Thiopental

Wirkstoff
Thiopental
Handelsname
Pentothal®
ATC-Code
N01AF03

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Thiopental ist ein Barbiturat und Allgemeinanästhetikum. Es hat krampflösende, aber keine schmerzstillenden Eigenschaften. 
Bei erhöhtem Hirndruck senkt Thiopental diesen nach einmaliger Gabe länger als 10 Minuten. Auch der Augeninnendruck wird herabgesetzt. Eine zerebrale Hyperaktivität, wie in Konvulsionen fassbar oder auch nur im EEG zu beobachten, wird durch Thiopental unterdrückt.

Pharmakokinetik bei Kindern

Schnelle Verteilung. Nur zur Kurzzeitbehandlung auf der Intensivstation. Die langsame Elimination wird mit zunehmender Behandlungsdauer relevant.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Anästhesie: Einleitung
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
  • Status epilepticus
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös
• zur Kurznarkose ohne Intubation (kurzzeitige Betäubung während einer Operation ohne Vorbereitungen für eine künstliche Beatmung).
• zur Einleitung einer Allgemeinanästhesie mit oder ohne Intubation (Einleitung einer längeren Betäubung für Operationen mit oder ohne Vorbereitungen für eine künstliche Beatmung).

Kinder und Jugendliche

Aufgrund des höheren Herzzeitvolumens und der raschen Umverteilung des Wirkstoffs ist bei Kleinkindern in der Regel eine höhere Dosierung von Thiopental erforderlich. Die empfohlene Dosis beträgt für Neugeborene (0 – 27 Tage) 3 – 4 mg/kg und für Säuglinge bzw. Kleinkinder (28 Tage – 23 Monate) 5 – 8 mg/kg. Kinder ab 2 Jahren und bis zum Alter von 18 Jahren benötigen in der Regel eine höhere Dosis pro Kilogramm Körpergewicht als Erwachsene.

[Ref.]

Präparate im Handel

Trockensubstanz ohne Lösungsmittel 500 mg, 1000 mg

Allgemein

Die im Handel befindlichen Präparate enthalten Thiopental in Form von Thiopental-Natrium. Die Angabe der Wirkstoffkonzentration in diesem Abschnitt ist jeweils auf Thiopental-Natrium bezogen.

Parenterale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke als Thiopental-Natrium Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe
THIOPENTAL PANPHARMA Trockensubstanz ohne Lösungsmittel 500 mg intravenös Jede Durchstechflasche enthält 53 mg Natrium. -
THIOPENTAL PANPHARMA Trockensubstanz ohne Lösungsmittel 1000 mg intravenös Jede Durchstechflasche enthält 106 mg Natrium -


Die Fachinformationen wurden am 08.12.2021 aufgerufen.
Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse Generika im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Anästhesie: Einleitung
  • Intravenös
    • Neugeborene
      [5]
      • Initialdosis: 3 - 4 mg/kg/Dosis, Bolus. Dosis je nach Wirkung titrieren.
      • Die Wirkung von Thiopental bei Kindern ist variabel und individuell. Jüngere Patienten benötigen in der Regel eine höhere Dosis pro kgKG als ältere Patienten.

    • 1 Monat bis 2 Jahre
      [5]
      • Initialdosis: 5 - 8 mg/kg/Dosis, Bolus. Dosis je nach Wirkung titrieren.
      • Die Wirkung von Thiopental bei Kindern ist variabel und individuell. Jüngere Patienten benötigen in der Regel eine höhere Dosis pro kgKG als ältere Patienten.

    • 2 Jahre bis 18 Jahre
      [4] [5]
      • Initialdosis: 2 - 8 mg/kg/Dosis, Bolus. Dosis je nach Wirkung titrieren.
      • Die Wirkung von Thiopental bei Kindern ist variabel und individuell. Jüngere Patienten benötigen in der Regel eine höhere Dosis pro kgKG als ältere Patienten.

Status epilepticus
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [2] [3]
      • Initialdosis: 5 mg/kg/Dosis, Bolus.
      • Erhaltungsdosis: 5 mg/kg/Stunde, Dauerinfusion. Max: 10 mg/kg/Stunde.
        • Initialdosis: Vorzugsweise unter EEG-Monitoring verabreichen. Initialdosis alle 20 Minuten wiederholen, bis Burst-Suppression von 30 s erreicht ist oder die epileptiforme Aktivität abgeklungen ist.
        • Erhaltungsdosis: Dosierung bei Bedarf schrittweise um 1-2 mg/kg/h auf max. 10 mg/kg/h erhöhen.
        • Ausschleichen: Nachdem der Status kontrolliert ist (klinisch und im EEG), Thiopental schrittweise über 12-24 h ausschleichen (z.B. 25 % des Ausgangswertes alle 6 h).
        • Rezidiv: Initialdosis wiederholen und zur vorhergegangenen Infusionsrate über 24-72 h zurückkehren.

        off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.

GFR <10 ml/min/1.73m2: Eine allgemeine Empfehlung zur Dosisanpassung kann nicht gegeben werden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Verminderte Atemfunktion und Herzleistung. Hautreaktionen durch Histaminfreisetzung. Gewebsnekrose bei Paravasation.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Sehr häufig (>10 %): Traumerfahrungen, z.T. unangenehmer Natur, psychische Reaktionen in Form euphorischer Stimmungslagen

Häufig (1-10 %): durch Histamin-Freisetzung bedingte allergische und pseudoallergische Reaktionen wie Broncho- und Laryngospasmus sowie erythematöse und ödematöse Hautveränderungen, Hypotonie und Tachykardie, Hypoventilation mit kurzdauernder Apnoe bei kurzen Atempausen, Singultus (abhängig von der verabreichten Arzneimenge, sowohl bei Spontanatmung als auch unter Maskenbeatmung), unwillkürliche Bewegungen und Muskelzittern

Sehr selten (<0,01 %): schwere allergische Reaktionen wie anaphylaktischer Schock und allergisch bedingte hämolytische Anämie mit begleitender Nierenschädigung

Häufigkeit nicht bekannt: anaphylaktische Reaktion, Husten und Niesen (wurde beobachtet), Thiopental hat einen dosisabhängigen depressiven Effekt auf das Atemzentrum, Übelkeit und Erbrechen, Niereninsuffizienz, Polyurie (bei hoher Dosierung), in Abhängigkeit von Venengröße und Injektionsort Venenschmerzen nach intravenöser Injektion; Thrombosen, Phlebitis, Hypokaliämie, Hyperkaliämie

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Absolute Kontraindikation: Porphyrie

Kontraindikationen allgemein

  • akute Vergiftungen mit Alkohol, Schlafmitteln, Schmerzmitteln und Psychopharmaka
  • akute hepatische Porphyrie, maligne Hypertonie
  • Schock
  • Status asthmaticus

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Cave: Blutdruckabfall, Beeinträchtigung des Immunsystems, Fieber, bei Langzeitanwendung: Leberfunktionsstörungen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
akute Vergiftungen mit Alkohol, Schlafmitteln, Schmerzmitteln und Psychopharmaka Additive zentraldämpfende Wirkung. Erhöhtes Risiko einer verstärkten/verlängerten Atemdepression und Sedation. Kombination kontraindiziert.
Zentraldämpfende Stoffe Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, vorsichtige Dosistitration, ggf. Dosis eines oder beider Arzneimittel verringern und Monitoring auf zentraldämpfende Nebenwirkungen. Ethanolfreie Arzneimittel als Alternative erwägen.
Methotrexat Verstärkte Methotrexat-Toxizität durch Verdrängung aus Plasmaalbuminbindung oder verringerte Wirksamkeit von Methotrexat durch Enzyminduktion möglich.  Kombination vermeiden. Monitoring auf verminderte Wirksamkeit oder verstärkte Toxizität von Methotrexat, ggf. Dosisanpassung. 
CYP-Substrate Steigerung des Metabolismus der Interaktionspartner durch Induktion von Leberenzymen. Erniedrigte Serumkonzentration und verringerte Wirkung der Interaktionspartner möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirkung der Interaktionspartner.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ALLGEMEINANÄSTHETIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Halogenierte Kohlenwasserstoffe

Desfluran

Suprane
N01AB07
Opioidanästhetika

Alfentanil

Rapifen®
N01AH02
N01AH01

Remifentanil

Ultiva®
N01AH06

Sufentanil

Sufenta®
N01AH03
Andere Allgemeinanästhetika

Esketamin

Ketanest® S, Syn: S-Ketamin
N01AX14

Natriumoxybat - intravenös

Somsanit®; Syn: 4-Hydroxybutansäure, γ-Hydroxybuttersäure, GHB, Gamma-Hydroxybuttersäure
N01AX11

Propofol

Disoprivan®
N01AX10

Referenzen

  1. Rademaker C.M.A. et al, Geneesmiddelen-Formularium voor Kinderen [Arzneimittelformularium für Kinder], 2007
  2. Werkgroep Richtlijnen Epilepsie [Arbeitsgruppe Leitlinie Epilepsie], Epilepsie. Richtlijnen voor diagnostiek en behandeling [Epilepsie. Leitlinien für Diagnostik und Behandlung], Nederlandse Vereniging voor Neurologie en de Nederlandse Liga tegen Epilepsie [Niederländische Vereinigung für Neurologie und Niederländische Epilepsie-Liga], überarbeitete, 2. Version, Januar 2006
  3. Waardenburg van DA, et al, Richtlijn status epilepticus kinderen ouder dan één maand. [Leitlinie Status epilepticus bei Kindern älter als 1 Monat.], Nederlandse Vereniging voor Kindergeneeskunde [Niederländische Gesellschaft für Pädiatrie], August 2005
  4. Hospira Benelex BVBA, SmPC Pentothal (RVG 11772), 05/17, accessed 19/01/2022
  5. Panpharma GMBH, SmPC Thiopental Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung (43552.00.00) , Jan 2020

Änderungsverzeichnis

  • 24 Mai 2022 12:08: Dosierung für Neugeborene und Kleinkinder hinzugefügt (SmPC basiert)
  • 16 Januar 2022 12:48: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung