Pancuronium

Wirkstoff
Pancuronium
Handelsname
ATC-Code
M03AC01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Pancuronium ist ein nicht-depolarisierendes Muskelrelaxans mit langer Wirkungsdauer. Pancuronium wirkt als kompetitiver Antagonist zu Acetylcholin und besetzt die cholinergen Rezeptoren an der motorischen Endplatte, unterbricht die physiologische Impulsübertragung von der Nerven- auf die Muskelzelle und führt zu einer schlaffen Lähmung (neuromuskuläre Blockade). Dieser Vorgang ist durch die Gabe von Cholinesterase-Hemmstoffen wie Neostigmin vollständig umkehrbar.

Pharmakokinetik bei Kindern

Das Verteilungsvolumen ist bei Neugeborenen größer als bei älteren Kindern. Bei derselben Dosis bei Neugeborenen und älteren Kindern wird die Konzentration beim myoneuralen Übergang bei Neugeborenen geringer sind.
Die meisten nicht-depolarisierenden Muskelrelaxanzien werden durch die Niere abgebaut, die relativ unreife Nierenfunktion kann bei Kindern zu einer Verlängerung der Eliminationszeit führen.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Neuromuskuläre Blockade
    • intravenös
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös zur Muskelrelaxierung einschließlich Präcurarisierung im Rahmen der Allgemeinanästhesie

Kinder:
Der Dosisbedarf für Neugeborene (0 - 1 Monat) und Säuglinge (1 - 12 Monate) entspricht dem des Erwachsenen. Aufgrund der interindividuell unterschiedlichen Empfindlichkeit gegenüber nicht-depolarisierenden Muskelrelaxantien empfiehlt sich bei Neugeborenen eine initiale Testdosis von 0,01 - 0,02 mg/kg. Kinder zwischen 1 und 14 Jahren benötigen ca. 25 % höhere Dosierungen.

Dosierungsempfehlungen als allgemeine Richtlinie für Erwachsene und Kinder:
Intubation und anschließende Operation: Nach i.v. Injektion von 0,1 mg/kg KG entwickeln sich in 90 - 120 s klinisch ausreichende Intubationsbedingungen, bei 0,08 mg/kg KG in 120 - 180 s.
Eine vollständige neuromuskuläre Blockade ist nach 2-4 bzw. 4 - 6 min zu erwarten.

Repetitionsdosis: Durch Gabe von 0,01 - 0,02 mg/kg KG im Abstand von 30 - 45 min kann die vollständige neuromuskuläre Blockade aufrechterhalten werden.

Präcurarisierung: Zur Vermeidung des Auslösens von Muskelkontraktionen durch Suxamethoniumhalogenid oder zur Verkürzung der Anschlagszeit von nicht-depolarisierenden Muskelrelaxanzien kann die Vorgabe von 0,01 - 0,02 mg Pancuroniumbromid/kg KG indiziert sein.

[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung 2 mg/mL

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Pancuroniumbromid) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Pancuronium Inresa Injektionslösung 2 mg/mL i.v. natriumfrei - ab Reifgeborenenalter
Pancuroniumbromid PANPHARMA Injektionslösung 2 mg/mL i.v. natriumfrei - ab Reifgeborenenalter


 „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 30.11.2023 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Neuromuskuläre Blockade
  • Intravenös
    • Neugeborene
      [2] [4]
      • Initialdosis: 0,1 mg/kg/Dosis, einmalig. Wenn Pancuronium nur zur Intubation verwendet wird, ist die Anfangsdosis ausreichend.
      • Erhaltungsdosis: Folgedosen: 0,01 mg/kg/Dosis, Bolus. Wiederholen wenn dies aufgrund des Train of Four (ToF) - Tests erforderlich ist.
      • Aufgrund der variablen Empfindlichkeit ggü. nicht-depolarisierenden neuromuskulären Blockern wird empfohlen, eine initiale Testdosis von 0,01 bis 0,02 mg/kg bei Neugeborenen zu verwenden.

    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2] [4]
      • Initialdosis: 0,1 mg/kg/Dosis, einmalig. Wenn Pancuronium nur zur Intubation verwendet wird, ist die Anfangsdosis ausreichend.
      • Erhaltungsdosis: Folgedosen: 0,01 mg/kg/Dosis, Bolus. Wiederholen wenn dies aufgrund des Train of Four (ToF) - Tests erforderlich ist.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Tachykardie, insbesondere bei Kleinkindern.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Selten (0,01-0,1 %): Prolongierte neuromuskuläre Blockade

Sehr selten (<0,01 %): Schwere, ggf. tödliche anaphylaktische Reaktionen wie Bronchospasmus, kardiovaskuläre Reaktionen (Hypotension, Tachykardie, Kreislaufinsuffizienz/Schock) oder Hautreaktionen wie Angioödem oder Urtikaria

Häufigkeit nicht bekannt: Myopathie

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  •  Unmöglichkeit der künstlichen Beatmung

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Monitoring der neuromuskulären Funktion. Die Wirkdauer von Muskelrelaxantien ist variabel, sodass vor der Extubation eine Muskelrelaxationsmessung in Betracht gezogen und das Muskelrelaxans gegebenenfalls antagonisiert werden sollte.

Kreuzallergien - auch gegenüber anderen Muskelrelaxantien - sind möglich. Dies kann auf die Hilfsstoffe, aber auch auf den Wirkstoff zurückzuführen sein. Es wird empfohlen, bei Verdacht auf eine allergische Reaktion auf ein Muskelrelaxans einen pädiatrischen Allergologen zu konsultieren und auch alternative Muskelrelaxantien auf ihre Verträglichkeit zu prüfen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

MUSKELRELAXANZIEN, PERIPHER WIRKENDE MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Andere quartäre Ammonium-Verbindungen
M03AC04

Cisatracurium

Nimbex®
M03AC11

Mivacurium

Mivacron®
M03AC10

Rocuronium

Esmeron®
M03AC09

Vecuronium

Norcuron®
M03AC03
Andere Muskelrelaxanzien, peripher wirkende Mittel

Botulinumtoxin A

Botox®, Dysport®
M03AX01

Referenzen

  1. Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen, 2007
  2. NV Organon, SmPC Pavulon (RVG 05804)
  3. PANPHARMA GmbH, SmPC Pancuroniumbromid PANPHARMA 2 mg/mL Injektionslösung (3000212.00.00), 09/2020
  4. Inresa Arzneimittel GmbH, SmPC Pancuronium Inresa (34409.00.00), 02/2021

Änderungsverzeichnis

  • 30 November 2023 17:17: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung