Atovaquon + Proguanil

Wirkstoff
Atovaquon + Proguanil
Handelsname
Malarone®, Malarone junior®, Malarex®
ATC-Code
P01BB51

Atovaquon + Proguanil


Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Die enthaltenen Wirkstoffe Atovaquon und Proguanilhydrochlorid greifen an zwei unterschiedlichen Stufen der Biosynthese von Pyrimidinbasen und damit in die Nukleinsäuresynthese ein.
Der Wirkmechanismus von Atovaquon gegen Plasmodium falciparum ist die Hemmung des mitochondrialen Elektronen-Transports auf der Ebene des Cytochrom-bc1-Komplexes, was zum Zusammenbruch des mitochondrialen Membranpotenzials führt.
Ein Wirkmechanismus von Proguanil erfolgt durch seinen Metaboliten Cycloguanil und ist die Hemmung der Dihydrofolatreduktase, die die Desoxythymidylatsynthese unterbricht.
Proguanil selbst ist ebenfalls wirksam gegenüber Plasmodium falciparum, unabhängig von seinem Abbau zu Cycloguanil.

Pharmakokinetik bei Kindern

Folgende pharmakokinetische Parameter wurden bei Kindern (>5 kg) ermittelt:

  Atovaquon Proguanil
Vd (l/kg) 8,8 20 - 79
T1/2 (h) 24 - 48 12 - 15
Cl (l/h) 0,5 - 6,3 8,7 - 64

Die Clearance nach oraler Einnahme von Atovaquon und Proguanil steigt mit zunehmendem Körpergewicht und ist bei einer 40 kg-Person ca. 70 % höher als bei einer 20 kg-Person.

[SmPC Malarone® Junior Filmtabletten 62,5 mg/25 mg]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Behandlung unkomplizierte Malaria
    • oral
      • ≥5 kg: zugelassen
  • Prophylaxe Malaria
    • oral
      • ≥5 kg bis <11 kg: off-label
      • ≥11 kg: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral zur Prophylaxe und Behandlung von akuter, unkomplizierter Malaria tropica bei Personen ab einem Körpergewicht von 5 kg.

Die Sicherheit und Wirksamkeit bei Kindern mit einem Gewicht von weniger als 5 kg ist nicht erwiesen. Für diese Gruppe von Kindern liegen keine Daten vor.

Prophylaxe:

Körpergewicht (kg) Tagesdosis (mg)
Atovaquon Proguanil
11 bis 20,9 62,5 25
21 bis 30,9 125 50
31 bis 40 187,5 75
> 40 250 100


Behandlung:

Körpergewicht (kg) Tagesdosis (mg)
Atovaquon Proguanil
5 bis 8,9 125 50
9 bis 10,9 187,5 75
11 bis 20,9 250 100
21 bis 30,9 500 200
31 bis 40 750 300
> 40 1000 400

[Ref.]

Präparate im Handel

Filmtabletten 62,5 mg/25 mg, 250mg/100mg

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Atovaquon/Proguanil)
Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Malarone Junior® Filmtabletten 62,5 mg/25 mgT1, S - Prophylaxe: 11-40 kg
Behandlung: 5-10,9 kg
Malarone®  Filmtabletten 250 mg/100 mgT0 - Prophylaxe: mindestens 40 kg
Behandlung: mindestens 11 kg
Malarex® Filmtabletten 250 mg/100 mgT0 Lactose (3,82mg/Tablette) Prophylaxe: mindestens 40 kg
Behandlung: mindestens 11 kg

 

T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme, T0: nicht teilbar, S: suspendierbar

Die Fachinformationen wurden am 23.09.2021 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse Generika im Handel.

Anwendungshinweis: Die verordnete Dosis soll zusammen mit einer Mahlzeit oder einem Milchgetränk eingenommen werden.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Behandlung unkomplizierte Malaria
  • Oral
    • 5 bis 9 kg
      [2] [5]
      • Atovaquon/Proguanil: 125/50 mg/Tag in 1 Dosis

      • Behandlungsdauer:

        3 Tage

    • 9 bis 11 kg
      [2] [5]
      • Atovaquon/Proguanil: 187,5/75 mg/Tag in 1 Dosis

      • Behandlungsdauer:

        3 Tage

    • 11 bis 21 kg
      [2] [4]
      • Atovaquon/Proguanil: 250/100 mg/Tag in 1 Dosis

      • Behandlungsdauer:

        3 Tage

    • 21 bis 31 kg
      [2] [4]
      • Atovaquon/Proguanil: 500/200 mg/Tag in 1 Dosis

      • Behandlungsdauer:

        3 Tage

    • 31 bis 41 kg
      [2] [4]
      • Atovaquon/Proguanil: 750/300 mg/Tag in 1 Dosis

      • Behandlungsdauer:

        3 Tage

    • ≥ 41 kg
      [2] [4]
      • Atovaquon/Proguanil: 1000/400 mg/Tag in 1 Dosis

      • Behandlungsdauer:

        3 Tage

Prophylaxe Malaria
  • Oral
    • 5 bis 9 kg
      [3]
      • Atovaquon/Proguanil: 31,25/12,5 mg/Tag in 1 Dosis

      • Behandlungsdauer:

        Die Malaria-Prophylaxe muss:
        • 24 bis 48 Stunden vor dem Betreten des Malaria-Risikogebiets begonnen werden
        • während des Aufenthalts verwendet werden
        • bis 7 Tage nach Verlassen des Risikogebiets fortgesetzt werden

      • off-label

    • 9 bis 11 kg
      [3]
      • Atovaquon/Proguanil: 46,875 /18,75 mg/Tag in 1 Dosis

      • Behandlungsdauer:

        Die Malaria-Prophylaxe muss:
        • 24 bis 48 Stunden vor dem Betreten des Malaria-Risikogebiets begonnen werden
        • während des Aufenthalts verwendet werden
        • bis 7 Tage nach Verlassen des Risikogebiets fortgesetzt werden

      • off-label 

    • 11 bis 21 kg
      [2] [5]
      • Atovaquon/Proguanil: 62,5/25 mg mg/Tag in 1 Dosis

      • Behandlungsdauer:

        Die Malaria-Prophylaxe muss:
        • 24 bis 48 Stunden vor dem Betreten des Malaria-Risikogebiets begonnen werden
        • während des Aufenthalts verwendet werden
        • bis 7 Tage nach Verlassen des Risikogebiets fortgesetzt werden

    • 21 bis 31 kg
      [2] [5]
      • Atovaquon/Proguanil: 125/50 mg/Tag in 1 Dosis

      • Behandlungsdauer:

        Die Malaria-Prophylaxe muss:
        • 24 bis 48 Stunden vor dem Betreten des Malaria-Risikogebiets begonnen werden
        • während des Aufenthalts verwendet werden
        • bis 7 Tage nach Verlassen des Risikogebiets fortgesetzt werden

    • 31 bis 41 kg
      [2] [5]
      • Atovaquon/Proguanil: 187,5/75 mg/Tag in 1 Dosis

      • Behandlungsdauer:

        Die Malaria-Prophylaxe muss:
        • 24 bis 48 Stunden vor dem Betreten des Malaria-Risikogebiets begonnen werden
        • während des Aufenthalts verwendet werden
        • bis 7 Tage nach Verlassen des Risikogebiets fortgesetzt werden

    • ≥ 41 kg
      [2] [4]
      • Atovaquon/Proguanil: 250/100 mg/Tag in 1 Dosis

      • Behandlungsdauer:

        Die Malaria-Prophylaxe muss:
        • 24 bis 48 Stunden vor dem Betreten des Malaria-Risikogebiets begonnen werden
        • während des Aufenthalts verwendet werden
        • bis 7 Tage nach Verlassen des Risikogebiets fortgesetzt werden

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:

GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
100 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 24 Stunden
Bei Verwendung als Prophylaktikum
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
100 Prozent der Einzeldosis und Dosierungsintervall: 24 Stunden
Bei Verwendung als Prophylaktikum
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
Nicht verabreichen
Bei Verwendung als Prophylaktikum
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Nicht verabreichen
Bei Verwendung als Prophylaktikum

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Abdominalschmerzen

Häufig (1-10 %): Anämie, Neutropenie, allergische Reaktionen, Hyponatriämie, Appetitlosigkeit, ungewöhnliche Träume, Depression, Schlaflosigkeit, Schwindel, erhöhte Leberenzymwerte, Pruritus, Hautausschlag, Fieber, Husten

Gelegentlich (0,1-1 %): erhöhte Amylasewerte, Angstgefühl, Herzklopfen, Mundschleimhautentzündung, Haarausfall, Urtikaria

Selten (0,01-0,1 %): Halluzinationen

Häufigkeit nicht bekannt: Panzytopenie, Angioödeme, Anaphylaxie, Vaskulitis, Panikattacken, Weinen, Albträume, psychische Störungen, Krampfanfälle, Tachykardie, Magenbeschwerden, Ulzerationen im Mund, Hepatitis, Cholestase, Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme, Blasen, Hautabschälung, Photosensitivitätsreaktionen

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Als Prophylaktikum kontraindiziiert bei schwer reduzierter Nierenfunktion (Kreatin-Clearance < 30 ml/min).

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei Erbrechen innerhalb von einer Stunde nach der Einnahme ist eine neue Dosierung erforderlich.

Vorzugsweise ist/sind die Tablette/n stets zum selben Tageszeitpunkt mit der Nahrung oder einem Milchgetränk im Ganzen einzunehmen. Malarone Junior vorzugsweise im Ganzen einnehmen; bei Schluckbeschwerden bei kleinen Kindern können die Tabletten direkt vor der Einnahme zerkleinert werden und mit dem Essen eingenommen werden.

Wird kein Essen vertragen, können die Tabletten auch ohne Nahrungsmittel eingenommen werden; die systemische Exposition von Atovaquon wird hierbei jedoch um Faktor 2-3 reduziert.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Proguanil ist ein Substrat von CYP2C19 und hemmt die Aktivität von CYP3A4.

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Rifampicin, Rifabutin Erniedrigung der Atovaquon-Konzentration möglich. Mechanismus unklar. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Atovaquon erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Atovaquon.
Metoclopramid
Tetracyclin-Antibiotika
Efavirenz Induktion des Metabolismus von Atovaquon. Erniedrigung der Atovaquon-Konzentration möglich.
Geboosterte Proteaseinhibitoren, z.B. Ritonavir/Atazanavir
Indinavir Erniedrigung der Indinavir-Konzentration möglich. Mechanismus unklar. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis von Indinavir erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Indinavir.
CYP2C19-Inhibitoren, z.B. Cimetidin, Fluconazol Hemmung des Metabolismus von Atovaquon und Proguanil. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung von Atovaquon und Proguanil möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Atovaquon und Proguanil.
Etoposid Erhöhung der Plasmakonzentration von Etoposid und erhöhtes Risiko für sekundäre akute myeloische Leukämien. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, sorgfältige Überwachung der Etoposid-Konzentration und Monitorierung hinsichtlich toxischer Nebenwirkungen wie Myelosuppression.
Pyrimethamin Additive Beeinträchtigung des Folsäure-Metabolismus und Risiko möglicher Blutbildveränderungen. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, sorgfältige Überwachung des Blutbildes und ggf. Supplementierung mit Folsäure oder Folinsäure.
Cumarin-Derivate, z.B. Phenprocoumon Potenzierung der blutgerinnungshemmenden Wirkung von Cumarin-ähnlichen Substanzen. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis eines oder beider Arzneimittel verringern und Monitoring auf gerinnungsverändernde Nebenwirkungen.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

MALARIAMITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Aminochinoline

Chloroquin

Resochin®
P01BA01

Hydroxychloroquin

Plaquenil®, Quensyl®
P01BA02
Methanolchinoline

Mefloquin

Lariam®
P01BC02
Diaminopyrimidine

Pyrimethamin

Daraprim®
P01BD01
Artemisinin und Derivate, rein

Artesunat

Malacef®
P01BE03
Artemisinin und Derivate, Kombinationen
P01BF01

Artenimol + Piperaquin

Eurartesim®; Syn: Dihydroartemisinin, DHA
P01BF05

Referenzen

  1. Hartwig NC, et al, Vademecum pediatrische antimicrobiele therapie, 2005
  2. GlaxoSmithKline BV, SmPC Malarone Junior (RVG 28319) and Malarone (RVG 25386) 28-03-2016
  3. LCR, Malariabulletin 2015
  4. GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, SmPC Malarone® Filmtabletten 250 mg/100 mg (40274.00.00), 09/2020
  5. GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, SmPC Malarone® Junior Filmtabletten 62,5 mg/25 mg (40274.01.00), 09/2020
  6. Mylan Germany GmbH, SmPC Malarex® 250 mg/100 mg Filmtabletten (77392.00.00), 11/2019
  7. Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG), S1-Leitlinie: "Diagnostik und Therapie der Malaria" (Registernummer 042 - 001), AWMF, Stand: 28.02.2021, gültig bis 31.05.2023

Änderungsverzeichnis

  • 12 Januar 2022 09:49: Harmonisierung der Malaria Monographien
  • 11 Oktober 2021 08:59: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung