Amiodaron

Wirkstoff
Amiodaron
Handelsname
Cordarex®, Cordarone®
ATC-Code
C01BD01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Amiodaron ist ein Antiarrhythmikum der Klasse III.
Amiodaronhydrochlorid bewirkt eine Hemmung des Kaliumausstroms in der Phase III des Aktionspotenzials im Myokardgewebe und verlängert dadurch selektiv die Repolarisationsdauer und Refraktärperiode des Aktionspotenzials. Dies führt zur Unterdrückung von Ektopien und Reentry-Mechanismen ohne Beeinträchtigung der Kontraktionskraft des Myokards. Amiodaronhydrochlorid reduziert die Leitungsgeschwindigkeit und verlängert die Refraktärzeit in akzessorischen atrioventrikulären Bahnen. Die Verlängerung der langsamen diastolischen Depolarisation im Schrittmacherpotenzial führt zu einer Unterdrückung der Automatie im Schrittmachergewebe mit Verlangsamung der Herzfrequenz, die atropinresistent ist. Amiodaronhydrochlorid zeigt eine dosisabhängige, nicht kompetitive Hemmung der alpha- und betaadrenergen Aktivitäten. Hämodynamisch äußert sich dies in einer koronar- und gefäßdilatatorischen Wirkung und ebenso in einer Verbesserung der Sauerstoffbilanz. Amiodaronhydrochlorid weist bei oraler Gabe keinen signifikant negativ inotropen Effekt auf. Bei i. v. Gabe kann es hauptsächlich nach Injektion zu einer Verminderung der Kontraktilität kommen.

Pharmakokinetik bei Kindern

Aus einer sehr klein angelegten Untersuchung (n=4, Alter: 1 Monat – 14,9 Jahre) geht hervor, dass die Halbwertszeit bei Kindern kürzer sein kann als bei Erwachsenen (6,9 – 11,4 Tage). Die Halbwertszeit bei Erwachsenen beträgt ca. 40 Tage. Aus dieser Untersuchung geht außerdem hervor, dass die Clearance mit zunehmendem Alter abnimmt. Aus der Studie von Ramusovic (2013) geht hervor, dass die Serumspiegel bei Kindern zwischen 6 Tagen und 15 Jahren denen von Erwachsenen entsprechen.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Schwere therapieresistente Herzrhythmusstörungen
    • oral
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral/intravenös bei symptomatischen und behandlungsbedürftigen tachykarden supraventrikulären Herzrhythmusstörungen wie z.B.

  • AV-junktionale Tachykardien
  • supraventrikuläre Tachykardien bei WPW-Syndrom
  • paroxysmales Vorhofflimmern

  • nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation

Kinder und Jugendliche:

  • Die Wirksamkeit und Sicherheit einer Anwendung von Amiodaron bei Kindern ist nicht belegt. Deshalb wird die Anwendung bei Kindern nicht empfohlen.
  • Es wurden keine kontrollierten Studien bei Kindern durchgeführt.
  • In den veröffentlichten Studien wurde die Unbedenklichkeit von Amiodaron bei 1.118 pädiatrischen Patienten mit unterschiedlichen Arrhythmien untersucht.
  • Die folgenden Dosierungen wurden in den klinischen Studien bei Kindern angewendet:
    • Oral:
      • Aufsättigungsdosis: 10-20 mg/kg/Tag für 7 - 10 Tage (oder 500 mg/m2/Tag)
      • Erhaltungsdosis: Es sollte die minimale effektive Dosis angewendet werden. Entsprechend dem individuellen Ansprechen kann diese zwischen 5 - 10 mg/kg/Tag betragen (oder 250 mg/m2/Tag).
    • Intravenös:
      • Aufsättigungsdosis: 5 mg/kg Körpergewicht über 20 Minuten bis 2 Stunden
      • Erhaltungsdosis: 10 bis 15 mg/kg/Tag von über einige Stunden bis zu mehreren Tagen
      • Falls erforderlich, kann gleichzeitig eine orale Anwendung mit der üblichen Aufsättigungsdosis begonnen werden.

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 100 mg, 200 mg
Injektionslösung 50 mg/ml

Allgemein

Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Amiodaron in Form von Amiodaronhydrochlorid. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist jeweils auf Amiodaronhydrochlorid bezogen.

Orale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Amiodaronhydrochlorid)
Problematische Hilfsstoffe
Amiodaron-ratiopharm® Tabletten 100 mgT2
200 mgT2
Lactose
Cordarex®  Tabletten 200 mgT0 Lactose


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T0: nicht teilbar, M: mörserbar, M0: nicht mörserbar, S1: suspendierbar, S0: nicht suspendierbar

Anwendungshinweise:
Einnahme während oder nach einer Mahlzeit unzerkaut mit ausreichend Flüssigkeit.


Parenterale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform
Stärke (Amiodaronhydrochlorid)
Problematische Hilfsstoffe
Cordarex® Injektionslösung Injektionslösung 150 mg/3 ml Benzylalkohol (60 mg/3 ml)


Anwendungshinweise:

  • Die intravenöse Injektion wird im Allgemeinen nicht empfohlen.
  • Wann immer möglich, ist die intravenöse Infusion vorzuziehen.
  • Zur Infusion darf nur 5%ige Glukoselösung verwendet werden.
  • Zur Vermeidung von Venenentzündungen soll bei der Dauerinfusion ein Zentralvenenkatheter angelegt werden.
  • Bei der Dauerinfusion ist Lichtschutz erforderlich.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Schwere therapieresistente Herzrhythmusstörungen
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [3] [5] [10] [12]
      • Initialdosis: 10 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Initialdosis über 10 Tage.
      • Erhaltungsdosis: 2,5 - 5 mg/kg/Tag in 1 - 2 Dosen. Max: 600 mg/Tag.
      • off-label

  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2] [3] [4] [7] [8] [9] [10] [11] [12]
      • Initialdosis: 5 mg/kg/Dosis über 60 min.
      • Erhaltungsdosis: 5 - 15 microg./kg/Minute, Dauerinfusion.
        • Amiodaron i.v. wird bei Patienten verwendet, bei denen eine schnelle Reaktion erwünscht ist oder die orale Verabreichung nicht möglich ist.
        • Eine intravenöse Gabe sollte ausschließlich unter permanenter Überwachung des EKG und des arteriellen Blutdrucks stationär erfolgen.

        off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Magen-Darm-Beschwerden, Hypo- und Hyperthyreose, akute Leberfunktionsstörungen, Lichtsensibilisierung, Neuropathie, mikroskopische Hornhauteinlagerungen, Bradykardie, pulmonale Toxizität.

Nach der intravenösen Verabreichung sind spezifische Nebenwirkungen möglich: lokale Reaktionen wie Phlebitis, vorübergehender Flush und Schwitzen, plötzlicher Blutdruckabfall und Zunahme der Herzfrequenz, anaphylaktischer Schock. Nach i.v.-Bolusinjektion: Risiko einer schweren Hypotonie und eines kardiovaskulären Kollaps.
Die Nebenwirkungen sind oftmals die Folge einer zu hohen Dosierung, weshalb die niedrigste wirksame Dosierung zu verwenden ist.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig oder häufig beobachtet (≥1 %):

  • Hyper- oder Hypothyreose
  • extrapyramidaler Tremor, Albträume, Schlafstörungen, periphere sensorische Neuropathien und/oder Myopathien, Schwindel, Koordinationsstörungen, Parästhesien

  • Mikroablagerungen an der Vorderfläche der Hornhaut des Auges, die zu Sehstörungen (Schleiersehen, Farbhöfe um Lichtquellen) führen können

  • Bradykardie (normalerweise moderat und dosisabhängig), Überleitungsstörungen (SA-Block, AV-Block), proarrhythmische Wirkungen in Form von Veränderungen oder Verstärkung der Herzrhythmusstörungen
  • Senkung des Blutdrucks

  • atypische, alveoläre oder interstitielle Pneumonien, Fibrosen, Pleuritis, Bronchiolitis obliterans mit Pneumonie/BOOP

  • Übelkeit, Erbrechen, Geschmacksveränderungen, Bauchschmerzen, Völlegefühl, Verstopfung, Anorexie

  • isolierte Erhöhungen der Serumtransaminasen, des Bilirubins und des Ammoniums zu Beginn der Therapie, akute Hepatitis mit stark erhöhten Serumtransaminasen und/oder ein cholestatischer Ikterus
  • Photosensibilisierung, Ekzem, Hyperpigmentierung
  • Muskelschwäche
  • Reaktionen an der Injektionsstelle, wie z.B. Schmerzen, Erythem, Ödem, Nekrose, Extravasation, Infiltration, Entzündung, Verhärtung, Thrombophlebitis, Phlebitis, Cellulitis, Infektion, Änderungen in der Pigmentierung.

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Neutropenie, Agranulozytose

  • nach i.v. Gabe anaphylaktoide Reaktionen bis zum Schock, angioneurotisches Ödem (Quincke-Ödem)
  • schwere Hyperthyreosen mit tödlichem Verlauf
  • benigne intrakraniale Drucksteigerungen (Pseudotumor cerebri)
  • Optikusneuropathie und/oder Optikusneuritis, die zu permanenter Blindheit führen kann
  • Asystolie, Sinusknotenstillstand, Torsade de pointes, Kammerflimmern/-flattern
  • schwere Hypotension oder Kollaps infolge von Überdosierung oder zu schneller Injektion
  • Pneumonien mit tödlichem Verlauf, nach i. v. Gabe Bronchospasmen bis zur Apnoe, Schocklunge
  • Pankreatitis (akut)
  • Chronische Leberkrankheiten (in Einzelfällen mit tödlichem Verlauf), Leberzirrhose, Hepatitis mit tödlichem Verlauf

  • exfoliative Dermatitis, schwere Hautreaktionen, teilweise mit tödlichem Verlauf, wie toxische epidermale Nekrolyse (TEN), Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), bullöse Dermatitis, Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS)

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

 

Kontraindikationen bei Kindern

Injektionslösungen dürfen wegen des Gehaltes an Benzylalkohol nicht bei Früh- und Neugeborenen angewendet werden.

Kontraindikationen allgemein

  • Sinusbradykardie (weniger als 55 Pulsschläge pro Minute)
  • alle Formen einer Leitungsverzögerung (sinuaurikuläre und nodale Leitungsverzögerung) einschließlich Syndrom des kranken Sinusknotens, AV-Block II. und III. Grades sowie bi- und trifaszikulärer Blöcke, sofern kein Herzschrittmacher eingesetzt ist (Gefahr eines Sinusknotenstillstands)
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • vorbestehender QT-Verlängerung
  • Hypokaliämie
  • Iodallergien
  • anamnestisch bekanntem angioneurotisches Ödem (hereditär oder idiopathisch, z. B. infolge einer früheren Amiodaron-Therapie)
  • gleichzeitige Behandlung mit MAO-Hemmern
  • gleichzeitige Behandlung mit Arzneimitteln, die Torsade de pointes auslösen können
  • Kreislaufkollaps
  • Hypotonie
  • schwerer Ateminsuffizienz
  • Kardiomyopathie
  • Herzinsuffizienz
  • Schwangerschaft, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich
  • Stillzeit

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Amiodaron sollte nur von entsprechend qualifizierten Fachärzten unter sorgfältiger Überwachung der Leberfunktion, der Schilddrüsenfunktion, des EKG sowie Röntgenuntersuchungen des Thorax verordnet werden. Die intravenöse Verabreichung sollte unter EKG- und Blutdruckkontrolle stationär durchgeführt werden. Bei schwerer Lungeninsuffizienz, arterieller Hypotonie oder stabiler Herzinsuffizienz (vor allem bei Kardiomyopathie) ist besondere Vorsicht geboten und eine Bolusinjektion kontraindiziert. Eine zweite Bolusinjektion sollte nicht innerhalb von 15 Minuten nach der ersten gegeben werden. Die (wiederholte) Infusion von Amiodaron über periphere Venen kann eine Thrombophlebitis verursachen und sollte daher über einen Zentralvenenkatheter gegeben werden. Amiodaron-Injektionslösung enthalten Benzylalkohol. Bei Neugeborenen, insbesondere bei Säuglingen mit niedrigem Geburtsgewicht, wurde nach der Verabreichung von intravenösen Lösungen, die Benzylalkohol enthalten, über ein tödliches "Gasping-Syndrom" berichtet.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Beachte: Rote-Hand-Brief vom 18.06.2021 (Amiodaron-hameln 50 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Injektions-/Infusionslösung: Visuelle Prüfung wegen möglicher Kristallisation erforderlich).

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Die standardisierte Wechselwirkungsrecherche des Kinderformulariums hat folgende klinisch relevante Wechselwirkungen ergeben:

Amiodaron wird über CYP3A4 und CYP2C8 metabolisiert und ist ein CYP1A1-, CYP1A2-, CYP3A4-, CYP2C9-, CYP2D6- und P-Glykoprotein (P-gp)-Inhibitor (Abschnitt in Fachinformation zu Biotransformation beachten).

Amiodaron zeichnet sich durch ein hohes Interaktionspotential aus. Aus diesem Grund muss die Medikation individuell auf Wechselwirkungen überprüft und ggf. durch geeignete Maßnahmen wie Drug Monitoring überwacht werden.

Amiodaron hat eine lange Halbwertszeit und das Risiko für Wechselwirkungen kann noch Wochen nach Beendigung der Amiodaron-Therapie bestehen.

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung

QT-Zeit verlängernde Wirkstoffe
Additive QT verlängernde Wirkung. Erhöhtes Risiko für Torsade de pointes Tachykardien. Kombination teilweise kontraindiziert. Falls Kombination unvermeidbar, engmaschiges EKG-Monitoring.
CYP3A4-Induktoren Steigerung des Metabolismus von Amiodaron durch CYP-Induktion. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Amiodaron möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf adäquaten Therapieerfolg von Amiodaron.
CYP3A4-Inhibitoren Hemmung des Metabolismus von Amiodaron durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung von Amiodaron möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Amiodaron.
CYP2C8-Induktoren, z.B. Rifampicin, Efavirenz Steigerung des Metabolismus von Amiodaron durch CYP-Induktion. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Amiodaron möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf adäquaten Therapieerfolg von Amiodaron.
CYP3A4-Substrate Hemmung des Metabolismus der Interaktionspartner durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung der Interaktionspartner möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf adäquaten Therapieerfolg der Interaktionspartner.
CYP2D6-Substrate Hemmung des Metabolismus der Interaktionspartner durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung der Interaktionspartner möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf adäquaten Therapieerfolg der Interaktionspartner.
Arzneimittel mit kardiodepressiver Wirkung, z.B. Betablocker (z.B.Metoprolol, Propranolol, Sotalol), Calciumkanalblocker (z.B. Diltiazem, Verapamil), Sofosbuvir, Fingolimod, (Exzessive) Bradykardien, Hypotonie, Kammerflimmern und Asystolie möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ist eine kardiale Überwachung empfohlen.
Colestyramine Amiodaron-Plasmakonzentration kann verringert sein. Kombination vermeiden.
Agalsidase alfa & beta Verminderte Wirksamkeit von Agalsidase alfa bzw. beta möglich Kombination vermeiden. Ggf. Dosisanpassung erwägen.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANTIARRHYTHMIKA, KLASSE I UND III

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antiarrhythmika, Klasse Ib

Lidocain

Licain®, Xylocain®, Xylocitin®, weiterer ATC-Code: N01BB02
C01BB01
Antiarrhythmika, Klasse Ic

Flecainid

Tambocor®, flecadura®
C01BC04

Propafenon

Rytmonorm®
C01BC03

Referenzen

  1. Soult JA, et al., Efficacy and safety of intravenous amiodarone for short-term treatment of paroxysmal supraventricular tachycardia in children., Pediatr Cardiol, 1995, 16, 16-9
  2. Saul JP, et al, Intravenous Amiodarone Pediatric Investigators Intravenous amiodarone for incessant tachyarrhythmias in children: a randomized, double-blind, antiarrhythmic drug trial., Circulation, 2005, 112, 3470-7
  3. Paul T, New antiarrhythmic drugs in pediatric use: amiodarone, Pediatr Cardiol, 1994, 15, 132-8
  4. Laird WP, et al., Use of intravenous amiodarone for postoperative junctional ectopic tachycardia in children., Pediatr Cardiol, 2003, 24, 133-7
  5. Drago F, et al., Amiodarone used alone or in combination with propranolol: a very effective therapy for tachyarrhythmias in infants and children., Pediatr Cardiol, 1998, 19, 445-9
  6. Knirsch W, et al., Successful treatment of atrial flutter with amiodarone in a premature neonate. Case report and literature review, Adv Neonatal Care, 2007, 7, 113-21
  7. Perry JC, et al., Pediatric use of intravenous amiodarone: efficacy and safety in critically ill patients from a multicenter protocol., J Am Coll Cardiol, 1996, 27, 1246-50
  8. McKee MR ., Amiodarone-an \"old\" drug with new recommendations, Curr Opin Pediatr, 2003, 15, 193-9
  9. Figa FH, et al, Clinical efficacy and safety of intravenous Amiodarone in infants and children, Am J Cardiol, 1994, 74, 573-7
  10. Etheridge SP, et al, Amiodarone is safe and highly effective therapy for supraventricular tachycardia in infants., Am Heart J, 2001, 141, 105-10
  11. Ramusovic S et al, Pharmacokinetics of intravenous amiodarone in children, Arch Dis Child., 2013, Dec;98(12), 989-93
  12. Akin A., et al, The efficacy of amiodarone-propranolol combination for the management of childhood arrhythmias, Pacing Clin Electrophysiol, 2013, 36 (6), 727-31
  13. ratiopharm, SmPC Amiodaron-ratiopharm® 100 mg, Tabletten (38165.00.00), 08/2019
  14. ratiopharm, SmPC Amiodaron-ratiopharm® 200 mg, Tabletten (38165.01.00), 08/2019
  15. Sanofi-Aventis Deutschland, SmPC Cordarex® 200 mg, Tabletten (1617.00.00), 09/2019
  16. Sanofi-Aventis Deutschland, SmPC Cordarex® Injektionslösung 150 mg/3 ml ( 41452.00.01), 05/2020
  17. Nederlandse Vereniging van Ziekenhuis Apothekers (NVZA) [Verband Niederländischer Krankenhausapotheker], TDM Monografie Amiodaron, Rev 20-02-2020, https://tdm-monografie.org/monografie/amiodaron

Änderungsverzeichnis

  • 24 Mai 2022 15:01: Informationen zu Dosisanpassungen bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen hinzugefügt
  • 05 Februar 2021 12:30: Aktualisierung und neue Recherche zu Warnhinweisen und Interaktionen
  • 19 November 2020 18:16: Aktualisierung

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)

Erwachsene:
Therapeutische Konzentration:
Amiodaron: 1,0 - 2,5 mg/L
Amiodaron + Desethylamiodaron: 1 - 4 mg/L

Toxische Konzentration:
Amiodaron: >2,5 mg/L
Amiodaron + Desethylamiodaron: >4 mg/L

Hintergrund: Die routinemäßige Durchführung eines TDM ist bei langfristiger Anwendung von Amiodaron nicht sinnvoll. Ein TDM sollte nur in bestimmten Situationen, wie bei unzureichendem Ansprechen oder beim Auftreten von unerwünschten Ereignissen, stattfinden. Der Hauptmetabolit von Amiodaron, Desethylamiodaron, trägt zur therapeutischen Wirkung bei und kann deshalb mitbestimmt werden. Der Zeitpunkt der Probennahme hat aufgrund der langen Halbwertszeit von Amiodaron keinen Einfluss auf das Messergebnis. Spiegelbestimmungen sollten aber erst nach 2-3 Monaten, nach Erreichen des Steady-States erfolgen.

[NVZA. TDM Monografie Amiodaron]


Überdosierung

  • Über akute Überdosierungen mit Amiodaron Injektionslösung ist bisher wenig bekannt.
  • Im Allgemeinen ist wegen der besonderen Pharmakokinetik eine Überdosierung erst im Laufe der Langzeittherapie möglich.
  • Symptome:
    • Sinusbradykardie, sinuaurikuläre und nodale Reizleitungsstörungen sowie spontan sistierende Tachykardien.
    • Fälle von Torsade de pointes, Kreislaufversagen und Leberversagen wurden berichtet.
    • Die durch Amiodaron Injektionslösung verursachte Bradykardie ist atropinresistent. Deshalb ist bei Bedarf eine temporäre Schrittmacherkontrolle erforderlich.
  • Therapie:
    • Eine Behandlung erfolgt symptomatisch.
    • Besteht der Verdacht auf eine Überdosierung, sollte der Patient aufgrund der Pharmakokinetik von Amiodaronhydrochlorid ausreichend lang unter besonderer Berücksichtigung der kardialen Situation beobachtet werden.
    • Weder Amiodaron noch seine Metaboliten sind dialysierbar.

[Ref.]