Natriumhydrogencarbonat

Wirkstoff
Natriumhydrogencarbonat
Handelsname
ALKALA® “T“, bicaNorm®, Nephrotrans®, Syn: Natriumbikarbonat, NaBic; weiterer ATC-Code: A02AH01
ATC-Code
B05BB01

Natriumhydrogencarbonat


Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Die pharmakologischen Eigenschaften von Natriumhydrogencarbonat ergeben sich aus seiner physiologischen Aufgabe als Bestandteil des HCO3-/CO2-Puffersystems. Zugeführtes Natriumhydrogencarbonat eliminiert schnell und effektiv Wasserstoffionen aus dem Extrazellulärraum und führt so zu einer Anhebung des pH-Wertes im Organismus. Bei der Pufferung entsteht vermehrt CO2, das über die Lunge abgeatmet wird. Eine ungestörte Ventilation muss gegeben sein, denn ein drastischer Anstieg des pCO2 führt zu einer Verstärkung der intrazellulären Acidose.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Akute metabolische Azidose
    • intravenös
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Metabolische Azidose bei chronischer Niereninsuffizienz, Harnalkalisierung
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral zur Behandlung der stoffwechselbedingten Übersäuerung des Blutes (metabolische Azidose) und zur Erhaltungsbehandlung gegen erneutes Auftreten der stoffwechselbedingten Übersäuerung des Blutes bei chronischer Minderleistung der Nieren (chronische Niereninsuffizienz) bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 14 Jahren

Dosierung:
Die Dosierung richtet sich nach dem Schweregrad der stoffwechselbedingten Übersäuerung des Blutes (metabolische Azidose). Die übliche Dosierung beträgt 3 bis 5 g Natriumhydrogencarbonat pro Tag (40 – 65 mg Natriumhydrogencarbonat pro kg Körpergewicht und Tag).

Kinder und Jugendliche:
Es liegen keine Daten vor.

[Ref.]

Intravenös zur Korrektur metabolischer Acidosen

Intravenös zur Harnalkalisierung
- bei Intoxikationen mit schwachen organischen Säuren (z. B. Barbiturate, Acetylsalicylsäure)
-
zur Verbesserung der Löslichkeit von im neutralen und sauren Milieu schwerlöslichen Medikamenten (z. B. Methotrexat, Sulfonamide)
-
bei Hämolyse

Erwachsene:

Bei der Korrektur metabolischer Acidosen richtet sich die Dosierung nach dem Ausmaß der Störung des Säuren-Basen-Status. Entsprechend den Werten der Blutgasanalyse errechnet sich die zu applizierende Menge nach folgender Formel: ml 0,5-molare Natriumhydrogencarbonat 4,2 % B. Braun = Basendefizit (– BE) × kg KG × 0,3 × 2 (Der Faktor 0,3 entspricht dem Anteil extrazellulärer Flüssigkeit im Verhältnis zur Gesamtflüssigkeit.)

Kinder:
Die Dosierung ist individuell anzupassen. Zu Beginn kann eine Dosierung von bis zu 1 mmol/kg KG gewählt werden, die langsam i. v. verabreicht wird.

Neugeborene und Kinder unter 2 Jahren:
Die zu verabreichende Dosierung sollte 5 mmol/kg KG pro Tag nicht überschreiten. Die Lösung ist dann langsam i. v. zu applizieren und sollte generell verdünnt sein.

[Ref.]

Präparate im Handel

Magensaftresistente Tabletten 1000 mg
Magensaftresistente Weichkapseln 500 mg, 840 mg
Infusionslösung 4,2 %, 8,4 %
Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 8,4 %

Orale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Natriumhydrogencarbonat) Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
bicaNorm® Magensaftresistente Tabletten 1000 mgT0 Die Tabletten müssen unzerkaut und unzerkleinert als Ganzes mit Wasser geschluckt werden ab 14 Jahren
Nephrotrans Magensaftresistente
Weichkapseln
500 mg Sojaöl (15 mg),
Sorbitol (50 mg),
Polysorbat 80,
Propylenglykol (8 mg)
Die magensaftresistenten Weichkapseln sollen unzerkaut mit etwas Flüssigkeit über den Tag verteilt eingenommen werden. ab 14 Jahren
Nephrotrans 840 mg Sojaöl (21 mg)
Sorbitol (55 mg)
Polysorbat 80,
Propylenglykol (10 mg)


T0: nicht teilbar

Intravenöse Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Natriumhydrogencarbonat) Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Natriumhydrogencarbonat 4,2 % Braun Infusionslösung 10,5 g/250 ml 500 mmol/l Intravenöse Anwendung. ab 0 Jahren
Natriumhydrogencarbonat 8,4 % B. Braun Infusionslösung 8,4 g/100 ml 500 mmol/l Intravenöse Anwendung. Zur zentralvenösen Infusion. ab 2 Jahren
Natriumhydrogencarbonat 8,4 % B. Braun Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 1,68 g/20 ml 1 mmol/ml Nur verdünnt als Zusatz zu Infusionslösungen anwenden! ab 2 Jahren


Die Fachinformationen wurden am 15.11.2023 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse Generika im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Akute metabolische Azidose
  • Intravenös
    • 0 Jahre bis 18 Jahre
      [1] [5]
      • Dosis in mmol = 0,3 x Körpergewicht in kg x Basendefizit
        Zunächst die Hälfte der berechneten Dosis verabreichen und danach evaluieren, ob die restliche Dosis auch verabreicht werden sollte.

Metabolische Azidose bei chronischer Niereninsuffizienz; Harnalkalisierung
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • Initialdosis: 1 - 2 mmol/kg/Tag, einmalig. Gefolgt von einer Infusion mit 132 mmol in 1 L Glucoselösung (50 g/L) mit einer Infusionsrate, die dem 1,5 - 2 fachen der Infusion zum Flüssigkeitserhalt entspricht; Infusionsrate max. 1,5 mmol (=126 mg)/kg/h.
      • Dosis je nach pH-Wert des Urins anpassen, Zielwert des pH-Werts: 7 - 7,5

        1 mmol = 84 mg

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Orale Anwendung:
Häufigkeit nicht bekannt: Blähungen und Bauchschmerzen, Begünstigung der Bildung von Calcium- oder Magnesiumphosphatsteinen in der Niere bei lang anhaltendem Gebrauch, hypokalzämische Tetanie (muskuläre Übererregbarkeit durch erniedrigtes Calcium) bei Dosisüberschreitung möglich. Bei vorbestehenden Störungen des Magen-Darm-Traktes, z.B. Durchfällen ist eine Verstärkung dieser Störung möglich.

Intravenöse Anwendung:
Häufigkeit nicht bekannt: Bei der Anwendung kann es zu Hypernatriämie und Hyperosmolarität kommen.

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Alkalosen
  • Hypokaliämie
  • Hypernatriämie

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Saure Arzneistoffe, z.B. Acetylsalicylsäure Beschleunigte renale Elimination durch Verringerung der renalen tubulären Rückresorption aufgrund einer Alkalisierung des Harns durch Natriumbikarbonat. Diese Interaktion ist bei Intoxikationen therapeutisch gewünscht. Anderenfalls, Monitoring auf unzureichende Wirksamkeit des sauren Arzneistoffs und ggf. Dosisanpassung.
Basische Arzneistoffe, z.B. Ephedrin, Levomepromazin Verzögerte renale Elimination aufgrund Alkalisierung des Harns durch Natriumbikarbonat. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf Nebenwirkungen des basischen Arzneistoffs und ggf. Dosis verringern.
Phenytoin Verringerte Wirksamkeit von Phenytoin. Mechanismus nicht abschließend geklärt.  Monitoring auf ausreichende Wirksamkeit. Zeitintervall zwischen der Einnahme dieser Substanzen und Monitoring der Phenytoin Spiegel erwägen.
Lithium Verringerte Wirksamkeit von Lithium möglich. Vermutet wird eine verminderte Lithium-Reabsorption bei vermehrter Natriumzufuhr, da die Reabsorption von Lithium und Natrium in der Regel parallel erfolgt.  Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf ausreichende Wirksamkeit und Spiegelbestimmung von Lithium erwägen. 
Eisen, vermutlich insbesondere Eisen-II-Salze Verminderte Resorption von Eisen. Vermutlich durch Bildung schwerlöslicher Komplexe. Therapieerfolg überwachen. Zeitintervall zwischen der Einnahme dieser Substanzen erwägen.
Wirkstoffe mit verringerter Löslichkeit bei höheren pH-Werten, z.B. Cefpodoxim, Cefuroxim, Rilpivirin, Dasatinib Verringerte Resorption der Wirkstoffe bei erhöhtem Magen-pH. Erniedrigte Serumkonzentration und verringerte Wirksamkeit möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar Therapieerfolg überwachen. Zeitintervall zwischen der Gabe dieser Substanzen einhalten.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

I.V.-LÖSUNGEN

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Lösungen mit Wirkung auf den Elektrolythaushalt

Trometamol (TRIS)

Syn: THAM, Tris(hydroxymethyl)aminomethan, TRIS-Puffer, Tromethamin, weiterer ATC-Code: B05XX02
B05BB03
Osmodiuretika

Mannitol - intravenös

Osmosfundin®
B05BC01

Referenzen

  1. B.Braun Melsungen AG, SmPC Natriumwaterstofcarbonaat 4,2% g/v (RVG 56354) 19-01-2015
  2. Fresenius Medical Care Deutschland, SmPC bicaNorm® 1000 mg magensaftresistente Tabletten (6804856.00.00), 05/2018
  3. MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co, SmPC Nephrotrans® 500 mg magensaftresistente Weichkapseln (5424.00.00), 10/2022
  4. MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co, SmPC Nephrotrans 840 mg magensaftresistente Weichkapseln (5424.01.00), 10/2022
  5. B. Braun Melsungen AG, SmPC Natriumhydrogencarbonat 4,2 % B. Braun, Infusionslösung (6723968.00.00), 07/2014
  6. B. Braun Melsungen AG, SmPC Natriumhydrogencarbonat 8,4 % B. Braun Infusionslösung (6723968.01.00), 07/2014
  7. B. Braun Melsungen AG, SmPC Natriumhydrogencarbonat 8,4 % B. Braun Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (6723968.00.01), 07/2014

Änderungsverzeichnis

  • 20 November 2023 12:37: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung