Deferasirox

Wirkstoff
Deferasirox
Handelsname
Exjade®
ATC-Code
V03AC03

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen

Überdosierung
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Deferasirox ist ein oral wirksamer Chelator mit hoher Selektivität für dreiwertiges Eisen. Es handelt sich um einen dreiarmigen Liganden, der mit hoher Affinität Eisen im Verhältnis 2:1 bindet. Deferasirox fördert die Ausscheidung von Eisen, vorwiegend über die Fäces. Die Ziele der Eisenchelat-Therapie bestehen in der Entfernung der Eisenmenge, die transfundiert wird, und, wenn erforderlich, in der Reduzierung der vorhandenen Eisenüberladung. Deferasirox hat eine geringe Affinität zu Zink und Kupfer und verursacht keine dauerhaft niedrigen Serumspiegel dieser Metalle.

Pharmakokinetik bei Kindern

Die Gesamtexposition von Jugendlichen (12 bis 17 Jahre) und Kindern (2 bis 12 Jahre) gegenüber Deferasirox war nach Einzel- und Mehrfachdosen geringer als bei erwachsenen Patienten. Bei Kindern unter 6 Jahren war die Exposition um etwa 50 % niedriger als bei Erwachsenen. Da die Dosierung je nach Ansprechen individuell angepasst wird, sind keine klinischen Auswirkungen zu erwarten.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Transfusionsbedingte Eisenüberladung
    • oral
      • ≥2 Jahre bis <6 Jahre: zugelassen*
      • ≥6 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Nicht-transfusionsabhängige Thalassämie-Syndrome
    • oral
      • ≥10 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen*

*wenn Deferoxamin kontraindiziert ist

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Oral zur

  • Behandlung der chronischen Eisenüberladung auf Grund häufiger Transfusionen (≥ 7 ml/kg/Monat Erythrozytenkonzentrat) bei Patienten mit Beta-Thalassämia major im Alter von 6 Jahren und älter.
  • Behandlung der chronischen, transfusionsbedingten Eisenüberladung, wenn eine Deferoxamin-Therapie bei folgenden Patientengruppen kontraindiziert oder unangemessen ist:
    • bei Kindern im Alter zwischen 2 und 5 Jahren mit Beta-Thalassämia major mit Eisenüberladung auf Grund häufiger Transfusionen (≥7 ml/kg/Monat Erythrozytenkonzentrat)
    • bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen im Alter von 2 Jahren oder älter mit Beta-Thalassämia major mit Eisenüberladung auf Grund seltener Transfusionen (<7 ml/kg/Monat Erythrozytenkonzentrat)
    • bei Erwachsenen, Kindern und Jugendlichen im Alter von 2 Jahren und älter mit anderen Anämien

Kinder von der Geburt bis zu einem Alter von 23 Monaten:

Die Sicherheit und Wirksamkeit ist nicht erwiesen. Es liegen keine Daten vor.

Kinder im Alter von 2 Jahren oder älter:

Kinder im Alter zwischen 2 und 5 Jahren:

  • Die Bioverfügbarkeit ist geringer. Bei dieser Altersgruppe können daher höhere Dosen erforderlich sein. Trotzdem sollte die Initialdosis die gleiche sein, gefolgt von einer individuellen Dosisanpassung.
  • Änderungen des Körpergewichts der pädiatrischen Patienten im Laufe der Zeit müssen bei der Dosisberechnung in Betracht gezogen werden.

Patienten im Alter von 6 Jahren und älter:

  • Die empfohlene initiale Tagesdosis von Filmtabletten beträgt 14 mg/kg.
  • Eine initiale Tagesdosis von 21 mg/kg kann bei Patienten in Erwägung gezogen werden, bei denen eine Reduktion erhöhter Eisenspiegel im Körper erforderlich ist und die außerdem mehr als 14 ml/kg/Monat Erythrozytenkonzentrat erhalten.
  • Eine initiale Tagesdosis von 7 mg/kg kann bei Patienten in Erwägung gezogen werden, bei denen keine Reduktion der Eisenspiegel im Körper erforderlich ist und die außerdem weniger als 7 ml/kg/Monat Erythrozytenkonzentrat erhalten.
  • Für Patienten, die bereits gut auf die Behandlung mit Deferoxamin eingestellt sind, sollte eine Anfangsdosis in Erwägung gezogen werden, die numerisch einem Drittel der Dosis von Deferoxamin entspricht. Wenn daraus eine tägliche Dosis unter 14 mg/kg Körpergewicht resultiert, muss das Ansprechen des Patienten überwacht werden und eine Dosiserhöhung sollte in Erwägung gezogen werden, falls keine ausreichende Wirkung erreicht wird.
  • Es wird empfohlen, das Serumferritin einmal monatlich zu bestimmen und die Dosis, sofern erforderlich, alle 3 bis 6 Monate entsprechend dem Trend des Serumferritins anzupassen.
  • Dosisanpassungen können in Schritten von 3,5 bis 7 mg/kg vorgenommen werden und sind an dem individuellen Ansprechen des Patienten und dem therapeutischen Ziel (Aufrechterhaltung oder Reduktion des Eisenspiegels) auszurichten.
  • Bei Patienten, die mit einer Dosierung von 21 mg/kg einen nicht ausreichenden Therapieerfolg zeigen, können Dosierungen von bis zu 28 mg/kg in Erwägung gezogen werden.
  • Bei Patienten, die mit höheren Dosierungen als 21 mg/kg behandelt werden, sollte eine Dosisreduktion in Schritten von 3,5 bis 7 mg/kg in Betracht gezogen werden, sobald ein Therapieerfolg erzielt wurde.
  • Bei Patienten, deren Serumferritinspiegel den gewünschten Wert erreicht hat (üblicherweise zwischen 500 und 1.000 μg/l), sollten Dosisreduzierungen in Schritten von 3,5 bis 7 mg/kg erwogen werden, um den Serumferritinspiegel innerhalb des Zielbereichs aufrecht zu erhalten und um das Risiko einer Überchelierung zu minimieren.
  • Wenn das Serumferritin dauerhaft unter 500 μg/l fällt, sollte eine Unterbrechung der Behandlung in Erwägung gezogen werden.

[Ref.]

Oral zur Behandlung der chronischen Eisenüberladung, wenn eine Deferoxamin-Therapie bei Patienten mit nicht-transfusionsabhängigen Thalassämie-Syndromen im Alter von 10 Jahren und älter, die eine Chelat-Therapie benötigen, kontraindiziert oder unangemessen ist

Patienten im Alter von 10 Jahren und älter:

  • Die Dosierung sollte 7 mg/kg nicht überschreiten.
  • Eine engmaschige Überwachung von LIC und Serumferritin ist erforderlich, um eine Überchelierung zu vermeiden.
  • Zusätzlich zu den monatlichen Serumferritin-Bestimmungen sollte LIC alle drei Monate überwacht werden, wenn der Serumferritinspiegel <800 μl ist.

[Ref.]

Präparate im Handel

Filmtabletten 90 mg, 180 mg, 360 mg
Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen 125 mg, 250 mg, 500 mg (als Import)

CAVE: Filmtabletten zeigen eine höhere Bioverfügbarkeit als Tabletten zur Herstellung einer Suspension.
Bei der Umstellung von Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen auf Filmtabletten sollte die Dosis der Filmtabletten um 30% geringer sein.

Orale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke
Schulungsmaterial
Exjade® Filmtabletten 90 mgT1
180 mgT1
360 mgT1
Leitfaden für Patienten/Fachkreise, Checkliste für Fachkreise


T1: nur teilbar zur erleichterten Einnahme

Die Fachinformationen wurden am 22.03.2021 aufgerufen.

Anwendungshinweise:

  • Auf nüchternen Magen oder mit einer leichten Mahlzeit einnehmen.
  • Die Filmtabletten sollen im Ganzen mit etwas Wasser geschluckt werden.
  • Für Patienten, die Tabletten nicht im Ganzen schlucken können, können die Filmtabletten zerkleinert und die gesamte Dosis auf weiche Speisen gestreut, z.B. Joghurt oder Apfelmus (pürierte Äpfel), gegeben werden. Die Dosis sollte sofort und komplett eingenommen und nicht für eine spätere Verwendung aufbewahrt werden.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Transfusionsbedingte Eisenüberladung
  • Oral
    • Filmtablette
      • 2 Jahre bis 18 Jahre
        [1]
        • Initialdosis: 14 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 28 mg/kg/Tag. Initialdosis in Schritten von 3,5 - 7 mg/kg/Tag entsprechend des Serumferritin-Wertes titrieren.
          • Falls keine Reduktion der Eisenspiegel im Körper erforderlich ist und bei Patienten, die außerdem <7 ml/kg/Monat Erythrozytenkonzentrat erhalten:
            Initialdosis: 7 mg/kg/Tag in 1 Dosis
          • Falls eine Reduktion erhöhter Eisenspiegel im Körper erforderlich ist und bei Patienten, die außerdem >14 ml/kg/Monat Erythrozytenkonzentrat erhalten:
            Initialdosis: 21 mg/kg/Tag in 1 Dosis
          Bei Umstellung von Deferoxamin auf Deferasirox: 33 % der Deferoxamin-Dosis = Deferasirox-Dosis.
        • Bei Kindern im Alter zwischen 2 und 5 Jahren können höhere Dosen als bei Erwachsenen erforderlich sein (siehe Pharmakokinetik).

    • Tablette zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
      • 2 Jahre bis 18 Jahre
        [1]
        • Initialdosis: 20 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 40 mg/kg/Tag. Initialdosis in Schritten von 5 - 10 mg/kg/Tag entsprechend des Serumferritin-Wertes titrieren.
          • Falls keine Reduktion der Eisenspiegel im Körper erforderlich ist und bei Patienten, die außerdem <7 ml/kg/Monat Erythrozytenkonzentrat erhalten:
            Initialdosis: 10 mg/kg/Tag in 1 Dosis
          • Falls eine Reduktion erhöhter Eisenspiegel im Körper erforderlich ist und bei Patienten, die außerdem >14 ml/kg/Monat Erythrozytenkonzentrat erhalten:
            Initialdosis: 30 mg/kg/Tag in 1 Dosis
          Bei Umstellung von Deferoxamin auf Deferasirox: 50 % der Deferoxamin-Dosis = Deferasirox-Dosis.
        • Bei Kindern im Alter zwischen 2 und 5 Jahren können höhere Dosen als bei Erwachsenen erforderlich sein (siehe Pharmakokinetik).

Nicht-transfusionsabhängige Thalassämie-Syndrome
  • Oral
    • Filmtablette
      • 10 Jahre bis 18 Jahre
        [1]
        • 7 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 14 mg/kg/Tag. Dosisanpassung alle 3 - 6 Monate basierend auf der Lebereisenkonzentration (LIC) und dem Serumferritin-Wert: LIC ≥ 7 mg Fe/g Trockengewicht (TG) oder Serumferritin > 2000 μg/l: schrittweise Dosiserhöhung um 3,5 - 7 mg/kg/Tag,
          LIC < 7 mg Fe/g Trockengewicht oder Serumferritin ≤ 2000 μg/l: schrittweise Dosisreduktion um 3,5 - 7 mg/kg/Tag.
          • Therapie nur beginnen, wenn Anzeichen einer Eisenüberladung vorliegen (LIC ≥ 5 mg Fe/g TG oder dauerhaftes Serumferritin > 800 μg/l).
          • Therapie beenden, wenn ein zufriedenstellender Körpereisenspiegel erreicht wurde (LIC < 3 mg Fe/g TG oder dauerhaftes Serumferritin < 300 μg/l).
    • Tablette zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen
      • 10 Jahre bis 18 Jahre
        [1]
        • 10 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 20 mg/kg/Tag. Dosisanpassung alle 3 - 6 Monate basierend auf der Lebereisenkonzentration (LIC) und dem Serumferritin-Wert: LIC ≥ 7 mg Fe/g Trockengewicht (TG) oder Serumferritin > 2000 μg/l: schrittweise Dosiserhöhung um 5 - 10 mg/kg/Tag,
          LIC < 7 mg Fe/g Trockengewicht oder Serumferritin ≤ 2000 μg/l: schrittweise Dosisreduktion um 5 - 10 mg/kg/Tag.
          • Therapie nur beginnen, wenn Anzeichen einer Eisenüberladung vorliegen (LIC ≥ 5 mg Fe/g TG oder dauerhaftes Serumferritin > 800 μg/l).
          • Therapie beenden, wenn ein zufriedenstellender Körpereisenspiegel erreicht wurde (LIC < 3 mg Fe/g TG oder dauerhaftes Serumferritin < 300 μg/l).

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Anpassung bei Nierenfunktionsstörung wie angegeben:

GFR 50-80 ml/min/1.73 m2
Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR 30-50 ml/min/1.73 m2
Kontraindiziert.
GFR 10-30 ml/min/1.73 m2
Kontraindiziert.
GFR < 10 ml/min/1.73 m2
Kontraindiziert.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Diarrhö wird bei pädiatrischen Patienten im Alter von 2 bis 5 Jahren häufiger berichtet als bei älteren Patienten.
Eine renale Tubulopathie wurde hauptsächlich bei Kindern und Jugendlichen mit einer Beta-Thalassämie berichtet, die mit Deferasirox behandelt wurden.
Berichten nach der Markteinführung zufolge trat die Mehrzahl der Fälle von metabolischer Azidose bei Kindern im Zusammenhang mit einem Fanconi-Syndrom auf.
Akute Pankreatitis wurde insbesondere bei Kindern und Jugendlichen berichtet.
In zwei klinischen Studien wurden Wachstum und sexuelle Entwicklung von pädiatrischen Patienten, die bis zu 5 Jahre mit Deferasirox behandelt wurden, nicht beeinflusst.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • Angstzustände, Schlafstörungen
  • Kopfschmerz, Schwindel
  • Katarakt, Makulopathie
  • Taubheit
  • laryngeale Schmerzen
  • Diarrhö, Obstipation, Erbrechen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Blähungen, Dyspepsie, Gastrointestinale Blutungen, Magenulkus (einschließlich multipler Ulzera), Zwölffingerdarmgeschwür, Gastritis
  • erhöhte Transaminasen, Hepatitis, Cholelithiasis
  • Hautausschlag, Juckreiz, Pigmentierungsstörung
  • erhöhtes Serumkreatinin, Proteinurie, renal-tubuläre Störung (erworbenes Fanconi-Syndrom), Glukosurie
  • Fieber, Ödeme, Müdigkeit

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten (<0,1 %) oder mit unbekannter Häufigkeit beobachtet:

  • Panzytopenie, Thrombozytopenie, verschlimmerte Anämie, Neutropenie
  • anaphylaktische Reaktionen, Angioödem
  • metabolische Azidose
  • gastrointestinale Perforation, akute Pankreatitis
  • Leberversagen
  • Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS), Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme, toxische epidermale Nekrolyse (TEN)
  • akutes Nierenversagen, tubulointerstitielle Nephritis, Nephrolithiasis, renale tubuläre Nekrose

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Kombination mit anderen Eisenchelat-Therapien, da die Sicherheit solcher Kombinationen nicht belegt ist.
  • Patienten mit einer Kreatinin-Clearance <60 ml/min.

Die vollständige Auflistung aller Gegenanzeigen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Bei pädiatrischen Patienten mit nicht-transfusionsbedingten Thalassämiesyndromen darf die Dosis nicht über 10 mg/kg liegen. Bei diesen Patienten ist eine sorgfältige Kontrolle der Lebereisen-konzentration (LIC) und des Serum-Ferritins erforderlich, um einer starken Chelatbildung vorzubeugen. Neben den monatlichen Bestimmungen des Serum-Ferritins muss bei diesen Patienten alle 3 Monate die LIC kontrolliert werden, wenn das Serum-Ferritin ≤800 μg/l beträgt.

Die Tagesdosis sollte um 7 mg/kg (Filmtablette) oder 10 mg/kg (dispergierbare Tablette) reduziert werden, wenn bei zwei aufeinanderfolgenden Kontrolluntersuchungen folgende Nierenparameter bestimmt werden und es keine andere Erklärung gibt: Ein Serumkreatinin über dem altersentsprechenden ULN und/oder eine Kreatinin-Clearance < 90 ml/min.

Die Therapie ist zu unterbrechen, wenn diese nicht zu einem Serumkreatininwert ≤ 33 % über dem Mittelwert der Messungen vor der Behandlung und einer berechneten Kreatinin-Clearance > 90 ml/min führt.

Bei Kindern ist jährlich das Wachstum und die (sexuelle) Entwicklung zu kontrollieren. Bei Kindern zwischen 2-5 Jahren wurde häufiger Diarrhoe verzeichnet als bei älteren Patienten. Bei Patienten, die unter einem Flüssigkeitsverlust (wie Durchfall oder Erbrechen) leiden, insbesondere bei akut erkrankten Kindern, sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.

Die Erfahrung mit Kindern mit nicht-transfusionsbedingter Thalassämie ist beschränkt und eine sorgfältige Kontrolle erforderlich.

Fälle von schweren Formen der Nierentubulopathie (wie etwa das Fanconi-Syndrom) und Nierenversagen einhergehend mit Bewusstseinsveränderungen im Rahmen einer hyperammonämischen Enzephalopathie wurden hauptsächlich bei Kindern berichtet. Es wird empfohlen bei ungeklärten Veränderungen des mentalen Zustands, eine hyperammonämische Enzephalopathie in Betracht zu ziehen und die Ammoniakwerte zu bestimmen. [SmPC Exjade]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  •  Nierenfunktion:
    • Der Serumkreatininspiegel, die Kreatinin-Clearance und/oder die Plasma-Cystatin-C-Spiegel sollten vor Therapiebeginn, während des ersten Monats nach Beginn oder nach einer Änderung der Therapie mit Deferasirox wöchentlich und danach monatlich überprüft werden.
    • Patienten mit vorbestehenden Nierenschäden und Patienten, die Arzneimittel erhalten, die die Nierenfunktion beeinträchtigen, können ein erhöhtes Risiko für Komplikationen haben.
    • Eine Dosisreduktion oder eine Unterbrechung der Behandlung kann auch beim Auftreten von abnormen Werten der tubulären Marker und/oder soweit klinisch angezeigt in Erwägung gezogen werden:
      • Proteinurie (Untersuchungen sollten vor Therapiebeginn und danach monatlich durchgeführt werden)
      • Glukosurie bei nicht-diabetischen Patienten und erniedrigte Serumspiegel von Kalium, Phosphat, Magnesium oder Harnsäure, Phosphaturie, Aminoazidurie.
  • Leberfunktion:
    • Es wird empfohlen, Serumtransaminasen, Bilirubin und alkalische Phosphatase vor Behandlungsbeginn, alle 2 Wochen innerhalb des ersten Monats und danach monatlich zu überprüfen.
    • Deferasirox wird bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen nicht empfohlen (Child-Pugh-Klasse C).
  • Bei Patienten mit einer geringen Lebenserwartung (z.B. myelodysplastisches Syndrom der Hoch-Risikogruppe), insbesondere, wenn Begleiterkrankungen das Risiko von unerwünschten Ereignissen erhöhen könnten, kann der Nutzen von Deferasirox eingeschränkt und geringer sein als die Risiken.
  • Vorsicht ist geboten bei Patienten mit einer Thrombozytenzahl unter 50.000/mm³ (50×109/l).
  • Hörstörungen (vermindertes Hörvermögen) und Sehstörungen (Linsentrübungen) wurden berichtet. Ein Hörtest und eine augenärztliche Untersuchung (einschließlich Spiegelung des Augenhintergrunds) werden vor Einleitung der Behandlung und danach in regelmäßigen Abständen (alle 12 Monate) empfohlen.
  • Kardiale Dysfunktion ist eine bekannte Komplikation der schweren Eisenüberladung. Die kardiale Funktion sollte bei Patienten mit schwerer Eisenüberladung während einer Langzeitbehandlung mit Deferasirox überprüft werden.

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Deferasirox wird über UGT-Enzyme metabolisiert und kann CYP-Enzyme beeinflussen (Abschnitt in Fachinformation zu Biotransformation beachten).

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
andere Eisenchelatoren, z.B. Deferoxamin, Deferipron Die Sicherheit von Deferasirox in Kombination mit anderen Eisenchelatoren ist gemäß Fachinformation nicht belegt. Kombination kontraindiziert
UGT-Induktoren, z.B. Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin, Primidon, Rifampicin, Ritonavir Steigerung des Metabolismus von Deferasirox. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Deferasirox möglich. Das Serumferritin des Patienten sollte  während und nach der Kombination überprüft und die Dosis von Deferasirox bei Bedarf angepasst werden.
Ascorbinsäure, ascorbinsäurehaltige Arznei-/Lebens-/Nahrungsergänzungsmittel Verschlechterung der Herzfunktion durch hohe Vitamin-C-Dosen möglich. Patienten mit Herzinsuffizienz sollen kein zusätzliches Vitamin C erhalten. Ist die Behandlung notwendig, sollten Vorsichtsmaßnahmen, wie Überwachung der Herzfunktion, bedacht werden.
Busulfan  Die Busulfan-Plasmakonzentration kann deutlich erhöht sein. Falls möglich, soll die Pharmakokinetik einer Busulfan-Testdosis ermittelt werden, um eine Dosisanpassung zu ermöglichen. Die Dosis soll auch wieder angepasst werden, wenn Deferasirox abgesetzt wird.
aluminiumhaltige Antazida, z.B. Algeldrat, Magaldrat, Hydrotalcit Verminderte Wirksamkeit von Deferasirox nicht auszuschließen. Vorsichtshalber nicht zusammen mit Aluminiumsalzen einnehmen.
Anionenaustauscherharzen (Gallensäurebindern), z.B. Colestyramin Verminderte Absorption von Deferasirox und dadurch verminderte Bioverfügbarkeit. Zeitlich möglichst weit getrennt voneinander einnehmen.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ALLE ÜBRIGEN THERAPEUTISCHEN MITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Antidote

Flumazenil

Anexate®
V03AB25

Hydroxocobalamin - Antidot

Cyanokit®; Syn: Vitamin B12
V03AB33

Iodid - Hochdosis

Syn.: Jodid
V03AB21

Naloxon

Nyxoid®
V03AB15
V03AB14

Sugammadex

Bridion®
V03AB35
Eisen-Chelatbildner

Deferipron

Ferriprox®; Syn: DFP
V03AC02

Deferoxamin

Desferal®; Syn: DFO
V03AC01
Mittel zur Behandlung der Hyperkaliämie und Hyperphosphatämie

Calciumacetat

Calcet®, Renacet®
V03AE07

Eisen(III)oxidsaccharat - oral

Velphoro®; Syn.: Eisenoxidsaccharat, Eisenoxidsucrose, Ferrioxidsaccharat, Eisen(III)hydroxid-Sucrose-Komplex, Sucroferric Oxyhydroxide
V03AE05

Sevelamer

Renagel®, Renvela®
V03AE02
Entgiftungsmittel für die Behandlung mit Zytostatika

Folinsäure

Leucovorin®
V03AF03
V03AF01
Mittel zur Behandlung der Hypoglykämie

Diazoxid

Proglicem®
V03AH01

Referenzen

  1. Novartis Pharma BV, SPC Exjade (EU/1/06/356/001-003) 16-12-2016, www.ema.europa.eu
  2. Novartis, SmPC EXJADE® Filmtabletten (EU/1/06/356/011), 07/2020

Änderungsverzeichnis

  • 11 Februar 2022 10:22: Spezifizierung des Zulassungsstatus
  • 29 Oktober 2021 14:57: Blaue Hand (Schulungsmaterial) hinzugefügt
  • 30 Juni 2021 13:18: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung

  • Symptome:
    • Frühe Anzeichen einer akuten Überdosierung sind gastrointestinale Symptome wie Bauchschmerzen, Diarrhö, Übelkeit und Erbrechen.
    • Es wurden Leber- und Nierenfunktionsstörungen berichtet, einschließlich Fälle von erhöhten Leberenzym- und Kreatininwerten, die sich nach Behandlungsabbruch wieder normalisierten.
    • Eine fälschlicherweise verabreichte Einzeldosis von 90 mg/kg führte zum Fanconi-Syndrom, das sich nach der Behandlung auflöste.
  • Therapie:
    • Es gibt kein spezifisches Antidot zu Deferasirox.
    • Für die Behandlung einer Überdosierung sind Standardmaßnahmen und, soweit medizinisch sinnvoll, eine symptomatische Behandlung angezeigt.

[Ref.]