Artenimol + Piperaquin

Wirkstoff
Artenimol + Piperaquin
Handelsname
Eurartesim®; Syn: Dihydroartemisinin, DHA
ATC-Code
P01BF05

Artenimol + Piperaquin


Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Anti-Malaria-Mittel, das aus einer fixen Kombination von Artenimol (Dihydroartemisinin) und Piperaquin besteht. Artenimol besitzt eine Endoperoxidbrücke und schädigt die Zellmembran der Plasmodien mittels Bildung freier Radikale. Es kommt zur Störung des mitochondrialen Elektronentransports, parasitärer Transportproteine und Mitochondrienfunktion. Piperaquin ist ein Bischinolon, ähnelt Chloroquin und verhindert wahrscheinlich die Entgiftung des für die Plasmodien toxischen Häms zu Hämozoin.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die durchschnittliche Clearance (1,45 l/h/kg) erfolgt bei pädiatrischen Patienten etwas schneller als bei erwachsenen Patienten (1,34 l/h/kg), während das durchschnittliche Verteilungsvolumen bei pädiatrischen Patienten (0,705 l/kg) niedriger ist als bei Erwachsenen (0,801 l/kg).

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Behandlung unkomplizierte Malaria
    • oral
      • ≥6 Monate bis <18 Jahre, ≥5 kg: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral zur Behandlung der unkomplizierten Plasmodium falciparum-Malaria bei Erwachsenen, Jugendlichen, Kindern und Säuglingen ab 6 Monaten und ab einem Körpergewicht von 5 kg.

Die Sicherheit und Wirksamkeit bei Säuglingen unter 6 Monaten und bei Kindern mit einem Gewicht von weniger als 5 kg ist nicht erwiesen. Für diese Gruppen von Kindern liegen keine Daten vor.

Körpergewicht (kg) Tagesdosis (mg)
Piperaquin Artenimol
5 bis <7 80 10
7 bis <13 160 20
13 bis <24 320 40
24 bis <36 640 80
36 bis <75 960 120
>75 1280 160


[Ref.]

Präparate im Handel

Filmtabletten (Artenimol/PQP) 20 mg/160 mg , 40 mg/320 mg (als Import)

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Artenimol/PQP)
Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Eurartesim® Filmtabletten Import:
20 mg/160 mgT2
40 mg/320 mgT2, S, M
- Einnahme nur mit Wasser im Abstand von mindestens 3 h zu einer Mahlzeit ab 6 Monaten und 5 kg

 

T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, S: suspendierbar, M: mörserbar

Die Fachinformation wurde am 24.09.2021 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Behandlung unkomplizierte Malaria
  • Oral
    • ≥ 6 Monate und 5 bis 7 kg
      [1]
      • 10 mg Artenimol + 80 mg Piperaquin, 1 x täglich

      • Behandlungsdauer:

        3 Tage

      • Anwendungshinweis:

        Einnahme im Abstand von mindestens 3 h zu einer Mahlzeit.

    • ≥ 6 Monate und 7 bis 13 kg
      [1]
      • 20 mg Artenimol + 160 mg Piperaquin, 1 x täglich

      • Behandlungsdauer:

        3 Tage

      • Anwendungshinweis:

        Einnahme im Abstand von mindestens 3 h zu einer Mahlzeit.

    • ≥ 6 Monate und 13 bis 24 kg
      [1]
      • 40 mg Artenimol + 320 mg Piperaquin, 1 x täglich

      • Behandlungsdauer:

        3 Tage

      • Anwendungshinweis:

        Einnahme im Abstand von mindestens 3 h zu einer Mahlzeit.

    • ≥ 6 Monate und 24 bis 36 kg
      [1]
      • 80 mg Artenimol + 640 mg Piperaquin, 1 x täglich

      • Behandlungsdauer:

        3 Tage

      • Anwendungshinweis:

        Einnahme im Abstand von mindestens 3 h zu einer Mahlzeit.

    • ≥ 6 Monate und 36 bis 75 kg
      [1]
      • 120 mg Artenimol + 960 mg Piperaquin, 1 x täglich

      • Behandlungsdauer:

        3 Tage

      • Anwendungshinweis:

        Einnahme im Abstand von mindestens 3 h zu einer Mahlzeit.

    • ≥ 6 Monate und 75 bis 100 kg
      [1]
      • 160 mg Artenimol + 1280 mg Piperaquin, 1 x täglich

      • Behandlungsdauer:

        3 Tage

      • Anwendungshinweis:

        Einnahme im Abstand von mindestens 3 h zu einer Mahlzeit.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Sehr häufig (> 10%): Husten, Influenza, Fieber

Häufig (1–10%): unregelmäßiger Herzschlag, verlängertes QTc–Intervall, Atemwegsinfektion, Ohreninfektion, Konjunktivitis, Erbrechen, Bauchschmerzen, Diarrhoe, Anorexie, Asthenie, Hautausschlag, Dermatitis, Anämie, Thrombozytopenie, Leukopenie (u.a. Neutropenie), Leukozytose

Gelegentlich (0,1–1%): Reizleitungsstörung des Herzen, Herzgeräusche, Kopfschmerzen, Konvulsion, Nasenbluten, Rhinorrhoe, Übelkeit, Stomatitis, Arthralgie,Juckreiz, Akanthose, Hepatomegalie, Hepatitis, Gelbsucht, abweichende Ergebnisse von Leberfunktionstests, Splenomegalie, Lymphadenopathie, Thrombozytose, Hypochromasie

 

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufig (1-10 %): P. falciparum-Infektion, Anämie, Kopfschmerzen, QTc verlängert, Tachykardie, Asthenie, Fieber

Gelegentlich (0,1-1 %): Atemwegsinfektion, Grippe, Anorexie, Krampfanfall, Schwindel, kardiale Reizleitungsstörungen, Sinusarrhythmien, Bradykardie, Husten, Erbrechen, Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen, Hepatitis, Hepatomegalie, anomale Leberfunktionstests, Pruritus, Arthralgie, Myalgie

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • schwere Malaria nach WHO-Definition
  • plötzliche Todesfälle oder eine angeborene Verlängerung des QTc-Intervalls in der Familienanamnese
  • bekannte angeborene Verlängerung des QTc-Intervalls oder jeglicher klinische Umstand, der zu einer Verlängerung des QTc-Intervalls führt
  • symptomatische Herzrhythmusstörungen oder klinisch relevante Bradykardie in der Anamnese
  • jegliche Herzerkrankungen, die für Arrhythmien prädisponieren, wie schwere Hypertonie, linksventrikuläre Hypertrophie (einschließlich hypertropher Kardiomyopathie) oder dekompensierte Herzinsuffizienz, die mit einer verminderten linksventrikulären Auswurffraktion einhergeht
  • Elektrolytstörungen, insbesondere Hypokaliämie, Hypokalzämie oder Hypomagnesiämie
  • Einnahme von Arzneimitteln, von denen bekannt ist, dass sie das QTc-Intervall verlängern. Zu diesen gehören unter anderem Antiarrhythmika, Neuroleptika, bestimmte Antibiotika, bestimmte nicht-sedierende Antihistaminika, Cisaprid, Droperidol, Domperidon, Bepridil, Diphemanil, Probucol, Levomethadyl, Methadon, Vinca-Alkaloide, Arsentrioxid
  • vor Kurzem erfolgte Behandlung mit Arzneimitteln, von denen bekannt ist, dass sie das QTc-Intervall verlängern und die zum Zeitpunkt des Beginns der Behandlung immer noch im Blutkreislauf vorhanden sein können unter Berücksichtigung ihrer Eliminationshalbwertszeit

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Beachten Sie, dass es zu einer Hämolyse und Anämie bis zu 1 Monat nach der Behandlung mit i.v. Artesunat und oraler Artemisinin-basierter Kombinationstherapie (ACT, einschließlich Artenimol/Piperaquin) kommen kann. Zu den Risikofaktoren gehören ein junges Alter (< 5 Jahre) und eine vorangegangene Artesunat-Behandlung. Patienten sollten auf Anzeichen und Symptome von Hämolyse und Anämie achten, wie Blässe, Gelbsucht, dunkler Urin, Fieber, Atemnot, Schwindel, Verwirrung und Müdigkeit. 

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn es bei kleinen Kindern zum Erbrechen kommt, da sie wahrscheinlich Elektrolytstörungen entwickeln. Diese können das Risiko einer QT-Verlängerung erhöhen.

[SmPC Eurartesim]

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

EKG-Kontrolle erwägen zum Ausschluss einer relevanten QTc-Verlängerung vor der 1. Dosis, vor und 4 - 6 h nach der 3. Dosis.

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Artenimol ist ein schwacher CYP1A2-Hemmer. Piperaquin hemmt CYP3A4 und CYP2C19 und ist selbst ein Substrat für CYP3A4 und in geringerem Maß auch für CYP2C19.

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
QT-Zeit verlängernde Wirkstoffe Additive QT verlängernde Wirkung. Erhöhtes Risiko für Torsade de pointes Tachykardien. Kombination kontraindiziert.
Falls Kombination unvermeidbar, sollten Patienten über das Risiko der Herzrhythmusstörung informiert werden und bei Schwindel und Ohnmachtsanfällen sowie bei Durchfall oder Erbrechen (Elektrolytstörungen) umgehend einen Arzt aufsuchen. Monitoring von EKG und Elektrolytstatus erwägen.
Alternative Therapien wählen. Indikation kritisch überdenken.
CYP-Substrate: CYP3A4, CYP2C19, CYP1A2 Hemmung des Metabolismus der Interaktionspartner durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung der Interaktionspartner möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen der Interaktionspartner.
CYP-Induktoren:  CYP3A4, CYP2C19 Steigerung des Metabolismus von Artenimol und Piperaquin. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Dihydroartemisinin und Piperaquin möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung von Artenimol und Piperaquin.
CYP-Inhibitoren: CYP3A4, CYP2C19 Hemmung des Metabolismus von Artenimol und Piperaquin. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung von Dihydroartemisinin und Piperaquin möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Artenimol und Piperaquin.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

MALARIAMITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Aminochinoline

Chloroquin

Resochin®
P01BA01

Hydroxychloroquin

Plaquenil®, Quensyl®
P01BA02
Biguanide

Atovaquon + Proguanil

Malarone®, Malarone junior®, Malarex®
P01BB51
Methanolchinoline

Mefloquin

Lariam®
P01BC02
Diaminopyrimidine

Pyrimethamin

Daraprim®
P01BD01
Artemisinin und Derivate, rein

Artesunat

Malacef®
P01BE03
Artemisinin und Derivate, Kombinationen
P01BF01

Referenzen

  1. Alfasigma S.p.A. , SmPC Eurartesim (EU/1/11/716/005) 27-10-2011, www.ema.europe.eu
  2. Alfasigma S.p.A, SmPC Eurartesim® 320 mg/40 mg Filmtabletten (EU/1/11/716/001), 08/2020
  3. Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG), S1-Leitlinie: "Diagnostik und Therapie der Malaria" (Registernummer 042 - 001), AWMF, Stand: 28.02.2021 , gültig bis 31.05.2023

Änderungsverzeichnis

  • 24 Februar 2022 09:26: Harmonisierung der Malaria Monographien
  • 08 Oktober 2021 09:15: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung