Alfentanil

Wirkstoff
Alfentanil
Handelsname
Rapifen®
ATC-Code
N01AH02

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Alfentanil ist ein potentes, schnell wirkendes Opioidanalgetikum, chemisch verwandt mit Fentanyl, mit einem sehr schnellen Wirkungseintritt und einer kürzeren Wirkungsdauer.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es gibt pharmakokinetische Studien mit kleinen Gruppen Neugeborener. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen variieren stark. Außerdem besteht eine große interindividuelle Variabilität zwischen den Untersuchungen.

Alter T1/2β (Stunden) CL (ml/kg/min) Vdss (L/kg)
Frühgeborene (0 - 28 Tage)
GA 25 - 40 Wochen; n=68
0,7 - 8,8 0,9 - 8,4 0,3 - 1,2
Reifgeborene (0 - 28 Tage)
GA 35 - 41 Wochen; n=18
4,1 - 5,5  1,7 - 3,2 0,5 - 0,8
Säuglinge/Kleinkinder (28 Tage - 24 Monate); n=34 0,9 - 1,2  7,7 - 13,1 0,4 - 1,1
Kinder (2 - 11 Jahre); n=32 0,7 - 1,3 4,7 - 10,2 0,2 - 1,0
Jugendliche (12 - 14 Jahre); n=3 1,1 - 1,9 5,5 - 7,4 0,3 - 0,6


GA= Gestationsalter, CL= Plasmaclearance, Vdss= Verteilungsvolumen im Steady state, T1/2β= Halbwertszeit in der Eliminationsphase. Die Angaben zu Neugeborenen, Säuglingen und Kindern sind als Bereiche der Mittelwerte angegeben.

Die Plasmaproteinbindung beträgt bei Neugeborenen 75 % und steigt bei Kindern auf 85 % an.
Alfentanil wird durch CYP3A4 metabolisiert. Die CYP3A4-Aktivität ist bei der Geburt gering und steigt nach 1 Monat auf 30 - 40 % des Wertes für Erwachsene, nach 6 Monaten auf 45 %, nach 1 Jahr auf 80 % und nach 6 Jahren auf 100 %. [SmPC Rapifen 11/2022]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Analgesie bei Einleitung und Durchführung einer Anästhesie
    • intravenös
      •  ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös bei Neugeborenen, Kleinkindern, Kindern und Jugendlichen als:
• Opioidanalgetikum in Verbindung mit einem Hypnotikum zur Einleitung einer Anästhesie
• Opioidanalgetikum in Verbindung mit einer Allgemeinanästhesie sowohl für kurze als auch langdauernde operative Eingriffe

Kinder und Jugendliche
Selbst für kurze Eingriffe sollten Geräte für eine Unterstützung der Atmung zur Anwendung auch bei spontan atmenden Kindern für alle Altersklassen verfügbar sein.
Es liegen nur begrenzt Daten zu Kindern, insbesondere bei jenen zwischen 1 Monat und 1 Jahr, vor.

Neugeborene (0 bis 27 Tage): Die Pharmakokinetik ist bei Neugeborenen, insbesondere Frühgeborenen, sehr variabel. Die Plasmaclearance und Proteinbindung sind geringer, so dass eventuell eine niedrigere Alfentanil-Dosis benötigt wird. Neugeborene sollten eng überwacht und die Alfentanildosis nach dem Ansprechen titriert werden.
Säuglinge und Kleinkinder (28 Tage bis 23 Monate): Die Plasmaclearance kann bei Säuglingen und Kleinkindern im Vergleich zu Erwachsenen erhöht sein. Zur Aufrechterhaltung der Analgesie muss die Infusionsrate eventuell erhöht werden.
Kinder (2 bis 11 Jahre): Die Plasmaclearance kann bei Kindern leicht erhöht sein, so dass die Infusionsrate eventuell erhöht werden muss.
Jugendliche: Bei Jugendlichen entspricht die Pharmakokinetik von Alfentanil der bei Erwachsenen, somit sind keine spezifischen Dosierungsempfehlungen notwendig.

Dosierungsempfehlungen für Kinder und Jugendliche
Durch die große Variabilität des Ansprechens auf Alfentanil ist es schwierig, für jüngere Kinder Dosierungsempfehlungen zu geben. Für ältere Kinder wird ein Bolus von 10 bis 20 Mikrogramm/kg KG Alfentanil zur Einleitung der Anästhesie (d. h. zur Ergänzung von Propofol oder einer Inhalationsnarkose) oder als Analgetikum als angemessen erachtet. In angemessenen Abständen können zusätzliche Injektionen von 5 bis 10 Mikrogramm/kg KG Alfentanil verabreicht werden.
Zur Aufrechterhaltung der Analgesie bei Kindern während einer Operation kann eine Alfentanil- Infusion mit einer Rate von 0,5-2 Mikrogramm/kg KG/min verabreicht werden. Die Dosis muss nach den Bedürfnissen jedes individuellen Patienten auf- oder abtitriert werden. Wenn Alfentanil mit einem intravenösen Anästhetikum kombiniert wird, beträgt die empfohlene Dosis ungefähr 1 Mikrogramm/kg KG/min.
Wenn Alfentanil Neugeborenen oder sehr jungen Kindern verabreicht wird, kann ein erhöhtes Risiko für respiratorische Komplikationen und Muskelrigidität bestehen.

[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung 0,5 mg/mL

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Alfentanil) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Rapifen Injektionslösung 0,5 mg/mL intravenös 2 mL Ampulle: natriumfrei
10 mL Ampulle: 35,4 mg Natrium
- ab Neugeborenenalter


„natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit

Die Fachinformationen wurden am 15.01.2023 aufgerufen.

Neben dem aufgeführten Präparat befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Analgesie bei Einleitung und Durchführung einer Anästhesie
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [18]
      • Initialdosis: 10 - 20 microg./kg/Dosis als langsamer Bolus, bei intermittierender Anwendung ggf. wiederholen mit 5 - 10 microg./kg.
      • Erhaltungsdosis: zur Analgesie bei Operationen: 0,5 - 2 microg./kg/Minute, Dauerinfusion. Nach Effekt titrieren.
        • In Kombination mit iv-Anästhetika: ca. 1 microg./kg/min
        • Aufgrund altersbedingter PK-Unterschiede können Säuglinge (28 Tage bis 2 Jahre) HÖHERE Dosen benötigen.
        • Selbst bei kurzen Eingriffen sollten Geräte zur Atemunterstützung für spontan atmende Kinder jeden Alters zur Verfügung stehen.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Die Nebenwirkungen sind in ihrer Art und Schwere ähnlich wie bei Erwachsenen.

Bei Neugeborenen wurde in klinischen Studien bei einer kleinen Anzahl von Neugeborenen eine leichte bis mäßige Muskelsteifigkeit beobachtet. Schwere Rigidität und Zuckungen treten seltener und insbesondere bei hohen Alfentanil-Dosen oder einer schnellen i.v. Injektionsrate auf, zeitweise begleitet von einer beeinträchtigten Atmung [SmPC Rapifen].

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Übelkeit, Erbrechen

Häufig (1-10 %): Euphorie, Bewegungsstörung, Schwindel, Sedierung, Dyskinesie, Sehstörungen, Bradykardie, Tachykardie, Hypertonie, Hypotonie, erniedrigter Blutdruck, erhöhter Blutdruck, Apnoe, Muskelrigidität, Schüttelfrost, Schmerzen an der Injektionsstelle, Fatigue, verfahrensbedingte Schmerzen

Gelegentlich (0,1-1 %): Kopfschmerz, Somnolenz, Nichtansprechen auf Stimuli, Arrhythmie, verminderte Herzfrequenz, Schluckauf, Hyperkapnie, Laryngospasmus, Atemdepression (einschließlich Fällen mit letalem Ausgang), allergische Dermatitis, Hyperhidrose, Schmerzen, postoperative Agitation, Atemwegskomplikationen der Anästhesie, postoperative Verwirrtheit

Selten (0,01-0,1 %): Agitation, Weinen, Venenschmerzen, Bronchospasmus, Epistaxis, Pruritus, neurologische und anästhesiologische Komplikationen, verfahrensbedingte Komplikationen, Komplikationen der endotrachealen Intubation

Häufigkeit nicht bekannt: Überempfindlichkeit (einschließlich anaphylaktische Reaktion, anaphylaktoide Reaktion und Urtikaria), Desorientierung, Bewusstlosigkeit (postoperative Periode), Konvulsion, Myoklonus, Miosis, Herzstillstand, Atemstillstand, Husten, Erythem, Hautausschlag, Pyrexie

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

Neben Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff oder einen sonstigen Bestandteil sind keine weiteren Gegenanzeigen bekannt.

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Vorsicht ist geboten bei erhöhtem intrakraniellen Druck und Myasthenie-Syndrom. Bei Kindern müssen stets unterstützende Beatmungsgeräte zur Verfügung stehen; bei Neugeborenen und Kleinkindern sollten Muskelrelaxantien in Betracht gezogen werden. Alle Kinder sind nach der Behandlung ausreichend lang zu überwachen. [SmPC Rapifen]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Diese Informationen werden im Moment recherchiert und baldmöglichst zur Verfügung gestellt.
Bitte beachten Sie die aktuellen Fachinformationen.

ALLGEMEINANÄSTHETIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Halogenierte Kohlenwasserstoffe

Desfluran

Suprane
N01AB07
Barbiturate, rein

Thiopental

Pentothal®
N01AF03
Opioidanästhetika
N01AH01

Remifentanil

Ultiva®
N01AH06

Sufentanil

Sufenta®
N01AH03
Andere Allgemeinanästhetika

Esketamin

Ketanest® S, Syn: S-Ketamin
N01AX14

Natriumoxybat - intravenös

Somsanit®; Syn: 4-Hydroxybutansäure, γ-Hydroxybuttersäure, GHB, Gamma-Hydroxybuttersäure
N01AX11

Propofol

Disoprivan®
N01AX10

Referenzen

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  17. Wiest DB, et al, The disposition of alfentanil in neonates with respiratory distress, Pharmacotherapy, 1991, 11(4), 308-11
  18. Piramal Critical Care Deutschland GmbH, SmPC RAPIFEN, 0,5 mg/mL Injektionslösung (2888.00.00), 11/2022

Änderungsverzeichnis

  • 15 Januar 2024 11:00: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung