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Clindamycin, ein halbsynthetisches Derivat von Lincomycin, kann bakteriostatisch oder bakterizid wirken, abhängig von der Konzentration am Ort der Infektion und der Empfindlichkeit des Mikroorganismus. Clindamycin bindet an der 50S-Untereinheit des bakteriellen Ribosoms, und hemmt dadurch die frühe Phase der bakteriellen Proteinsynthese. Zwischen Clindamycin und Makroliden besteht teilweise eine Kreuzresistenz.
Erworbene Resistenzen können ein Problem bei folgenden Keimen darstellen: Koagulase-negative Staphylokokken (mit Ausnahme der Methicillin-resistenten Stämme), Staphylococcus aureus (Methicillin-resistente Stämme), Streptococcus pneumoniae (mit Ausnahme von Penicillin-empfindlichen Stämme), Moraxella catarrhalis, Bacteroides fragilis, Clostridium perfringens und Peptostreptococcus spp.
Clindamycin hat eine hohe Bioverfügbarkeit, sodass bei der Verabreichung der gleichen Dosis die orale Gabe praktisch die gleichen Werte wie die intravenöse erreicht. Folgende kinetische Parameter wurden bestimmt [Bell 1984, Gonzalez 2014, Gonzalez 2016]:
Cmaxss (µg/ml) 20 mg/kg/Tag
Cl (l/h/kg)
V (l/kg)
T½ (Stunden)
PMA < 40 Wochen
10,92
0,11-0,24
0,9-1,03
3,9-5,9
PMA > 40 Wochen
10,45-12,69
0,20-0,31
0,9-1,9
2,1-3,6
PMA: Postmentruelles Alter
In der Studie von Smith 2017 wurden folgende pharmakokinetische Parameter bei Kindern mit Normalgewicht (n=144) und adipösen Kindern (n=76) bestimmt:
T½ (Stunden)
T½ (Stunden)
Cl (l/h/kg)
Cl (l/h/kg)
Vd (l/kg)
Vd (l/kg)
Nicht-adipös
Adipös
Nicht-adipös
Adipös
Nicht-adipös
Adipös
2 bis 6 Jahre
2,41
2,15
0,23
0,28
0,81
0,86
7 bis 12 Jahre
2,15
3,03
0,33
0,22
0,90
1,03
>12 Jahre
2,84
3,55
0,23
0,18
0,89
0,89
Zulassung der Dosierungsempfehlungen
Bakterielle Infektionen
oral
≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
Schwere Infektionen
intravenös
≥0 Monate bis <1 Monat: off-label
≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
oral
≥0 Wochen bis <1 Monat: off-label
≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
Perioperative Prophylaxe
intravenös
≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
Endokarditis-Prophylaxe bei Überempfindlichkeit auf Penicillin oder Behandlung mit Penicillin in den 7 Tagen vor dem Eingriff
Akute und chronische bakterielle Infektionen durch Clindamycin-empfindliche Erreger wie:
Infektionen der Knochen und Gelenke
Infektionen des Hals-Nasen-Ohren-Bereichs
Infektionen des Zahn- und Kieferbereichs
Infektionen der tiefen Atemwege
Infektionen des Becken- und Bauchraums
Infektionen der weiblichen Geschlechtsorgane
Infektionen der Haut und der Weichteile
Scharlach
Für die Injektionslösung zusätzlich:
Septikämie
Endokarditis
[Ref.]
Intravenös
Kinder im Alter über 4 Wochen bis 14 Jahre:
erhalten in Abhängigkeit von Ort und Schweregrad der Infektion 20 bis 40 mg Clindamycin pro kg KG in 3 bis 4 Einzeldosen.
Jugendliche über 14 Jahre und Erwachsene:
bei mäßig schweren Infektionen: täglich 1,2 bis 1,8 g Clindamycin in 2 bis 4 Einzeldosen
bei schweren Infektionen: täglich 2,4 bis 2,7 g Clindamycin in 2 bis 4 Einzeldosen
maximale Tagesdosis: 4,8 g Clindamycin in 2 bis 4 Einzeldosen.
[Ref.]
Oral
Kinder im Alter über 4 Wochen bis 14 Jahre:
In Abhängigkeit von Ort und Schweregrad der Infektion: täglich 8 bis 25 mg Clindamycin pro Kilogramm Körpergewicht
Die Tagesdosis wird auf 3 bis 4 Gaben verteilt. In der Regel sind 4 Gaben zu bevorzugen.
[Ref.]
Erwachsene und Jugendliche über 14 Jahre:
In Abhängigkeit von Ort und Schweregrad der Infektion nehmen Erwachsene und Jugendliche über 14 Jahre täglich 0,6 bis 1,8 g Clindamycin ein.
Die Tagesdosis wird auf 2, 3 oder 4 Gaben verteilt.
[Ref.]
Präparate im Handel
Parenterale Anwendung
Alle im Handel befindlichen Präparate liegen als Injektionslösung in einer Konzentration von 150 mg/ml (bezogen auf die Base) vor. Der Wirkstoff liegt jeweils als Clindamycin-2-dihydrogenphosphat vor.
Hohe Dosen müssen vor der Verabreichung verdünnt und mit einer max. Infusionsrate von 20 mg/kg/h verabreicht werden. Geeignete Verdünnungsmittel sind der Fachinformation zu entnehmen.
Außer den Präparaten Clindamycin ratiopharm Injektionslösung 300mg/2ml bzw. 600mg/4ml enthalten alle Präparate zur parenteralen Anwendung 9 bis 9,45 mg/ml Benzylalkohol pro Milliliter. Zum Teil tödliche Intoxikationen (Gasping syndrom) wurden bei Patienten <2 Jahre ab einer Dosis von 100mg Benzylalkohol pro Kilogramm Körpergewicht beschrieben. Bei diesen Patienten sollte eine Anwendung von benzylakoholhaltigen Präparaten vermieden werden.
Alle im Handel befindlichen Präparate enthalten Na-EDTA.
Der im Handel befindliche Trockensaft (Sobelin® Granulat) enthält Clindamycin in Form von Clindamycin-2-palmitat-hydrochlorid in einer Konzentration von 15 mg/ml (bezogen auf die Base).
Präparate im Handel (Beispiele):
Präparat
Konzentration
Geschmack
Sobelin® Granulat
15 mg/ml
Kirsch
Tabletten/Kapseln
Es befinden sich Tabletten und Kapseln mit unterschiedlichen Stärken im Handel (150 bis 600 mg). Alle Präparate enthalten Clindamycin als Hydrochlorid.
10
mg/kg/Dosis
Wenn der Eingriff länger als 8 Stunden dauert, sollte eine zweite Dosis verabreicht werden.
off-label
≥ 60 kg
600
mg/Dosis
Wenn der Eingriff länger als 8 Stunden dauert, sollte eine zweite Dosis verabreicht werden.
Bei übergewichtigen Kindern kann eine Einzeldosis von bis zu 900 mg verabreicht werden [Smith 2017].
off-label
Endokarditis-Prophylaxe bei Überempfindlichkeit auf Penicillin oder Behandlung mit Penicillin in den 7 Tagen vor dem Eingriff
In Kombination mit Chinin:
16
mg/kg/Tag
in 3
- 4
Dosen.
off-label
Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate
GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern
Clindamycin kann zu schwerer Diarrhoe, Colitis und pseudomembranöser Colitis führen, verursacht durch Toxine von Clostridium difficile. Des Weiteren können Hypotonie und Herzstillstand infolge von zu schneller Verabreichung auftreten.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein
Sehr häufig (>10 %): Durchfall, abdominale Schmerzen, Erbrechen, Übelkeit
Sehr selten (<0,01 %): Anaphylaktische Reaktion, vorübergehende Hepatitis mit cholestatischem Ikterus, Ausschlag und Blasenbildung (Überempfindlichkeitsreaktionen), Polyarthritis
Häufigkeit nicht bekannt: Clostridium-difficile-Kolitis, Vaginalinfektion, anaphylaktischer Schock, anaphylaktoide Reaktion, Überempfindlichkeit, Schwindel, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Ikterus, Medikamentenausschlag mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS-Syndrom), akut generalisierendes pustulöses Exanthem (AGEP), akute Nierenschädigung, Reizungen an der Injektionsstelle
Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Kontraindikationen allgemein
Überempfindlichkeit gegenüber Clindamycin, Lincomycin oder einen der sonstigen Bestandteile
Überempfindlichkeit gegen Benzylalkohol oder Lokalanästhetika (wie z. B. Lidocain oder mit Lidocain verwandte Arzneistoffe)
Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern
Nicht zur Behandlung einer Meningitis geeignet, aufgrund unzureichender Diffusion in den Liquorraum.
Bei opportunistischen Infektionen sind hohe Dosen indiziert.
Cave: Pseudomembranöse Colitis
Die Dosis ist bei Kindern mit reduzierter Leberfunktion anzupassen. Bei Kindern unter einem Jahr und langfristiger Nutzung (>3 Wochen) regelmäßig Leberfunktion, Nierenfunktion und Blutbild überwachen.
Vorsicht bei der Anwendung von Injektionslösungen bei Früh- und Neugeborenen: die meisten Präparate enthalten Benzylalkohol. Siehe auch Abschnitt Präparate im Handel.
Bei rascher intravenöser Injektion können Unverträglichkeitsreaktionen in Form von Hitzegefühl, Brechreiz oder gelegentlich ernsthaften Herz-Kreislauf-Störungen (z. B. Blutdruckabfall und Herzstillstand) auftreten. Hohe Dosen müssen vor der Verabreichung verdünnt und mit einer max. Infusionsrate von 20 mg/kg/h verabreicht werden.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein
Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.
Wechselwirkungen
Interaktionspartner
Grund
Handlungsempfehlung
Erythromycin
Antagonistische Wirkung (in vitro)
nicht gleichzeitig angewenden, es sei denn, es wurden ausreichende Empfindlichkeitsprüfungen durchgeführt
Bei Patienten, die Clindamycin zusammen mit Vitamin-K-Antagonisten erhielten, wurden erhöhte Blutgerinnungswerte (PT/INR) und/oder Blutungen berichtet.
Die Blutgerinnungswerte sollten engmaschig kontrolliert werden.
Inhibitoren von CYP3A4 und CYP3A5
Clindamycin wird in erster Linie über CYP3A4 und zu einem geringen Anteil über CYP3A5 metabolisiert. Deshalb können Inhibitoren von CYP3A4 und CYP3A5 die Clearance von Clindamycin reduzieren und Induktoren dieser Isoenzyme die Clearance von Clindamycin erhöhen.
Bei gleichzeitiger Gabe starker CYP3A4-Induktoren wie Rifampicin sollte eine Überwachung auf Verlust der Wirksamkeit erfolgen.
Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen oder einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.
In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.
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