Candesartan

Wirkstoff
Candesartan
Handelsname
Atacand®, Blopress®
ATC-Code
C09CA06

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Candesartan ist ein Angiotensin-II-Antagonist. Angiotensin II ist das primäre vasoaktive Hormon des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems und spielt eine Rolle in der Pathophysiologie des Bluthochdrucks, der Herzinsuffizienz und anderer kardiovaskulärer Erkrankungen. Es hat darüber hinaus Bedeutung in der Pathogenese der Endorganhypertrophie und -schädigung. Die hauptsächlichen physiologischen Wirkungen von Angiotensin II sind Vasokonstriktion, Aldosteronstimulation, Regulation der Salz- und Wasserhomöostase und Stimulation des Zellwachstums.

Candesartan hat keine Wirkung auf ACE und keine Potenzierung von Bradykinin oder Substanz P. In kontrollierten klinischen Vergleichsstudien mit Candesartan und ACE-Hemmern war die Inzidenz von Husten bei den Patienten, die Candesartan erhielten, geringer.

Pharmakokinetik bei Kindern

In zwei PK-Studien mit einer Einfachdosierung wurden die pharmakokinetischen Eigenschaften von Candesartan bei Kindern mit Hypertonie zwischen 1 bis < 6 Jahren und 6 bis < 17 Jahren untersucht.
Unter den Kindern im Alter von 1 bis < 6 Jahren erhielten 10 Kinder mit einem Körpergewicht von 10 bis < 25 kg eine Einfachdosis von 0,2 mg/kg als orale Suspension. Es wurde keine Korrelation zwischen Cmax, AUC und dem Alter oder dem Gewicht festgestellt. Es wurden keine Daten zur Clearance gesammelt; deshalb sind in dieser Population keine Daten über eine eventuelle Verbindung zwischen der Clearance und dem Gewicht/Alter bekannt.
Unter den Kindern im Alter von 6 bis < 17 Jahren erhielten 22 Kinder eine Einfachdosis von 16 mg als Tablette. Es wurde keine Korrelation zwischen Cmax, AUC und dem Alter festgestellt. Es konnte jedoch konstatiert werden, dass das Körpergewicht signifikant mit Cmax (p=0,012) und AUC (p=0,011) in Verbindung steht. Es wurden keine Daten zur Clearance gesammelt; deshalb sind in dieser Population keine Daten über eine eventuelle Verbindung zwischen der Clearance und dem Gewicht/Alter bekannt.
15

Kinder unter 6 Jahren wiesen eine vergleichbare Freisetzung zu der von Erwachsenen auf, die dieselbe Dosis erhielten. Die Pharmakokinetik von Candesartan Cilexetil wurde bei pädiatrischen Patienten unter 1 Jahr nicht erforscht.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Arterielle Hypertonie
    • oral
      • ≥6 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral zur Behandlung der Hypertonie

Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis <18 Jahren:

  • Anfangsdosis: 4 mg einmal täglich
  • Bei Patienten, die <50 kg wiegen: Bei Patienten deren Blutdruck nicht hinreichend kontrolliert ist, kann die Dosis auf maximal 8 mg einmal täglich erhöht werden.
  • Bei Patienten, die ≥50 kg wiegen: Bei Patienten deren Blutdruck nicht hinreichend kontrolliert ist, kann die Dosis auf 8 mg einmal täglich und dann auf 16 mg einmal täglich erhöht werden.
  • Der Großteil der antihypertensiven Wirkung wird innerhalb von 4 Wochen erlangt.
  • Bei Kindern mit einem möglichen intravaskulären Volumenmangel (z.B. Patienten, die mit Diuretika behandelt werden, vor allem diejenigen mit eingeschränkter Nierenfunktion), soll die Behandlung mit Candesartan unter enger medizinischer Überwachung begonnen werden und eine geringere Anfangsdosis als die übliche oben genannte Anfangsdosis sollte in Betracht gezogen werden.
  • Der antihypertensive Effekt von Candesartan ist bei Patienten mit schwarzer Hautfarbe weniger ausgeprägt als bei Patienten mit nichtschwarzer Hautfarbe

[Ref.]

weitere zugelassene Indikationen:

Behandlung von erwachsenen Patienten mit Herzinsuffizienz und eingeschränkter linksventrikulärer systolischer Funktion (linksventrikuläre Ejektionsfraktion ≤40 %), wenn ACE-Hemmer nicht vertragen werden, oder als Add-on-Therapie zu ACE-Hemmern bei Patienten, die trotz optimaler Therapie eine symptomatische Herzinsuffizienz aufweisen, wenn Mineralkortikoid-Rezeptor-Antagonisten nicht vertragen werden

  • nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation

[Ref.]

Präparate im Handel

Tabletten 4 mg, 8 mg, 16 mg, 32 mg

Allgemein

Candesartan ist auch als Kombinationspräparat mit Hydrochlorothiazid (ATC-Code: C09DA06, z.B. Atacand® PLUS) oder mit Amlodipin (ATC-Code: C09DB07, z.B. Camlostar®) verfügbar.

Orale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Candesartancilexetil)
Problematische Hilfsstoffe
Atacand® Tabletten 4 mgT2,M
8 mgT2,M
16 mgT2,M
Lactose
Atacand® Protect Tabletten 32 mgT2 Lactose
Blopress® Tabletten 4 mgT2
8 mgT2
16 mgT2
32 mgT2
Lactose
Candesartan AAA® Tabletten 4 mgT2
8 mgT4
16 mgT4
32 mgT4
Lactose
Candesartan-ratiopharm® Tabletten 4 mgT2,M,S,So
8 mgT2,M,S,So
16 mgT2,M,S,So
32 mgT2,M,S,So
Lactose
Candesartan-biomo® Tabletten 8 mgT2
16 mgT2
32 mgT2
-


T2: teilbar in zwei gleiche Dosen, T4: teilbar in vier gleiche Dosen, M: mörserbar, S: suspendierbar, So: sondengängig

Anwendungshinweis:
Candesartan kann mit oder ohne Nahrung eingenommen werden. Die Bioverfügbarkeit von Candesartan wird durch Nahrung nicht beeinflusst.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Arterielle Hypertonie
  • Oral
    • ≥ 6 Jahre und < 50 kg
      [1]
      • Candesartancilexetil: 4 - 8 mg/Tag in 1 Dosis
    • ≥ 6 Jahre und ≥ 50 kg
      [1]
      • Candesartancilexetil: 4 - 16 mg/Tag in 1 Dosis

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Auch wenn die Art und Schwere der Nebenwirkungen mit der von Erwachsenen vergleichbar ist, treten sämtliche Nebenwirkungen bei Kindern und Jugendlichen mit einer gesteigerten Inzidenz auf.
Folgende Nebenwirkungen wurden nur bei Kindern beobachtet: Sinusarrhythmien, Nasopharyngitis, Fieber, oropharyngeale Schmerzen.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Atemwegsinfektion
  • Schwindel/Drehschwindel, Kopfschmerzen

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Hyperkaliämie
  • Leberfunktionsstörungen, Hepatitis
  • Einschränkung der Nierenfunktion, einschließlich Nierenversagen bei anfälligen Patienten

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

 

Kontraindikationen bei Kindern

Kinder unter 1 Jahr aufgrund der Auswirkungen von Candesartan auf das RAAS-System und damit die normale Entwicklung der Niere.

Kontraindikationen allgemein

  • Zweites und drittes Schwangerschaftstrimester
  • Schwere Einschränkung der Leberfunktion und/oder Cholestase
  • Die gleichzeitige Anwendung von Candesartan mit Aliskiren-haltigen Arzneimitteln bei Patienten mit Diabetes mellitus oder eingeschränkter Nierenfunktion (GFR <60 ml/min/1,73 m2)

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Candesartan wurde nicht bei Kindern mit einer glomulären Filtrationsgeschwindigkeit unter 30 ml/min/1,73 m2 untersucht.
Bei Kindern mit erhöhtem Risiko auf intravaskuläre Volumendepletion (z.B. Patienten, die mit Diuretika behandelt werden, insbesondere Patienten, die ebenfalls eine reduzierte Nierenfunktion haben) muss der Therapiebeginn unter strenger medizinischer Kontrolle erfolgen, außerdem ist eine niedrigere Initialdosis zu erwägen

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Clozapin Erhöhung des Risikos und/oder der Schwere von Granulozytopenien/Agranulozytosen Kombination vermeiden.
Arzneimittel, die den Serum-Kaliumspiegel erhöhen können, z.B. kaliumsparende Diuretika (z.B. Spironolacton, Triamteren), Kalium(Salze), Tacrolimus, Cotrimoxazol, NSAR (z.B. Diclofenac, Ibuprofen, Celecoxib, Acetylsalicylsäure) Erhöhtes Risiko von (schwerwiegenden) Hyperkaliämien und Arrhythmien Überwachung der Kaliumwerte.
Lithium Anstiege der Serumlithium-Konzentrationen und verstärkte Lithium-Toxizität möglich. Wenn sich die Kombination als notwendig erweist, wird eine sorgfältige Überwachung des Serumlithium-Spiegels empfohlen.
Nichtsteroidale Antirheumatika, z.B. Diclofenac, Ibuprofen, Celecoxib, Acetylsalicylsäure (>3 g/Tag) Verminderte Blutdrucksenkung und erhöhtes Risiko von Nierenfunktionsstörungen und von Hyperkaliämien möglich. Überwachung der Nierenfunktion in regelmäßigen Abständen in Betracht ziehen. Die Patienten sollten ausreichend hydriert sein.
Duale Blockade des Renin-Angiotensin-Systems, z.B. durch ACE-Hemmer (z.B. Benazepril, Captopril, Enalapril) Erhöhtes Risiko von Hyperkaliämie, Hypotonie und Niereninsuffizienz Eine duale Blockade des Renin-Angiotensin-Systems sollte durch einen Spezialisten und unter häufiger Überwachung der Nierenfunktion, der Elektrolyte und des Blutdrucks vorgenommen werden.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANGIOTENSIN-II-REZEPTORANTAGONISTEN, REIN

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Angiotensin-II-Rezeptorantagonisten, rein

Losartan

LORZAAR®
C09CA01

Valsartan

Diovan®
C09CA03

Referenzen

  1. AstraZeneca BV, SmPC Atacand 4 mg (RVG 21704) 25 November 2013
  2. AstraZeneca, SmPC Atacand® 4 mg/8 mg/16 mg, Atacand® PROTECT 32 mg Tabletten (41261.01.00), 05/2018
  3. Takeda, SmPC Blopress® 4 mg/8 mg/16 mg/32 mg Tabletten (41294.01.00), 03/2019
  4. AAA-Pharma, SmPC Candesartan AAA® 4 mg Tabletten (83672.00.00), 03/2020
  5. AAA-Pharma, SmPC Candesartan AAA® 8 mg Tabletten (83673.00.00), 03/2020
  6. AAA-Pharma, SmPC Candesartan AAA® 16 mg Tabletten (83674.00.00), 03/2020
  7. AAA-Pharma, SmPC Candesartan AAA® 32 mg Tabletten (83675.00.00), 03/2020
  8. ratiopharm, SmPC Candesartan-ratiopharm® 4 mg/8 mg/16 mg/32 mg Tabletten (76908.00.00), 06/2020
  9. Biomo, SmPC Candesartan-biomo® 8 mg/16 mg/32 mg Tabletten (82455.00.00), 04/2018

Änderungsverzeichnis

  • 05 Mai 2021 11:46: Neue Recherche zu Nebenwirkungen, Warnhinweisen und Interaktionen

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

  • Symptome:
    • Aufgrund pharmakologischer Überlegungen ist es wahrscheinlich, dass eine Überdosierung sich hauptsächlich als symptomatische Hypotonie und als Schwindel manifestiert.
  • Maßnahmen:
    • Falls eine symptomatische Hypotonie auftritt, sollte eine symptomatische Behandlung eingeleitet und die Vitalzeichen überwacht werden.
    • Der Patient sollte in Rückenlage mit hochgelagerten Beinen gebracht werden.
    • Falls dies nicht ausreicht, sollte durch Infusion, z. B. von physiologischer Kochsalzlösung, das Plasmavolumen vergrößert werden.
    • Falls die genannten Maßnahmen nicht ausreichen, können Sympathomimetika verabreicht werden.
    • Candesartan lässt sich durch Hämodialyse nicht entfernen.

[Ref.]