Glucagon

Wirkstoff
Glucagon
Handelsname
Baqsimi®, GlucaGen®, Ogluo; Syn: Glukagon
ATC-Code
H04AA01

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Glucagon fördert die Glykogenolyse in der Leber, was zu einer Erhöhung der Blutglucosekonzentration führt. Zudem wird die Motilität des Gastrointestinaltraktes gehemmt.

Pharmakokinetik bei Kindern

Folgende Parameter wurden bei Probanden mit Diabetes mellitus Typ 1 nach subkutaner Injektion von Glucagon beobachtet [SmPC Ogluo]:

Alter 2 - <6 Jahren 6 - <12 Jahren 12 - <18 Jahren
Dosis 0,5 mg 0,5 mg 1 mg
Cmax (Mittelwert) 2.300 pg/mL 1.600 pg/mL 1.900 pg/mL
Tmax (Mittelwert) 41 min 34 min 51 min 
AUC0-180 min 138.900 pg/mL*min 104.700 pg/mL*min 134.300 pg/mL*min

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Diabetes, schwere Hypoglykämie
    • subkutan
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • intramuskulär
      • ≥0 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
    • nasal
      • ≥1 Jahr bis <18 Jahre: zugelassen
  • Diagnostikum: Bestimmung des C-Peptids (Insulinersatz)
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
  • Diagnostikum: Bestimmung des Hyperinsulinismus
    • intramuskulär
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
  • Diagnostikum: Bestimmung der GH/ACTH-Reserve
    • subkutan
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Subkutan oder intramuskulär zur Behandlung schwerer hypoglykämischer Reaktionen, die bei der Insulintherapie von Kindern und Erwachsenen mit Diabetes mellitus auftreten können.

Kinder und Jugendliche (<18 Jahre alt):
Injizieren Sie 0,5 mg (Kinder unter 25 kg oder jünger als 6 – 8 Jahre) oder 1 mg (Kinder über 25 kg oder älter als 6 – 8 Jahre).

weitere zugelassene Indikation:

Motilitätshemmung bei Untersuchungen des Gastrointestinaltraktes

  • nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation

[Ref.]

Nasal zur Behandlung von schwerer Hypoglykämie bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 1 Jahr mit
Diabetes mellitus.

Erwachsene, Jugendliche und Kinder ab 1 Jahr:
Die empfohlene Dosis beträgt 3 mg Glucagon, in ein Nasenloch verabreicht.

[Ref.]

Präparate im Handel

Nasenpulver 3 mg
Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung 1 mg/mL
Injektionslösung in einem Fertigpen 0,5 mg, 1 mg
Injektionslösung in einer Fertigspritze 0,5 mg, 1 mg

Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Glucagon in Reinform, sowie in Form von Glucagonhydrochlorid. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration in diesem Abschnitt ist jeweils auf Glucagon bezogen.

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Glucagon)
Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Schulungsmaterial
Altersangabe
Baqsimi® Nasenpulver 3 mg/Behältnis bzw. Hub nasal k.A. Glucagon wird durch die nasale Mucosa passiv resorbiert.
Es ist nicht notwendig, nach der Dosisabgabe zu inhalieren oder tief einzuatmen.
Blaue Hand ab 1 Jahr
GlucaGen® / GlucaGen® HypoKit Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung 1 mg/mL (nach Rekonstitution) intravenös, subkutan, intramuskulär natriumfrei Lactose-Monohydrat (107 mg/mL) Rekonstitution gemäß Fachinformation. Je nach Indikation kann Glucagon i.v. , s.c. oder i.m. appliziert werden. - Kinder
Ogluo Injektionslösung im Fertigpen / in einer Fertigspritze 0,5 mg
1 mg 
subkutan k.A. - Subkutane Injektion in den Unterbauch, Außenseite des Oberschenkels/-arms. Notärztliche Hilfe nach Verabreichung hinzuziehen. - ab 2 Jahren

 k.A.: keine Angabe, „natriumfrei“: weniger als 1 mmol Natrium (23 mg) pro Einheit


Die Fachinformationen wurden am 23.10.2025 aufgerufen.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Hinweis

Bei schwerer Hypoglykämie:
- Bei unbekannter Ursache der Hypoglykämie sollte Glukose verabreicht werden.
- Falls 10 Minuten nach der Glucagon Verabreichung keine Wirkung eintritt, sollte die Dosis wiederholt oder Glukose intravenös gegeben werden.
- Falls eine ausreichende Wirksamkeit erzielt worden ist, sollten orale Kohlenhydrate gegeben werden, um die Glykogenspeicher der Leber wieder aufzufüllen und ein erneutes Auftreten der Hypoglykämie zu verhindern.


Dosierungsempfehlungen

Gehe zu:

Diabetes, schwere Hypoglykämie
  • Subkutan
  • Intramuskulär
  • Nasal
    • ≥ 1 Jahr
      [4]
      • In ein Nasenloch: 3 mg/Dosis, einmalig.
Diagnostikum: Bestimmung des C-Peptids (Insulinersatz)
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • 15 microg./kg/Dosis, einmalig. Maximale Einzeldosis: 1 mg/Dosis.
      • off-label

Diagnostikum: Bestimmung des Hyperinsulinismus
  • Intramuskulär
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • 0,1 mg/kg/Dosis, einmalig. Maximale Einzeldosis: 1 mg/Dosis.
      • off-label

Diagnostikum: Bestimmung der GH/ACTH-Reserve
  • Subkutan
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [3]
      • 0,1 mg/kg/Dosis, einmalig. Maximale Einzeldosis: 1 mg/Dosis.
      • Alternative Verabreichung: Intramuskulär
        off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Parenterale Anwendung

Therapeutische Indikation:

Sehr häufig (>10 %): Übelkeit

Häufig (1-10 %): Hyperglykämie, Erbrechen, Kopfschmerzen

[SmPC Ogluo]

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Parenterale Anwendung

Therapeutische Indikation:

Häufig (1-10 %): Übelkeit

Gelegentlich (0,1-1 %): Erbrechen

Selten (0,01-0,1 %): Bauchschmerzen

Sehr selten (<0,01 %): Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich anaphylaktischer Reaktion/Schock

Zusätzlich bei diagnostischer Indikation:

Gelegentlich (0,1-1 %): Hypoglykämie

Sehr selten (<0,01 %): hypoglykämisches Koma, Tachykardie, Hypotonie, Hypertonie

Nasale Anwendung

Sehr häufig (>10 %): Kopfschmerz, erhöhter Tränenfluss, Reizung der oberen Atemwege, Erbrechen, Nausea

Häufig (1-10 %): Dysgeusie (Geschmacksstörung), okuläre Hyperämie, Pruritus der Augen, Pruritus, erhöhter systolischer Blutdruck, erhöhter diastolischer Blutdruck

Gelegentlich (0,1-1 %): erhöhte Herzfrequenz

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Phäochromozytom

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Indometacin Verminderte blutzuckersteigernde Wirkung von Glucagon möglich. Erhöhtes Risiko für Hypoglykämien. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirksamkeit von Glucagon.
Vitamin-K-Antagonisten, z.B. Phenprocoumon Steigerung der antikoagulativen Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten möglich. Erhöhtes Blutungsrisiko. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Blutungen.
Insulin Entgegengesetzte pharmakologische Wirkung. Erhöhtes Risiko für Blutzuckerentgleisungen. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis anpassen und Monitoring auf hyper- oder hypoglykämische Nebenwirkungen der Interaktionspartner.

GLYKOGENOLYTISCHE HORMONE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Referenzen

  1. Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen [Arzneimittel-Formularium für Kinder], 2007
  2. Novo Nordisk BV, SmPC Glucagen (RVG 02011) 22-12-2022, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  3. Noordam C et al, Werkboek Kinderendocrinologie [Arbeitsbuch für pädiatrische Endokrinologie], digitale Veröffentlichung auf www.nvk.nl, 2010
  4. Eli Lilly Nederland B.V., SmPC Baqsimi® 3 mg Nasenpulver (EU/1/19/1406/001) Rev 6, 15/09/2025, www.ema.europa.eu
  5. Tetris Pharma B.V, SmPC Ogluo (EU/1/20/1523/001; EU/1/20/1523/005) , 07-10-2024, Rev 6
  6. Novo Nordisk Pharma GmbH, SmPC GlucaGen® / GlucaGen® HypoKit (21794.00.00), 05/2021
  7. Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V. (DDG), S3-Leitlinie "Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter" (Registernummer 057 - 016), AWMF, Stand: 23.10.2015 (in Überarbeitung), gültig bis 22.10.2020
  8. Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V. (DDG), S3-Leitlinie "Therapie des Typ-1-Diabetes" (Registernummer 057 - 013), AWMF, Stand: 28.03.2018 , gültig bis 27.03.2023
  9. Deutsche Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie e.V. (DGKED), S1-Leitlinie "Diagnostik und Therapie des Kongenitalen Hyperinsulinismus (KHI)" (Registernummer 174 - 012), AWMF, Stand: 02.01.2020 , gültig bis 01.01.2025

Änderungsverzeichnis

  • 24 Oktober 2025 10:28: Absenkung der Altersangabe in der nasalen Dosis (neu: ab 1 Jahr, zuvor: ab 4 Jahren) gemäß SmPC Baqsimi
  • 31 Oktober 2024 10:29: Ergänzung von Nebenwirkungen bei Kindern gemäß Fachinformation
  • 11 Januar 2024 12:56: Neue Darreichungsform (Ogluo Injektionslösung im Fertigpen/in der Fertigspritze) hinzugefügt
  • 11 Juli 2023 10:22: PK Daten gemäß SmPC hinzugefügt

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung