Zanamivir

Wirkstoff
Zanamivir
Handelsname
Relenza®, Dectova®
ATC-Code
J05AH01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Zanamivir ist ein selektiver Hemmstoff der Neuraminidase, des Enzyms, das sich auf der Oberfläche des Influenza-Virus befindet.

Pharmakokinetik bei Kindern

Inhalativ:

Die Pharmakokinetik von Zanamivir wurde in einer offenen Studie bei Einmalgabe als Pulverinhalator (10 mg, Diskhaler) an 16 pädiatrischen Patienten im Alter von 6-12 Jahren untersucht. Die systemische Freisetzung bei Kindern war mit der von 10 mg inhaliertem Pulver bei Erwachsenen vergleichbar, aber die Variabilität war in allen Altersgruppen groß, insbesondere bei den jüngsten Kindern. [SmPC Relenza]

Intravenös:

Alter Dosis n Cmax GM (μg/mL) Cmax (% C) T1/2 GM (h) T1/2 (% C)
6 Monate bis <1 Jahr 14 mg/kg 7 36,2  21 1,84  19
1 bis <2 Jahre 14 mg/kg 6 37,8 24 2,49  118
2 bis <6 Jahre 14 mg/kg 12 41,5 23 1,60  34
6 bis <13 Jahre 12 mg/kg 16 44,2 47 2,57  55
13 bis <18 Jahre 600 mg 13 34,5 27 2,06 47


% CV: Prozent Variationskoeffizient, GM: Geometrischer Mittelwert

[SmPC Dectova]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Behandlung Influenza A und B
    • inhalativ
      • ≥5 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Postexpositions-Prävention Influenza A und B
    • inhalativ
      • ≥5 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Saisonale Prophylaxe während eines Influenza Ausbruchs in der Bevölkerung
    • inhalativ
      • ≥5 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Behandlung der komplizierten und potentiell lebensbedrohlichen Infektion mit Influenza A- oder B-Virus
    • intravenös
      • ≥6 Monate bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Inhalativ zur Behandlung der Influenza A und B bei Erwachsenen und Kindern (ab 5 Jahren) mit typischen Influenza-Symptomen, wenn Influenza in der Bevölkerung auftritt

Bei Kindern innerhalb von 36 Stunden nach Einsetzen der Symptome beginnen. 2-mal täglich 2 Inhalationen (entspricht 2-mal täglich 2 × 5 mg Zanamivir) über einen Zeitraum von 5 Tagen. Dies entspricht einer Tagesdosis von 20 mg.

Inhalativ zur Postexpositions-Prophylaxe der Influenza A und B bei Erwachsenen und Kindern (ab 5 Jahren) nach Kontakt mit einem klinisch diagnostizierten Influenzafall innerhalb desselben Haushalts

Die empfohlene Dosis zur Prophylaxe nach engem Kontakt mit einer infizierten Person beträgt 1-mal täglich 2 Inhalationen (entspricht 1-mal täglich 2 × 5 mg Zanamivir) über einen Zeitraum von 10 Tagen. Die Anwendung sollte so früh wie möglich und innerhalb von 36 Stunden nach Kontakt mit einer infizierten Person erfolgen.

Inhalativ zur saisonalen Prophylaxe

Die empfohlene Dosis zur Prophylaxe der Influenza während eines Ausbruchs in der Bevölkerung beträgt 1-mal täglich 2 Inhalationen (entspricht 1-mal täglich 2 × 5 mg Zanamivir) über einen Zeitraum von bis zu 28 Tagen.

[Ref.]

Intravenös zur Behandlung der komplizierten und potentiell lebensbedrohlichen Infektion mit Influenza A- oder B-Virus bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen (ab einem Alter von 6 Monaten)

6 Monate bis unter 6 Jahre: 14 mg/kg 2-mal täglich
6 Jahre bis unter 18 Jahre: 12 mg/kg 2-mal täglich bis zu einer Maximaldosis von 600 mg 2-mal täglich

[Ref.]

Präparate im Handel

Infusionslösung 10 mg/mL
Pulver zur Inhalation 5 mg/Blisterkammer

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Zanamivir) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Dectova Infusionslösung 10 mg/mL intravenös 3,08 mmol (70,8 mg)/Durchstechflasche - ab 6 Monaten
Relenza Pulver zur Inhalation 5 mg/Blisterkammer inhalativ - Lactose (enthält Milcheiweiß) ab 5 Jahren


Die Fachinformationen wurden am 10.10.2022 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Gehe zu:

Behandlung Influenza A und B
  • Inhalativ
    • 5 Jahre bis 18 Jahre
      [1]
      • 20 mg/Tag in 2 Dosen.
      • Behandlungsdauer:

        5 Tage

      • 1 Dosis entspricht 2 Inhalationen von 5 mg

Postexpositions-Prävention Influenza A und B
  • Inhalativ
    • 5 Jahre bis 18 Jahre
      [1]
      • 10 mg/Tag in 1 Dosis
      • Behandlungsdauer:

        10 Tage

      • 1 Dosis entspricht 2 Inhalationen von 5 mg

Saisonale Prophylaxe während eines Influenza Ausbruchs in der Bevölkerung
  • Inhalativ
    • 5 Jahre bis 18 Jahre
      [1]
      • 10 mg/Tag in 1 Dosis
      • Behandlungsdauer:

        max.: 28 Tage

Behandlung der komplizierten und potentiell lebensbedrohlichen Infektion mit Influenza A- oder B-Virus
  • Intravenös
    • 6 Monate bis 6 Jahre
      [2]
      • 28 mg/kg/Tag in 2 Dosen.
    • 6 Jahre bis 18 Jahre
      [2]
      • 24 mg/kg/Tag in 2 Dosen. Max: 1.200 mg/Tag.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Bei intravenöser Verabreichung:

Kinder 6 Monate bis unter 6 Jahre und < 42,8 kg:

  • 50-80 ml/min/1,73m2: Initialdosis 14 mg/kg, nach 12 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 18,6 mg/kg/Tag in 2 Dosen;
  • 30-50 ml/min/1,73m2: Initialdosis 14 mg/kg, nach 12 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 11,6 mg/kg/Tag in 2 Dosen;
  • 15-30 ml/min/1,73m2: Initialdosis 14 mg/kg, nach 24 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 7 mg/kg/Tag in 2 Dosen;
  • <15 ml/min/1,73m2: lnitialdosis 14 mg/kg, nach 48 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 2,8 mg/kg/Tag in 2 Dosen.

Kinder 6 Monate bis unter 6 Jahre und ≥ 42,8 kg:

  • 50-80 ml/min/1,73m2: Initialdosis 600 mg, nach 12 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 800 mg/Tag in 2 Dosen;
  • 30-50 ml/min/1,73m2: Initialdosis 600 mg, nach 12 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 500 mg/Tag in 2 Dosen;
  • 15-30 ml/min/1,73m2: Initialdosis 600 mg, nach 24 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 300 mg/Tag in 2 Dosen;
  • <15 ml/min/1,73m2: lnitialdosis 600 mg, nach 48 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 120 mg/Tag in 2 Dosen.

Kinder 6 Jahre bis unter 18 Jahre und < 50 kg:

  • 50-80 ml/min/1,73m2: Initialdosis 12 mg/kg, nach 12 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 16 mg/kg/Tag in 2 Dosen;
  • 30-50 ml/min/1,73m2: Initialdosis 12 mg/kg, nach 12 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 10 mg/kg/Tag in 2 Dosen;
  • 15-30 ml/min/1,73m2: Initialdosis 12 mg/kg, nach 24 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 6 mg/kg/Tag in 2 Dosen;
  • <15 ml/min/1,73m2: lnitialdosis 12 mg/kg, nach 48 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 2,4 mg/kg/Tag in 2 Dosen.

Kinder 6 Jahre oder älter und ≥ 50 kg:

  • 50-80 ml/min/1,73m2: Initialdosis 600 mg, nach 12 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 800 mg/Tag in 2 Dosen;
  • 30-50 ml/min/1,73m2: Initialdosis 600 mg, nach 12 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 500 mg/Tag in 2 Dosen;
  • 15-30 ml/min/1,73m2: Initialdosis 600 mg, nach 24 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 300 mg/Tag in 2 Dosen;
  • <15 ml/min/1,73m2: lnitialdosis 600 mg, nach 48 Stunden gefolgt von einer Erhaltungsdosis von 120 mg/Tag in 2 Dosen.

Bei inhalativer Verabreichung: Dosisanpassung nicht erforderlich. 

Klinische Konsequenzen

Bei eingeschränkter Nierenfunktion steigen die AUC und die Halbwertszeit von Zanamivir. Dies erhöht das Risiko von Nebenwirkungen.
Klinische Folgen:
Bei intravenöser Verabreichung: In einer Studie mit einer Einzeldosis von 100 mg Zanamivir intravenös stieg die AUC von Zanamivir bei einer ClCr von 50-80 ml/min um 56 %, bei 30-50 ml/min um 153 % und bei <30 ml/min um 427 %.
Bei inhalativer Verabreichung: Zwar wurde in einer Studie bei intravenöser Verabreichung von Zanamivir gezeigt, dass die Pharmakokinetik von Zanamivir bei eingeschränkter Nierenfunktion verändert zu sein scheint, aber dies wird auf Grund der geringen Resorption bei inhalativer Anwendung und der Tatsache, dass viel höhere Expositionen gut vertragen wurden, als nicht klinisch relevant erachtet.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Inhalation:
Krampfanfälle und psychiatrische Ereignisse wie Bewusstseinsstörung, abnormales Verhalten, Halluzinationen und Delirium

Infusion:
Das Nebenwirkungsprofil bei Kindern ist mit dem von Erwachsenen vergleichbar.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Inhalation:
Häufig (1-10 %): Hautausschlag

Gelegentlich (0,1-1 %): Urtikaria, Bronchospasmus, Dyspnoe, Engegefühl oder Konstriktion im Rachenbereich, vasovagal-ähnliche Reaktionen (berichtet bei Patienten mit Influenzasymptomen wie Fieber und Dehydrierung unmittelbar nach der Inhalation von Zanamivir), Allergie-ähnliche Reaktionen (einschließlich oropharyngeales Ödem)

Selten (0,01-0,1 %): schwere Hautreaktionen (einschließlich Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom und toxische epidermale Nekrolyse), anaphylaktische/anaphylaktoide Reaktionen, faziales Ödem

Häufigkeit nicht bekannt: Krampfanfälle und psychiatrische Ereignisse (Bewusstseinsstörung, abnormales Verhalten, Halluzinationen, Delir)

Infusion:
Häufig (1-10 %): Diarrhoe, erhöhte Alaninaminotransferase- (ALT) und/oder Aspartataminotransferase- (AST) Werte, hepatozelluläre Schädigung, Hautausschlag

Gelegentlich (0,1-1 %): erhöhte alkalische Phosphatase, Urtikaria

Häufigkeit nicht bekannt: oropharyngeales Ödem, faziales Ödem, anaphylaktische/anaphylaktoide Reaktionen, abnormales Verhalten, Halluzinationen, Delir, Krampfanfälle, Bewusstseinseintrübung, Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, toxisch epidermale Nekrolyse

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Inhalationspulver: Milcheiweißallergie

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Während der Anwendung von Zanamivir bei Patienten mit Influenza wurden, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, neuropsychiatrische Ereignisse berichtet. Daher sollten Patienten im Hinblick auf mögliche Verhaltensänderungen engmaschig überwacht und dabei das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer Weiterführung der Behandlung für jeden Patienten sorgfältig abgewogen werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

DIREKT WIRKENDE ANTIVIRALE MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Nukleoside und Nukleotide, exkl. Inhibitoren der Reversen Transkriptase

Aciclovir - oral und intravenös

Acic®, Wariviron®, Zovirax®
J05AB01

Cidofovir

Vistide®
J05AB12

Ganciclovir

Cymeven®
J05AB06

Remdesivir

Veklury®
J05AB16

Valaciclovir

Valtrex®
J05AB11

Valganciclovir

Valcyte®
J05AB14
Phosphonsäure-Derivate

Foscarnet

Foscavir®
J05AD01
Proteasehemmer

Atazanavir

Reyataz®
J05AE08

Ritonavir

Norvir®
J05AE03
Nukleosidale und nukleotidale Inhibitoren der Reversen Transkriptase

Abacavir

Ziagen®
J05AF06

Emtricitabin

Emtriva®
J05AF09

Entecavir

Baraclude®
J05AF10

Lamivudin

Epivir®, Zeffix®
J05AF05
J05AF13
J05AF07

Zidovudin

Retrovir®
J05AF01
Nicht-Nukleosidale Inhibitoren der Reversen Transkriptase

Doravirin

Pifeltro®
J05AG06

Etravirin

Intelence®
J05AG04

Nevirapin

Viramune®
J05AG01
Neuraminidasehemmer

Oseltamivir

Tamiflu®
J05AH02
Antivirale Mittel zur Behandlung von HIV Infektionen, Kombinationen
J05AR20
J05AR13
J05AR25
J05AR18
J05AR19
J05AR03
J05AR09

Lopinavir + Ritonavir

Kaletra®; Syn.: LPV
J05AR10
Andere antivirale Mittel

Dolutegravir

Tivicay®
J05AX12

Raltegravir

Isentress®
J05AX08
J05AX24
Antivirale Mittel zur Behandlung von Hepatitis C Infektionen
J05AP57
J05AP51

Sofosbuvir

Sovaldi®
J05AP08
J05AP55

Referenzen

  1. GlaxoSmithKline BV, SmPC Relenza (RVG 24094) 16-04-2021
  2. GlaxoSmithKline Trading Services Limited, SmPC Dectova (EU/1/18/1349) Rev3; 23-03-2021
  3. NKFK Workinggroup Acute Kidney Impairment, Extrapolation of KNMP risk analysis "Impaired renal function" for adults to children, 20 Dec 2021
  4. GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, SmPC Relenza 5 mg/Dosis (45815.00.00), 01/2019
  5. GlaxoSmithKline Trading Services Limited, SmPC Dectova 10 mg/ml Infusionslösung (EU/1/18/1349/001), 10/2019

Änderungsverzeichnis

  • 31 Oktober 2022 13:09: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung