Phenylephrin

Wirkstoff
Phenylephrin
Handelsname
Biorphen®
ATC-Code
C01CA06

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Phenylephrin ist ein potenter Vasokonstriktor, der fast ausschließlich durch die Stimulation von Alpha-1-adrenergen Rezeptoren wirkt. Eine solche arterielle Vasokonstriktion wird auch begleitet von venöser Vasokonstriktion. Diese verursacht einen Anstieg des Blutdrucks und reflektorische Bradykardie. Die potente arterielle Vasokonstriktion verursacht einen Anstieg der systemischen vaskulären Resistenz (erhöhte Nachlast). Das Gesamtresultat ist eine Reduzierung der Herzleistung. Dies tritt bei gesunden Personen weniger deutlich auf, aber es kann Fälle von vorheriger Herzinsuffizienz verschlimmern. Da die Wirkungen von Phenylephrin mit seinen pharmakologischen Eigenschaften in Verbindung stehen, können diese mit bekannten Gegenmitteln kontrolliert werden.

Pharmakokinetik bei Kindern

Es liegen keine speziellen Daten für Kinder vor.

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Hypotonie während der Anästhesie; Hypoxämische Anfälle bei Fallot-Tetralogie
    • intravenös
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

Intravenös bei bei Erwachsenen zur Behandlung einer Hypotonie während einer Spinal-, Epidural- oder Allgemeinanästhesie

Kinder und Jugendliche:
Die Sicherheit und Wirksamkeit von Phenylephrin bei Kindern ist nicht erwiesen. Es liegen keine Daten vor.

Erwachsene:

  • Bolusinjektion:
    • 50 μg Phenylephrin
    • kann bis zur Wirkung wiederholt verabreicht werden
    • maximal 100 μg Phenylephrin pro Bolus
  • Dauerinfusion:
    • Die Anfangsdosis beträgt 25 bis 50 μg/min Phenylephrin. Die Dosen können zur Aufrechterhaltung eines systolischen Blutdrucks nahe dem Normalwert erhöht oder vermindert werden. Dosen zwischen 25 und 100 μg/min sind gewöhnlich wirksam.

[Ref.]

Präparate im Handel

Injektionslösung in Fertigspritze (Phenylephrin) 50 µg/mL
Injektions- oder Infusionslösung (Phenylephrin/-HCl) 100 µg/mL
Injektionslösung (Phenylephrin-HCl) 10 mg/mL (nur s.c./i.m. Anwendung)

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Phenylephrin) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe
Phenylephrin Aguettant 50 µg/mL Injektionslösung in Fertigspritze 50 µg/mL i.v. (Bolus) 3,72 mg/mL -
Phenylephrin Aguettant 100 µg/mL Injektions-/Infusionslösung 100 µg/mL i.v. (Bolus, Infusion) 3,90 mg/mL -
Biorphen 0,1 mg/mL Injektions-/Infusionslösung 80 µg/mL (≙ 100 µg/mL Phenylephrin-HCl) i.v. (Bolus, Infusion) 3,54 mg/mL -

Die Fachinformationen wurden am 11.07.2023 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Hypotonie während der Anästhesie; Hypoxämische Anfälle bei Fallot-Tetralogie
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 1 Jahr
      [2] [3] [4] [5] [6] [7]
      • 1 - 2 microg./kg/Dosis, Bolus. Max: 10microg./kg/Dosis, jedoch nicht mehr als 100 microg./Dosis.
      • Alternativ:
        Dauerinfusion: Initial 0,15 microg./kg/min, bei Bedarf erhöhen auf 3 microg./kg/min, max. 10 microg./kg/min, jedoch nicht höher als 100 microg./min

        • Bei Säuglingen können aufgrund des unreifen N. sympathicus höhere Dosierungen notwendig sein.
        • Anwendung nur unter Aufsicht von erfahrenem Fachpersonal der Kinderkardiologie, -intensivmedizin oder -anästhesie.

        off-label

    • 1 Jahr bis 18 Jahre
      [2] [3] [4] [5] [6] [7]
      • 1 - 2 microg./kg/Dosis, Bolus. Max: 100 microg./Dosis.
      • Alternativ:
        Dauerinfusion: Initial 0,15 microg./kg/min, bei Bedarf erhöhen auf 3 microg./kg/min, max. 100 microg./min

        • Anwendung nur unter Aufsicht von erfahrenem Fachpersonal der Kinderkardiologie, -intensivmedizin oder -anästhesie.

        off-label

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

Keine Informationen zur Dosisanpassung bei Nierenfunktionsstörung vorhanden.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufigkeit nicht bekannt: Überempfindlichkeit, gestörter Glukosemetabolismus, Euphorie, Agitiertheit, Angst, psychotische Zustände, Verwirrtheit, Kopfschmerzen, Kribbeln, Völlegefühl im Kopf, Nervosität, Schlaflosigkeit, Parästhesie, Tremor, Mydriasis, Verschlechterung eines bestehenden Engwinkelglaukoms, Reflexbradykardie, Arrhythmie, Tachykardie, Herzstillstand, Angina pectoris, Palpitationen, Myokardischämie, Hirnblutung, Hypertonie, Hypotonie mit Schwindelgefühl, Bewusstlosigkeit, Hitzegefühl, Kältegefühl der Haut, Blässe, Dyspnoe, Lungenödem, Erbrechen, Schwitzen, Übelkeit, Diaphorese, Piloerektion, Blässe der Haut,  Miktionsschwierigkeiten, Harnretention, an der Injektionsstelle Hautnekrose nach Extravasation

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • schwere Hypertonie oder periphere Gefäßerkrankung
  • gleichzeitige Anwendung mit indirekten Sympathomimetika
  • gleichzeitige Anwendung mit alpha-Sympathomimetika (orale und/oder nasale Anwendung)
  • gleichzeitige Anwendung mit nicht selektiven Monoaminooxidase (MAO)-Hemmern (oder innerhalb von 2 Wochen nach deren Absetzen)
  • schwere Hyperthyreose

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Schweregrad

Interaktionspartner

Grund

Handlungsempfehlung

Kontraindiziert

nicht-selektive MAO-Hemmer (Linezolid, Phenelzin, Tranylcypromin)

Starker Blutdruckanstieg, hypertensive Krisen durch Hemmung des Abbaus

Mindestens 14 Tage sollen zwischen der Gabe der beiden Medikamente abgewartet werden

Vorsichtshalber kontraindiziert

Sympathomimetika (u.a. Dexamfetamin, Methylamfetamin, Pseudoephedrin, Oxymetazolin, Xylometazolin)

Risiko einer Vasokonstriktion und einer akuten hypertensiven Krise

gleichzeitige Anwendung kontraindiziert

 

MAO-B-Hemmer (Rasagilin
Safinamid, Selegilin)

Blutdruckanstieg durch Hemmung des Abbaus möglich

Mindestens 14 Tage sollen zwischen der Gabe der beiden Medikamente abgewartet werden

 

Moclobemid

Blutdruckanstieg durch Hemmung des Abbaus möglich

Mindestens 14 Tage sollen zwischen der Gabe der beiden Medikamente abgewartet werden

Kombination vermeiden

Ergot-Alklaloide (Bromocriptin, Cabergolin, Dihydroergotamin, Ergotamin, Metergolin, Methylergometrin, Pergolid)

Verstärkte periphere Vasokonstriktion und Blutdruckanstieg

gleichzeitige Anwendung vermeiden

 

Procarbazin

Starker Blutdruckanstieg, hypertensive Krisen durch Hemmung des Abbaus

gleichzeitige Anwendung vermeiden

Therapieanpassung erwägen

Trizyklische Antidepressiva

Starker Blutdruckanstieg, Herzrhythmusstörungen möglich

gleichzeitige Anwendung vermeiden, geringe Dosierung von Phenylephrin, Blutdruckkontrollen

 

Inhalationsnarkotika (Desfluran, Isofluran, Sevofluran)

Erhöhtes Risiko von Herzrhythmusstörungen

Phenylephrin rechtzeitig vor der Narkose absetzen und erst nach vollständigem Abatmen des Inhalationsnarkotikum ansezten

 

Die aufgeführten Wechselwirkungen wurden der ABDA-Datenbank und verschiedenen Fachinformationen entnommen.

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

KARDIOSTIMULANZIEN, EXKL. HERZGLYKOSIDE

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Adrenerge und dopaminerge Mittel

Adrenalin

Anapen®, Emerade®, Epipen®, Fastjekt®, Jext®, Suprarenin®; Syn: Epinephrin
C01CA24
C01CA07
C01CA04
C01CA26

Midodrin

Gutron®
C01CA17

Noradrenalin

Arterenol®, Sinora®; Syn: Norepinephrin
C01CA03
Phosphodiesterasehemmer

Milrinon

Corotrop®
C01CE02
Andere Kardiostimulanzien

Levosimendan

Simdax®
C01CX08

Referenzen

  1. Strong MJ, et al, Arterial gas tensions under anaesthesia in tetralogy of Fallot, Br J Anaesth, 1967, Jun;39(6), 472-9
  2. Nudel DB, et al, Effects of acutely increasing systemic vascular resistance on oxygen tension in tetralogy of Fallot., Pediatrics. , 1976, Aug;58(2), 248-51.
  3. Tanaka K, et al, Phenylephrine increases pulmonary blood flow in children with tetralogy of Fallot. , 2003 , Nov;50(9):, 926-9.
  4. Greeley WJ, et al, Intraoperative hypoxemic spells in tetralogy of Fallot. An echocardiographic analysis of diagnosis and treatment., Anesth Analg, 1989, Jun;68(6), 815-9
  5. Shaddy RE, et al, Continuous intravenous phenylephrine infusion for treatment of hypoxemic spells in tetralogy of Fallot., J Pediatr., 1989, Mar;114(3), 468-70
  6. Oshita S, et al, Correlation between arterial blood pressure and oxygenation in tetralogy of Fallot, J Cardiothorac Anesth. , 1989 , Oct;3(5), 597-600
  7. von Ungern-Sternberg BS, et al, Changes in lung volume during spells in children with Tetralogy of Fallot under general anesthesia., Pediatr Crit Care Med., 2011 , Jan;12(1), e40-2.
  8. Sintetica GmbH, SmPC Biorphen 0,1 mg/ml Injektions-/Infusionslösung (94885.00.00), 02/2023
  9. Laboratoire Aguettant, SmPC, Phenylephrin Aguettant 50 µg/ml Injektionslösung in Fertigspritze (92326.00.00), 11/2019
  10. Laboratoire Aguettant, SmPC, Phenylephrin Aguettant 100 µg/ml Injektions- oder Infusionslösung (2203509.00.00), 06/2020

Änderungsverzeichnis

  • 28 Februar 2023 13:03: Korrektur der Dosierungsempfehlung in der Indikation zyanotische Anfälle bei Fallot-Tetralogie.

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung