Clonidin

Wirkstoff
Clonidin
Handelsname
Catapresan®, Clonistada®, Paracefan®
ATC-Code
C02AC01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Bei Clonidin handelt es sich um ein Antihypertonikum, das als zentraler α-Rezeptoragonist wirkt und bei akuter Gabe eine sedierende Wirkung entfaltet. Die zentrale Stimulation alpha1-adrenerger Rezeptoren ist auch ein Therapieprinzip bei ADHS.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es wurden folgende kinetische Parameter nach oraler Verabreichung ermittelt [Arenas-Lopez et al. 2014, Xie et al. 2011 and Larsson et al. 2011]:

  n= Cmax (ng/ml) Tmax (min) Cl (l/kg/Stunde) Vd (l/kg)
Neugeborene 36 - - 0,22 5,59
1 Monat - 1 Jahr 46 0,73 (3 µg/kg) 190 0,20 2,59
3-10 Jahre 8 0,77 (4 µg/kg) 62 0,26 1,61
ECMO (3 Tage - 6 Jahre) 22 - - 0,43 6,49


Kinder an der ECMO, weisen eine doppelte Clearance und ein erhöhtes Verteilungsvolumen auf [Kleiber 2017].

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Sedierung auf der Intensivstation: Adjuvans bei Benzodiazepinen
    • intravenös/oral
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: off-label
  • Prämedikation vor Narkoseeinleitung
    • oral
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: off-label
  • Neonatales Abstinenzsyndrom (NAS)
    • oral
      • Neugeborene: off-label
  • Arterielle Hypertonie
    • oral
      • ≥1 Monat bis <12 Jahre: off-label
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre, >50 kgKG: zugelassen
  • ADHS mit oder ohne Verhaltensprobleme oder Tics
    • oral
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: off-label
  • Einschlafstörungen bei ADHS
    • oral
      • ≥4 Jahre bis <18 Jahre: off-label
  • Wachstumshormon Sekretionstest
    • oral
      • ≥1 Monate bis <18 Jahre: off-label
  • Als Adjuvans zu anderen Analgetika
    • epidural/kaudal
      • ≥6 Monate bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral bei allen Formen des krankhaft erhöhten Blutdrucks, sofern sie nicht durch einen Tumor des Nebennierenmarks (Phäochromozytom) bedingt sind.

als Tablette:

Für Erwachsene und Jugendliche über 50 kg Körpergewicht gelten folgende Dosierungsrichtlinien:
Für die Behandlung der mittelschweren Hypertonie
Bei der Ersteinstellung des Blutdrucks werden 2-mal täglich 0,075-0,15 mg Clonidinhydrochlorid gegeben, bis maximal 0,3 mg Clonidinhydrochlorid/Tag.
In Abhängigkeit von der Blutdrucksenkung kann eine schrittweise Steigerung der Dosis auf maximal 3-mal täglich entsprechend der Maximaldosis von 0,9 mg Clonidinhydrochlorig/Tag vorgenommen werden.

[Ref.]

Oral bei allen Formen der arteriellen Hypertonie, die nicht durch ein Phäochromozytom bedingt sind.

als Retardtablette:

Für Erwachsene und Jugendliche über 50 kg Körpergewicht gelten folgende Dosierungsrichtlinien:
Zur Therapie von mittelschwerem Bluthochdruck oder in Fällen, bei denen eine tägliche Einmaldosis erwünscht ist. Die Dosierung sollte anfangs 1-mal täglich 1 Hartkapsel, retardiert (entsprechend 0,25 mg Clonidinhydrochlorid/Tag) betragen.

In Abhängigkeit von der Blutdrucksenkung ist eine Dosiserhöhung auf 2-mal täglich 1 Hartkapsel, retardiert (entsprechend 0,5 mg Clonidinhydrochlorid/Tag), verabreicht morgens und abends im Abstand von 12 Stunden, möglich. Beim Umstellen des Patienten von nicht-retardierten Formen auf die Retardform sollte die Verabreichung der 1. Hartkapsel, retardiert ca. 8 Stunden nach Einnahme der letzten nicht-retardierten Arzneiform erfolgen.

[Ref.]

Intravenös bei hypertensiven Notfällen sowie zur Therapieeinleitung (unter stationären Bedingungen) von schwer beeinflussbaren Hochdruckformen, die nicht durch ein Phäochromozytom bedingt sind.

Für Erwachsene und Jugendliche über 50 kg Körpergewicht gelten folgende Dosierungsrichtlinien:
Zur Behandlung von hypertensiven Notfällen bzw. zur Einleitung der stationären Behandlung sollte die Applikation von 0,075 mg bis 0,15 mg Clonidinhydrochlorid) als Einzeldosis s. c. oder i.m. (unverdünnt) oder sehr langsam i. v. (verdünnt) erfolgen. Bei Bedarf kann diese Anwendung bis zu 4-mal pro Tag wiederholt werden.

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 75 µg, 150 µg, 300 µg
Retardkapseln 250 µg
Injektionslösung 150 µg/mL

Es gibt eine NRF-Rezepturvorschrift (10.8.) zur Herstellung einer Clonidinhydrochorid-Lösung 0,01 mg/mL / 0,02 mg/mL (NRF 10.8.).

Orale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Clonidinhydrochlorid) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Catapresan® Tabletten 75 µgT1
150 µgT2
300 µgT2
oral k.A. Lactose Die Tabletten werden unzerkaut zu oder nach dem Essen mit ausreichend Flüssigkeit eingenommen. Erwachsene
Clonidin-ratiopharm® Tabletten 75 µgT0, M, S
150 µgT0, M, S
300 µgT0, M, S
oral k.A. Lactose (37,8 mg/Tbl.) Jugendliche >50 kgKG
Clonistada® Tabletten 150 µgT2, M, S
300 µgT2, M, S
oral k.A. Lactose Erwachsene
Clonidin retard-ratiopharm® Retardkapseln 250 µgS oral k.A. Sucrose (11,9 mg/REK.) Die Hartkapseln sind ungeöffnet und unzerkaut einzunehmen. Die Einnahme erfolgt am besten morgens und/oder abends nach der Mahlzeit mit einer ausreichenden Menge Flüssigkeit. Jugendliche >50 kgKG


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme, M: mörserbar, S: suspendierbar, k.A.: keine Angabe, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Parenterale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Clonidinhydrochlorid) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Catapresan® Injektionslösung 150 µg subkutan, intramuskulär natriumfrei - Erwachsene
Clonidin-ratiopharm® Injektionslösung 150 µg subkutan, intramuskulär natriumfrei - Jugendliche >50 kgKG
Paracefan® Injektionslösung 150 µg/mL
750 µg/5 mL
intravenös 3,34 g/mL - Erwachsene


„natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 22.10.2022 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Gehe zu:

Sedierung auf der Intensivstation: Adjuvans zu Benzodiazepinen
  • Intravenös
    • Neugeborene
      [6] [9] [10] [24]
      • Initialdosis: Clonidin-HCl: 0,5 microg./kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • Erhaltungsdosis:  Initialdosis bis zur gewünschten Wirkung erhöhen auf max. 3 microg./kg/Stunde, Dauerinfusion.
        • Ist eine schnelle Wirkung erwünscht, kann eine Loading Dose von 1 microg./kg über 15 min verabreicht werden.
        • Clonidin muss ausgeschlichen werden, um einer Rebound-Hypertonie vorzubeugen.

        off-label

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [6] [9] [10] [11] [24]
      • Initialdosis: Clonidin-HCl: 0,5 microg./kg/Stunde, Dauerinfusion.
      • Erhaltungsdosis: Initialdosis bis zur gewünschten Wirkung erhöhen auf max. 3 microg./kg/Stunde, Dauerinfusion.
        • Ist eine schnelle Wirkung erwünscht, kann eine Loading Dose von 2 - 5 microg./kg über 15 min verabreicht werden.
        • Clonidin muss ausgeschlichen werden, um einer Rebound-Hypertonie vorzubeugen.
          off-label
  • Oral
    • Neugeborene
      [34]
      • Initialdosis: Clonidin-HCl: 15 microg./kg/Tag in 3 Dosen.
      • Erhaltungsdosis:  Initialdosis eventuell erhöhen auf max. 20 microg./kg/Tag in 3 Dosen.
        • Clonidin muss ausgeschlichen werden, um einer Rebound-Hypertonie vorzubeugen.

        off-label

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [7] [8]
      • Initialdosis: Clonidin-HCl: 15 microg./kg/Tag in 3 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Initialdosis eventuell erhöhen auf max. 20 microg./kg/Tag in 3 Dosen.
      • Clonidin muss ausgeschlichen werden, um einer Rebound-Hypertonie vorzubeugen.
        off-label

Prämedikation vor Narkoseeinleitung
Neonatales Abstinenzsyndrom (NAS)
  • Oral
    • Neugeborene
      [2] [3] [18] [19] [20]
      • Initialdosis: Clonidin-HCl: 0,5 - 1 microg./kg/Dosis, einmalig.
      • Erhaltungsdosis: Initialdosis je nach Entzugssymptomatik und Blutdruck langsam über 1 - 2 Tage erhöhen auf 6 - 9 microg./kg/Tag in 4 - 6 Dosen.
      • Clonidin muss ausgeschlichen werden (Tagesdosis täglich um 10 % reduzieren), um einer Rebound-Hypertonie vorzubeugen.
        off-label

Arterielle Hypertonie
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [25] [26]
      • Initialdosis: Clonidin-HCl: 5 - 10 microg./kg/Tag in 3 - 4 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Initialdosis je nach Wirkung alle 4 - 7 Tage erhöhen auf max. 25 microg./kg/Tag in 3 - 4 Dosen. Max: 900 microg./Tag.
      • Clonidin muss ausgeschlichen werden, um einer Rebound-Hypertonie vorzubeugen.
        <50 kg: off-label

ADHS mit oder ohne Verhaltensprobleme oder Tics
  • Oral
    • 6 Jahre bis 18 Jahre und < 25 kg
      [1] [5] [12] [13] [14]
      • Initialdosis: Clonidin-HCl: 25 microg./Tag in 1 Dosis am Abend.
      • Erhaltungsdosis: Initialdosis alle 3 Tage um 50 microg. erhöhen auf eine übliche Erhaltungsdosis von 3 - 5 microg./kg/Tag in 3 Dosen.
      • Clonidin muss ausgeschlichen werden (alle 3 Tage um 25 microg. reduzieren), um einer Rebound-Hypertonie vorzubeugen.
        Behandlung durch oder nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal der Kinder- und Jugendpsychiatrie mit Erfahrung in der Verwendung von Clonidin in dieser therapeutischen Indikation.
        off-label

    • 6 Jahre bis 18 Jahre und ≥ 25 kg
      [1] [5] [12] [13] [14]
      • Initialdosis: Clonidin-HCl: 50 microg./Tag in 1 Dosis am Abend.
      • Erhaltungsdosis: Initialdosis alle 3 Tage um 50 microg. erhöhen auf eine übliche Erhaltungsdosis von 3 - 5 microg./kg/Tag in 3 Dosen.
      • Clonidin muss ausgeschlichen werden (alle 3 Tage um 25 microg. reduzieren), um einer Rebound-Hypertonie vorzubeugen.
        Behandlung durch oder nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal der Kinder- und Jugendpsychiatrie mit Erfahrung in der Verwendung von Clonidin in dieser therapeutischen Indikation.
        off-label

Einschlafstörungen bei ADHS
  • Oral
    • 4 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [5] [15]
      • Clonidin-HCl: Am Abend: 25 microg./Dosis in 1 Dosis. Max: 75 microg./Tag.
      • Clonidin muss ausgeschlichen werden (alle 3 Tage um 25 microg. reduzieren), um einer Rebound-Hypertonie vorzubeugen.
        Behandlung durch oder nach Rücksprache mit fachärztlichem Personal der Kinder- und Jugendpsychiatrie mit Erfahrung in der Verwendung von Clonidin in dieser therapeutischen Indikation.
        off-label

Wachstumshormon Sekretionstest
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [16] [17] [23]
      • Clonidin-HCl: 150 microg./m²/Dosis, einmalig. Max: 150 microg./Dosis.
      • Bei einer errechneten Dosis <75 microg. auf 75 microg. aufrunden.
        Bei einer errechneten Dosis >75 microg. auf 150 microg. runden.
        off-label

Als Adjuvans zu anderen Analgetika
  • Epidural
    • 6 Monate bis 18 Jahre
      [28] [31] [33] [34] [36]
      • Clonidin-HCl: Verabreicht über einen Katheter: 0,5 - 1 microg./kg/Dosis, einmalig. Max: 2 microg./kg/Dosis.
      • Anwendungshinweis:

        Die Verabreichung sollte mittels Katheter erfolgen.

      • Verwenden Sie die höhere Dosis von 2 microg./kg nur, wenn eine Sedierung gewünscht ist.
        Clonidin kann auch über eine kontinuierliche epidurale Infusion in Dosen von 0,12 bis 0,16 microg./kg/Stunde verabreicht werden. (Expertenmeinung)
        off-label

  • Kaudal
    • 6 Monate bis 18 Jahre
      [1] [28] [31] [33] [34] [36]
      • Clonidin-HCl: 0,5 - 1 microg./kg/Dosis, einmalig. Max: 2 microg./kg/Dosis.
      • Verwenden Sie die höhere Dosis von 2 microg./kg nur, wenn eine Sedierung gewünscht ist.
        off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Bei Anwendung als Psychopharmakon: Hypotonie, Bradykardie, Sedierung, Schwindel, depressive Beschwerden (Traurigkeit, Trägheit, gereiztes Verhalten), Kopfschmerzen und Obstipation. Während der Anwendung von Clonidin wurden keine offensichtlichen EKG-Veränderungen beobachtet.

Die häufigsten Nebenwirkungen in pädiatrischen Studien waren Benommenheit, Mundtrockenheit, Kopfschmerz, Schwindel und Schlafstörungen. Bei Kindern und Jugendlichen könnten diese Nebenwirkungen erhebliche Auswirkungen auf das alltägliche Verhalten haben. [SmPC Catapresan Tbl.]

Bei Überdosierung bei Kindern: Atemnot, Bewusstlosigkeit, kardiale Nebenwirkungen, schwere Hypotonie, paradoxale Blutdruckerhöhung, Hyperglykämie, Hypothermie.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Schwindel, Sedierung, orthostatische Hypotonie, Mundtrockenheit

Häufig (1-10 %): Depression, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Obstipation, Übelkeit, Erbrechen, Schmerzen in den Speicheldrüsen, Pseudoobstruktion des Kolons, erektile Dysfunktion, Müdigkeit

Gelegentlich (0,1-1 %): Albträume, wahnhafte Wahrnehmung, Halluzination, Parästhesien, Sinusbradykardie, Raynaud-Syndrom, Hautausschlag, Juckreiz, Urtikaria, Unwohlsein

Selten (0,01-0,1 %): Verminderung des Tränenflusses, AV-Blockierungen, Trockenheit der Nasenschleimhaut, Alopezie, Gynäkomastie, Anstieg des Blutzuckers

Häufigkeit nicht bekannt: Verwirrtheitszustand, Akkommodationsstörungen, Bradyarrhythmie, Verstärkung einer bestehenden Herzinsuffizienz, Blutdruckanstieg bei Therapiebeginn, Miktionsstörungen, Abnahme der Harnproduktion (durch Minderperfusion der Niere), Abnahme der Libido, Veränderung der Leberfunktionstests, positiver Coombs-Test, Gewichtsabnahme

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

  • Schwere Bradyarrhythmien (Sinusknotensyndrom, AV-Block II. und III. Grades)

Kontraindikationen allgemein

  • seltene erbliche Erkrankungen, bei denen eine Unverträglichkeit gegen einen Hilfsstoff des Produktes bestehen kann

  • bestimmte Erregungsbildungs- und Erregungsleitungsstörungen des Herzens, z. B. Sinusknotensyndrom oder AV-Block II. und III. Grades 

  • Herzschlagfolge unter 50 Schlägen pro Minute (Bradykardie)

  • Stillzeit

  • Depressionen

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

- Bei plötzlichem Therapieabbruch: Es kann zum Rebound-Phänomen kommen. Symptome des Rebound-Phänomens sind: akuter Blutdruckanstieg, Tachykardie, Unruhe, Nervosität, Zittern, Kopfschmerzen und/oder Übelkeit. Clonidin sollte deshalb nicht abrupt und/oder ersatzlos abgesetzt werden.
- Kombination mit Beta-Blockern: Zunächst ist der Beta-Blocker langsam auszuschleichen, danach die Clonidin-Dosis. Diese Vorgehensweise beugt drohenden unerwünschten Wirkungen (sympathische Überreaktivität) vor.
 
Vor Beginn der Behandlung müssen eventuell bestehende kardiale Probleme (Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen) beim Kind oder dessen Familie erfragt werden. Bei Schwindel, Herzklopfen oder Verdacht auf Herzrhythmusstörungen sollten Blutdruck und Puls (Frequenz und Regelmäßigkeit) sowohl vor als auch während der Behandlung kontrolliert werden. Der systolische und diastolische Blutdruck sinkt mit Clonidin um ca. 10 mmHg. Dies hat jedoch keine klinische Relevanz. Symptome, die bei körperlicher Anstrengung auftreten, sollten jedoch sorgfältig untersucht werden. Ein EKG ist angezeigt, wenn Zweifel am kardiovaskulären Zustand bestehen.

Um plötzlichen Blutdruckabfällen und -anstiegen vorzubeugen, sollte Clonidin zu Therapiebeginn auftitriert und bei Abbruch der Behandlung über mehrere Tage ausgeschlichen werden. Die Therapie muss unter regelmäßiger Kontrolle des Blutdrucks und der Pulsfrequenz erfolgen.

Bei Anwendung als Psychopharmakon:
In den ersten Wochen tritt häufig eine leichte Sedierung auf. Werden die Nebenwirkungen (Sedierung, Schwindel) als störend empfunden, kann die Dosis reduziert werden. Meist klingt die sedierende Wirkung wieder ab. Clonidin wird meist in 3 Dosen pro Tag verabreicht (beim Frühstück, mit dem Mittagessen, vor dem Zubettgehen). Es kann bis zu 3 Monate dauern, bis Clonidin seine volle Wirkung entfaltet. Eltern und Kind müssen diesbezüglich informiert werden.
-Tritt nach über 1 Monat keine deutlich erkennbare Wirkung ein, kann die Dosis erhöht werden.
-Ist nach dem 2. Monat noch keinerlei Wirkung wahrnehmbar, wird Clonidin als unwirksam betrachtet.
- Wenn nach 2 bis 3 Monaten eine Therapiefortführung entschieden wird, ist eine halbjährliche Medikationskontrolle (Wirkungen, Nebenwirkungen und Gewicht) zu empfehlen.
-Es sollte eine jährliche Überprüfung erfolgen, ob ein Absetzen der Medikation möglich ist.

Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit depressiven Symptomen geboten, da sich diese verschlimmern können.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Schweregrad Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung  
Kombination vermeiden
Fingolimod Verstärkte Bradykardie Falls Kombination nötig: Facharzt konsultieren und Herzfrequenz überwachen [Ref.]
  Zentraldämpfende Stoffe, z.B. Azelastin (nasal), Orphenadrin Verstärkte zentraldämpfende Wirkungen Keine Kombination [Ref.]
Therapieanpassung erwägen Crizotinib, Ceritinib  Gefahr ausgeprägter Bradykardien Absetzen bzw. Dosisreduktion eines beteiligten Arzneimittel [Ref.]
  Zentraldämpfende Stoffe, z.B. Ethanol in Arzneimitteln, Levomepromazin, Perampanel Verstärkte zentraldämpfende Wirkungen Alkoholfreie Alternative bzw. Dosisreduktion einer Interaktionspartners erwägen, auf zentraldämpfende Wirkung monitoren [Ref.]
  Amifostin Verstärkte Hypotonie Clonidin 24h vor initialer Amifostin-Gabe absetzen [Ref.]
  β-Blocker Verstärkte Hypotonie, Bradykardie, AV-Block, sympathische Überreaktivität (bei Absetzen) und Auslösen einer periphere Gefäßerkrankung möglich Nur unter Beachtung geeigneter Maßnahmen kombinieren. Bei Absetzen erst β-Blocker, dann Clonidin ausschleichen [Ref.]
  α2-Rezeptorblocker, z.B. Mirtazapin Verringerter antihypertoner Effekt von Clonidin Auf verringerte Clonidin-Wirkung achten [Ref.]
Weitere mögliche Interaktionen Blutdrucksenkende Arzneistoffe, z.B. Diuretika, Vasodilatatoren, ACE-Hemmer Verstärkte blutdrucksenkende Wirkung Nur unter Beachtung geeigneter Maßnahmen kombinieren [Ref.]
  Blutdrucksteigernde oder natrium-/ wasserretinierende Arzneistoffe, z.B. NSAR Verminderung der blutdrucksenkenden Wirkung Nur unter Beachtung geeigneter Maßnahmen kombinieren [Ref.]
  Kochsalzarme Diät Verstärkung der blutdrucksenkenden Wirkung Nur unter Beachtung geeigneter Maßnahmen kombinieren [Ref.]
  α-Methyldopa, Guanfacin u.ä. Gleichzeitige Anwendung nicht sinnvoll Keine Kombination [Ref.]


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANTIADRENERGE MITTEL, ZENTRAL WIRKEND

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Imidazolinrezeptoragonisten

Guanfacin

Intuniv®
C02AC02

Referenzen

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Änderungsverzeichnis

  • 16 Dezember 2022 13:41: Neue Überarbeitung und Aktualisierung. Neue Rezepturvorschrift (Clonidinhydrochorid-Lösung 0,01 mg/mL / 0,02 mg/mL (NRF 10.8.)) hinzugefügt

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung