Midodrin

Wirkstoff
Midodrin
Handelsname
Gutron®
ATC-Code
C01CA17

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Das alpha-Sympathomimetikum Midodrinhydrochlorid ist ein Prodrug, das in verschiedenen Geweben zu seinem pharmakologisch wirksamen Metaboliten Desglymidodrin umgewandelt wird. Desglymidodrin ist ein selektiver alpha-1-Adrenorezeptor-Agonist. Seine Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem besteht hauptsächlich in einer Anhebung des systolischen und diastolischen Blutdrucks. Dieser Blutdruckanstieg geschieht aufgrund einer arteriellen und venösen Vasokonstriktion. An der Blase bewirkt Midodrinhydrochlorid ebenfalls eine Stimulation der alpha-Rezeptoren, was mit einer Erhöhung des Tonus am Blasenausgang und einer verzögerten Blasenentleerung verbunden ist.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Erwachsene:
Cmax: ca. 0,01 mg/l (Dosis: 2,5 mg)
Tmax: < 30 min (Dosis: 2,5 mg)
AUC und Cmax erhöhen sich proportional zur Dosis in einem Bereich von 2,5 – 22,5 mg. Die Einnahme zusammen mit der Nahrungsaufnahme erhöht die AUC um fast 25 %. Die Cmax wird um fast 30 % erniedrigt.
T1/2 (Midodrinhydrochlorid): 0,41 – 0,49 h
T1/2 (Desglymidodrin): 3 h

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • (Orthostatische) Hypotonie
    • oral
      • ≥1 Jahr bis <12 Jahre: off-label
      • ≥12 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral bei neurogener orthostatischer Hypotension (asympathikotone Reaktion) - primäre und sekundäre Formen

  • Grundsätzlich ist eine Behandlung mit Midodrinhydrochlorid nur angezeigt, wenn alle verfügbaren Allgemeinmaßnahmen ausgeschöpft sind und die Behandlung der Grundkrankheit nicht zu einer ausreichenden Kontrolle der Orthostase-Ereignisse geführt hat.

Jugendliche ab 12 Jahren:

  • Anfangsdosis: 2,5 mg 2- bis 3-mal täglich
  • Die Dosis kann allmählich in 3-tägigen Abständen hinauf oder hinunter titriert werden je nach Ansprechen des Patienten (in Bezug auf das Blutdruckverhalten und die Symptomatologie).
  • Maximale Tagesdosis: 30 mg verteilt auf 3 Einzeldosen, die nur in Ausnahmefällen überschritten werden sollte.
  • Dosisintervall: alle 3 bis 4 Stunden während des Tages, wenn der Patient seine täglichen Aktivitäten in aufrechter Position verrichtet und mindestens 4 Stunden vor dem Schlafengehen, um eine Liegendhypertonie zu vermeiden.

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 2,5 mg
Tropfen 10 mg/ml

Allgemein

Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Midodrinin in Form von Midodrinhydrochlorid. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration ist jeweils auf Midodrinhydrochlorid bezogen.

Orale Anwendung

Flüssige Arzneiformen

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke Problematische Hilfsstoffe Zulassung
Gutron® Tabletten 2,5 mgM - ab 12 Jahren
Gutron® 1 % Tropfen 10 mg/ml (2,5 mg ≙ 7 Tropfen) Ethanol (120 mg/ml) ab 12 Jahren


M: mörserbar

Anwendungshinweise:

  • Mit reichlich Flüssigkeit einnehmen.
  • Midodrin kann zum Essen eingenommen werden.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

(Orthostatische) Hypotonie
  • Oral
    • 1 Jahr bis 18 Jahre
      [1] [2]
      • Initialdosis: 2,5 - 5 mg/Tag in 1 - 2 Dosen.
      • Erhaltungsdosis: Je nach Blutdruck wöchentlich erhöhen auf max. 30 mg/Tag in 3 Dosen.
      • Behandlung durch oder nach Rücksprache mit einem spezialisierten Kinderarzt, der Erfahrung mit der Verwendung von Midodrin in dieser Indikation hat.

        <12 Jahre: off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:

GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Eine allgemeine Empfehlung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Parästhesien, Kopfschmerzen, Unruhe, Erregbarkeit, Reizbarkeit
  • Reflexbradykardie, Palpitationen, ventrikuläre Arrhythmien, Tachykardie
  • Liegendhypertonie (Blutdruck ≥ 180/110 mmHg)
  • Sodbrennen, Nausea, Stomatitis
  • Pruritus (vor allem der Kopfhaut), Piloarrektion (Gänsehaut), Kältegefühl, Hautrötung und -ausschlag
  • Dysurie, Harnverhalt, plötzlicher Harndrang

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Leberfunktionsstörungen

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Hypertonie
  • Phäochromozytom
  • schwerwiegende obliterierende, spastische und sklerotische Gefäßerkrankungen (z. B. cerebrovaskuläre Okklusionen und Krämpfe)
  • Engwinkelglaukom
  • Entleerungsstörungen der Harnblase, insbesondere bei Prostatahypertrophie, Restharnbildung
  • proliferative diabetische Retinopathie
  • Thyreotoxikose
  • hypotone Kreislaufstörungen mit hypertoner Reaktion im Stehtest
  • schwere Herzerkrankungen (z. B. Bradykardie, ischämische Herzerkrankung, kongestive Herzinsuffizienz, Herzblock/ Erregungsleitungsstörung oder Aortenaneurysma)
  • akute Nierenerkrankungen, schwere Nierenfunktionsstörungen
  • Schwangerschaft und Stillzeit.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Besondere Vorsicht ist bei der Behandlung mit Midodrin bei Diabetes mellitus geboten.
  • Es ist notwendig, während der Behandlung mit Midodrin den Blutdruck im Liegen und Sitzen regelmäßig zu überprüfen, da es bei bestimmten Patienten, die meist schon aufgrund ihrer neurologischen Grunderkrankung erhöhte Blutdruckwerte im Liegen aufweisen, unter Midodrin zu einer Liegendhypertonie kommen kann.
  • Patienten, bei denen der Blutdruck unter der Behandlung mit Midodrin starken Schwankungen unterliegt, sollten die Behandlung nicht fortsetzen.
  • Unter der Behandlung mit Midodrin kann es infolge eines vagalen Reflexes zu einer leichten Herzfrequenzsenkung kommen, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von anderen Mitteln, die direkt oder indirekt den Puls herabsenken (z. B. Digitalis, Betablocker, Psychopharmaka).
  • Es ist ratsam, bei einer Langzeitbehandlung mit Midodrin regelmäßig die Nierenfunktion und den Blutdruck zu kontrollieren.
  • Bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Es ist deshalb angezeigt, vor und unter der Behandlung mit Midodrin die Leberfunktion regelmäßig zu überwachen.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Herzwirksame Glykoside, z.B. Digitoxin, Digoxin Die Reflexbradykardie von Midodrinhydrochlorid kann durch die bradykarde Wirkung von Glykosiden verstärkt werden (Herzfrequenzsenkung). Ein Herzblock kann auftreten. Die gleichzeitige Anwendung wird nicht empfohlen und teils als kontraindiziert eingestuft.
alpha-Sympathomimetika, z.B. Phenylephrin Sympathomimetische Wirkungsverstärkung (unerwünscht hoher Blutdruckanstieg) möglich. Risiko einer Vasokonstriktion und einer akuten hypertensiven Krise. Die gleichzeitige Anwendung wird nicht empfohlen und teils als kontraindiziert eingestuft.
Trizyklische Antidepressiva & deren Analoga, z.B. Amitriptylin, Imipramin, Nortriptylin, Opipramol, Venlafaxin Sympathomimetische Wirkungsverstärkung (unerwünscht hoher Blutdruckanstieg, Herzrhythmusstörungen) möglich. Kombination möglichst vermeiden. Ist eine gleichzeitige Anwendung notwendig, kleine Dosen des Sympathomimetikums mit großer Vorsicht unter Blutdruckkontrolle geben.
MAO-Hemmer, z.B. Linezolid, Selegilin, Procarbazin In Einzelfällen sympathomimetische Wirkungsverstärkung (unerwünscht hoher Blutdruckanstieg) möglich. Die gleichzeitige Anwendung wird nicht empfohlen.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

KARDIOSTIMULANZIEN, EXKL. HERZGLYKOSIDE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Adrenerge und dopaminerge Mittel

Adrenalin

Anapen®, Emerade®, Epipen®, Fastjekt®, Jext®, Suprarenin®; Syn: Epinephrin
C01CA24
C01CA07
C01CA04
C01CA26

Noradrenalin

Arterenol®, Sinora®; Syn: Norepinephrin
C01CA03

Phenylephrin

Biorphen®
C01CA06
Phosphodiesterasehemmer

Milrinon

Corotrop®
C01CE02
Andere Kardiostimulanzien

Levosimendan

Simdax®
C01CX08

Referenzen

  1. Chen L et al, Midodrine hydrochloride is effective in the treatment of children with postural orthostatic tachycardia syndrome, Circ J, 2011, 75(4), 927-931
  2. Qingyou Z, et al, The efficacy of midodrine hydrochloride in the treatment of children with vasovagal syncope, J Pediatr, 2006, 149(6), 777-780
  3. Takeda, SmPC Gutron® Tabletten 2,5 mg (6428206.00.00), 08/2016
  4. Takeda, SmPC Gutron® Tropfen 1% (6428206.00.01), 08/2016

Änderungsverzeichnis

  • 07 Oktober 2020 18:01: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung