Acetylsalicylsäure

Wirkstoff
Acetylsalicylsäure
Handelsname
Aspirin®, Godamed®, Alka-Seltzer classic®, Acesal®; Syn: ASS
ATC-Code
B01AC06

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Acetylsalicylsäure hemmt die Prostaglandin-Synthese durch irreversible Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase (COX) und entfaltet hierdurch eine schmerzlindernde, fiebersenkende und entzündungshemmende Wirkung.
Acetylsalicylsäure hemmt die Thrombozytenaggregation in einer niedrigen Dosierung, wobei die Blutungszeit verlängert wird. Die antithrombotische Wirkung beruht auf Acetylierung des Enzyms Cyclooxygenase in den Blutplättchen, durch welche die Bildung des Prostaglandins Thromboxan A2 inhibiert wird.

Pharmakokinetik bei Kindern

Juárez Olguín et al. 2004 ermittelten die folgenden pharmakokinetischen Parameter bei Kindern, denen Acetylsalicylsäure 25 mg/kg/Dosis oral verabreicht wurde:

  JIA (n=17) Poststreptokokken-reaktive Arthritis (n=17) Gesunde Kontrollgruppe (n=15)
Alter (Jahre) 13,5 (9,0-15,0) 12,0 (2,70-14,0) 14 (12-16)
Cmax (mmol/L)  5,20 (0,38-10,26) 3,70 (0,26-8,30) 5,32 (0,27-8,60)
tmax (h) 3,7 (1,8-4,0)  3,6 (1,4-4,1) 3,7 (2,0-4,0)
t½ (h)  4,44 (0,74-11,74)  1,56 (0,76-2,04) 4,5 (0,65-5,77)


Cmax und t½ unterschieden sich statistisch signifikant zwischen der JIA- und der Poststreptokokken-reaktiven Arthritis-Gruppe sowie zwischen der Poststreptokokken-reaktiven Arthritis-Gruppe und der gesunden Kontrollgruppe, aber nicht zwischen der JIA-Gruppe und der gesunden Kontrollgruppe.

Erwachsene

Wirkeintritt bei oraler Gabe nach ca. einer Stunde bei einer Wirkdauer von 4 bis 6 Stunden. Die Bindung an der COX-1 an den Thrombozyten ist irreversibel, wodurch der thrombozyteninhibierende Effekt für deren komplette Lebensdauer (ca. 10 Tage) anhält.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Kawasaki-Syndrom
    • oral
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
  • Hemmung der Thrombozytenaggregation
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
    • oral
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
    •  

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral

Acetylsalicylsäure soll bei Kindern und Jugendlichen mit fieberhaften Erkrankungen nur auf ärztliche Anweisung und nur dann angewendet werden, wenn andere Maßnahmen nicht wirken. Sollte es bei diesen Erkrankungen zu lang anhaltendem Erbrechen kommen, so kann dies ein Zeichen des sehr seltenen, aber lebensbedrohlichen Reye-Syndroms sein.

Symptomatische Behandlung bei leichten bis mäßig starken Schmerzen und/oder Fieber:

Kinder ab 6 Monaten bis 1 Jahr
Einzeldosis: ½ – 1 Tablette (entspr. 50 – 100 mg Acetylsalicylsäure), Tagesgesamtdosis: 1½ – 3 Tabletten (entspr. 150 – 300 mg Acetylsalicylsäure)
Kinder von 1 bis 3 Jahren
Einzeldosis: 1 Tablette (entspr. 100 mg Acetylsalicylsäure), Tagesgesamtdosis: 3 Tabletten (entspr. 300 mg Acetylsalicylsäure)
Kinder von 4 bis 6 Jahren
Einzeldosis: 2 Tablette (entspr. 200 mg Acetylsalicylsäure), Tagesgesamtdosis: 6 Tabletten (entspr. 600 mg Acetylsalicylsäure)

[Ref.]

Kinder und Jugendliche
Acetylsalicylsäure darf bei Kindern unter 12 Jahren (unter 40 kg) nur auf ärztliche Verordnung angewendet werden. Die empfohlene Tagesdosis beträgt 60 mg/kg/Tag, aufgeteilt auf 4 – 6 Einzeldosen, d.h. 15 mg/kg alle 6 Stunden oder 10 mg/kg alle 4 Stunden.
Jugendliche im Alter von 12 bis 15 Jahren (40 – 50 kg Körpergewicht)
1 Tablette [500 mg] pro Dosis. Die Dosis kann bei Bedarf im Abstand von mindestens 4 Stunden wiederholt werden. Die maximale Tagesdosis darf 6 Tabletten [3000 mg] nicht überschreiten.
Erwachsene und Jugendliche (ab 16 Jahren)
1 – 2 Tabletten [500 – 1000 mg] pro Dosis. Die Dosis kann bei Bedarf im Abstand von mindestens 4 Stunden wiederholt werden. Die maximale Tagesdosis darf 6 Tabletten [3000 mg] nicht überschreiten.

[Ref.]

Instabile Angina pectoris; akuter Myokardinfarkt; zur Vorbeugung von transitorischen ischämischen Attacken (TIA) und Hirninfarkten, nachdem Vorläuferstadien aufgetreten sind; nach arteriellen gefäßchirurgischen oder interventionellen Eingriffen (z.B. nach ACVB, bei PTCA)
Es wird eine Tagesdosis von 1 Tablette (entsprechend 100 mg Acetylsalicylsäure pro Tag) empfohlen.
Der günstigste Zeitpunkt für den Beginn der Behandlung mit Aspirin N 100 mg nach aortokoronarem Venen-Bypass (ACVB) scheint 24 Stunden nach der Operation zu sein.

Reinfarktprophylaxe
Es wird eine Tagesdosis von 3 Tabletten (entsprechend 300 mg Acetylsalicylsäure pro Tag) empfohlen. 

Kawasaki-Syndrom
Hemmung der Entzündung für die Dauer der febrilen Phase
Die Behandlung sollte initial mit Acetylsalicylsäure in einer Dosierung von 80 – 100 mg/kg KG /Tag, verteilt auf 4 Einzeldosen, kombiniert mit Immunglobulinen, begonnen werden.

Prophylaktische Hemmung der Thrombozytenaggregation bei koronararteriellen Aneurysmen
Später (ab der 2. – 3. Krankheitswoche) sollte die Behandlung mit Acetylsalicylsäure in einer Dosierung von 3 – 5 mg/kg KG/Tag fortgesetzt werden.

[Ref.]

Intravenös

Initialbehandlung des akuten Koronarsyndroms einschließlich instabiler Angina und Myokardinfarkt mit oder ohne ST-Hebung bei Patienten, bei denen eine orale Anwendung aufgrund fehlender verlässlicher Absorption nicht angezeigt ist.
Erwachsene
½ Durchstechflasche (250 mg Acetylsalicylsäure).

Akute mäßig starke bis starke Schmerzen (falls eine orale Anwendung nicht angezeigt ist)
Erwachsene
1 – 2 Durchstechflaschen (500 – 1000 mg Acetylsalicylsäure). Bei Bedarf ist eine wiederholte Anwendung möglich; maximale Tagesdosis: 10 Durchstechflaschen (5000 mg Acetylsalicylsäure).

Fieber (wenn eine sofortige Temperatursenkung erforderlich und eine orale Anwendung nicht angezeigt ist)
Kinder und Jugendliche
0,1 – 0,25 ml/kg KG/Tag [rekonstituierte Lösung 100 mg/ml] (10 – 25 mg Acetylsalicylsäure/kg KG/Tag), verteilt auf 2 – 3 Gaben im Abstand von 4 – 8 Stunden je nach individueller Dosis.
Erwachsene
1 – 2 Durchstechflaschen (500 – 1000 mg Acetylsalicylsäure). Bei Bedarf ist eine wiederholte Anwendung möglich; maximale Tagesdosis: 10 Durchstechflaschen (5000 mg Acetylsalicylsäure).

Akute Behandlung der Kopfschmerzphase von Migräneanfällen mit oder ohne Aura
Erwachsene
2 Durchstechflaschen (1000 mg Acetylsalicylsäure).

[Ref.]

Präparate im Handel

Pulver zur Herstellung einer Injektions- oder Infusionslösung 500 mg
Tabletten 50 mg, 75 mg, 100 mg, 300 mg, 500 mg
Magensaftresistente Tabletten 100 mg, 300 mg
Brausetabletten 500 mg
Granulat 500 mg

Parenterale Anwendung

Das im Handel befindliche Präparat enthält 1000 mg DL-Lysinmono(acetylsalicylat)-Glycin entsprechend 500 mg Acetylsalicylsäure. Die Anwendung kann als langsame Injektion oder nach vorheriger Verdünnung als Kurzinfusion verabreicht werden.

Präparat Konzentration Stärke
Aspirin i.v. 100 mg/ml* 500 mg


*kann weiter verdünnt werden

Orale Anwendung

Tabletten/Kapseln

Es befindet sich keine flüssige Arzneiform im Handel. Es befinden sich hingegen eine Vielzahl an (magensaftresistenten) Tabletten mit unterschiedlichen Stärken im Handel (50 bis 500 mg).
Magensaftresistente Tabletten sollen möglichst mindestens 30 min vor der Mahlzeit eingenommen werden, normale Tabletten hingegen nach einer Mahlzeit.

Präparate im Handel (Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke
Aspirin Tabletten 100 mgT0, M / 300 mgT0, M / 500 mgT0, M, S
  Tabletten, magensaftresistent 100 mgT0 / 300 mgT0
  Kautabletten 500 mg T0
  Brausetabletten 500 mgT0
  Granulat 500 mg
Godamed Tabletten 50 mgT1 / 100 mgT2, M / 300 mgT1 / 500 mgT1, M
ASS ratiopharm® Tabletten 100 mgT4, M / 300 mgT4, M / 500 mgT4, M
  Tabletten, magensaftresistent 100 mgT0
HerzASS-ratiopharm® Tabletten 50 mgT2 / 100 mgT4


T0: nicht teilbar; T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme; T2: teilbar in 2 gleiche Dosen; T4: teilbar in 4 gleiche Dosen; M: mörserbar; S: Sondengabe möglich

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Kawasaki-Syndrom
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2] [3] [8] [9] [10] [11]
      • Initialdosis: Acetylsalicylsäure: 30 - 50 mg/kg/Tag in 3 - 4 Dosen. Max: 3.000 mg/Tag.
      • Erhaltungsdosis: Nachdem sich die Temperatur normalisiert hat und das CRP gesunken ist: Dosis reduzieren auf 3 - 5 mg/kg/Tag in 1 Dosis
      • Es gibt nur wenig Evidenz für die Notwendigkeit einer hohen Anfangsdosis, sodass die Therapie auch mit der Erhaltungsdosis von 3 - 5 mg/kg/Tag begonnen werden kann.

  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [8] [9] [10]
      • Initialdosis: Acetylsalicylsäure: 30 - 50 mg/kg/Tag in 3 - 4 Dosen. Max: 3.000 mg/Tag.
      • Erhaltungsdosis: Nachdem sich die Temperatur normalisiert hat und das CRP gesunken ist: Dosis reduzieren auf 3 - 5 mg/kg/Tag in 1 Dosis
      • Es gibt nur wenig Evidenz für die Notwendigkeit einer hohen Anfangsdosis, sodass die Therapie auch mit der Erhaltungsdosis von 3 - 5 mg/kg/Tag begonnen werden kann.

        off-label

Hemmung der Thrombozytenaggregation
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [5] [6]
      • Acetylsalicylsäure: 3 - 5 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 80 mg/Tag.
      • off-label

  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [5] [6]
      • Acetylsalicylsäure: 3 - 5 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 80 mg/Tag.
      • off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Bei eingeschränkter Nierenfunktion gilt Folgendes:

  • Es ist zu prüfen, ob der Einsatz eines NSAIDs gerechtfertigt ist.
  • Wenn Acetylsalicylsäure dennoch verordnet wird und der Patient zu einer Risikogruppe gehört: Nierenfunktion vor und innerhalb von 1 Woche nach Beginn der hochdosierten Acetylsalicylsäure-Gabe kontrollieren.
  • Bei niedriger Dosierung (Thrombozytenaggregationshemmung) ist keine Überwachung der Nierenfunktion erforderlich.
Klinische Konsequenzen

Risikofaktoren sind Herzinsuffizienz, Leberzirrhose, nephrotisches Syndrom, chronische Nierenerkrankung, Ursachen, die zu Dehydratation führen (z.B. auch Sommerhitze), Einnahme von Medikamenten, die die Nierenfunktion einschränken können, wie Diuretika oder RAAS-Hemmer.

NSAIDs (einschließlich COX-2-Hemmer) können aufgrund einer verminderten Nierendurchblutung (durch Hypovolämie) akutes Nierenversagen verursachen. Normalerweise wird ein übermäßiger Rückgang der Nierendurchblutung durch eine erhöhte Prostaglandinsynthese in den Nieren verhindert; NSAIDs stören diesen Kompensationsmechanismus. Eine verminderte Nierendurchblutung führt auch zu Wasser- und Salzretention, was zu einer Verschlimmerung oder Entwicklung von Bluthochdruck und Herzversagen führt.

Acetylsalicylsäure kann das Blutungsrisiko bei Nierenversagen weiter erhöhen.

Bei Dialyse

Hämodialyse / kontinuierliche venovenöse Hämodialyse/Hämo(dia)filtration:

  • Restnierenfunktion (Urinproduktion) IST vorhanden: Anwendung vermeiden, um Restnierenfunktion zu erhalten
  • Restnierenfunktion (Urinproduktion) NICHT vorhanden: Anwendung muss nicht vermieden werden

Dialysepatienten haben ein höheres Blutungsrisiko, das wahrscheinlich mit einer gestörten Thrombozytenfunktion zusammenhängt. Das Blutungsrisiko kann weiter erhöht werden, wenn zu Beginn der Hämodialyse ein LMWH (niedermolekulares Heparin) verabreicht wird, um die Gerinnung im extrakorporalen Kreislauf zu verhindern.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Leichte, häufig cerebrale Transaminase-Erhöhung, (gewöhnlich reversibler) Tinnitus.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • erhöhte Blutungsneigung
  • Rhinitis, Dyspnoe
  • Dyspepsie, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  • geringfügige Blutverluste aus dem Magen-Darm-Bereich (Mikroblutungen)
  • Magen- oder Darm-Geschwüre, die sehr selten zur Perforation führen können
  • Hautreaktionen, Urtikaria

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Thrombozytopenie, Agranulozytose, aplastische Anämie
  • schwere gastrointestinale Blutungen, gastrische oder duodenale Ulzera und Perforation
  • Überempfindlichkeitsreaktionen, Angioödeme, allergische Ödeme, anaphylaktische Reaktionen einschließlich Schock
  • Hyperurikämie, Hypoglykämie
  • intrakranielle Blutung
  • hämorrhagische Vaskulitis
  • Bronchospasmus, Asthmaanfälle
  • Reye-Syndrom
  • Leberinsuffizienz, vermehrte Leberenzymbildung
  • Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom, Purpura, Erythema nodosum, Erythema multiforme
  • Beeinträchtigung der Nierenfunktion, akutes Nierenversagen
  • Menorrhagie

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • akute Magen-Darm-Geschwüre
  • Asthmaanfälle in der Vergangenheit, die durch die Verabreichung von Salicylaten oder Substanzen mit ähnlichem Wirkmechanismus, insbesondere NSAR, ausgelöst wurden
  • gastrointestinale Blutungen oder Perforationen (Magen- oder Darmversagen) bei Anwendung von NSAR in der Vorgeschichte
  • derzeit aktive oder rezidivierende Magen-Darm-Geschwüre und gastrointestinale Blutungen mit Episoden von Ulzerationen und Blutung in der Vorgeschichte oder andere Arten von Blutungen wie z.B. Hirnblutungen
  • hämorrhagische Diathese; Gerinnungsstörungen wie Bluterkrankheit und Thrombozytopenie
  • schwere Leber- oder Niereninsuffizienz
  • schwere Herzinsuffizienz

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Das Reye-Syndrom wurde bei Kindern mit viralen Infekten, die Acetylsalicylsäure erhielten, beobachtet. Bei diesem Krankheitsbild sollte Acetylsalicylsäure als Mittel der letzten Wahl verabreicht werden. Die Therapie sollte beendet werden bei anhaltendem Erbrechen, Bewusstseinsverlust oder Verhaltensstörungen. Anhaltendes Erbrechen, Bewusstseinsverlust oder Verhaltensstörungen können auf das Reye-Syndrom hinweisen. Beim Auftreten dieser Symptome ist die Behandlung abzubrechen.

Die Ausscheidung von Acetylsalicylsäure ist stark vom pH-Wert des Urins abhängig. Eine Harnalkalisierung kann den Anteil unveränderter ASS in der Ausscheidung von ca 10 % auf ca. 80 % erhöhen.

Bei adipösen Kindern wird empfohlen, die Dosis auf Basis des tatsächlichen Körpergewichts für die Kurzzeitanwendung von Ladedosen, z.B. beim Kawasaki-Syndrom, zu ermitteln. Für die Langzeitanwendung kann aufgrund eines erhöhten Risikos der Akkumulation das ideale Körpergewicht verwendet werden [Ross et al. 2015].

Berechnung des idealen Körpergewichts: (0,5 x BMI für das Alter) x Körpergröße in m2.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Es besteht ein erhöhtes Risiko für Blutungen und eine verlängerte Blutungszeit, insbesondere während oder nach operativen Eingriffen (sogar bei kleineren Eingriffen wie z.B. Zahnextraktionen).
  • Acetylsalicylsäure wird während der Menorrhagie nicht empfohlen, da es die Menstruationsblutung verstärken kann.
  • Bei unkontrollierter Hypertonie und bei Patienten mit gastrischen oder duodenalen Ulzera oder hämorrhagischen Episoden in der Vorgeschichte oder bei Patienten, die mit Antikoagulantien behandelt werden, ist Acetylsalicylsäure mit Vorsicht anzuwenden.
  • Patienten sollen ihrem Arzt jegliche ungewöhnlichen Blutungssymptome melden. Die Behandlung sollte abgesetzt werden, wenn gastrointestinale Blutungen oder Ulzera auftreten.
  • Acetylsalicylsäure soll bei Patienten mit mäßig beeinträchtigter Nieren- oder Leberfunktion (kontraindiziert bei starker Beeinträchtigung) oder bei dehydrierten Patienten nur mit Vorsicht angewendet werden, da die Anwendung nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) zu einer Verschlechterung der Nierenfunktion führen kann. Bei Patienten mit leichter bis mäßiger Leberinsuffizienz soll regelmäßig ein Leberfunktionstest durchgeführt werden.
  • Acetylsalicylsäure kann Bronchospasmus, Asthmaanfälle oder andere Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen. Risikofaktoren sind bestehendes Asthma, Heuschnupfen, Nasenpolypen oder chronische Atemwegserkrankungen. Das gleiche gilt für Patienten, die auch auf andere Stoffe allergisch reagieren (z.B. mit Hautreaktionen, Juckreiz oder Nesselfieber). Acetylsalicylsäure darf nicht bei Patienten angewendet werden mit Asthma in der Vorgeschichte verursacht durch Salicylate oder NSAR.
  • Schwere Hautreaktionen einschließlich des Stevens-Johnson-Syndroms wurden selten in Verbindung mit der Anwendung von Acetylsalicylsäure berichtet. Acetylsalicylsäure sollte beim Auftreten der ersten Anzeichen von Hautausschlägen, Schleimhautdefekten oder sonstigen Überempfindlichkeitsreaktionen abgesetzt werden.
  • Eine gleichzeitige Behandlung mit Acetylsalicylsäure und Arzneimitteln, die die Hämostase verändern (d.h. Antikoagulantien, thrombolytische Arzneimittel und andere Thrombozytenaggregationshemmer, entzündungshemmende Medikamente und selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer), wird nicht empfohlen, außer bei strenger Indikation, da sie das Blutungsrisiko erhöhen können. Wenn eine Kombination unvermeidlich ist, wird eine genaue Beobachtung der Anzeichen für eine Blutung empfohlen.
  • Acetylsalicylsäure vermindert in niedriger Dosierung die Harnsäureausscheidung. Bei entsprechend gefährdeten Patienten kann dies unter Umständen einen Gichtanfall auslösen.
  • Acetylsalicylsäure sollte bei Patienten mit Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel mit Vorsicht angewendet werden.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

 

Wechselwirkungen

  • Wirkstoffe mit Wirkung auf die Thrombozytenaggreationshemmung (Clopidogrel, Prasugrel, Tacagrelor, NSAIDs, SSRIs) und Antikoagulantien: Verstärkte Blutungsneigung
  • Systemische Glucocorticoide: Erhöhtes Risiko für Gastrointestinale Ulzera und Blutungen
  • NSAIDs: Verringerte Wirkung durch kompetitive Wirkung an der Cyclooxygenase 1 der Thrombozyten möglich. Die Einnahme von anderen NSAIDs sollte 8 Stunden vor oder 30 – 120 Minuten nach der der Einnahme von ASS erfolgen.

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

ANTITHROMBOTISCHE MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Vitamin-K-Antagonisten

Phenprocoumon

Falithrom®, Marcumar®, Marcuphen®, Phenprogamma®
B01AA04
Heparingruppe

Dalteparin

Fragmin®
B01AB04

Danaparoid

Orgaran®
B01AB09

Enoxaparin

Clexane®, Crusia®, Hepaxane®, Inhixa®
B01AB05

Nadroparin

Fraxiparine®, Fraxodi®
B01AB06

Tinzaparin

Innohep®
B01AB10
B01AB01
Thrombozytenaggregationshemmer, exkl. Heparin

Clopidogrel

Plavix®, Iscover®
B01AC04

Epoprostenol

Veletri®
B01AC09
Enzyme

Alteplase (rt-PA)

Actilyse®
B01AD02
Direkte Thrombininhibitoren

Dabigatran

Pradaxa®
B01AE07
Direkte Faktor-Xa-Inhibitoren

Rivaroxaban

Xarelto®
B01AF01
Andere antithrombotische Mittel

Defibrotid

Defitelio®
B01AX01

Referenzen

  1. Kneepkens CMF et al, Werkboek Kinderreumatologie [Arbeitsbuch Kinderrheumatologie], VU Uitgeverij, 2014, 3. Auflage
  2. Brogan PA, Kawasaki disease: an evidence based approach to diagnosis, treatment, and proposals for future research, Arch Dis Child, 2002, 4, 286–290
  3. AWMF-Leitlinie (S1), Vaskulitiden – Kawasaki-Syndrom (027/063), 01/2013
  4. Juárez Olguín, H., et al. , Comparative pharmacokinetics of acetyl salicylic acid and its metabolites in children suffering from autoimmune diseases, Biopharm Drug Dispos, 2004, 25 (1), 1-7
  5. Giglia, T.M., et al. , Prevention and treatment of thrombosis in pediatric and congenital heart disease: a scientific statement from the American Heart Association, Circulation, 2013, 128 (24), 2622-703
  6. Monagle, P., et al. , Antithrombotic therapy in neonates and children: Antithrombotic Therapy and Prevention of Thrombosis, 9th ed: American College of Chest Physicians Evidence-Based Clinical Practice Guidelines, Chest, 2012, 141 (2 Suppl), e737S-e801S
  7. Ross, E. L., et al., Development of recommendations for dosing of commonly prescribed medications in critically ill obese children, Am J Health Syst Pharm, 2015, 72 (7), 542-56
  8. Zheng, X., et al. , Efficacy between low and high dose aspirin for the initial treatment of Kawasaki disease: Current evidence based on a meta-analysis., PLoS One, 2019, 14 (5), e0217274
  9. Jia, X., et al., What dose of aspirin should be used in the initial treatment of Kawasaki disease? A meta-analysis., Rheumatology (Oxford) , 2020, 59(8), 1826-1833
  10. Platt, B., et al. , Comparison of Risk of Recrudescent Fever in Children With Kawasaki Disease Treated With Intravenous Immunoglobulin and Low-Dose vs High-Dose Aspirin, JAMA Netw Open, 2020, 3 (1), e1918565
  11. De Graeff et al., European consensus-based recommendations for the diagnosis and treatment of Kawasaki disease the SHARE initiative. , Rheumatology, 2019, April 1; 58(4), 672-682
  12. Heumann, SmPC ASS 100 mg Heumann® (1899.98.99), 04/2014
  13. Bayer, SmPC Aspirin® (86750.00.00), 09/2016
  14. Bayer, SmPC Aspirin® protect 100 mg/- 300 mg (16854.01.01/30828.01.01/33171.00.00), 03/2017
  15. Bayer, SmPC Aspirin® i.v. 500 mg (54243.00.00), 01/2018
  16. Bayer, SmPC Aspirin® N 100 mg/- 300 mg (16854.01.00 / 16854.00.00 / 30828.00.00), 03/2017
  17. Bayer, SmPC Aspirin® Direkt (51094.00.00, 38117.00.00), 01/2015
  18. Bayer, SmPC ASPIRIN® MIGRÄNE (50352.00.00), 01/2015
  19. Bayer, SmPC Aspirin® Effect (38118.00.00 / 52012.00.00), 01/2015
  20. Pfleger, SmPC Godamed® 50 mg ASS TAH (47324.00.00), 06/2015
  21. Pfleger, SmPC Godamed® 100 mg ASS TAH (38675.00.00), 06/2015
  22. Pfleger, SmPC Godamed® 300 mg ASS TAH (47324.01.00), 03/2015
  23. Pfleger, SmPC Godamed® 500 mg Tabletten (5848.00.00), 11/2013
  24. ratiopharm, SmPC ASS-ratiopharm® 100 mg TAH Tabletten (46074.00.00), 08/2017
  25. ratiopharm, SmPC ASS-ratiopharm® 300 mg (6367456.01.00), 05/2014
  26. ratiopharm, SmPC ASS-ratiopharm® 500 mg (1899.99.99), 03/2017
  27. ratiopharm, SmPC ASS-ratiopharm® 100 mg magensaftresistente Tabletten (95662.00.00), 03/2017
  28. Wörwag Pharma GmbH & Co.KG, SmPC ASS gamma® 75 mg Tabletten (6553986.00.00), 06/2014

Änderungsverzeichnis

  • 24 August 2023 13:27: Dosierungshäufigkeit in der Indikation "Kawasaki-Syndrom" an europäische Leitlinie angepasst (neu: in 3-4 Dosen, zuvor: in 4 Dosen)
  • 06 Oktober 2021 15:21: Maximale Tagesdosis in der Indikation "Hemmung der Thrombozytenaggregation" hinzugefügt
  • 13 September 2021 11:50: Aktualisierung der verfügbaren Präparate im Handel
  • 08 September 2021 10:12: Neue Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörungen
  • 02 Juli 2021 17:41: Die verfügbare wissenschaftliche Literatur über die Anwendung von Acetylsalicylsäure bei Kindern wurde überprüft. Dies führte zur Aufnahme neuer PK-Daten und einer Anpassung der Dosierungsempfehlung in der Indikation "Kawasaki-Syndrom" basierend auf den Metaanalysen von Zheng und Jia.
  • 09 Dezember 2020 15:01: Dosierungseinheit angepasst.
  • 03 Dezember 2020 12:21: Neue Recherche: Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung