Artemether + Lumefantrin

Wirkstoff
Artemether + Lumefantrin
Handelsname
Riamet®
ATC-Code
P01BF01

Artemether + Lumefantrin


Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Anti-Malaria-Mittel, das aus einer fixen Kombination von Artemether und Lumefantrin besteht. Die Wirkstoffe hemmen die Umwandlung von Häm, einem toxischen Stoffwechselprodukt des Hämoglobin-Abbaus, in das für die Parasiten nicht toxische Hämozoin. Zudem beeinflusst Lumefantrin den Polymerisationsprozess und Artemether wirkt toxisch auf infizierte Erythrozyten über die Bildung endogener Peroxidgruppen und reaktiver Radikale.
Artemether wird schnell resorbiert und zum aktiven Metaboliten Dihydroartemisin umgewandelt. Die höchsten Plasmaspiegel werden nach 2 h verzeichnet und die terminale Halbwertszeit beträgt ca. 2 h.
Lumefantrin ist sehr lipophil, erreicht etwas später (nach 6-8 h) den Plasmaspitzenspiegel und wird langsam eliminiert (terminale Halbwertszeit: 2-6 Tage).

Pharmakokinetik bei Kindern

Folgende pharmakokinetische Parameter wurden bei pädiatrischen Malaria-Patienten nach der ersten Dosis ermittelt [SmPC Riamet]:

Körpergewicht Cmax (ng/ml)
5 bis <15 kg 223
15 bis <25 kg 198
25 bis <35 kg 174
Erwachsene 186

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Behandlung unkomplizierte Malaria
    • oral
      • ≥5 kg: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral zur Behandlung einer akuten, unkomplizierten Malaria-Infektion durch Plasmodium falciparum bei Erwachsenen, Kindern und Säuglingen mit einem Körpergewicht von mindestens 5 kg.

Säuglinge mit einem Gewicht unter 5 kg:
Die Sicherheit und Wirksamkeit wurden nicht nachgewiesen und es können keine Dosierempfehlungen ausgesprochen werden.

Kinder und Säuglinge mit einem Körpergewicht zwischen 5 kg und 35 kg:
Es wird ein Behandlungszyklus empfohlen, der abhängig vom Körpergewicht sechs Dosen mit jeweils 1 bis 3 Tabletten umfasst.

Körpergewicht von 5 bis < 15 kg: Die erste Dosis (eine Tablette) wird zum Zeitpunkt der Diagnosestellung gegeben, gefolgt von weiteren fünf Dosen (jeweils eine Tablette), die nach 8, 24, 36, 48 und 60 Stunden gegeben werden.
Körpergewicht von 15 bis < 25 kg: Die erste Dosis (zwei Tabletten) wird zum Zeitpunkt der Diagnosestellung gegeben, gefolgt von weiteren fünf Dosen (jeweils zwei Tabletten), die nach 8, 24, 36, 48 und 60 Stunden gegeben werden.
Körpergewicht von 25 bis < 35 kg: Die erste Dosis (drei Tabletten) wird zum Zeitpunkt der Diagnosestellung gegeben, gefolgt von weiteren fünf Dosen (jeweils drei Tabletten), die nach 8, 24, 36, 48 und 60 Stunden gegeben werden.

Erwachsene und Kinder mit einem Körpergewicht von mindestens 35 kg:
Bei Patienten, die mindestens 12 Jahre alt sind und ein Körpergewicht von mindestens 35 kg haben, umfasst ein Behandlungszyklus sechs Dosen mit jeweils vier Tabletten (insgesamt 24 Tabletten), die wie folgt über einen Zeitraum von 60 Stunden gegeben werden: Die erste Dosis von vier Tabletten wird zum Zeitpunkt der Diagnosestellung gegeben. Danach sollten 5 weitere Dosen mit jeweils vier Tabletten nach 8, 24, 36, 48 und 60 Stunden gegeben werden.

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 20 mg/120 mg

Präparat im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Artemether/Lumefantrin)
Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis
Riamet® Tabletten 20 mg/120 mgT0, M Polysorbat 80 Einnahme mit einer fetthaltigen Mahlzeit bzw. milchhaltigem Getränk. Für Kleinkinder können die Tabletten zerstoßen werden.

 

T0: nicht teilbar, M: mörserbar

Die Fachinformation wurde am 21.07.2021 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Behandlung unkomplizierte Malaria
  • Oral
    • 5 bis 15 kg
      [1] [2] [4]
      • 20 mg Artemether + 120 mg Lumefantrin (1 Tablette) nach 0, 8, 24, 36, 48 und 60 h.

    • 15 bis 25 kg
      [1] [4]
      • 40 mg Artemether + 240 mg Lumefantrin (2 Tabletten) nach 0, 8, 24, 36, 48 und 60 h.

    • 25 bis 35 kg
      [1] [4]
      • 60 mg Artemether + 360 mg Lumefantrin (3 Tabletten) nach 0, 8, 24, 36, 48 und 60 h.

    • ≥ 35 kg
      [1] [4]
      • 80 mg Artemether + 480 mg Lumefantrin (4 Tabletten) nach 0, 8, 24, 36, 48 und 60 h.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Kleinkinder und Kinder ≤12 Jahre:

Sehr häufig (>10 %): Kopfschmerzen, verringerter Appetit (jeweils ca. 17 %), Husten (ca. 23 %), Erbrechen (ca. 20 %), abdominale Schmerzen

Häufig (1 - 10 %): Schwindel, Palpitationen, QT-Verlängerung im EKG, Übelkeit, Diarrhoe, Schlafstörungen, Müdigkeit, Asthenie, Myalgie, Arthralgie, Hautausschlag, erhöhte Leberwerte

Gelegentlich (0,1 - 1 %): klonischer Krampf, Juckreiz, Urtikaria

Selten (0,01 - 0,1 %): Hypersensitivitätsreaktionen

Des Weiteren wurden beobachtet: Angioödem, verzögerte hämolytische Anämie (bis zu wenige Wochen nach Beenden der Behandlung)

Jugendliche >12 Jahre und Erwachsene:

Sehr häufig (>10 %): Kopfschmerzen, Schwindel, Palpitationen, Übelkeit, Erbrechen, abdominale Schmerzen, Müdigkeit, Asthenie, verringerter Appetit, Myalgie, Arthralgie

Häufig (1 - 10 %): Parästhesie, Klonischer Krampf, Gangstörung, Schlafstörungen, Husten, Diarrhoe, Hautausschlag, Juckreiz, QT-Verlängerung im EKG

Gelegentlich (0,1 - 1 %): Hypästhesie, Ataxie, Somnolenz, Urtikaria, erhöhte Leberwerte

Des Weiteren wurden beobachtet: Hypersensitivitätsreaktionen, Angioödem, verzögerte hämolytische Anämie (bis zu wenige Wochen nach Beenden der Behandlung)

[SmPC Riamet]

 

Kontraindikationen allgemein

  • schwere Verlaufsformen der Malaria gemäß Definition der WHO
  • Kombination mit Arzneimitteln, die durch Cytochrom CYP2D6 abgebaut werden (z. B. Metoprolol, Imipramin, Amitryptilin, Clomipramin)
  • plötzlicher Herztod oder angeborene Verlängerung des QTc-Intervalls im EKG in der Familiengeschichte
  • Kombination mit QTc-Intervall verlängernden Arzneimitteln (Proarrhythmika)
  • symptomatische Herzrhythmusstörungen in der Vorgeschichte
  • Elektrolytstörungen (z. B. Hypokaliämie oder Hypomagnesiämie)
  • Kombination mit starken Induktoren von CYP3A4

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Artemether induziert leicht CYP3A4 und CYP2C19, hemmt leicht CYP2D6 und CYP1A2 und ist Substrat für CYP3A4/5.

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
CYP2D6-Substrate Hemmung des Metabolismus der Interaktionspartner durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung der Interaktionspartner möglich. Kombination kontraindiziert.
QT-Zeit verlängernde Wirkstoffe Additive QT verlängernde Wirkung. Erhöhtes Risiko für Torsade de pointes Tachykardien. Kombination kontraindiziert.
Starke CYP3A4-Induktoren Steigerung des Metabolismus von Artemether/Lumefantrin. Erniedrigte Serumkonzentration und stark verringerte Wirkung von Artemether/Lumefantrin möglich. Kombination kontraindiziert.
Schwache oder moderate CYP3A4-Induktoren Steigerung des Metabolismus von Artemether/Lumefantrin. Erniedrigte Serumkonzentration und stark verringerte Wirkung von Artemether/Lumefantrin möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Artemether/Lumefantrin.
CYP3A4-Inhibitoren Hemmung des Metabolismus von Artemether/Lumefantrin. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung von Artemether/Lumefantrin möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Artemether/Lumefantrin.
CYP3A4-Substrate
CYP2C19-Substrate
Steigerung des Metabolismus der Interaktionspartner durch CYP-Induktion. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung der Interaktionspartner möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung der Interaktionspartner.
CYP1A2-Substrate Hemmung des Metabolismus der Interaktionspartner durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung der Interaktionspartner möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen der Interaktionspartner.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

MALARIAMITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Aminochinoline

Chloroquin

Resochin®
P01BA01

Hydroxychloroquin

Plaquenil®, Quensyl®
P01BA02
Biguanide

Atovaquon + Proguanil

Malarone®, Malarone junior®, Malarex®
P01BB51
Methanolchinoline

Mefloquin

Lariam®
P01BC02
Diaminopyrimidine

Pyrimethamin

Daraprim®
P01BD01
Artemisinin und Derivate, rein

Artesunat

Malacef®
P01BE03
Artemisinin und Derivate, Kombinationen

Artenimol + Piperaquin

Eurartesim®; Syn: Dihydroartemisinin, DHA
P01BF05

Referenzen

  1. Novartis Pharma BV, SmPC Riamet (RVG 25773) , 04-12-2020
  2. WHO, Guidelines for the treatment of malaria., www.who.int, 2015, 3rd edition
  3. Novartis Pharma GmbH, SmPC Riamet® 20 mg/120 mg Tabletten (50318.00.00), 12/2020
  4. Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG), S1-Leitlinie: "Diagnostik und Therapie der Malaria" ( Registernummer 042 - 001), AWMF, Stand: 28.02.2021 , gültig bis 31.05.2023

Änderungsverzeichnis

  • 16 November 2021 10:47: Harmonisierung der Malaria Monographien
  • 13 September 2021 11:17: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung