Ceftriaxon

Wirkstoff
Ceftriaxon
Handelsname
Rocephin®, Cefotrix
ATC-Code
J01DD04

Zulassung
Dosierungsempfehlungen

Präparate
Pharmakodynamik und -kinetik
Nierenfunktionsstörungen
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen
Kontraindikationen
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Wechselwirkungen
Wirkstoffe der gleichen ATC-Klasse
Referenzen
Änderungsverzeichnis

Pharmakodynamik

Allgemein

Ceftriaxon ist ein Antibiotikum (Cephalosporin 3. Generation) zur systemischen Anwendung. Ceftriaxon hemmt die Zellwandsynthese nach Bindung an Penicillin-bindende Proteine (PBPs). Hieraus resultiert eine Unterbrechung der Zellwand-(Peptidoglykan-)Biosynthese, die zur Lyse und damit zum Tod der Bakterienzelle führt.

Keimspektrum

In der Regel empfindliche Keime sind: Staphylococcus aureus (Methicillin-sensibel), Staphylococci coagulase-negativ (Methicillin-sensibel), Streptococcus pyogenes (Gruppe A), Streptococcus agalactiae (Gruppe B), Streptococcus pneumoniae Viridans-Gruppe Streptococci, Borrelia burgdorferi, Haemophilus influenzae, Haemophilus parainfluenzae, Moraxella catarrhalis, Neisseria gonorrhoeae, Neisseria meningitidis, Proteus mirabilis, Providencia spp., Treponema pallidum. 

Erworbene Resistenzen können ein Problem bei folgenden Keimen darstellen: Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus haemolyticus, Staphylococcus hominis, Citrobacter freundii, Enterobacter aerogenes, Enterobacter cloacae, Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Klebsiella oxytoca, Morganella morganii, Proteus vulgaris, Serratia marcescens, Bacteroides spp., Fusobacterium spp., Peptostreptococcus spp., Clostridium perfringens.

Unempfindlich sind: Enterococcus spp., Listeria monocytogenes, Acinetobacter baumannii, Pseudomonas aeruginosa, Stenotrophomonas maltophilia, Clostridium difficile, Chlamydia spp., Chlamydophila spp., Mycoplasma spp., Legionella spp., Ureaplasma urealyticum

Pharmakokinetik bei Kindern

Nach einmaliger intravenöser Verabreichung von Ceftriaxon an (Früh-)Neugeborene wurden folgende pharmakokinetische Parameter ermittelt [Martin et al. 1984]:
 

Alter <1 Woche 1 - 4 Wochen 3 - 9 Monate
n= 4 8 8
Dosis (mg/kg) 50 50 - 100 100
T1/2 (Stunde) 16,2 9,2 7,1
Cl (ml/min/kg) 0,37 0,77 1,03
Vd (ml/kg) 450 480 394

 

Gestationsalter und Gewicht haben keinen Einfluss auf die Kinetik von Ceftriaxon, auch gibt es keinen Unterschied in der Cmax nach intravenöser oder intramuskulärer Gabe [Mulhall, de Louvois und James 1985].
Die Cmax variiert zwischen 134 - 230 mg/l nach einer Einzeldosis von 50 mg/kg [Mulhall, de Louvois und James 1985, McCracken et al. 1983, Steele et al. 1983].

Zulassung der Dosierungsempfehlungen

  • Schwere bakterielle Infektionen
    • intravenös/intramuskulär
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen
  • Meningokokken-Prophylaxe
    • intramuskulär
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: off-label
  • Disseminierte Lyme-Borreliose: Früh- (II) und Spätstadium (III)
    • intravenös
      • ≥15 Tage bis <18 Jahre: zugelassen
  • Präoperative Prophylaxe
    • intravenös/intramuskulär
      • ≥1 Monat bis <18 Jahre: zugelassen

Auszug aus Fachinformation Auszug aus Fachinformation

Textauszug aus Fachinformation

  • Bei dokumentierter Bakteriämie sollten Dosierungen im oberen Bereich des empfohlenen Dosierungsbereiches in Betracht gezogen werden.
  • Bei Dosen von mehr als 2 g täglich kann die Einnahme zweimal täglich (12-stündlich) in Erwägung gezogen werden.
  • Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Krankheitsverlauf. Die Behandlung sollte noch 48-72 Stunden, nachdem der Patient kein Fieber mehr hat oder die Eradikation der Bakterien nachgewiesen ist, fortgeführt werden.
  • Kinder mit einem Körpergewicht von 50 kg oder mehr erhalten die für Erwachsene übliche Dosis.

[Ref.]

Intravenös bei

  • Infektionen im Bauchraum
  • komplizierten Harnwegsinfektionen (einschließlich Pyelonephritis)
  • ambulant erworbener Pneumonie

Neugeborene 0 – 14 Tage:

  • 20-50 mg/kg einmal täglich
  • Maximaldosis: 50 mg/kg

Neugeborene, Säuglinge und Kinder im Alter von 15 Tagen bis 12 Jahren (<50 kg):

  • 50-80 mg/kg einmal täglich

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre (≥50 kg):

  • 1-2 g einmal täglich

[Ref.]

Intravenös bei im Krankenhaus erworbener Pneumonie

Neugeborene 0 – 14 Tage:

  • 20-50 mg/kg einmal täglich
  • Maximaldosis: 50 mg/kg

Neugeborene, Säuglinge und Kinder im Alter von 15 Tagen bis 12 Jahren (<50 kg):

  • 50-80 mg/kg einmal täglich

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre (≥50 kg):

  • 2 g einmal täglich

[Ref.]

Intravenös bei

  • Infektionen der Knochen und Gelenke
  • Infektionen der Haut und des Weichteilgewebes, einschließlich Wundinfektionen

Neugeborene 0 – 14 Tage:

  • 20-50 mg/kg einmal täglich
  • Maximaldosis: 50 mg/kg

Neugeborene, Säuglinge und Kinder im Alter von 15 Tagen bis 12 Jahren (<50 kg):

  • 50-100 mg/kg einmal täglich
  • Maximaldosis: 4 g

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre (≥50 kg):

  • 2 g einmal täglich

[Ref.]

Intravenös zur Behandlung neutropenischer Patienten mit Fieber bei Verdacht auf eine bakteriell bedingte Infektion

Neugeborene 0 – 14 Tage:

  • 20-50 mg/kg einmal täglich
  • Maximaldosis: 50 mg/kg

Neugeborene, Säuglinge und Kinder im Alter von 15 Tagen bis 12 Jahren (<50 kg):

  • 50-100 mg/kg einmal täglich
  • Maximaldosis: 4 g

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre (≥50 kg):

  • 2-4 g einmal täglich
  • Maximaldosis: 4 g

[Ref.]

Intravenös bei bakterieller Meningitis

Neugeborene 0 – 14 Tage:

  • 50 mg/kg einmal täglich
  • Maximaldosis: 50 mg/kg

Neugeborene, Säuglinge und Kinder im Alter von 15 Tagen bis 12 Jahren (<50 kg):

  • 80-100 mg/kg einmal täglich
  • Maximaldosis: 4 g

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre (≥50 kg):

  • 2-4 g einmal täglich

[Ref.]

Intravenös bei bakterieller Endokarditis

Neugeborene 0 – 14 Tage:

  • 50 mg/kg einmal täglich
  • Maximaldosis: 50 mg/kg

Neugeborene, Säuglinge und Kinder im Alter von 15 Tagen bis 12 Jahren (<50 kg):

  • 100 mg/kg einmal täglich
  • Maximaldosis: 4 g

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre (≥50 kg):

  • 2-4 g einmal täglich

[Ref.]

Intravenös/intramuskulär bei akuter Otitis media

Neugeborene 0 – 14 Tage:

  • 50 mg/kg als Einzeldosis

Neugeborene, Säuglinge und Kinder im Alter von 15 Tagen bis 12 Jahren (<50 kg):

  • 50 mg/kg als Einzeldosis

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre (≥50 kg):

  • 1-2 g als Einzeldosis

[Ref.]

Intravenös bei Präoperative Infektionsprophylaxe bei Operationen

Neugeborene 0 – 14 Tage:

  • 20-50 mg/kg als Einzeldosis 30 bis 90 Minuten vor der Operation

Neugeborene, Säuglinge und Kinder im Alter von 15 Tagen bis 12 Jahren (<50 kg):

  • 50-80 mg/kg als Einzeldosis 30 bis 90 Minuten vor der Operation

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre (≥50 kg):

  • 2 g als Einzeldosis 30 bis 90 Minuten vor der Operation

[Ref.]

Intravenös bei Syphilis

Die Dosierungsempfehlungen bei Syphilis, einschließlich Neurosyphilis, basieren auf sehr begrenzten Daten. Nationale oder lokale Leitlinien sollten beachtet werden.

Neugeborene 0 – 14 Tage:

  • 50 mg/kg einmal täglich für 10-14 Tage

Neugeborene, Säuglinge und Kinder im Alter von 15 Tagen bis 12 Jahren (<50 kg):

  • 75-100 mg/kg einmal täglich für 10-14 Tagen
  • Maximaldosis: 4 g

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre (≥50 kg):

  • Syphilis: 500 mg bis 1 g einmal täglich für 10-14 Tage
  • Neurosyphilis: Erhöhung auf 2 g einmal täglich für 10-14 Tage

[Ref.]

Intravenös/intramuskulär bei Gonorrhoe

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre (≥50 kg):

  • 500 mg als Einzeldosis

[Ref.]

Intravenös zur Behandlung akuter Exazerbationen einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung

  • nur für Erwachsene zugelassen
  • Dosierungsempfehlung siehe Fachinformation

[Ref.]

Intravenös zur Behandlung einer disseminierten Lyme-Borreliose (Früh- und Spätstadium [II + III])

Erwachsene und Kinder über 12 Jahre (≥50 kg):

  • 2 g einmal täglich
  • Therapiedauer: 14 – 21 Tage

[Ref.]

Präparate im Handel

Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung 0,5 g, 1 g, 2 g
Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Infusionslösung 2 g

Parenterale Anwendung

Präparate im Handel (ausgewählte Beispiele):

Präparat Darreichungsform Stärke (Ceftriaxon) Applikationsweg Natriumgehalt Problematische Hilfsstoffe Anwendungshinweis Altersangabe
Ceftriaxon HEXAL® Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung 0,5 g
1 g
i.m., i.v. 41,5 mg
83 mg
- i.m.: Anwendung als tiefe intramuskuläre Injektion. Injektion sollte in einen relativ großen Muskel erfolgen. Es sollte nicht mehr als 1 g an einer Stelle injiziert werden. Keine i.v. Injektion, wenn Lidocain das Lösungsmittel ist. Dosen über 2 g sollten intravenös angewendet werden.
i.v.: Entweder als intravenöse Infusion über mindestens 30 Minuten oder als langsame intravenöse Injektion über 2-5 Minuten durchführen.
Intermittierende intravenöse Injektionen sollten in größere Venen über 5 Minuten angewendet werden.
Bei Säuglingen und Kindern bis zu 12 Jahren sollten intravenöse Dosen von 50 mg/kg und mehr als Infusion angewendet werden.
Bei Neugeborenen sollten intravenöse Dosen über einen Zeitraum von 60 Minuten angewendet werden, um das potenzielle Risiko einer Bilirubin-Enzephalopathie zu verringern.
ab Geburt
Ceftriaxon HEXAL® aV Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung 2 g i.m., i.v. 166 mg - ab Geburt 
Ceftriaxon Eberth Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung 1 g i.m., i.v. 83 mg - ab Geburt
Ceftriaxon Eberth Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Infusionslösung
Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung
2 g i.v. 166 mg (Lösungsmittel nicht berücksichtigt) - ab Geburt 

 

 aV: außer Vertrieb

Die Fachinformationen wurden am 03.04.2024 aufgerufen.

Neben den aufgeführten Präparaten befinden sich diverse weitere Fertigarzneimittel im Handel.

Lieferengpässe/weitere praktische Informationen

Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland (ohne Impfstoffe)

Dosierungsempfehlungen

Gehe zu:

Schwere bakterielle Infektionen
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [20] [22]
      • 100 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 2 g/Tag.
        • Langsam über mindestens 30 Minuten verabreichen.
        • In Ausnahmefällen (wie bakterielle Endokarditis oder bakterielle Meningitis) kann die Maximaldosis auf 4 g/Tag erhöht werden.
        • Bei Dosierungen über 2 g/Tag kann eine Anwendung in 2 Dosen (12-stündig) in Erwägung gezogen werden.
  • Intramuskulär
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [4] [7] [9] [12] [20]
      • 100 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 2 g/Tag.
      • Dosierungen über 2 g/Tag müssen intravenös verabreicht werden.

Meningokokken-Prophylaxe
  • Intramuskulär
    • 1 Monat bis 16 Jahre
      [17] [19]
      • 125 mg/Dosis, einmalig.
      • off-label

    • 16 Jahre bis 18 Jahre
      [17]
      • 250 mg/Dosis, einmalig.
      • off-label

Disseminierte Lyme-Borreliose: Früh-(II) und Spätstadium (III)
  • Intravenös
    • 15 Tage bis 12 Jahre
      [15] [18] [20] [23]
      • 50 - 80 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 2 g/Tag.
      • Behandlungsdauer:

        Frühe disseminierte Lyme-Borreliose: 14 Tage; späte disseminierte Lyme-Borreliose, chronische Neuroborreliose: 30 Tage.

      • Dosistitration:

        Langsam über mindestens 30 Minuten verabreichen.

    • ≥ 12 Jahre
      [15] [20] [23]
      • 2 g/Tag in 1 Dosis
      • Behandlungsdauer:

        Frühe dissoziierte Lyme-Borreliose: 14 Tage;
        Chronische Neuroborreliose: 30 Tage

      • Langsam über mindestens 30 Minuten verabreichen.

Präoperative Prophylaxe
  • Intravenös
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [20] [22]
      • 50 - 80 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 2 g/Tag.
      • Langsam über mindestens 30 Minuten verabreichen.

  • Intramuskulär
    • 1 Monat bis 18 Jahre
      [20] [23]
      • 50 - 80 mg/kg/Tag in 1 Dosis. Max: 2 g/Tag.

Nierenfunktionsstörungen bei Kindern > 3 Monate

GFR ≥10 ml/min/1.73m2: Dosisanpassung nicht erforderlich.
GFR <10 ml/min/1.73m2: maximal 2 g/Tag.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen bei Kindern

Thrombophlebitis, Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Candida vaginalis, Blutbildanomalien, Kopfschmerzen und vorübergehende Erhöhung der Leberenzyme. Selten: Krämpfe, pseudomembranöse Kolitis.

Vor allem bei Kindern wurden (reversible) Präzipitate in den Nieren (vor allem bei Kindern >3 Jahre) oder Harnwegen berichtet, vor allem bei Behandlung mit hohen Dosen und bei Vorliegen anderer Risikofaktoren wie Flüssigkeitseinschränkung oder Bettlägerigkeit. In einigen Fällen führte dies zu einer Ureterobstruktion, einer (postrenalen) akuten Niereninsuffizienz und/oder Anurie.

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen allgemein

Häufig (1-10 %): Eosinophilie, Leukopenie, Thrombozytopenie, Diarrhö, weicher Stuhl, erhöhte Leberenzymwerte, Hautausschlag

Gelegentlich (0,1-1 %): Mykose des Genitaltrakts, Granulozytopenie, Anämie, Koagulopathie, Kopfschmerzen, Benommenheit, Übelkeit, Erbrechen, Pruritus, Phlebitis, Schmerzen an der Injektionsstelle, Fieber, Kreatinin-Wert im Blut erhöht

Selten (0,01-0,1 %): Pseudomembranöse Colitis, Enzephalopathie, Bronchospasmus, Urtikaria, Hämaturie, Glukosurie, Ödeme, Schüttelfrost

Häufigkeit nicht bekannt: Superinfektion, hämolytische Anämie, Agranulozytose, anaphylaktischer Schock, anaphylaktische Reaktion, anaphylaktoide Reaktion, Überempfindlichkeit, Jarisch-Herxheimer-Reaktion, Konvulsionen, Vertigo, Pankreatitis, Stomatitis, Glossitis, Gallenblasenausfällung, Kernikterus, Hepatitis, cholestatische Hepatitis, Stevens-Johnson Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse, Erythema multiforme; akute, generalisierte, exanthematische Pustulose, Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS), Oligurie, renale Ausfällungen (reversibel), Coombs-Test falsch-positiv, Galaktosämie-Test falsch-positiv, nicht-enzymatische Methoden zur Glukosebestimmung falsch-positiv

Die vollständige Auflistung aller unerwünschter Arzneimittelwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen bei Kindern

Aufgrund der hohen Inzidenz von Hyperbilirubinämie und der häufigen Kombination mit calciumhaltigen Wirkstoffen wird die Anwendung von Ceftriaxon bei Neugeborenen nicht empfohlen.

Frühgeborene bis zu einem postmenstruellen Alter von 41 Wochen (Gestationsalter + chronologisches Alter), termingerecht entbundene Neugeborene (bis zu einem Alter von 28 Tagen):

  • mit Hyperbilirubinämie, Gelbsucht oder Hypoalbuminämie oder Azidose, weil in diesen Situationen die Bilirubinbindung wahrscheinlich gestört ist. In-vitro-Studien haben gezeigt, dass Ceftriaxon Bilirubin aus seiner Serum-Albumin-Bindung verdrängen kann, was ein mögliches Risiko für eine Bilirubin-Enzephalopathie bei diesen Patienten darstellt.
  • wenn sie eine intravenöse Calcium-Behandlung oder calciumhaltige intravenöse Lösungen benötigen (oder voraussichtlich benötigen werden), wegen der Gefahr der Ausfällung eines Ceftriaxon-Calcium-Salzes.

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Kontraindikationen allgemein

  • Überempfindlichkeiten gegen den Wirkstoff, einen sonstigen Bestandteil oder Betalactame (Carbapeneme, Penicilline, Monobactame)
  • Lidocain-haltige Ceftriaxon-Lösungen dürfen auf keinen Fall intravenös angewendet werden

Die vollständige Auflistung aller Kontraindikationen ist den aktuellen Fachinformationen zu entnehmen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen bei Kindern

Ceftriaxon darf nicht gleichzeitig mit intravenös applizierten calciumhaltigen Lösungen verabreicht und vermischt werden. Die Lösungen können nacheinander verabreicht werden, nachdem die Infusionsleitung gründlich gespült worden ist. Bei Neugeborenen unter 28 Tagen ist die Kombination kontraindiziert: Ceftriaxon darf nicht verabreicht werden, wenn calciumhaltige Lösungen intravenös zugeführt werden.

Grundsätzlich können Cephalosporine Patienten verabreicht werden, die überempfindlich gegen Penicilline sind, obwohl eine Kreuzreaktion besteht. Besondere Vorsicht ist bei Patienten geboten, die zu einem früheren Zeitpunkt eine anaphylaktische Reaktion durch Penicilline erlitten haben. Ceftriaxon wirkt weder gegen Bakterien, die eine atypische Pneumonie verursachen, noch gegen diverse andere Bakterienarten, die Pneumonie verursachen, darunter auch P. aeruginosa. Vorsicht ist geboten, wenn Symptome auftreten, die auf die Entwicklung von Gallensteinen hindeuten. Das Absetzen der Behandlung mit Ceftriaxon bei Auftreten solcher Symptome obliegt der Beurteilung des behandelnden Spezialisten. Pseudomembranöse Colitis kann während der Anwendung von Antibiotika auftreten. Entwickelt sich eine pseudomembranöse Colitis, sollte die Ceftriaxon Behandlung abgebrochen und eine geeignete Therapie eingeleitet werden. Die Behandlung muss nach Absenkung des Fiebers noch mindestens drei Tage fortgesetzt werden. Die Behandlung ist bei Infektionen, die durch Streptococcus pyogenes verursacht werden, für zumindest 10 Tage erforderlich.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen allgemein

Für allgemeingültige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen informieren Sie sich bitte in den aktuellen Fachinformationen.

Wechselwirkungen

Interaktionspartner Grund Handlungsempfehlung
Calcium intravenös Lungen- und Nierenschäden bei Neugeborenen durch Ceftriaxon-Calcium-Ausfällungen 

Bei Neugeborenen (28 Tage oder jünger) ist die Anwendung von Ceftriaxon und intravenösem Calcium kontraindiziert. Bei Patienten aller Altersgruppen darf Ceftriaxon nicht gleichzeitig mit calciumhaltigen i.v.-Lösungen gegeben werden, auch nicht über verschiedene Infusionsleitungen an verschiedenen Körperstellen. Bei Patienten älter als 28 Tage können Ceftriaxon und calciumhaltige Lösungen nacheinander gegeben werden, wenn die Infusionszugänge an verschiedenen Körperstellen eingesetzt oder die Infusionsleitungen zwischen den Infusionen ausgetauscht oder gespült werden.
Clozapin Erhöhung des Risikos und/oder der Schwere von Granulozytopenien/Agranulozytosen Kombination vorsichtshalber kontraindiziert. Falls Kombination unvermeidbar,  Blutbild besonders engmaschig überwachen.
Bakterielle Lebendimpfstoffe, z.B. Typhus, Tuberkulose Möglicherweise verringerte Wirkung der Impfung durch gleichzeitige antibiotische Therapie. Kombination vermeiden. Abstand von mindestens 3 Tagen zwischen Impfung und antibiotischer Therapie einhalten.
Chloramphenicol Antagonisierung der antibiotischen Wirkung von Cephalosporinen. Kombination vermeiden. Falls Kombination unvermeidbar, kritisches Monitoring des Therapieerfolgs.
Antikoagulantien, z.B. Vitamin-K-Antagonisten, Heparinoide Additive antikoagulative Wirkung möglich. Erhöhtes Risiko für Blutungen. Überwachung der Therapie hinsichtlich möglicher Blutungen. Ggf. Anpassung der Therapie notwendig.
Nephrotoxische Substanzen, z.B. Schleifendiuretika, Aminoglykoside, Colistin Additive nephrotoxische Wirkung möglich. Erhöhtes Risiko für Nierenschäden. Überwachung der Nierenfunktion, insbesondere bei der Gabe hoher Dosen oder bei Patienten mit vorbestehender Nierenschädigung.

 

Die vollständige Auflistung aller Wechselwirkungen ist den aktuellen Fachinformationen und einschlägigen Wechselwirkungsdatenbanken zu entnehmen.

ANDERE BETA-LACTAM-ANTIBIOTIKA

In diesem Abschnitt werden Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse zum Vergleich aufgelistet. Arzneistoffe der gleichen ATC-Klasse sind nicht per se untereinander austauschbar. Die Aufzählung darf daher nicht uneingeschränkt als Therapiealternative verstanden werden.

Cephalosporine der 1. Generation

Cefadroxil

Grüncef®
J01DB05

Cefalexin

Cephalex®
J01DB01

Cefazolin

Cefodinin®
J01DB04
Cephalosporine der 2. Generation

Cefaclor

Panoral®, InfectoCef®
J01DC04

Cefuroxim

Elobact®, Cefurax®
J01DC02
Cephalosporine der 3. Generation

Cefixim

Cephoral®, Infectoopticef®, Suprax®
J01DD08

Cefotaxim

Claforan®
J01DD01

Cefpodoxim

Podomexef®, Orelox®
J01DD13

Ceftazidim

InfectoZidim®
J01DD02
J01DD52
Cephalosporine der 4. Generation
J01DE01
Monobactame

Aztreonam

Azactam, Cayston®
J01DF01
Carbapeneme

Ertapenem

Invanz®
J01DH03
J01DH51

Meropenem

Meronem®
J01DH02
Andere Cephalosporine und Peneme

Ceftarolin

Zinforo®
J01DI02

Referenzen

  1. Arguedas A, et al, Safety and tolerability of ertapenem versus ceftriaxone in a double-blind study performed in children with complicated urinary tract infection, community-acquired pneumonia or skin and soft-tissue infection, Int J Antimicrob Agents, 2009, 33, 163-7
  2. Biner B, et al, Ceftriaxone-associated biliary pseudolithiasis in children, J Clin Ultrasound, 2006, 34, 217-22
  3. Bor O, et al, Ceftriaxone-associated biliary sludge and pseudocholelithiasis during childhood: a prospective study, Pediatr Int., 2004, 46, 322-4
  4. Craig JC, et al, Ceftriaxone for paediatric bacterial meningitis: a report of 62 children and a review of the literature, N Z Med J., 1992, 105, 441-4
  5. Dowell SF, et al, Acute otitis media: management and surveillance in an era of pneumococcal resistance--a report from the Drug-resistant Streptococcus pneumoniae Therapeutic Working Group, Pediatr Infect Dis J, 1999, 18, 1-9
  6. James J, et al, Ceftriaxone--clinical experience in the treatment of neonates, J Infect., 1985, 11, 25-33
  7. Karageorgopoulos DE, et al, Short versus long duration of antibiotic therapy for bacterial meningitis: a meta-analysis of randomised controlled trials in children, Arch Dis Child., 2009, 94, 607-14
  8. Leibovitz E, et al, Bacteriologic and clinical efficacy of one day vs. three day intramuscular ceftriaxone for treatment of nonresponsive acute otitis media in children, Pediatr Infect Dis J., 2000, 19, 1040-5
  9. Martin E, et al, Pharmacokinetics of ceftriaxone in neonates and infants with meningitis., J Pediatr, 1984, 105, 475-81
  10. Mohkam M, et al, Ceftriaxone associated nephrolithiasis: a prospective study in 284 children., Pediatr Nephrol, 2007, 22, 690-4
  11. Mulhall A, et al, Pharmacokinetics and safety of ceftriaxone in the neonate, Eur J Pediatr, 1985, 144, 379-82
  12. Nathan N, et al, Ceftriaxone as effective as long-acting chloramphenicol in short-course treatment of meningococcal meningitis during epidemics: a randomised non-inferiority study, Lancet., 2005, 366, 308-13
  13. No authors listed, Ceftriaxone in the treatment of meningitis, gonococcal infections and other serious bacterial infections. Infectious Diseases and Immunization Committee, Canadian Paediatric Society., CMAJ., 1990, 142, 450-2
  14. Schaad UB, The cephalosporin compounds in severe neonatal infection, Eur J Pediatr, 1984, 141, 143-6
  15. CBO, Richtlijn Lymeziekte [Leitlinie Lyme-Borreliose], www.cbo.nl, 2013, 71-85
  16. HEXAL, SmPC Ceftriaxon HEXAL® (44418.00.00/44419.00.00/44420.00.00), 09/2016
  17. LCI, Richtlijn Meningokokken-meningitis en -sepsis [Leitlinie Meningokokken-Meningitis und -sepsis], www.lci.rivm.nl, 2019, Jan
  18. AWMF, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neuroborreliose, https://www.awmf.org/leitlinien/aktuelle-leitlinien.html, 2018
  19. Van de Beek, D, et al., ESCMID guideline: diagnosis and treatment of acute bacterial meningitis. Clinical microbiology and infection: the official publication of the European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases, 2016, 22, Suppl 3: 37­ - 62
  20. Fresenius Kabi, Nederland BV, SmPC ceftriaxon (RVG 100048) 12 Jun 2019, www.geneesmiddeleninformatiebank.nl
  21. HEXAL, SmPC Ceftriaxon HEXAL® 0,5 g/1 g/2 g Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung (44418.00.00), 09/2021
  22. Eberth, SmPC Ceftriaxon Eberth 2 g Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Infusionslösung (87711.00.00), 08/2023
  23. Eberth, SmPC Ceftriaxon Eberth 1 g Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung (87709.00.00), 08/2023
  24. Eberth, SmPC Ceftriaxon Eberth 2 g Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung (87710.00.00), 08/2023
  25. Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE), S2k-Leitlinie akute infektiöse Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter (AWMF Registernummer 068-003), Stand: 31.03.2019, gültig bis 31.05.2023, https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/068-003l_S2k_AGE-Akute-infektioese-Gastroenteritis-Saeuglinge-Kinder-Jugendliche-2019-05.pdf

Änderungsverzeichnis

  • 27 April 2023 15:30: Die Maximaldosis in der Indikation "Schwere bakterielle Infektionen" Infektionen wurde auf 2 g/Tag gesenkt (zuvor: 4 g/Tag). Nur in Ausnahmefällen sollten bis zu 4 g/Tag verabreicht werden.
  • 25 Februar 2022 08:06: Spezifizierung in welchen Ausnahmefällen die Maximaldosis zu verwenden ist (gemäß SmPC und Expertenmeinung)
  • 15 Juli 2021 17:20: Neue Nebenwirkung aufgenommen auf Grundlage der PRAC-Empfehlungen (AkdÄ Durg Safety Mail 2021-41)
  • 01 Oktober 2020 14:32: Neue Monographie
  • 11 August 2020 10:29: Anpassung der Lyme-Borreliose Dosierung an Fachinformation

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM)


Überdosierung