Hydroxychloroquin

Wirkstoff
Hydroxychloroquin
Handelsname
Plaquenil®, Quensyl®
ATC-Code
P01BA02

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Hydroxychloroquin gehört zur Gruppe der 4-Aminochinolinen und wird als Antirheumatikum und Antiprotozoikum eingesetzt.
Als Antimalariamittel wirkt es u.a. über die Bindung von 4-Aminochinolinen an Porphyrin, die zur Zerstörung bzw. Hemmung von Schizonten nicht resistenter Plasmodien in den Erythrozyten führt sowie die Entwicklung von Gametozyten stört.
Die antirheumatische Wirkung könnte über eine immunsuppressive Wirkung, z. B. durch Hemmung von Komplement- und Antigen-Antikörper-Reaktion, zustande kommen. Außerdem ist die Wirkung beim systemischen Lupus erythematodes belegt. Mögliche pharmakologische Wirkungen, die an der therapeutischen Wirkung beteiligt sein könnten, sind die Wechselwirkung mit Sulfhydrylgruppen, die Beeinträchtigung der Enzymaktivität (einschließlich Phospholipase, NADH- Cytochrom- c- Reduktase, Cholinesterase, Proteasen und Hydrolasen), die DNA-Bindung, die Stabilisierung der lysosomalen Membranen, die Hemmung der Prostaglandinbildung, die Hemmung der polymorphonuklearen Zellchemotaxis und der Phagozytose, die mögliche Beeinflussung der Interleukin-1-Produktion von Monozyten und die Hemmung der neutrophilen Superoxidfreisetzung. 

Pharmakokinetik bei Kindern

Es sind keine spezifischen Informationen für Kinder vorhanden.

Erwachsene:
BV:
ca. 74 % [Ref.]
Tmax:
: nach 4 h [Ref.]
Plasmaproteinbindung: 50 % [Ref.]
T1/2: ca. 50 d (Gesamtblut), 35 d (Plasma) [Ref.]
Hauptmetabolit
:Desethylhydroxychloroquin [Ref.]

Hydroxychloroquin akkumuliert in Blutzellen und anderen Organen. In Herz, Lunge, Nieren und Leber wird mehr als das 10-Fache, in parenchymatösen Zellen das 100- bis 500-Fache, in pigmentierten Zellen bis zum 1.000-Fachen der Plasmakonzentration gefunden. [Ref.]

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Juvenile Idiopathische Arthritis (JIA) und Systemische Lupus Erythematodes (SLE)
    • oral
      • ≥1 Monat bis <6 Jahre: off-label
      • ≥6 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

  • Prophylaxe Malaria
    • oral
      • ≥1 Monat bis <6 Jahre: off-label
      • ≥6 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen
  • Behandlung unkomplizierte Malaria
    • oral
      • ≥1 Monat bis <6 Jahre: off-label
      • ≥6 Jahre bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Alle Dosisangaben beziehen sich auf die Menge an Hydroxychloroquinsulfat und nicht auf die Menge an Hydroxychloroquinbase. Die Dosierung sollte nach Kilogramm Körpergewicht gewählt werden, wobei bei Übergewicht nicht das aktuelle, sondern das Idealgewicht zugrunde zu legen ist. [Ref.]

10 mg/kg bei Kindern entsprechen 800 mg bei Erwachsenen und 5 mg/kg bei Kindern sind vergleichbar mit 400 mg bei Erwachsenen. Die 200-mg-Tablette ist nicht für Kinder unter 6 Jahren (< 35 kg) geeignet. [Ref.]

Oral bei Juvenile idiopathische Arthritis (in Kombination mit anderen Therapien) und Systemischem Lupus erythematodes

Kinder ab 6 Jahre (≥ 35 kg):
5 – 6,5 mg/kg Körpergewicht oder 400 mg täglich, in jedem Fall die geringere Menge. Generell sollte die niedrigste noch effektive Dosis gefunden werden. Eine Dosis von 6,5 mg/kg/Tag, bezogen auf das Körpergewicht (bzw. das Idealgewicht bei Übergewicht), sollte grundsätzlich nicht überschritten werden.

