Foscarnet

Wirkstoff
Foscarnet
Handelsname
Foscavir®
ATC-Code
J05AD01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Foscarnet ist ein antivirales Mittel zur systemischen Anwendung. Es wirkt virostatisch gegenüber Herpesviren (z. B. Cytomegalievirus) und einige Retroviren, einschließlich HIV. Die Wirkung beruht wahrscheinlich auf der Hemmung der viralen DNA-Polymerasen (Herpesviren) oder der reversen Transkriptase (HIV).

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Lebens- oder organbedrohende Zytomegalievirus(CMV)-Infektionen
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
  • Folgetherapie Retinitis auf Basis des Zytomegalievirus (CMV)
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös bei Patienten mit erworbener Immunschwäche (AIDS)
– Lebens- bzw. augenlichtbedrohende Erkrankung durch Cytomegalievirus (CMV). Die Behandlung mit Foscavir darf nur erfolgen, wenn das Cytomegalievirus nachgewiesen wurde.

– Bei akuten, mukokutanen Infektionen, die durch aciclovirresistente Herpesviren (HSV) verursacht wurden. Die Behandlung mit Foscavir darf nur erfolgen, wenn keine medizinisch eher vertretbaren therapeutischen Alternativen vorliegen. Aufgrund des Risikoprofils des Wirkstoffes ist eine strenge Indikationsstellung erforderlich. Bei Auftreten eines Rezidivs ist eine erneute Überprüfung der Aciclovirresistenz notwendig.

Kinder und Jugendliche

Sicherheit und Wirksamkeit von Foscarnet-Natrium bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist nicht erwiesen.

[Ref.]

Präparate im Handel

Infusionslösung 24 mg/ml

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke als Foscarnet-Natrium-Hexahydrat
Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe
Foscavir® Infusionslösung 24 mg/ml intravenös k.A.


k.A.: keine Angabe

Die Fachinformationen wurden am 28.06.2021 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Lebens- oder organbedrohende Zytomegalievirus(CMV)-Infektionen
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2]
      • 180 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
      • Bei Infusion in periphere Venen muss eine Verdünnung der Lösung (max. 12 mg/mL) erfolgen aufgrund des Risikos einer Thrombophlebitis. Bei der Verabreichung über einen zentralen Venenkatheter ist keine Verdünnung erforderlich (24 mg/mL). Bei Niereninsuffizienz ist die Dosis anzupassen (siehe Nierenfunktionsstörungen).
        off-label

Folgetherapie Retinitis auf Basis des Zytomegalievirus (CMV)
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1] [2]
      • 90 - 120 mg/kg/Tag in 1 Dosis
      • Bei Infusion in periphere Venen muss eine Verdünnung der Lösung (max. 12 mg/mL) erfolgen aufgrund des Risikos einer Thrombophlebitis. Bei der Verabreichung über einen zentralen Venenkatheter ist keine Verdünnung erforderlich (24 mg/mL). Bei Niereninsuffizienz ist die Dosis anzupassen (siehe Nierenfunktionsstörungen).
        off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Die Anwendung bei eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatininclearance unter 30 ml/min) ist kontraindiziert.

Bei eingeschränkter Nierenfunktion (Kreatininclearance 30-80 ml/min) bei Erwachsenen: für die Festlegung der Dosis ist der Empfehlung des Herstellers zu folgen.

Die Dosis bei eingeschränkter Nierenfunktion variiert je nach therapeutischer Indikation. Der Hersteller gibt die Kreatininclearance in ml/min/kg Körpergewicht an. Dies basiert auf folgenden Formeln: für Männer (140-Alter)/(72 x Serum-Kreatinin); für Frauen (140-Alter)/72 x Serum-Kreatinen) x 0.85. Das Alter wird in Jahren und das Serum-Kreatinin in mg/dl ausgedrückt; hierbei gilt 1 mg/dl Kreatinin = 88.4 μmol/l.

CMV-Retinitis bei Patienten mit HIV-Infektion, CMV-Erkrankung bei Patienten mit HST:

  • Kreatininclearance 1.0-1.4 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 135 mg/kg/Tag in 3 Dosen oder 140 mg/kg/Tag in 2 Dosen; Erhaltung 70-90 mg/kg/Tag in 1 Dosis;

  • Kreatininclearance 0.8-1.0 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 105 mg/kg/Tag in 3 Dosen oder 100 mg/kg/Tag in 2 Dosen; Erhaltung 50-65 mg/kg/Tag in 1 Dosis;

  • Kreatininclearance 0.6-0.8 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 80 mg/kg/Tag in 1-2 Dosen; Erhaltung 80-105 mg/kg alle 48 h;

  • Kreatininclearance 0.5-0.6 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 60 mg/kg/Tag in 1-2 Dosen; Erhaltung 60-80 mg/kg alle 48 h;
  • Kreatininclearance 0.4-0.5 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 50 mg/kg/Tag in 1-2 Dosen; Erhaltung 50-65 mg/kg Körpergewicht alle 48 h;
  • Kreatininclearance unter 0.4 ml/min/kg Körpergewicht: die Behandlung mit Foscarnet wird nicht empfohlen;
  • Hämodialyse: die Behandlung mit Foscarnet wird nicht empfohlen;.


CMV-Infektion im Magen-Darm-Kanal bei Patienten mit HIV-Infektion:

  • Kreatininclearance 1.0-1.4 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 140 mg/kg/Tag in 2 Dosen;
  • Kreatininclearance 0.8-1.0 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 100 mg/kg/Tag in 2 Dosen;
  • Kreatininclearance 0.6-0.8 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 80 mg/kg/Tag in 1 Dosis;
  • Kreatininclearance 0.5-0.6 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 60 mg/kg/Tag in 1 Dosis;
  • Kreatininclearance 0.4-0.5 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 50 mg/kg/Tag in 1 Dosis;
  • Kreatininclearance unter 0.4 ml/min/kg Körpergewicht: die Behandlung mit Foscarnet wird nicht empfohlen;
  • Hämodialyse: die Behandlung mit Foscarnet wird nicht empfohlen;.


CMV-Virämie bei Patienten mit HST:

  • Kreatininclearance 1.0-1.4 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 90 mg/kg/Tag in 2 Dosen; Erhaltung 70-90 mg/kg/Tag in 1 Dosis;
  • Kreatininclearance 0.8-1.0 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 70 mg/kg/Tag in 2 Dosen; Erhaltung 50-65 mg/kg/Tag in 1 Dosis;
  • Kreatininclearance 0.6-0.8 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 50 mg/kg/Tag in 2 Dosen; Erhaltung 80-105 mg/kg alle 48 h;
  • Kreatininclearance 0.5-0.6 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 40 mg/kg/Tag in 2 Dosen; Erhaltung 60-80 mg/kg alle 48 h;
  • Kreatininclearance 0.4-0.5 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 30 mg/kg/Tag in 2 Dosen; Erhaltung 50-65 mg/kg alle 48 h;
  • Kreatininclearance unter 0.4 ml/min/kg Körpergewicht: die Behandlung mit Foscarnet wird nicht empfohlen;
  • Hämodialyse: die Behandlung mit Foscarnet wird nicht empfohlen;.


Aciclovir-resistente Herpes simplex-Infektion:

  • Kreatininclearance 1.0-1.4 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 90 mg/kg/Tag in 3 Dosen;
  • Kreatininclearance 0.8-1.0 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 60 mg/kg/Tag in 3 Dosen;
  • Kreatininclearance 0.6-0.8 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 50 mg/kg/Tag in 2 Dosen;
  • Kreatininclearance 0.5-0.6 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 40 mg/kg/Tag in 2 Dosen;
  • Kreatininclearance 0.4-0.5 ml/min/kg Körpergewicht: Induktion 30 mg/kg/Tag in 2 Dosen;
  • Kreatininclearance unter 0.4 ml/min/kg Körpergewicht: die Behandlung mit Foscarnet wird nicht empfohlen;
  • Hämodialyse: die Behandlung mit Foscarnet wird nicht empfohlen;.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Granulozytopenie, Anämie, verminderter Appetit, Hypokaliämie, Hypomagnesiämie, Hypocalcämie, Schwindelgefühl, Kopfschmerz, Parästhesie, Diarrhoe, Erbrechen, Übelkeit, Ausschlag, Asthenie, Schüttelfrost, Ermüdung, Fieber, erhöhtes Kreatinin im Blut, verringertes Hämoglobin

Häufig (1-10 %): Leukopenie, Thrombozytopenie, Neutropenie, Sepsis, Hyperphosphatämie, Hyponatriämie, Hypophosphatämie, erhöhte alkalische Phosphatase im Blut, erhöhte Laktatdehydrogenase im Blut, Hypercalcämie, Dehydrierung, Aggression, Agitiertheit, Angst, Verwirrtheitszustand, Depression, Nervosität, Gestörte Koordination, Konvulsion, Hypästhesie, unwillkürliche Muskelkontraktion, periphere Neuropathie, Tremor, Palpitationen, Tachykardie, Hypertonie, Hypotonie, Thrombophlebitis, abdominale Schmerzen, Obstipation, Dyspepsie, Pankreatitis, gastrointestinale Blutungen, anormale Leberfunktion, Pruritus, Myalgie, Beeinträchtigte Nierenfunktion, akutes Nierenversagen, Dysurie, Polyurie, Proteinurie, Beschwerden/ Ulzeration im Genitalbereich, Unwohlsein, Ödeme, Brustschmerzen, Schmerzen an der Injektionsstelle, Entzündung an der Injektionsstelle, verringerte Kreatinin-Clearance, anormales EKG, erhöhte Gamma-Glutamyltransferase, erhöhte Alaninaminotransferase, erhöhte Aspartatamino-transferase, erhöhte Lipase

Gelegentlich (0,1-1 %): Panzytopenie, Azidose, Urtikaria, Angioödem, Glomerulonephritis, nephrotisches Syndrom, erhöhte Amylase, erhöhte Kreatinphosphokinasewerte im Blut

Häufigkeit nicht bekannt: Überempfindlichkeit (einschließlich anaphylaktischer Reaktionen), anaphylaktoide Reaktionen, Diabetes insipidus, Hypernatriämie, KG QT verlängert, ventrikuläre Arrhythmie, Torsade de pointes, Ösophagusulkus, Erythema multiforme, toxische epidermale Nekrolyse, Stevens-Johnson-Syndrom, Muskelschwäche, Myopathie, Myositis, Rhabdomyolyse, Nierenschmerz, renaltubuläre Azidose, Nierentubulusnekrose, Kristall-Nephropathie, Hämaturie, Extravasation

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Foscarnet sollte Kindern vorbehalten sein, die auf Ganciclovir überempfindlich reagieren, eine schwere Knochenmarksdepression als Nebenwirkung entwickelt haben oder wenn eine Ganciclovir-Resistenz vermutet oder nachgewiesen wurde. Ein quantitatives Monitoring der CMV-DNA-Konzentration im Blut und/oder Sekreten ist sehr wichtig, solange eine genetische Bestimmung der GCV-Resistenz technisch nicht möglich ist.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
nephrotoxische Arzneimittel, z.B. Amphotericin B, Aminoglykoside wie Kanamycin und Tobramycin Additive nephrotoxische Effekte. Kombination vermeidbar. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring der Nierenfunktion.
Tenofovir, Clofarabin Additive nephrotoxische Effekte, zudem möglicherweise höhere Bioverfügbarkeit von Tenofovir und/oder Clofarabin durch reduzierte renale Elimination. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring der Nierenfunktion.
Saquinavir und/oder Ritonavir Additive nephrotoxische und QT-Zeit verlängernde Effekte. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring der Nierenfunktion und der QT-Zeit. 
QT-Zeit verlängernde Arzneimittel Additive, zum Teil dosisabhängige, QT-Zeit verlängernde Effekte. Kombination vermeiden bzw. Monitoring der QT-Zeit.
Arzneimittel, die den Calciumgehalt des Blutes beeinträchtigen, z.B. Pentamidin Schwere Hypocalciämie möglich, Mechanismus unbekannt. Kombination vermeiden.
Fluorchinolone, z.B. Ciprofloxacin, Ofloxacin, Levofloxacin (nicht bei Augentropfen erwartet) Senkung der Krampfschwelle. Monitoring auf Krampfanfälle.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

DIREKT WIRKENDE ANTIVIRALE MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Nukleoside und Nukleotide, exkl. Inhibitoren der Reversen Transkriptase

Aciclovir - oral und intravenös

Acic®, Wariviron®, Zovirax®
J05AB01

Cidofovir

Vistide®
J05AB12

Ganciclovir

Cymeven®
J05AB06

Remdesivir

Veklury®
J05AB16

Valaciclovir

Valtrex®
J05AB11

Valganciclovir

Valcyte®
J05AB14
Proteasehemmer

Atazanavir

Reyataz®
J05AE08

Ritonavir

Norvir®
J05AE03
Nukleosidale und nukleotidale Inhibitoren der Reversen Transkriptase

Abacavir

Ziagen®
J05AF06

Emtricitabin

Emtriva®
J05AF09

Entecavir

Baraclude®
J05AF10

Lamivudin

Epivir®, Zeffix®
J05AF05
J05AF13
J05AF07

Zidovudin

Retrovir®
J05AF01
Nicht-Nukleosidale Inhibitoren der Reversen Transkriptase

Doravirin

Pifeltro®
J05AG06

Etravirin

Intelence®
J05AG04

Nevirapin

Viramune®
J05AG01
Neuraminidasehemmer

Oseltamivir

Tamiflu®
J05AH02

Zanamivir

Relenza®, Dectova®
J05AH01
Antivirale Mittel zur Behandlung von HIV Infektionen, Kombinationen
J05AR20
J05AR13
J05AR25
J05AR18
J05AR19
J05AR03
J05AR09

Lopinavir + Ritonavir

Kaletra®; Syn.: LPV
J05AR10
Andere antivirale Mittel

Dolutegravir

Tivicay®
J05AX12

Raltegravir

Isentress®
J05AX08
J05AX24
Antivirale Mittel zur Behandlung von Hepatitis C Infektionen
J05AP57
J05AP51

Sofosbuvir

Sovaldi®
J05AP08
J05AP55

Referenzen

  1. Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2007
  2. Furth van AM et al, Werkboek Infectieziekten bij Kinderen [Arbeitsbuch Infektionskrankheiten bei Kindern], VU Uitgeverij, 1999
  3. Clinigen Healthcare B.V., SmPC Foscavir® 24 mg/ml, Infusionslösung (31435.00.00), 10/2020

Änderungsverzeichnis

  • 30 November 2021 10:12: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung