Ref.]

Intravenös zur Behandlung von Zuständen mit erhöhtem Muskeltonus

Kinder:

  • je nach Alter und Gewicht 2 – 10 mg Diazepam i.m.
  • Die Verabreichung sollte vorzugsweise abends erfolgen.
  • Bei Bedarf erfolgt die Fortsetzung der Behandlung mit oral einzunehmenden Präparaten.

[Ref.]

Rektal zur Behandlung von Zuständen mit erhöhtem Muskeltonus:

Kinder ab 7 Jahre und Jugendliche bis 14 Jahre:

  • maximal 5 mg Diazepam pro Tag
  • Eine Therapie von Kindern und Jugendlichen mit Diazepam 10 mg Zäpfchen sollte nur bei zwingender Indikation erfolgen.

[Ref.]

Oral zur symptomatischen Behandlung von akuten und chronischen Spannungs-, Erregungs- und Angstzuständen

Neugeborene und Säuglinge bis zum Alter von 6 Monaten:

  • kontraindiziert

Kinder über 1 Jahr und Jugendliche bis 14 Jahre:

  • anfangs 1,5 mg Diazepam bis maximal 5 mg Diazepam

[Ref.]

Rektal zur symptomatischen Behandlung von akuten und chronischen Spannungs-, Erregungs- und Angstzuständen

Neugeborenen und Säuglingen bis zum Alter von 6 Monaten:

  • kontraindiziert

Kinder (bis 3 Jahre) mit 10 – 15 kg Körpergewicht:

  • rektal 5 mg Diazepam

Kinder (ab 3 Jahre) ab 15 kg Körpergewicht

  • rektal 2 mal 5 mg oder 1mal 10 mg Diazepam
  • Diese Dosis kann alle 12 Stunden wiederholt werden, bis maximal 4 Dosen.

[Ref.]

weitere zugelassene Indikationen:

 Parenteral zur

  • Prämedikation vor chirurgischen und diagnostischen Eingriffen/postoperative Medikation
  • Operationsvorbereitung

Kinder:

  • 1 Stunde vor Narkoseeinleitung: 2,5 – 10 mg Diazepam in einen Muskel (i.m.)

Jugendliche unter 14 Jahre: 

  • Am Vorabend: 10 – 20 mg Diazepam in einen Muskel (i.m.)
  • 1 Stunde vor Narkoseeinleitung: 10 mg Diazepam in einen Muskel (i.m.)
  • 10 Minuten vor Narkosebeginn: 5 – 10 mg Diazepam in eine Vene (i.v.).

[Ref.]

Parenteral zur Narkoseeinleitung

  • Die beste Methode, um die Dosierung jedem Patienten individuell anzupassen, besteht in einer initialen Injektion von 5 mg Diazepam mit anschließend wiederholten Dosen von entsprechend 2,5 mg Diazepam.
  • Die Reaktion des Patienten muss nach jeder zusätzlichen Injektion von 2,5 mg während der jeweils folgenden 30 Sekunden beobachtet werden, bis man ein Schließen der Augenlider feststellt.
  • Es sollten jedoch keine höheren Dosen als 0,35 mg/kg KG verabreicht werden. 

 Kinder:

  • 0,1 – 0,2 mg Diazepam/kg KG (i.v.) 
  • Zur Dosierung bei Prämedikation für Kinder, die sich nach Alter und Gewicht richtet, empfiehlt sich die Dosierung nach dem Gewicht (0,1 – 0,2 mg/kg KG) zu verwenden (nach Pichlmayr):
Alter (Monate/Jahre) Körpergewicht (kg) Diazepamdosis
Bis 3 Monate 3-5,5 -
4-6 Monate 6-7 0,5 mg
6-8 Monate 8-9 1 mg
12 Monate 10 2 mg
24 Monate 12 5 mg
2-3 Jahre 12-14 5 mg
3-5 Jahre 14-18 5 mg
5-8 Jahre 18-25 7,5 mg
8-10 Jahre 25-30 7,5 mg
10-12 Jahre 30-35  10 mg
12-15 Jahre 35-40 10 mg

[Ref.]

Parenteral nach der Operation

Jugendliche über 14 Jahre

  • 5 – 10 mg Diazepam intramuskulär.

Kinder:

  • Für Kinder ist die Dosis zu reduzieren.

[Ref.]

Präparate im Handel

Ampullen 5 mg/ml
Klistiere 5 mg, 10 mg
Suppositorien 10 mg
Tabletten 2 mg, 5 mg, 10 mg
Tropfen zum Einnehmen 10 mg/ml


Parenterale Anwendung

erhältlich sind Injektionslösungen und - emulsionen

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparate Darreichungsform Stärke Problematische Hilfsstoffe Zulassung
Diazepam Panpharma Injektionslösung
 
5 mg/ml Benzylalkohol
Ethanol
Na-Benzoat/Benzoesäure
Propylenglykol
ab 1 Monat
Diazepam-ratiopharm® Injektionslösung
 
10 mg/2ml Benzylalkohol
Ethanol
Na-Benzoat/Benzoesäure
Propylenglykol
ab 1 Monat
Diazepam-®Lipuro Emulsion zur Injektion 10 mg/2ml Sojaöl ab 0 Jahre
Stesolid® (a.V.) Emulsion zur Injektion 10 mg/2ml -  


Anwendungshinweise:

  • Langsam intravenös (nicht mehr als 1 mg/min) in eine Vene mit großem Lumen injizieren.
  • Langsam intramuskulär tief in einen großen Muskel injizieren.
  • Infusionsbeutel aus PVC sollten nicht verwendet werden.
  • Das Zuspritzen sollte erst unmittelbar vor Anwendung erfolgen.
  • Die Mischungen sollten innerhalb von 24 Stunden (Lagerung bei + 5 °C) verbraucht sein.
  • 1 Ampulle zu 2 ml Injektionslösung kann mit folgenden wässrigen Infusionslösungen gemischt werden:
    • 500 ml Glukoselösung 5 % (Braun)
    • 500 ml Glukoselösung 10 % (Braun)
    • 500 ml isotonische Kochsalzlösung (Fresenius)

Rektale Anwendung

erhältlich sind Klistiere und Suppositorien

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparate Darreichungsform Stärke Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweise
Diazepam Desitin rectal tube  Klistiere 5 mg
10 mg
Benzylalkohol
Ethanol

Propylenglykol
Na-Benzoat/Benzoesäure
Verschlusskappe vor Anwendung abnehmen

Klistier unter Zusammendrücken aus dem After entfernen
Stesolid® Rectal Tube (a.V.)  Klistiere 5 mg
10 mg
Diazepam-ratiopharm®  Suppositorien
 
10 mg - Rektal einführen.

 

Orale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparate Darreichungsform Stärke Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweise
Diazepam-ratiopharm® Tabletten 2 mgT0,M,S

5 mgT2,M,S

10 mgT2,T4,M,S
Lactose-Monohydrat Tabletten sind unzerkaut und unabhängig von der Nahrung mit ausreichend Flüssigkeit einzunehmen

Abends sind die Tabletten 30 Minuten vor dem Zubettgehen und möglichst nüchtern einzunehmen
Diazepam STADA® Tabletten 10 mgT2,M,S Lactose
Valocordin®-Diazepam (a.V.) Tropfen zum Einnehmen 10 mg/ml Ethanol Propylenglykol Tropfen können unverdünnt oder mit Wasser verdünnt unabhängig von der Nahrung eingenommen werden

Abends sind die Tropfen 30 Minuten vor dem Zubettgehen und möglichst nüchtern einzunehmen 
Diazepam-ratiopharm® Tropfen zum Einnehmen 10 mg/ml (5 mg ≙ 10 Tropfen) Propylenglykol


T0: nicht teilbar, T2: teilbar in 2 gleiche Dosen, T4: teilbar in 4 gleiche Dosen, s: suspendierbar, m: mörserbar

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Gehe zu:

Status epilepticus
  • Rektal
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [3] [19] [21]
      • Im häuslichen Umfeld ODER wenn noch kein i.v. Zugang vorhanden ist: 0,25 - 1 mg/kg/Dosis, einmalig. Max: 10 mg/Dosis. Die Dosis kann nach 10 min wiederholt werden, wenn die Wirkung ausbleibt.
      • Entspricht:
        <6 Monate: 2,5 mg
        6 Monate - 3 Jahre: 5 mg
        >3 Jahre: 10 mg

        <6 Monate: off-label

  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [3] [20]
      • 0,1 - 1 mg/kg/Dosis, einmalig bei Bedarf nach 10 - 15 min wiederholen, einmalig. Max: 20 mg/Dosis.
      • Je nach Körpergewicht und Schwere der Symptome können höhere Dosen als die Maximaldosis erforderlich sein.

Fieberkrämpfe
  • Rektal
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [19] [21]
      • 0,25 - 1 mg/kg/Dosis , einmalig bei Bedarf nach 10 min wiederholen. Max: 30mg/15Minuten . Danach Dosis bei Bedarf alle 12 Stunden wiederholen.
      • Entspricht:
        <6 Monate: 2,5 mg
        6 Monate - 3 Jahre: 5 mg
        >3 Jahre: 10 mg

        <6 Monate: off-label

Relaxation der Skelettmuskulatur
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      • 0,1 - 0,8 mg/kg/Tag in 4 Dosen. Max: 40 mg/Tag.
      • <6 Monate: off-label

  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      • Initialdosis 0,05 - 0,2 mg/kg/Dosis, einmalig. Folgedosierungen je nach klinischer Wirksamkeit.
      • Intravenöse Verabreichung unter Beobachtung

  • Rektal
    • 10 bis 15 kg
      [4] [22] [23]
      • 5 mg/Dosis, bei Bedarf. Tritt nach 10 Minuten keine Wirkung ein, Dosis wiederholen, danach bei Bedarf alle 12 Stunden wiederholen.
    • ≥ 3 Jahre und ≥ 15 kg
      [4] [22] [23]
      • 10 mg/Dosis, bei Bedarf. Tritt nach 10 Minuten keine Wirkung ein, Dosis wiederholen, danach bei Bedarf alle 12 Stunden wiederholen.
Akute Angstzustände (kurzzeitige Anwendung)
  • Oral
    • 6 Jahre bis 12 Jahre
      [2]
      • 0,1 - 0,3 mg/kg/Tag in 2 - 3 Dosen.
      • Mit niedriger Initialdosis beginnen und je nach klinischem Bild langsam steigern

    • 12 Jahre bis 18 Jahre
      [2]
      • 3 - 10 mg/Tag in 2 - 3 Dosen.
      • Mit niedriger Initialdosis beginnen und je nach klinischem Bild langsam steigern

  • Rektal
    • ≥ 6 Jahre
      [4]
      • 10 mg/Dosis, bei Bedarf. Tritt nach 10 Minuten keine Wirkung ein, Dosis wiederholen, danach bei Bedarf alle 12 h wiederholen.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Eine durch Barbiturate verursachte Atemdepression kann verstärkt werden.

Vor allem bei Kindern können paradoxe Reaktionen mit akuter Erregung, Verwirrung und Veränderung des psychischen Zustands auftreten.

Bei rektaler Anwendung wurde über verstärkte Speichel- und Bronchialsekretion berichtet, insbesondere bei Kindern [SmPC Stesolid].

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • unerwünscht starke Beruhigung und Müdigkeit (Schläfrigkeit, Mattigkeit, Benommenheit, verlängerte Reaktionszeit)
  • Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Ataxie, Verwirrtheit, anterograde Amnesie
  • am Morgen nach der abendlichen Verabreichung Überhangeffekte (Konzentrationsstörung, Restmüdigkeit), die die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Glottisspasmen
  • Hypotonie, Bradykardie
  • Atemdepression

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

intravenös: Frühgeborenen oder Neugeborenen bis zu einem Alter von 1 Monat wegen des Gehalts an Benzylalkohol. [SmPC Diazepam-ratiopharm® Injektionslösung, SmPC Diazepam Panpharma 5 mg/ml, Injektionslösung]

Kontraindikationen allgemein

  • Abhängigkeitsanamnese (Alkohol, Arzneimittel, Drogen)
  • schwere Form der Myasthenia gravis

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Intravenöse Verabreichung unter Beobachtung.

Der Antagonist Flumazenil (Anexate) muss vorhanden sein: 0,01 mg/kg, bei Bedarf nach 1 min wiederholen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Diazepam darf nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei:
    • akuter Vergiftung mit Alkohol, Schlaf- oder Schmerzmitteln sowie Psychopharmaka (Neuroleptika, Antidepressiva und Lithium)
    • zerebellaren und spinalen Ataxien
    • akutem grünem Star (Engwinkelglaukom)
    • schweren Leberschäden (z.B. cholestatischer Ikterus)
    • Schlafapnoe-Syndromen
    • schwerer chronischer Ateminsuffizienz im Stadium akuter Verschlechterung (chronischer Bronchitis, Bronchialasthma)
  • Bei mehrwöchiger täglicher Anwendung von Diazepam besteht die Gefahr einer psychischen und physischen Abhängigkeitsentwicklung.
  • Bei Patienten mit einer Abhängigkeitsanamnese ist besondere Vorsicht geboten. In der Regel keine Verschreibung.
  • Innerhalb der Therapiedauer möglichst schrittweise Dosisreduktion (Ausschleichen) bzw. Vergrößerung des Dosierungsintervalls, um Entzugssymptome, wie z.B. Unruhe, Angst, Schlafstörungen, delirante Syndrome oder Krampfanfälle, zu vermeiden.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Diazepam ist ein CYP3A4- und CYP2C19-Substrat (Abschnitt in Fachinformation zu Biotransformation beachten).

Diazepam zeichnet sich durch ein hohes Interaktionspotential aus. Aus diesem Grund muss die Medikation individuell auf Wechselwirkungen überprüft und ggf. durch geeignete Maßnahmen wie Drug Monitoring überwacht werden. Aufgrund der langsamen Elimination von Diazepam muss auch nach Beenden der Behandlung mit Diazepam noch mit möglichen Wechselwirkungen gerechnet werden.

Bei Patienten, die unter Dauerbehandlung mit anderen Arzneimitteln stehen, wie z.B. zentral wirksamen Antihypertonika, β-Blockern, Antikoagulantien, herzwirksamen Glykosiden, sind Art und Umfang von Wechselwirkungen nicht sicher vorhersehbar. Der behandelnde Arzt sollte vor der Gabe von Diazepam abklären, ob entsprechende Dauerbehandlungen bestehen.

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
CYP3A4-Inhibitoren Hemmung des Metabolismus von Diazepam durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung von Diazepam möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Diazepam.
CYP2C19-Inhibitoren (z.B. Fluvoxamin, Voriconazol)
CYP3A4-Induktoren Steigerung des Metabolismus von Diazepam durch CYP-Induktion. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Diazepam möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Diazepam.
CYP2C19-Induktoren (z.B. Carbamazepn, Rifampicin)
Zentraldämpfende Arzneimittel und Stoffe, z.B. Ethanol, Codein, Fentanyl Additive zentraldämpfende Wirkung. Erhöhtes Risiko einer verstärkten/verlängerten Atemdepression und Sedation. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis eines oder beider Arzneimittel verringern und Monitoring auf zentraldämpfende Nebenwirkungen. Ethanolfreie Arzneimittel als Alternative erwägen.
Theophyllin Theophyllin kann die durch Diazepam bewirkte Beruhigung aufheben. Intensiviertes Monitoring der Phenytoin-Konzentrationen und ggf. Dosisanpassung.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANXIOLYTIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Benzodiazepin-Derivate

Alprazolam

Tafil®
N05BA12

Clobazam

Epaclob®, Frisium®
N05BA09

Lorazepam

Tavor®, Tavor® Expidet, Tolid®
N05BA06
Azaspirodecandion-Derivate

Buspiron

Anxut®, Busp®
N05BE01

Referenzen

  1. Actavis BV, SPC Stesolid RVG 07045/07046/07047/07048/07049/07606/07607, www.cbg-meb.nl, aufgerufen 30. April 2010, http://db.cbg-meb.nl/IB-teksten/h07045.pdf
  2. Landelijk Kenniscentrum Kind-enJeugdpsychiatrie (Ketelaars) [Nationales Wissenszentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie], Anxiolytica/hypnotica, 2009
  3. Niederländische Gesellschaft für Pädiatrie, Richtlijn status epilepticus kinderen ouder dan één maand. [Leitlinie Status Epilepticus bei Kindern älter ein Monat], Nederlandse Vereniging voor Kindergeneeskunde [Niederländische Gesellschaft für Pädiatrie], Juni 2012
  4. Allgen Pharmaceuticals & Generics B.V., SmPC Diazepam rectiole (RVG 19798) 20-11-2019
  5. Braun, SmPC Diazepam Lipuro 10mg/2ml Emulsion zur Injektion (6148.00.00), 04/2014
  6. Desitin, SmPC Diazepam rectal tube 5mg/10mg Rektallösung (15919.00.00-01.00), 05/2018
  7. Puren, SmPC Stesolid Rectal Tube 5mg/10mg Rektallösung (22929.00.00-01), 10/2016
  8. AbZ, SmPC Diazepam 10mg/2ml Ampullen (6143573.00.00), 04/2014
  9. Rotexmedica, SmPC Diazepam 5mg/ml Injektionslösung (4012.00.01), 06/2015
  10. Krewel Meuselbach, SmPC Valocordin-Diazepam 10mg/ml Tropfen zum Einnehmen (6270981.00.00), 08/2016
  11. Puren, SmPC Stesolid 10mg/2ml Emulsion zu Injektion (22929.00.01), 04/2018
  12. Ratiopharm, SmPC Diazepam 10mg Tabletten (17447.01.00), 10/2013
  13. Ratiopharm, SmPC Diazepam 10mg Zäpfchen (6776953.00.00), 10/2013
  14. Ratiopharm, SmPC Diazepam 10mg/ml Tropfen zum Einnehmen (16605.00.00), 03/2015
  15. Ratiopharm, SmPC Diazepam 2mg Tabletten (1036.00.00), 10/2013
  16. Ratiopharm, SmPC Diazepam 5mg Tabletten (17447.00.00), 10/2013
  17. STADA, SmPC Diazepam 5mg/10mg Tabletten (515.01.00-02.00), 07/2013
  18. MMI, Gelbe Liste | Online, 05/2018
  19. Aurobindo, SmPC Stesolid rectiole (RVG 07606/07607) 26-20-2020
  20. Centrafarm B.V., SmPC Diazapam IV (RVG 56691) 26-10-2020, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  21. Actavis Group PTC ehf, SmPC Stesolid Prefill 5 mg/ml rektalvæske, oppløsning, https://www.legemiddelsok.no/_layouts/15/Preparatomtaler/Spc/0000-06290.pdf, 14.09.2018
  22. ratiopharm GmbH, SmPC Diazepam-ratiopharm® 10 mg Zäpfchen (6776953.00.00), 04/2018
  23. PUREN Pharma, SmPC Stesolid® Rectal Tube 5 mg, 10 mg (22929.00.00), 04/2018
  24. Panpharma, SmPC Diazepam PANPHARMA 5 mg/ml Injektionslösung (4012.00.01), 07/2020

Änderungsverzeichnis

  • 25 Februar 2022 08:03: Korrektur der Dosierungseinheit bei der rektalen Anwendung bei akuten Angstzuständen: mg/Tag wird durch mg/Dosis ersetzt
  • 19 April 2021 13:19: Anpassung der iv Dosierung gemäß SmPC (NL)
  • 20 Oktober 2020 10:48: Aktualisierung
  • 16 Oktober 2020 15:03: Dosierungsempfehlungen für Fieberkrämpfe an Fachinformation angepasst.

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

  • Bei jeder Beurteilung einer Intoxikation sollte an das Vorliegen einer Mehrfach-Intoxikation durch mögliche Anwendung mehrerer Arzneimittel, beispielsweise in suizidaler Absicht, einbezogen werden.
  • Symptome:
    • Leichte Überdosierung: Verwirrtheit, Somnolenz, Ataxie, Dysarthrie, Hypotonie und Muskelschwäche
    • Hochgradige Intoxikation: zentrale Depression der Herz-Kreislauf- und Atemfunktionen (Zyanose, Bewusstlosigkeit bis hin zum Atemstillstand, Herzstillstand)
    • In der Abklingphase können hochgradige Erregungszustände vorkommen.
  • Therapie:
    • Im Frühstadium einer Vergiftung sind resorptionsvermindernde Maßnahmen (Aktivkohle) indiziert.
    • Kontrolle von Atmung, Pulsfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur.
    • i.v.-Flüssigkeitsersatz
    • unterstützende Maßnahmen und Bereitstellung von Notfallmaßnahmen für evtl. eintretende Atemwegsobstruktionen (erforderlichenfalls Intensivüberwachung)
    • Bei Hypotonie können Sympathomimetika verabreicht werden.
    • Bei Ateminsuffizienz, die auch durch periphere Muskelrelaxierung bedingt sein kann, ist assistierte Beatmung angezeigt.
    • Morphin-Antagonisten sind kontraindiziert.
    • Aufgrund der hohen Plasma-Eiweiß-Bindung und des großen Verteilungsvolumens dürften forcierte Diurese oder Hämodialyse bei reinen Diazepam-Vergiftungen nur von geringem Nutzen sein.
  • Flumazenil ist für die Aufhebung der zentral dämpfenden Wirkung von Benzodiazepinen angezeigt.
  • Es wird daher bei folgenden Indikationen verwendet:
    • Beendigung der durch Benzodiazepine eingeleiteten und aufrechterhaltenen Narkose bei stationären Patienten.
    • Aufhebung der durch Benzodiazepine herbeigeführten Sedation im Rahmen therapeutischer Maßnahmen bei stationären Patienten.

[Ref.]