[Ref.]

Da sich die Fachinformationen hinsichtlich der Therapieangaben unterscheiden, handelt es sich im Folgenden um eine Zusammenfassung der referenzierten Fachinformationen:

Oral zur Malariaprophylaxe

Kinder ab 6 Jahre (≥ 35 kg):
6,5 mg/kg Körpergewicht einmal pro Woche, jeweils am gleichen Wochentag. Die Einzeldosis soll jedoch nicht über 400 mg liegen, unabhängig vom Körpergewicht.
Prophylaxe 1-2 Wochen vor Reiseantritt in das Malariagebiet beginnen und noch 4-8 Wochen nach Verlassen des Malariagebietes fortsetzen. [Ref.]

Ist dies nicht möglich, kann folgende Dosierung empfohlen werden:
Kinder ab 6 Jahre (≥ 35 kg):
Bei Reiseantritt an 2 aufeinanderfolgenden Tagen je 6,5 mg/kg Körpergewicht, danach 6,5 mg/kg Körpergewicht einmal pro Woche (gleicher Wochentag!). Einzeldosis nicht über 400 mg. [Ref.]

Oral zur Therapie unkomplizierter Malaria, verursacht durch Plasmodium vivax, P. malariae, P. ovale und Chloroquin-empfindlichem P. falciparum.

Kinder ab 6 Jahre (≥ 35 kg):
Eine Gesamtdosis von max. 2 g wird verteilt über 3 aufeinanderfolgenden Tagen wie folgt eingenommen:
1. Dosis: 10 - 13 mg/kg, max. 800 mg
2. Dosis: 5 - 6,5 mg/kg, max. 400 mg, 6 h nach der 1. Dosis
3. Dosis: 5 - 6,5 mg/kg, max. 400 mg, 24 h nach der 1. Dosis bzw. 18 h nach der 2. Dosis
4. Dosis: 5 - 6,5 mg/kg, max. 400 mg, 48 h nach der 1. Dosis bzw. 24 h nach der 3. Dosis

[Ref.]

Präparate im Handel

Filmtabletten 200 mg

Allgemein

Im Handel befinden sich ausschließlich Filmtabletten mit 200 mg Hydroxychloroquinsulfat.

Präparate im Handel:

Präparat Darreichungsform Stärke (Hydroxychloroquinsulfat)
Problematische Hilfsstoffe Altersangabe
Quensyl® Filmtabletten 200 mgM,T0
Lactose ab 6 Jahre (≥35 kg)
HYDROXYCHLOROQUIN-ratiopharm Filmtabletten 200 mgM,T0 - ab 6 Jahre (≥35 kg)
HYDROXYCHLOROQUIN- Aristo® Filmtabletten 200 mgT0 - ab 6 Jahre (≥35 kg)
PLAQUENIL (Import) Filmtabletten 200 mgT0 Lactose ab 6 Jahre (≥35 kg)


M: mörserbar, T0: nicht teilbar

Anwendungshinweis:
Die Filmtabletten sollten unzerkaut zu oder nach einer Mahlzeit oder mit genügend Flüssigkeit oder mit einem Glas Milch eingenommen werden.[Ref.]

Rezepturhinweise

Umrechnungsfaktor: 200 mg Hydroxychloroquinsulfat ≙ 155 mg Hydroxychloroquin (Base)

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Juvenile Idiopathische Arthritis (JIA) und Systemischer Lupus Erythematodes (SLE)
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [2] [3] [4] [5]
      • Hydroxychloroquinsulfat: 5 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 400 mg/Tag.
      • In Einzelfällen kann eine Erhöhung der Dosis bis maximal 6,5 mg/kg/Tag nötig sein, jedoch nur auf Anordnung eines Kinderrheumatologen/-Immunologen und nach Abwägung des Risikos einer Retinopathie bei erhöhten (kumulativen) Dosen von Hydroxychloroquin gegen die möglicherweise unzureichende Wirksamkeit einer niedrigeren Dosis.

        <6 Jahre, <35 kg: off-label

Prophylaxe Malaria
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • Hydroxychloroquinsulfat: 6,5 mg/kg/Dosis 1 x pro Woche. Maximale Einzeldosis: 400 mg/Dosis.
      • Behandlungsdauer:

        Die Prophylaxe muss eine Woche vor Ankunft im Malariagebiet beginnen und mindestens vier und bis zu acht Wochen nach Abreise aus diesem Gebiet fortgesetzt werden.

      • <6 Jahre, <35 kg: off-label

Behandlung unkomplizierte Malaria
  • Oral
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [1]
      • Hydroxychloroquinsulfat:
        Eine Gesamtdosis von maximal 2.000 mg wird über 3 Tage folgendermaßen verabreicht:
        1. Dosis: 13 mg/kg, einmalig max. 800 mg
        2. Dosis: 6,5 mg/kg, max. 400 mg/Dosis 6 h nach der 1. Dosis
        3. Dosis: 6,5 mg/kg, max. 400 mg/Dosis 18 h nach der 2. Dosis
        4. Dosis: 6,5 mg/kg, max. 400 mg/Dosis 24 h nach der 3. Dosis
        <6 Jahre, <35 kg: off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Vorsicht bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen. Dosisanpassungen können erforderlich sein.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Gastrointestinale Beschwerden, Hautanomalien, Haarausfall, Myopathie, Schwindel, Tinnitus, irreversible Retinopathie [American college of Rheumatology (ACR)], Hypoglykämie.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Die meisten der beobachteten UAW sind dosisabhängig. Sie treten vor allem bei Plasmakonzentrationen über 250 μg/l auf.

Folgende UAW wurden sehr häufig, häufig oder gelegentlich beobachtet (≥0,1 %):

  • verminderter Appetit, Anorexie
  • Affektlabilität, Schlafstörungen, Schläfrigkeit, Unruhe, Verwirrtheitszustände, Parästhesien
  • Kopfschmerzen, Benommenheit/Schwindel
  • Vertigo, Tinnitus
  • Auslösung oder Verstärkung eines Leberschadens (veränderte Leberenzym- und Bilirubinwerte)
  • Hautausschläge, Juckreiz, Pigmentierungsstörungen an Haut, Schleimhäuten und Haaren (dunkle Verfärbung der lichtexponierten Haut, Verfärbung der Mundschleimhaut, Ausbleichen oder Ergrauen der Haare), Alopezie*
  • Verschwommensehen durch Störung der Akkommodation*, Retinopathien**** mit veränderter Pigmentation und Skotomen (Frühform*, Fortgeschrittene Form**), Korneale Veränderungen*, einschließlich Ödemen und Hornhauttrübungen
  • Bauchschmerzen, Übelkeit, Blähungen, Diarrhöen mit Gewichtsverlust, Erbrechen*

Folgende schwerwiegende UAW wurden zudem selten, sehr selten oder mit nicht bekannter Häufigkeit beobachtet (<0,1 %):

  • Knochenmarkdepression, Anämie, Thrombozytopenie, Leukopenie, Agranulozytose, Panzytopenie sowie aplastische Anämie
  • Angioödem
  • Angioödem

  • Bronchospasmus

  • Hypoglykämie

  • Psychosen, suizidales Verhalten

  • Epileptische Anfälle, extrapyramidale Störungen

  • Makulopathien und Makuladegenerationen**
  • Taubheit**
  • Verlängerung des QT-Intervalls, Arrhythmien (Torsade de pointes, ventrikuläre Tachykardie)
  • EKG-Veränderungen (wie Depression der T-Welle im EKG)*
  • blasige Hautausschläge (Erythema multiforme, toxischer epidermaler Nekrolyse, Stevens-Johnson-Syndrom und exfoliativer Dermatitis, Arzneimittelwirkung mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS), Photosensibilisierung sowie akute generalisierte exanthematöse Pustulose)
  • Exazerbation einer Porphyria cutanea tarda mit Porphyrinurie, Exazerbation einer Psoriasis
  • Myopathien*
  • Fulminantes Leberversagen

*reversibel nach Therapieabbruch
**Risiko für Progredienz auch nach Therapieabbruch
***bei Chloroquin beobachtet: Methämoglobinämie, Eosinophilie, auch mit eosinophilen Infiltraten im Gewebe (hauptsächlich der Lunge), Herz-Kreislauf-Reaktionen (z.B. Blutdruckabfall), reversible Phospholipidose (gesteigerte Akkumulation intrazellulärer Phospholipide) einschließlich Nierenphospholipidose
****Das Risiko von Retinopathien ist weitgehend dosisabhängig. Es ist als gering einzuschätzen bei Tagesdosen 6,5 mg/kg KG Idealgewicht.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Retinopathie oder Makulopathie
  • Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel (hämolytische Anämie, Favismus)
  • Myasthenia gravis
  • In der Schwangerschaft, außer zur Infektionsprophylaxe und zur Therapie der Malaria unter Nutzen-Risiko-Abwägung angewendet werden, da die Malariainfektion selbst Schäden beim Fötus verursacht.
  • Psoriasis
  • Neurogene Hörschädigung
  • Erkrankungen des hämatopoetischen Systems

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

[Ref.]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Vor allem Kleinkinder reagieren empfindlich auf 4-Aminochinolinderivate und bereits sehr geringe Dosen können zu schweren Vergiftungen (wie tödlich verlaufender Atem- und Kreislaufinsuffizienz) führen.

Hydroxychloroquin kann zu einer Verlängerung des QT-Intervalls führen. Das Ausmaß der QT-Zeit-Verlängerung kann mit zunehmender Hydroxychloroquin Konzentration steigen. Vor Behandlungsbeginn sollte ein EKG durchgeführt werden. Vorsicht bei angeborener oder anamnestischer QT-Verlängerung und/oder bekannten Risikofaktoren für eine QT-Verlängerung.

Bei Anwendung bei JIA: Die Wirkung tritt erst nach einigen Wochen bis Monaten ein. Im Falle schwerer Nebenwirkungen muss die Behandlung abgesetzt werden.

Dosierungen über 5 mg/kg tatsächliches Körpergewicht haben ein höheres Risiko für eine Retinopathie, besonders wenn sie länger als 5 Jahre angewendet werden. Das Risiko ist auch bei Niereninsuffizienz stark erhöht (eGRF <60 ml/min), deshalb sollte die Dosis angepasst werden. Eine Überwachung der Plasmakonzentration (Talspiegel) ist indiziert.

Obwohl es keine Hinweise auf Retinopathien bei Kindern gibt, wird eine augenärztliche Untersuchung bei Kindern vor Beginn der Behandlung und danach jährlich empfohlen. Die Behandlung mit Hydroxychloroquin sollte bei ersten Anzeichen von Netzhautanomalien oder neu auftretenden Störungen des Sehvermögens (einschließlich des Farbsehens) sofort abgebrochen werden.

Netzhautanomalien können auch nach Beendigung der Behandlung Progression zeigen. [Ref.]

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

  • Beachte: Risikoinformation des BfArM vom 27.11.2020: Risiko suizidalen Verhaltens und psychiatrischer Störungen. Patienten, die chloroquin- oder hydroxychloroquinhaltige Arzneimittel einnehmen, sollten sofort einen Arzt aufsuchen, wenn sie psychische Gesundheitsprobleme (zum Beispiel irrationale Gedanken, Angst, Halluzinationen, Verwirrtheit oder Depressionen, einschließlich Selbstverletzungs- oder Selbstmordgedanken) selbst wahrnehmen oder andere Personen in ihrer Umgebung diese Nebenwirkungen bemerken.
  • Bei Übergewicht nach Idealgewicht dosieren um Überdosierungen zu vermeiden.
  • Beeinträchtigung der Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen (aufgrund zentralnervöser Nebenwirkungen). Dies gilt insbesondere bei Behandlungsbeginn sowie im Zusammenwirken mit Alkohol oder Beruhigungsmitteln.
  • Bei allen Indikationen ist für die Dauer der Therapie und mindestens drei Monate nach Beendigung ein wirksamer Konzeptionsschutz einzuhalten.

Kontrolluntersuchungen

  • Augenärztliche Kontrolluntersuchungen (Ophthalmoskopie, Funduskopie, z. B. auf Sehschärfe, Farbensehen, Gesichtsfeld, Augenhintergrund) beider Augen vor Beginn einer längerfristigen Therapie und während dieser Therapie mindestens alle 3 Monate
  • Blutzuckerspiegel
  • EKG
  • Vollständige Kontrolle des Blutbildes (in Abständen von 2 Monaten)
  • Funktion der Skelettmuskulatur und Sehnenreflexe

Intoxikation
Eine Überdosierung mit 4-Aminochinolinen ist bei Kindern besonders gefährlich, da bereits kleine Mengen wie 1 bis 2 g einen tödlichen Effekt haben können.

  • Symptome:
    Symptome einer Überdosierung mit Hydroxychloroquin im Prodromalstadium sind Kopfschmerzen, Sehstörungen, Krämpfe, Hypokaliämie, Herzrhythmus- und Reizleitungsstörungen des Herzens (einschließlich QT-Verlängerung, Torsade de pointes, ventrikulärer Tachykardie, Kammerflimmern, verbreiterten QRS-Komplexes, Bradyarrhythmien, Knotenrhythmus, AV-Block) und Herz-Kreislauf-Versagen. Es kann sich ein Blutdruckabfall entwickeln sowie ein Schockzustand mit Bewusstlosigkeit und Krämpfen. Atem- und Herzstillstand können plötzlich auftreten und tödlich verlaufen. Da diese Wirkungen schon kurz nach einer Überdosierung auftreten können, ist unverzügliche ärztliche Versorgung erforderlich
  • Therapie:
    Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt.
    Der Magen sollte sofort durch provoziertes Erbrechen oder eine Magenspülung entleert werden. Liegt die Überdosierung weniger als 30 Minuten zurück, so kann mit der Magensonde zugeführte Aktivkohle (mindestens das 5-Fache der Überdosis) nach Magenspülung eine weitere Resorption vermindern. Soweit erforderlich, ist eine Atem- und Kreislaufunterstützung (Adrenalin) sicherzustellen.
    Die Krämpfe sind durch Benzodiazepine (Diazepam), Phenobarbital, notfalls durch periphere Muskelrelaxanzien bei künstlicher Beatmung zu unterdrücken. Parenteral verabreichtes Diazepam kann die chloroquinbedingte Kardiotoxizität vermindern.
    Eine Hämodialyse ist zur Behandlung nicht geeignet. Eventuell muss eine ausgeprägte Hypokaliämie ausgeglichen werden.
    Ist die akute Phase abgeklungen und bleibt der Patient symptomfrei, ist für mindestens 6 Stunden eine strenge Überwachung notwendig.

[Ref.]

Die vollständige Auflistung aller Warnhinweise ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Wechselwirkungen

Hydroxychloroquin hemmt P-Glykoprotein und CYP2D6 und wird selbst über CYP3A4, CYP2D6 und CYP2C8 verstoffwechselt.

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Agalsidase alfa, Agalsidase beta Hemmung der Agalsidase-Aktivität durch Hydroxychloroquin. Kombination vermeiden.
Tollwutimpfung mit HDC-Impfstoff Verminderte Wirksamkeit der Tollwut-Impfung möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, wird empfohlen eine fünfte Dosis Tollwut-Impfung zu verabreichen.
QT-Zeit verlängernde Wirkstoffe Additive QT-Zeit verlängernde Wirkung. Erhöhtes Risiko für Torsade-de-pointes-Tachykardien. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, sollten Patienten über das Risiko der Herzrhythmusstörungen informiert werden und bei Schwindel und Ohnmachtsanfällen sowie bei Durchfall oder Erbrechen (Elektrolytstörungen) umgehend einen Arzt aufsuchen. Monitoring von EKG und Elektrolytstatus erwägen.
Krampfschwelle senkende Wirkstoffe Additive Senkung der Krampfschwelle. Erhöhtes Risiko für Krampfanfälle. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, sollten Patienten über das Risiko der Krampfanfälle informiert werden. EEG-Monitoring erwägen.
CYP-Induktoren: CYP3A4, CYP2C8 Steigerung des Metabolismus von Hydroxychloroquin. Erniedrigte Serumkonzentration und (stark) verringerte Wirkung von Hydroxychloroquin möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis erhöhen und Monitoring auf ausreichende Wirksamkeit von Hydroxychloroquin.
CYP-Inhibitoren: CYP3A4, CYP2C8, CYP2D6 Hemmung des Metabolismus von Hydroxychloroquin. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung von Hydroxychloroquin möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen von Hydroxychloroquin.
P-Glykoprotein-Substrate Hemmung des Efflux der Interaktionspartner durch Hemmung des Transportproteins PgP (z.B. in Blut-Hirn-Schranke). Erhöhte Serumkonzentration und (stark) erhöhte (zentrale) Wirkung der Interaktionspartner möglich. Erhöhtes Nebenwirkungspotential der Interaktionspartner möglich. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen der Interaktionspartner.
Digoxin und Digoxin-Derivate Erhöhtes Risiko für Digoxin-Intoxikation bei langfristiger Komedikation. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring der Plasmakonzentrationen des herzwirksamen Steroidglykosids und auf Überdosierungssymptome (Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Schwindel, Lethargie, Arrhythmien, Farbensehen), ggf. Steroidglykosid-Dosierung anpassen.
Retinotoxische Arzneimittel, z.B. Tamoxifen Additive toxische Wirkung auf die Retina. Erhöhtes Risiko für Augenschäden. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, sollten Patienten über das Risiko möglicher Augenschäden informiert werden. Regelmäßige augenärztliche Kontrolle erwägen.
Penicillamin (dermatologische und hämatologische UAW) Additives Risiko für hämatologische und dermatologische Nebenwirkungen. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf hämatologische und dermatologische Nebenwirkungen.
CYP-Substrate: CYP2D6 Hemmung des Metabolismus der Interaktionspartner durch CYP-Inhibition. Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung der Interaktionspartner möglich. Falls Kombination unvermeidbar, ggf. Dosis verringern und Monitoring auf Nebenwirkungen der Interaktionspartner.
Blutzuckersenkende Stoffe, z.B. Insulin, Antidiabetika, MAO-Hemmer Additive hypoglykämische Wirkung. Erhöhtes Risiko für Hypoglykämien. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf hypoglykämische Nebenwirkungen.
Metronidazol Erhöhtes Risiko für toxische Wirkungen von Metronidazol. Mechanismus unklar. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf Symptome akuter dystonischer Reaktionen. 
Praziquantel Verminderte systemische Wirksamkeit von Praziquantel möglich. Mechanismus unklar. Falls Kombination unvermeidbar, Monitoring auf ausreichende systemische Wirksamkeit von Praziquantel, ggf. Praziquantel-Dosis erhöhen.
Die Behandlung von Bandwürmern im Darm wird von dieser Interaktion nicht beeinflusst (lokale Wirkung im Darm).
Ciclosporin (Dosiserhöhung) Erhöhte Serumkonzentration und (stark) verstärkte Wirkung und Toxizität von Ciclosporin möglich. Mechanismus unklar. Monitoring der Ciclosporin-Serumkonzentration und der Nierenfunktion des Patienten, ggf. Dosis reduzieren.
Antazida, Kaolin Verringerte Resorption von Hydroxychloroquin. Erniedrigte Serumkonzentration und verringerte Wirkung von Hydroxychloroquin möglich. Zeitlichen Abstand von 2-4 h zwischen der Einnahme von Hydroxychloroquin und Antazida einhalten.


Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

MALARIAMITTEL

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Aminochinoline

Chloroquin

Resochin®
P01BA01
Biguanide

Atovaquon + Proguanil

Malarone®, Malarone junior®, Malarex®
P01BB51
Methanolchinoline

Mefloquin

Lariam®
P01BC02
Diaminopyrimidine

Pyrimethamin

Daraprim®
P01BD01
Artemisinin und Derivate, rein

Artesunat

Malacef®
P01BE03
Artemisinin und Derivate, Kombinationen
P01BF01

Artenimol + Piperaquin

Eurartesim®; Syn: Dihydroartemisinin, DHA
P01BF05

Referenzen

  1. Sanofi-Aventis Netherlands BV, SPC Plaquenil (RVG 00853), www.cbg-meb.nl, accessed 26/03/2013
  2. Franssen MJAM et al, Werkboek Kinderreumatologie [Arbeitsbuch Pädiatrische Rheumatologie], VU Uitgeverij, 2008, 2nd Edition
  3. Sektion Pädiatrische Rheumatologie/Immunologie Niederländische Gesellschaft für Pädiatrie, Expertenmeinung Hydroxychloroquin und Rethinopathie, 2019, Juni
  4. American college of Rheumatology (ACR) , Position statement Screening for Hydroxychloroquine Retinopathy, 2017
  5. Nederlandse Vereniging voor Reumatologie [Niederländische Gesellschaft für Rheumatologie], Standpunt HCQ Retinopathie screening [Standpunkt HCQ Retinopathie-Screening ], 2018, November
  6. Niederländisches Koordinationszentrum für antimikrobielle Therapie (SWAB) in Zusammenarbeit mit mehreren Berufsverbänden (Krankenhausapotheke, Intensivmedizin, Zentrum für Infektionskrankheiten, Fachgesellschaft der Immunologen und Infektiologen usw.), Arzneimittelbehandlungsoptionen bei Patienten mit COVID-19 (Infektionen mit SARS-CoV-2) [Medicamenteuze behandelopties bij patiënten met COVID-19 (infecties met SARS-CoV-2)], https://swab.nl/nl/covid-19, 01. Mai 2020
  7. Yao, X. et al , In Vitro Antiviral Activity and Projection of Optimized Dosing Design of Hydroxychloroquine for the Treatment of Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 (SARS-CoV-2), Clin Infect Dis., 2020 Mar 9. pii: ciaa237. doi: 10.1093/cid/ciaa237. [Epub ahead of print]
  8. Magagnoli J, et al, Outcomes of hydroxychloroquine usage in united states veterans hospitalized with covid-19., Preprint, 2020
  9. Perinel S, et al, Towards optimization of hydroxychloroquine dosing in intensive care unit COVID-19 patients, Clin Infect Dis, 2020
  10. Chen Z, et al, Efficacy of hydroxychloroquine in patients with COVID-19: Results of a randomized clinical trial, Preprint, 2020
  11. Mahévas M, et al, No evidence of clinical efficacy of hydroxychloroquine in patients hospitalised for COVID-19 infection and requiring oxygen: Results of a study using routinely collected data to emulate a target trial., Preprint, 2020
  12. Tang W, et al, Hydroxychloroquine in patients with COVID-19: An open-label, randomized, controlled trial, Preprint, 2020
  13. Aristo Pharma, SmPC Hydroxychloroquin Aristo® 200 mg Filmtabletten (95540.00.00), 01/2017
  14. ratiopharm, SmPC Hydroxychloroquin-ratiopharm 200 mg Filmtabletten (2200961.00.00), 03/2019
  15. Sanofi-Aventis, SmPC Quensyl® 200 mg Filmtabletten (6584604.00.00), 04/2019

Änderungsverzeichnis

  • 02 Mai 2023 12:04: Spezifizierung der Bezugsgröße (Salz/Reinstoff). Die Dosierungen beziehen sich auf Hydroxychloroquinsulfat
  • 29 Oktober 2021 16:33: Harmonisierung der Malaria Monographien
  • 02 Dezember 2020 16:09: Risikoinformation des BfArM vom 27.11.2020: Risiko suizidalen Verhaltens und psychiatrischer Störungen
  • 08 September 2020 17:41: Da Hydroxychloroquin nicht länger zur Behandlung bei COVID19 empfohlen wird, wurde die vorläufige Indikation für die Behandlung moderater bis schwerer Symptome von COVID-19 entfernt.
  • 23 März 2020 14:34: Neue vorläufige Indikation für die Behandlung moderater bis schwerer Symptome von COVID-19
  • 13 März 2020 16:17: Neue Monographie

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung