Caspofungin

Wirkstoff
Caspofungin
Handelsname
Cancidas®
ATC-Code
J02AX04

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Caspofungin ist ein Antimykotikum zur systemischen Anwendung. Es wirkt über eine Hemmung der Synthese von beta-(1,3)-D-Glukan, einem Hauptbestandteil der Zellwand vieler Fadenpilze und Hefen. Die fungizide Wirkung betrifft vor allem Aspergillus spp. und Candida spp..

Pharmakokinetik bei Kindern

In den Studien von Neely et al., Walsh et al. und Sáez-Llorens et al. wurden folgende pharmakokinetische Parameter ermittelt:

T½ (h)
12 - 17 Jahre: 11,2 ± 1,7
2 - 11 Jahre: 8,2 ± 2,4
3 - 23 Monate: 8,8 ± 2,1

Cl (ml/min)
12 - 17 Jahre 12,6 ± 5,5
2 - 11 Jahre 6,4 ± 2,6
3 - 23 Monate 3,2 ± 0,4

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Candidose, Aspergillose, empirische Behandlung vermuteter Pilzinfektionen bei Fieber und Neutropenie
    • intravenös
      • Frühgeborene Gestationsalter <37 Wochen bis <12 Monate: off-label
      • ≥12 Monate bis <18 Jahre: zugelassen*

*Behandlung von invasiver Aspergillose: zugelassen bei Patienten, die auf Therapien mit Amphotericin B, Lipidformulierungen von Amphotericin B und/oder Itraconazol nicht ansprechen oder diese nicht vertragen.

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös zur

  • Behandlung von invasiver Candidiasis
  • Empirischen Therapie bei Verdacht auf Infektionen durch Pilze (wie Candida oder Aspergillus) bei Patienten mit Fieber und Neutropenie
  • Behandlung von invasiver Aspergillose bei Patienten, die auf Therapien mit Amphotericin B, Lipidformulierungen von Amphotericin B und/oder Itraconazol nicht ansprechen* oder diese nicht vertragen

*Ein Nichtansprechen ist definiert als ein Fortschreiten der Infektion oder wenn nach vorangegangener mindestens 7-tägiger antimykotischer Therapie in therapeutischen Dosierungen keine Besserung eintritt.

Neugeborene und Säuglinge unter 3 Monaten:

  • 25 mg/m2 pro Tag
  • Die Sicherheit und Wirksamkeit von Caspofungin wurden nicht in angemessenem Umfang in klinischen Studien, in denen Neugeborene und Säuglinge unter 12 Monaten eingeschlossen waren, untersucht. Bei der Behandlung von Patienten dieser Altersgruppe ist Vorsicht geboten.

Säuglinge zwischen 3 und 11 Monaten:

  • 50 mg/m2 pro Tag
  • Die Sicherheit und Wirksamkeit von Caspofungin wurden nicht in angemessenem Umfang in klinischen Studien, in denen Neugeborene und Säuglinge unter 12 Monaten eingeschlossen waren, untersucht. Bei der Behandlung von Patienten dieser Altersgruppe ist Vorsicht geboten.

[Ref.]

Kinder und Jugendliche (im Alter von 12 Monaten bis 17 Jahren):

  • Initialdosis: einmal 70 mg/m2 (wobei die Dosis von 70 mg nicht überschritten werden darf) am ersten Tag
  • Danach 50 mg/m2 pro Tag (wobei eine Dosis von 70 mg pro Tag nicht überschritten werden darf)
  • Wenn die Tagesdosis von 50 mg/m2 gut vertragen wird, aber nicht zu einem adäquaten klinischen Ansprechen führt, kann die Tagesdosis auf 70 mg/m2 (wobei die Dosis von 70 mg pro Tag nicht überschritten werden darf) erhöht werden.

[Ref.]

Präparate im Handel

Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 50 mg, 70 mg

Allgemein

Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Caspofungin in Form von Caspofungin(di)acetat. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist jeweils auf Caspofungin bezogen.

Parenterale Anwendung

Caspofungin wird intravenös infundiert.

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke Stärke nach Rekonstitution
Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe
Cancidas® Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 50 mg
70 mg
5,2 mg/ml
7,2 mg/ml
k.A. Sucrose
Caspofungin STADA® Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung 50 mg
70 mg
5,2 mg/ml
7,2 mg/ml
>1 mmol (23 mg) pro Durchstechflasche Sucrose


Anwendungshinweise:

  • Rekonstitution und Verdünnung mit 0,9%iger, 0,45%iger oder 0,225%iger Natriumchloridlösung oder Ringer-Laktat-Lösung
  • Glucosehaltige Lösungen dürfen nicht verwendet werden, da die zur Verfügung stehenden Präparate in glucosehaltigen Lösungen nicht stabil sind
  • Die Lösung wird langsam intravenös über ca. 1 Stunde infundiert
  • Detaillierte Informationen zu Rekonstitution und Verdünnung bei pädiatrischen Patienten sind den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Candidose, Aspergillose, empirische Behandlung vermuteter Pilzinfektionen bei Fieber und Neutropenie
  • Intravenös
    • Frühgeborene, Gestationsalter < 37 Wochen
      [10] [12] [13] [14]
      • 2 mg/kg/Tag in 1 Dosis
      • off-label

    • Neugeborene
      [7]
      • 25 mg/m²/Tag in 1 Dosis
      • Die Dosierungsempfehlung beruht auf wenigen Daten.
        off-label

    • 1 Monat bis 3 Monate
      [7]
      • 25 mg/m²/Tag in 1 Dosis
      • Die Dosierungsempfehlung beruht auf wenigen Daten.

        off-label

    • 3 Monate bis 18 Jahre
      [1] [2] [3] [4] [5] [6] [8] [9]
      • Initialdosis: 70 mg/m²/Tag in 1 Dosis. Max: 70 mg/Tag.
      • Erhaltungsdosis: 50 mg/m²/Tag in 1 Dosis. Max: 70 mg/Tag.
      • <12 Monate: off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Diarrhoe, Dyspnoe, Atemnot. Wie bei Erwachsenen wurden auch bei Kindern ähnliche, durch Histamin vermittelte Symptome berichtet.

Kinder: Sehr häufig (>10 %): Fieber. Häufig (1 – 10 %): Schmerzen an der Infusionsstelle, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, vorübergehende Rötung von Gesicht und Hals, Hypotonie, Tachykardie, Hautausschlag, Juckreiz, erhöhte Leberwerte (AST, ALT), erhöhte Anzahl der Eosinophilen, verminderter Kaliumwert, Hypomagnesiämie, verminderter und erhöhter Phosphorwert, erhöhter Glukosewert. Darüber hinaus wurde über Schwellungen an der Infusionsstelle, periphere Ödeme, Hypocalcämie und Leberfunktionsstörungen berichtet. Nephrotoxizität.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden häufig beobachtet (≥0,1 % - <10 %):

  • erhöhte Eosinophilenzahl
  • Kopfschmerzen
  • Tachykardie
  • Hitzewallung (Flush), Hypotonie
  • erhöhte Leberenzymwerte (AST, ALT)
  •  Ausschlag, Pruritus
  • Schüttelfrost, Schmerzen an der Einstichstelle
  • vermindertes Serum-Kalium, Hypomagnesiämie, erhöhte Glucosewerte, erhöhtes und erniedrigtes Phosphat

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Nur nach Rücksprache mit einem Infektiologen/Mikrobiologen verschreiben. Die Dosierung muss bei Erwachsenen mit mäßiger Leberfunktionsstörung angepasst werden. Es wurden keine Studien an Kindern mit Leberfunktionsstörungen durchgeführt, daher ist bei schweren Leberfunktionsstörungen Vorsicht geboten.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Falls Anaphylaxie auftritt, ist die Behandlung mit Caspofungin abzubrechen und eine geeignete Behandlung einzuleiten. Möglicherweise histamininduzierte Nebenwirkungen wie Hautausschlag, Schwellungen im Gesicht, Angioödem, Pruritus, Wärmegefühl oder Bronchospasmus wurden berichtet und können den Abbruch der Behandlung mit Caspofungin und/oder die Anwendung geeigneter Behandlungsmaßnahmen erfordern.
  • Fälle von Stevens-Johnson-Syndrom (SJS) und toxischer epidermaler Nekrolyse (TEN) unter Anwendung von Caspofungin berichtet. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit allergischen Hautreaktionen in der Anamnese.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Ciclosporin Vergrößerte AUC von Caspofungin: vorübergehend erhöhte Leberwerte der ALT und AST und verstärkte Hepatotoxizität möglich. Engmaschige Überwachung der Leberenzymwerte.
Enzyminduktoren, z.B. Carbamazepin, Efavirenz, Nevirapin, Phenytoin Verminderte Wirksamkeit von Caspofungin möglich. Dosiserhöhung von Caspofungin erwägen: Initialdosis 70 mg, Tagesdosis 70 mg.
Rifampicin Komplexe Interaktion: bei gleichzeitiger Behandlungseinleitung zunächst vergrößerte, nach 2 Wochen wieder normalisierte bis verringerte AUC von Caspofungin. Beim Ansetzen engmaschig auf Nebenwirkungen überwachen. Im zeitlichen Verlauf den Therapieerfolg kontrollieren und ggf. eine Erhöhung der Caspofungin-Dosis auf 70 mg erwägen.
Tacrolimus Verminderte immunsuppressive Wirksamkeit von Tacrolimus möglich. Standardüberwachung der Tacrolimus-Konzentration im Blut und ggf. geeignete Anpassung der Tacrolimus-Dosis erwägen.


Bei pädiatrischen Patienten legen die Ergebnisse von Regressionsanalysen pharmakokinetischer Daten nahe, dass die gleichzeitige Anwendung von Dexamethason mit Caspofungin zur klinisch relevanten Abnahme der minimalen Konzentrationen von Caspofungin führen könnte. Diese Erkenntnis könnte darauf hinweisen, dass es bei pädiatrischen Patienten zu ähnlichen Abnahmen unter Induktoren kommt wie bei Erwachsenen. Wenn Caspofungin bei pädiatrischen Patienten (12 Monate bis 17 Jahre) gleichzeitig mit Enzyminduktoren der Arzneimittelclearance wie Rifampicin, Efavirenz, Nevirapin, Phenytoin, Dexamethason oder Carbamazepin angewendet wird, sollte eine Caspofungin-Tagesdosis von 70 mg/m2 (wobei die Dosis von 70 mg pro Tag nicht überschritten werden darf) erwogen werden. [Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANTIMYKOTIKA ZUR SYSTEMISCHEN ANWENDUNG

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antibiotika

Amphotericin B - parenteral

Ambisome®, Abelcet®, Fungizone®
J02AA01
Triazol-Derivate

Fluconazol

Diflucan®, Fungata®
J02AC01

Itraconazol

Sempera®, Itraisdin®, Siros®, Itracol®
J02AC02

Posaconazol

Noxafil®
J02AC04

Voriconazol

Vfend®
J02AC03
Andere Antimykotika zur systemischen Anwendung

Anidulafungin

Ecalta®
J02AX06

Flucytosin

Ancotil®, Syn: 5-FC
J02AX01

Micafungin

Mycamin™
J02AX05

Referenzen

  1. Walsh TJ, et al, Pharmacokinetics, safety, and tolerability of caspofungin in children and adolescents., Antimicrob Agents Chemother., 2005, 49(11), 4536-45
  2. Fisher BT, et al, Caspofungin for the treatment of pediatric fungal infections., Pediatr Infect Dis J., 2008, 27, 1099-102
  3. Lehrnbecher T, et al, Experiences with the use of caspofungin in paediatric patients., Mycoses., 2008, 51, 58-64
  4. Koo A, et al, Efficacy and safety of caspofungin for the empiric management of fever in neutropenic children., Pediatr Infect Dis J., 2007, 26, 854-6
  5. Merlin E, et al, Efficacy and safety of caspofungin therapy in children with invasive fungal infections, Pediatr Infect Dis J., 2006, 25, 1186-8
  6. Neely M, et al, Pharmacokinetics and safety of caspofungin in older infants and toddlers., Antimicrob Agents Chemother., 2009, 53, 1450-6
  7. Sáez-Llorens X, et al, Pharmacokinetics and safety of caspofungin in neonates and infants less than 3 months of age., Antimicrob Agents Chemother., 2009, 53, 869-75
  8. Zaoutis TE, et al, A prospective, multicenter study of caspofungin for the treatment of documented Candida or Aspergillus infections in pediatric patients., Pediatrics, 2009, 123, 877-84
  9. Zaoutis T, et al, Safety Experience With Caspofungin in Pediatric Patients., Pediatr Infect Dis J., 2009, [Epub ahead of print]
  10. Jeon GW et al. , Successful caspofungin treatment of persistent candidemia in extreme prematurity at 23 and 24 weeks’ gestation, J Formos Med Assoc, 2014 , Mar;113(3), 191-4
  11. Maertens JA et al. , A randomized, double-blind, multicenter study of caspofungin versus liposomal amphotericin B for empiric antifungal therapy in pediatric patients with persistent fever and neutropenia, Pediatr Infect Dis J, 2010, May;29(5), 415-20
  12. Mohamed WA et al, A randomized, double-blind, prospective study of caspofungin vs. amphotericin B for the treatment of invasive candidiasis in newborn infants., J Trop Pediatr. , 2012, Feb;58(1), 25-30
  13. Natarajan G et al., Experience with caspofungin in the treatment of persistent fungemia in neonates. , J Perinatol, 2005, Dec;25(12), 770-7
  14. Odio CM et al, Caspofungin therapy of neonates with invasive candidiasis, Pediatr Infect Dis J, 2004, Dec;23(12), 1093-7
  15. MSD Sharp & Dohme, SmPC Cancidas® 50 mg/70 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (EU/1/01/196/001), 08/2020
  16. STADAPHARM, SmPC Caspofungin STADA® 50 mg/70 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (95578.00.00), 12/2019

Änderungsverzeichnis

  • 08 Dezember 2020 13:49: Aktualisierung und neue Recherche: Nebenwirkungen
  • 01 September 2020 13:46: Korrektur des Zulassungsstatus
  • 25 August 2020 09:45: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

  • Versehentliche Gaben von bis zu 400 mg Caspofungin an einem Tag wurden berichtet, ohne dass es dabei zu klinisch bedeutenden Nebenwirkungen kam.
  • Caspofungin ist nicht dialysierbar.

[Ref.]