Allopurinol

Wirkstoff
Allopurinol
Handelsname
Zyloric®, Epidropal®
ATC-Code
M04AA01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Allopurinol ist ein Urikostatikum, welches die Harnsäurebildung verringert durch Hemmung des Enzyms Xanthinoxidase. Die Xanthinoxidase spielt eine wichtige Rolle bei der Oxidation von Hypoxanthin zu Harnsäure. Infolgedessen werden Harnsäure- und Uratspiegel in den Körperflüssigkeiten und im Urin gesenkt. Zusätzlich zur Hemmung des Purinabbaus kann bei einigen Patienten, die De-novo-Purinbiosynthese durch Hemmung der Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyl-Transferase unterdrückt werden.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es liegen keine speziellen Daten für Kinder vor.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Hyperurikämie, Tumorlyse-Syndrom
    • oral
      • ≥1 Monat bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen*

*sekundäre Hyperurikämie unterschiedlicher Genese

  • Lesch-Nyhan-Syndrom, HGPRT-Defizit
    • oral
      • ≥0 Jahre bis <2 Jahre: off-label
      • ≥2 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral bei
• sekundärer Hyperurikämie unterschiedlicher Genese
• Harnsäurenephropathie bei Leukämie-Behandlung
• angeborener Enzymmangelkrankheiten Lesch-Nyhan-Syndrom (teilweise oder totale Defekte der Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyl-Transferase) und Adenin-Phosphoribosyl-Transferasemangel

Kinder

Die Tagesdosis beträgt 10 mg Allopurinol pro Kilogramm Körpergewicht (bis max. 400 mg/Tag), verteilt auf drei Einzeldosen.

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 100 mg, 300 mg

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke als Allopurinol Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Allopurinol AbZ Tabletten 100 mgT2, M, S
300 mgT2, M, S
oral natriumfrei - Kinder
Erwachsene


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, M: mörserbar, S: suspendierbar, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 09.06.2022 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse Generika im Handel.

Anwendungshinweis: Die Tabletten werden unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit nach einer Mahlzeit eingenommen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Hyperurikämie, Tumorlyse-Syndrom
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2] [3] [4] [5] [6]
      • 300 mg/m²/Tag in 3 Dosen. Max: 600 mg/Tag.
        • Entspricht 10-20 mg/kg/Tag
        • Initialisierung 24-48 Stunden vor Beginn der Chemotherapie

        <2 Jahre: off-label

Lesch-Nyhan-Syndrom, HGPRT-Defizit
  • Oral
    • 0 Jahre bis 18 Jahre
      [6] [8] [9]
      • 4 - 10 mg/kg/Tag in 1 - 3 Dosen. Max: 600 mg/Tag.
      • <2 Jahre: off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:

GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
Eine Anpassung der Initialdosis ist nicht erforderlich, die Dosis richtet sich nach der Serumharnsäure.
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Eine generelle Empfehlung kann nicht gegeben werden.
Klinische Konsequenzen

Bei eingeschränkter Nierenfunktion kann es zur Akkumulation von Allopurinol und seinem aktiven Metaboliten Oxipurinol kommen. Dadurch erhöht sich das Risiko der Toxizität.
Klinische Folgen:
Möglicherweise ist das Risiko von Überempfindlichkeitsreaktionen, wie z. B. schwere Hautreaktionen erhöht. Berichtet wurden Thrombozytopenie, Agranulozytose und aplastische Anämie. Zu den Symptomen einer Überdosierung gehören Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Schwindelgefühl.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Hypersensitivitätsreaktionen möglich.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufig (1-10 %): Hautreaktionen (z.B. Hautjucken, in makulopapulöser, manchmal schuppenartiger, manchmal Purpura-ähnlicher und selten exfoliativer Form), Thyreotropin im Blut erhöht

Gelegentlich (0,1-1 %): Diarrhoe

Selten (0,01-0,1 %): Leberfunktionsstörungen: asymptomatischer Anstieg der Leberwerte bis hin zur Hepatitis (einschließlich Lebernekrose und granulomatöser Hepatitis)

Sehr selten (<0,01 %): Agranulozytose, Thrombozytopenie, aplastische Anämie, anaphylaktische Reaktion, akuter anaphylaktischer Schock, Angioödem, Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), toxisch epidermale Nekrolyse (TEN)
nach dem Absetzen von Allopurinol: reversible angioimmunoblastische Lymphadenopathie

Häufigkeit nicht bekannt: Blutbildveränderungen (z.B. Leukopenie, Leukozytose, Granulozytose und Eosinophilie), verzögerte Überempfindlichkeitsreaktion mit Multiorgan-Beteiligung [bekannt als Hypersensitivitätssyndrom; DRESS mit Fieber, Hautausschlag, Vaskulitis, Lymphadenopathie, Pseudolymphom, Arthralgie, Leukopenie, Eosinophilie, Milzvergrößerung, abweichenden Leberfunktionswerten, cholestatischer Hepatopathie mit Schwund der Gallengänge (vanishing bile duct syndrome), Beteiligung von anderen Organen wie z.B. Lunge, Nieren, Bauchspeicheldrüse, Myokard und Darm möglich], Leberfunktionsstörungen (reversible Erhöhung der Transaminasen und der alkalischen Phosphatasen), akute Cholangitis, Xanthinsteine, aseptische Meningitis, Übelkeit, Brechreiz, gastrointestinale Hämorrhagie, reaktiver Gichtanfall, allgemeines Unwohlsein, Alopezie, Angina, Asthenie, Ataxie, periphere Neuritis, Bradykardie, Diabetes mellitus, Depression, Furunkulose, Geschmacksabweichung, Gynäkomastie, Hämatemesis, Hämaturie, Hyperlipämie, Hypertonie, Impotenz, Infertilität, Katarakt, Koma, Kopfschmerz, Makula-Degeneration, Ödeme, Muskelschmerzen, Neuropathie, Paralyse, Parästhesie, Schwindel, Somnolenz, Sehstörung, Steatorrhoe, Stomatitis, verfärbtes Haar, Urämie

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Allopurinol ist bei Verabreichung nach dem Essen besser verträglich. Ausreichende Flüssigkeitszufuhr (2 - 3 l/m2/Tag) und neutraler oder leicht alkalischer Urin wünschenswert. Dosierung bei reduzierter Nierenfunktion und/oder Leberfunktionsstörungen anpassen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

GICHTMITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Gichtmittel ohne Effekt auf den Harnsäuremetabolismus

Colchicin

Colchicum®, Colchysat®
M04AC01

Referenzen

  1. Kamps WA et al, Werkboek ondersteundende behandeling kinderoncologie [Arbeitsbuch Supportive Therapie in der Kinderonkologie], VU-Verlag, 2005
  2. Goldman SC, et al, A randomized comparison between rasburicase and allopurinol in children with lymphoma or leukemia at high risk for tumor lysis, Blood, 2001, May 15;97(10), 2998-3003
  3. Krakoff IH, et al, Hyperuricemia in neoplastic disease in children: prevention with allopurinol, a xanthine oxidase inhibitor, Pediatrics, 1968, Jan;41(1), 52-6
  4. Masson E, et al, Allopurinol inhibits de novo purine synthesis in lymphoblasts of children with acute lymphoblastic leukemia, Leukemia, 1996, Jan;10(1), 56-60
  5. Pui CH, et al, Urate oxidase in prevention and treatment of hyperuricemia associated with lymphoid malignancies, Leukemia, 1997 , Nov;11(11), 1813-6
  6. Cochat P, et al, Nephrolithiasis related to inborn metabolic diseases, Pediatr Nephrol, 2010, Mar;25(3), 415-24
  7. Smalley RV, et al , Allopurinol: intravenous use for prevention and treatment of hyperuricemia, J Clin Oncol, 2000, Apr;18(8), 1758-63
  8. Torres RJ, et al, Efficacy and safety of allopurinol in patients with hypoxanthine-guanine phosphoribosyltransferase deficiency, Metabolism, 2007, Sep;56(9):, 1179-86
  9. Cameron JS, et al, Gout, uric acid and purine metabolism in paediatric nephrology, Pediatr Nephrol, 1993, Feb;7(1), 105-18
  10. NKFK Workinggroup Acute Kidney Impairment, Extrapolation of KNMP risk analysis "Impaired renal function" for adults to children, 20 Dec 2021
  11. AbZ-Pharma GmbH, SmPC Allopurinol AbZ 100/300 mg, Tabletten (1139.00.00), 11/2021
  12. Ratiopharm GmbH, SmPC Allopurinol-ratiopharm® 100/300 mg, Tabletten (991.02.00), 11/2021

Änderungsverzeichnis

  • 05 Juli 2022 09:57: Überprüfung und Aktualisierung führte zur Deaktivierung der intravenösen Dosierungsempfehlung, da kein i.v. Präparate in Deutschland erhältlich ist
  • 17 Mai 2022 13:27: Informationen zu Dosisanpassungen bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen hinzugefügt

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung